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Gemeinde in Oberbayern, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Inzell ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Traunstein und seit 2013 Sitz des bayerischen Landesleistungszentrums für Eisschnelllauf.[2] Die Gemeinde ist außerdem staatlich anerkannter Luftkurort.[3]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 47° 46′ N, 12° 45′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Traunstein | |
Höhe: | 693 m ü. NHN | |
Fläche: | 45,35 km2 | |
Einwohner: | 4986 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 110 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 83334 | |
Vorwahl: | 08665 | |
Kfz-Kennzeichen: | TS, LF | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 89 124 | |
LOCODE: | DE IZL | |
Gemeindegliederung: | 51 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 5 83334 Inzell | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Michael Lorenz | |
Lage der Gemeinde Inzell im Landkreis Traunstein | ||
Der Ort Inzell liegt in einem weiten Talgrund in den Chiemgauer Alpen, der vom Rauschberg, dem Zinnkopf, dem Teisenberg und dem Gebirgsstock des Staufen umrahmt wird. Im Ortsgebiet von Inzell nimmt am Zusammenfluss von Großwaldbach und Mahderbach die Rote Traun ihren Anfang. Inzell wird auch als das „Tor zum Landkreis Berchtesgadener Land“ bezeichnet. Der Grund dafür ist die Zwing, eine Bergenge zwischen Inzell und Weißbach, die den Chiemgau vom Landkreis Berchtesgadener Land trennt.
Bei einer Gebietsfläche von 45,35 Quadratkilometern liegt der Ortskern von Inzell (Rathausplatz) auf 693 m über NHN.[4]
Der Inzeller Talkessel wird im Norden von der Roten Traun entwässert, die aus dem Großwaldbach, dem Mahderbach und dem Falkenseebach hervorgeht. Das Quellgebiet des Großwaldbachs liegt zwei Kilometer nordöstlich des Inzeller Gemeindeteils Adlgaß. Der Mahderbach oder Sulzbach entspringt im Inzeller Gemeindeteil Zwing, durchquert den Zwingsee, verläuft unterirdisch unter dem Gelände der Max-Aicher-Arena und mündet in der Inzeller Filze in den Großwaldbach. Der Falkenseebach entspringt in fünf Quellen im Naturschutzgebiet Östliche Chiemgauer Alpen, südlich des Falkensees zwischen dem Scharnkopt und dem Falkenstein. Er durchquert den Falkensee und mündet im Inzeller Kurpark in den Großwaldbach. 250 Meter südlich der Falkensteinquellen entspringt im Wasserloch der Weißbach, der nach Süden in die Saalach fließt.[5]
Seen im Gemeindegebiet von Inzell:
An die Gemeinde grenzen im Westen die Gemeinden Ruhpolding und Siegsdorf (beide Landkreis Traunstein), im Norden und Nordosten der Markt Teisendorf und die Gemeinde Anger, im Osten die Gemeinde Piding, im Südosten am Hochstaufen die Stadt Bad Reichenhall und im Süden die Gemeinde Schneizlreuth (alle Landkreis Berchtesgadener Land).
Es gibt 51 Gemeindeteile:[7]
Nach Gründung des Klosters Sankt Zeno bei Reichenhall übergab Erzbischof Conrad von Salzburg am 20. September 1177 „dem hl. Zeno und seinen Klosterbrüdern das Gut und den Wald Inzella“. Schon 1195, nach Erbauung der Kirche St. Michael, wird Inzell durch Abtrennung von Vachendorf selbständige Pfarrei und Hofmark. Der Sitz der Hofmark, das Schloss Inzell, fiel der Säkularisation zum Opfer und wurde 1811 abgebrochen. Inzell wurde im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern 1818 eine selbständige politische Gemeinde. Wie schon im Wappen zu sehen ist, war der Bergbau und die Verhüttung der Erze eine wichtige Einnahmequelle der Ortschaft Inzell. Zuerst wurde am Hochstaufen und von 1665 an fast 150 Jahre lang am Inzeller Kienberg, dem Nordabhang des Rauschbergs, Blei und Zink abgebaut. Im jetzigen Ortsteil Schmelz wurde das Erz aufgeschmolzen.
