Apostolisches Schreiben des Papstes der katholischen Kirche Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Motu proprio [ˌmotuˈprɔprio] (auch Motuproprio, Plural Motuproprios; von lateinischmotu proprio‚aus eigenem Beweggrund‘) ist ein Apostolisches Schreiben des Papstes, das ohne förmliches Ansuchen anderer ergangen ist und vom Papst persönlich und nicht von einem seiner Kardinäle, Amtsorgane oder anderen Berater entschieden wurde. Meist handelt es sich dabei um die Bekanntgabe kirchenrechtlicher oder administrativer Entscheidungen, geringe Änderungen des kanonischen Rechtes oder die Gewährung von Privilegien. Normalerweise ist ein Motu proprio ein Dekret, das nicht mit einem Siegel versehen ist (vgl. päpstliche Bulle) und nicht gegengezeichnet wurde. Das erste in der Form eines Motu proprio verfasste Schreiben wurde von Papst Innozenz VIII. im Jahr 1484 promulgiert.
Ein Motu proprio beginnt mit der Darstellung des Grundes, aus dem es verfasst wurde. Es folgt die Beschreibung der Gesetzesänderung oder der Privilegiengewährung. Das Dokument wird vom Papst selbst unterschrieben. Anschließend wird der Text veröffentlicht. Es ist selbst dann gültig, wenn es dem geltenden Codex iuris canonici oder früheren päpstlichen Entscheidungen nicht entspricht.
Ist motu proprio kleingeschrieben in einen Text integriert, beispielsweise bei einer Beschreibung einer Adelserhebung durch den Kaiser[1][2] oder Landesfürsten[3] oder auch nur einer kaiserlichen Anordnung,[4] bedeutet es lediglich das, was die übersetzten Worte bedeuten: Dass der formale Entscheidungsträger eine Entscheidung selbst veranlasst hat, ohne dass es beispielsweise zuvor eine Anfrage gegeben hat.
18. November 1907: Papst Pius X.: Praestantia Scripturae, über die Entscheidungen der päpstlichen Kommission zur Bibel und die Strafen gegen jene, die die Ausführungen gegen die Irrtümer der Modernisten nicht beherzigen
9. Mai 1969: Papst Paul VI.: Pascalis mysterii: Neuordnung des liturgischen Kalenders und der Heiligenverehrung
22. Februar 2013: Papst Benedikt XVI.: Normas nonnullas, über einige Änderungen der Normen in Bezug auf die Wahl des Papstes
11. Juli 2013: Papst Franziskus: Über die Gerichtsbarkeit der Rechtsorgane des Staates der Vatikanstadt im Bereich des Strafrechts
24. Februar 2014: Papst Franziskus: Fidelis dispensator et prudens, über die Einrichtung einer neuen Koordinierungsstelle für die wirtschaftlichen und administrativen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls und des Staates der Vatikanstadt
Hermann Knothe:Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter: vom XIII. bis gegen Ende des XVI. Jahrhunderts. Breitkopf & Härtel, 1879, S.183 (google.de[abgerufen am 29.August 2021]).
Carl Edmund Langer:Die Ahnen- und Adelsprobe: die Erwerbung, Bestätigung und der Verlust der Adelsrechte in Österreich. Manz, 1862, S.59 (google.de[abgerufen am 30.August 2021]).