Parti républicain, radical et radical-socialiste
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Der Parti républicain, radical et radical-socialiste (deutsch „Republikanische, radikale und radikal-sozialistische Partei“) von 1901, kurz Parti radical, war eine republikanische, liberale und linksbürgerliche französische Partei, aus der ähnlich benannte Abspaltungen hervorgegangen sind. Im Deutschen spricht man oft, vor allem für die Zeit der Dritten Republik (bis 1940), von den „Radikalsozialisten“. Das radical im Namen bezieht sich historisch auf die Ablehnung der Monarchie und die Befürwortung der Werte der Französischen Revolution (siehe auch Radikalismus). Der Namensteil „radikal-sozialistisch“ geht auf ein Bündnis der radikalen Republikaner mit Reformsozialisten um Jean Jaurès zurück. Im Gegensatz zu Sozialisten marxistischer Prägung war die Parti radical aber eine bürgerliche Partei, die entschieden für Privateigentum und Freihandel eintrat.[1]
Parti républicain, radical et radical-socialiste | |
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Parteivorsitzender | Gustave Mesureur (1901–02) Émile Combes (1905–06; 1910–13) Édouard Herriot (1919–26; 1931–36; 1945–57) Édouard Daladier (1927–31; 1936–39; 1957–58) Maurice Faure (1961–65; 1969–71) Jean-Jacques Servan-Schreiber (1971–75) |
Gründung | 1901 |
Auflösung | 1972 abgelöst durch Parti radical valoisien (rechtlich identisch) und Mouvement de la gauche radicale-socialiste (Abspaltung) |
Hauptsitz | 1, place de Valois 75001 Paris (historisch) |
Ausrichtung | Radikalismus |
Sie war die erste landesweit auftretende moderne Massenpartei Frankreichs, wo bis dahin Zusammenschlüsse einzelner parlamentarischer Gruppen vorherrschten. Bis 1936 bildete sie die stimmenstärkste Kraft der gemäßigten Linken und stellte noch in der Vierten Republik (bis 1958) mehrere Premierminister. Bekannte radikale Premierminister waren Georges Clemenceau, Édouard Herriot, Édouard Daladier und Pierre Mendès France.
Seit den 1960er-Jahren war sie eine weniger bedeutende Kleinpartei, die von der linken zur rechten Mitte übergegangen war. 1972 spaltete die Partei sich an der Frage, ob man bei der Präsidentschaftswahl 1974 gemeinsam mit den Kommunisten den Sozialisten Mitterrand unterstützen sollte. Die Befürworter der Idee wurden zum Mouvement de la gauche radicale-socialiste (später Parti radical de gauche). Der verbleibende Rumpf der Partei unter Jean-Jacques Servan-Schreiber, der eher Bündnisse mit den bürgerlichen Parteien anstrebte, war rechtlich identisch mit der historischen Parti radical, wurde aber zur Unterscheidung oft als Parti radical valoisien bezeichnet (nach ihrem Sitz am Place de Valois in Paris).
Im Jahr 2017 fusionierten die beiden Nachfolgeparteien zum Mouvement radical. Dieses nahm im Dezember 2021 (nachdem die PRG die Fusion rückgängig gemacht hatte) wieder den historischen Namen Parti républicain, radical et radical-socialiste an.