Ab dem Jahr 1619 durchlief die Soleleitung (Bad Reichenhall) das Gemeindegebiet von Inzell. Durch die Leitung wurde Sole, die man wegen fehlender Kapazitäten in der Saline in Reichenhall nicht verarbeiten konnte, zur Filialsaline Traunstein gepumpt. Die Leitung verlief oberirdisch von Reichenhall kommend über die Inzeller Gemeindeteile Zwing und Niederachen entlang der Roten Traun nach Hammer und weiter nach Traunstein. Bei der Modernisierung der Soleleitung in den Jahren 1808–1810 wurde im Gemeindeteil Zwing eine zusätzliche Solereserve errichtet. Die Soleleitung blieb bis in die 1930er Jahre in Betrieb. Heute bestehen mehrere Themenwanderwege (u. a. Salzalpensteig) entlang der Trasse dieser Soleleitung zwischen Bad Reichenhall und Traunstein. An mehreren Schautafeln entlang dieser Wege kann man sich über die alte Soleleitung informieren. Reste der Soleleitung, die aus vier Meter langen Fichtenstämmen (Deicheln) bestand, sind noch zwischen dem Hochbehälter oberhalb des Brunnhaus Nagling und dem Inzeller Gemeindeteil Zwing erkennbar. Zwischen den Gemeindeteilen Niederachen und Wald sind entlang des Soleleitungswegs erhaltene Deicheln ausgestellt.
Ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Fremdenverkehr zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor in Inzell (siehe Abschnitt Entwicklung des Tourismus).
Der Gemeindeteil Ramsen wurde mit Wirkung vom 1. Dezember 1996 von der westlichen Nachbargemeinde Ruhpolding nach Inzell umgegliedert.[8]
Zwischen 1987 und 31. Dezember 2022 wuchs die Gemeinde von 3736 auf 4911 um 1175 Einwohner bzw. um 31,5 %.
Bevölkerungsentwicklung Gemeinde Inzell[9] | ||||||||||||||||
Jahr | 1840 | 1871 | 1900 | 1925 | 1939 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 1991 | 1995 | 2005 | 2010 | 2015 | 2020 | 31.12.2022 |
Einwohner | 980 | 936 | 1060 | 1464 | 1671 | 2413 | 2315 | 3007 | 3736 | 4065 | 4097 | 4327 | 4490 | 4622 | 4836 | 4911 |
Die Mehrheit der Bürger gehört der römisch-katholischen Kirche an (etwa 73 %). Dieser Wert liegt über dem des Landkreises Traunstein sowie Oberbayerns. Das Gebiet der Gemeinde wird von der Pfarrei Inzell-Weißbach versorgt. Neben der Pfarrkirche St. Michael im Ortszentrum befinden sich zwei weitere katholische Kirchen (Liebfrauenkirche im Ortsteil Niederachen und die Filialkirche St. Nikolaus in Einsiedl) sowie mehrere Kapellen.
10 % der Bevölkerung sind Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche. Im Ortsteil Oed befindet sich die moderne Christuskirche. Der ev.-luth. Pfarrsprengel Inzell gehört zur Kirchengemeinde Ruhpolding.
Ohne bzw. anderer Konfession sind ca. 16 % der Bevölkerung.
Im Gemeinderat sind die Sitze seit der Gemeinderatswahl vom 2. März 2008 mit einer Wahlbeteiligung von 66,0 Prozent wie folgt verteilt:
Partei | CSU | SPD / Unabhängige | Bürger für Inzell | Forum aktiv | OBIC* | Gesamt | |
2008 | Sitze | 7 | 3 | 3 | 2 | 1 | 16 |
Stimmenanteil | 40,9 | 18,1 % | 20,4 % | 14,7 % | 5,9 % | 100 % |
Die Gemeinderatswahl vom 16. März 2014 führte bei einer Wahlbeteiligung von 66,2 Prozent zu folgendem Ergebnis:
Partei | CSU | SPD | Bürger für Inzell | Junge Liste | OBIC* | Gesamt | |
2014 | Sitze | 6 | 4 | 4 | 1 | 1 | 16 |
Stimmenanteil | 36,0 % | 24,1 % | 26,3 % | 8,8 % | 4,7 % | 100 % |
Die Gemeinderatswahl vom 15. März 2020 führte bei einer Wahlbeteiligung von 64,3 Prozent zu folgender Sitzverteilung:[10]
Berufsmäßiger Erster Bürgermeister ist seit 1. Mai 2024 Michael Lorenz (CSU).[11] Der bisherige zweite Bürgermeister wurde am 3. März 2024 mit 94,3 % der gültigen Stimmen gewählt; er war einziger Bewerber.[12] Sein Vorgänger war seit 2014 Johann Egger (Bürger für Inzell).[13] Bei den Kommunalwahlen 2014 wurde er mit einem Stimmenanteil von 62,0 % zum Nachfolger von Martin Hobmaier (CSU) bestimmt.[14] Bei den Kommunalwahlen am 15. März 2020 wurde er im ersten Wahlgang mit einem Stimmanteil von 88,5 % für weitere sechs Jahre gewählt.[13] Egger trat mit Wirkung zum 30. April 2024 zurück.[15]
Blasonierung: „In Rot gekreuzt ein silberner Schlägel und ein silberner Bergmannshammer, darüber ein liegender silberner Fisch.“[17] | |
Wappenbegründung: Der silberne Fisch ist vom Wappen der Augustinerprobstei St. Zeno übernommen, die gekreuzten Bergmannswerkzeuge erinnern an den früher betriebenen Bergbau.
Wappengeschichte: Der silberne Fisch ist aus dem Stiftswappen der Augustinerpropstei St. Zeno in Bad Reichenhall übernommen, das seit 1416 zwei schräg gestellte silberne Fische im roten Feld zeigte. St. Zeno ist eng mit der Entstehung und der Geschichte von Inzell verbunden. Gut und Wald Incella kamen 1177 durch Schenkung des Salzburger Erzbischofs an die Propstei, die das Gut zu einer stattlichen Hofmark ausbaute. Die gekreuzten Bergmannswerkzeuge Hammer und Schlägel, das so genannte Gezäh, erinnern an den früher am Rauschenberg betriebenen Blei- und Zinkerz-Bergbau. Eine Zink- und Bleischmelzhütte wurde um 1670 errichtet. Bald waren etwa 100 Bergarbeiter beschäftigt. Die Knappen wurden der Hofmarksgerichtsbarkeit von St. Zeno entzogen und einem eigenen Bergrichter unterstellt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts musste der Bergbau weitgehend eingestellt werden, da die Bodenschätze zur Neige gingen.[18] Dieses Wappen wird seit 1953 geführt.[19] |
Von 1959 bis 1960 wurde am Frillensee ein Eislauf- und Eisschnelllaufplatz errichtet, ehe von 1963 bis 1965 durch den Bau des Natureisstadions mit Eisbahn und Eishockeyfeld der sportliche und touristische Winterbetrieb mit Weltruf eingeleitet wurde. 1965 wurde an Stelle des Natureisstadions als zweite Kunsteisbahn in Deutschland das Eisstadion Inzell errichtet. Dort fanden auch seit den 1960er Jahren Qualifikationsläufe zur Eisspeedway-Weltmeisterschaft statt.
Im Juni 2008 gab die Internationale Eislaufunion bekannt, dass Inzell den Zuschlag zur Ausrichtung der Einzelstrecken-Weltmeisterschaften 2011 erhält. Voraussetzung dafür ist aber die Errichtung einer Eisschnelllauf-Halle, die schon seit mehreren Jahren geplant war. Im Herbst 2009 wurde mit dem Bau der neuen Halle begonnen.
Rechtzeitig zur Einzelstrecken Weltmeisterschaft 2011 konnte die neue Eishalle eröffnet werden. Die Eishalle trägt den Namen Max Aicher-Arena. Im März 2014 fand dort der Eisspeedway-WM Grand Prix von Deutschland statt.
Nach dem Inkrafttreten des „Stützpunktkonzepts ab 2013“[20] wurde das bis dahin in Inzell bestehende Bundesleistungszentrum für Roll- und Eisschnelllauf ab 2013 umgewandelt in ein bayerisches Landesleistungszentrum für Eisschnelllauf.[2]
Es gab 2020 nach der amtlichen Statistik 876 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Personen, davon im produzierenden Gewerbe 213, im Bereich Handel und Verkehr 321, in sonstigen Wirtschaftsbereichen (mit Landwirtschaft und Dienstleistung) insgesamt 342 Personen. Im verarbeitenden Gewerbe gab es 3, im Bauhauptgewerbe 12 Betriebe. 2020 bestanden 56 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von jeweils mindestens 5 ha.[9]
Durch Inzell führt die Bundesstraße 306 und als Teil der Deutschen Alpenstraße die Bundesstraße 305. Der nächstgelegene Anschluss an die Bundesautobahn 8 ist AS Siegsdorf (10 km nördlich). Die nächsten Haltepunkte befinden sich in Bad Reichenhall an der Bahnstrecke Freilassing–Bad Reichenhall, in Ruhpolding an der Bahnstrecke Traunstein–Ruhpolding sowie Teisendorf an der Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg. In Inzell verkehren Busse der Regionalverkehr Oberbayern GmbH. Die Dorflinie Inzell verbindet mit saisonal wechselnden Fahrplänen die Gemeindeteile von Inzell.[21]
In Inzell bestehen folgende Bildungseinrichtungen:
Ab 1896 wohnten in der Ödmühle die ersten nachgewiesenen „Sommerfrischler“. Bereits 1907 wurden vom Posthalter Josef Spannring im Gasthof „Post“ Sole- und Moorbadekabinen eingerichtet und Fahrten im Ein- und Zweispännerwagen angeboten. 1913 wurde der Verkehrsverein Inzell gegründet, auf dessen Bestreben bereits im Gründungsjahr die Verkehrsanbindung nach Traunstein (Motorpostlinie) verbessert wurde. 1914 wurde der erste Ortsprospekt aufgelegt.
1913 errichtete Posthalter Josef Spannring auf seinem Grundstück (östlicher Teil des heutigen Erholungsparks) eine Freibadeanstalt. Die Bestrebungen des Verkehrsvereins, diese Badeanstalt zu vergrößern, wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs zunichtegemacht.
In der Zwischenkriegszeit wurden die ersten Wanderwege markiert und ein Erholungspark auf dem dafür von Posthalter Spannring gestifteten Grundstücks angelegt. 1925 wurde von Florian Holzner, einem Gründungsmitglied des Verkehrsvereins, die Badeanstalt am Zwingsee gegründet. Im gleichen Jahr richtete der Verkehrsverein eine Zimmervermittlung ein.1935 verzeichnete man 19.079 Übernachtungen.
Mit dem Zweiten Weltkrieg kam der Fremdenverkehr nahezu zum Erliegen. 1951 verzeichnete man bereits wieder 54.000 Übernachtungen. Seit 1957 ist Inzell ein staatlich anerkannter Luftkurort.[3]
Die Wiederentdeckung des Frillensee als Eislauf- und Eisschnellaufplatz leitete den sportlichen und touristischen Winterbetrieb ein. 1965 wurde am Zwingsee das zweite deutsche Kunsteisstadion eröffnet. Dort wurden zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbe durchgeführt. Auch aufgrund des dadurch erhöhten Bekanntheitsgrads des Ortes stiegen die Übernachtungszahlen auf 415.423 in 1969.[23]
Ein ständig verbessertes touristisches Angebot (Warmfreibad eröffnet 1972, Hallenbad eröffnet 1977, Skilifte, Skilanglaufloipen, Wanderwegenetz) ließ die Übernachtungszahlen bis auf ein Maximum von über einer Million in den 1990er-Jahren ansteigen. Nach einem Rückgang der Besucherzahlen in den 2000er-Jahren pendelte sich in den Jahren 2015 bis 2019 die Zahl der Übernachtungen auf ca. eine halbe Million pro Jahr ein.[9]
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