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Reichstagswahl 1912

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Reichstagswahl 1912
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Die Reichstagswahl 1912 war die Wahl zum 13. Deutschen Reichstag. Sie fand am 12. Januar 1912 statt. Es war die letzte Wahl des Reichstags vor dem Ersten Weltkrieg und die letzte im Deutschen Kaiserreich überhaupt. Das Parlament konstituierte sich am 7. Februar 1912.

← 1907Wahl zum 13. Deutschen Reichstag 19121919 →
(Gesamtstimmenanteile in Prozent)
 %
40
30
20
10
0
34,8
16,4
13,6
12,3
8,5
3,6
3,0
2,5
5,3
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1907
 %p
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
+5,9
−3,0
−0,9
+1,4
−0,9
−0,4
−1,2
−0,6
−0,3
Antisem.
Sonst.
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
d 1907: FVp: 6,5 %, FVg: 3,2 % und DtVP: 1,2 %
           
Insgesamt 397 Sitze
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Die Ergebnisse der Reichstagswahl nach Wahlkreisen. Die Nummerierung der Wahlkreise entspricht der der Tabelle.
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Gesamtergebnis

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Zu einem dramatischen Kopf-an-Kopf-Rennen, das das unerwartet starke Abschneiden der Sozial­demo­kraten illustriert, kam es im Wahlkreis Berlin I, zu dem das Berliner Schloss und das Minister­viertel gehörten.
Der renommierte fortschrittliche Bankier Johannes Kaempf (s. o.), Präsident des Deutschen Handels­tages, konnte sich in der Stichwahl nur äußerst knapp mit 9 Stim­men Vor­sprung gegen den relativ unbekannten Essener Sozial­demo­kraten Wilhelm Düwell (1866–1936) durch­setzen. Kaempf gewann damit wie schon 1907 und 1903 den einzigen Berliner Wahl­kreis, der nicht an die SPD fiel. Er wurde von 1912 bis zu seinem Tod 1918 Reichs­tags­präsident.

Die Wahlbeteiligung lag bei rund 85 % und damit etwa so hoch wie bei der Reichstagswahl 1907.

Eindeutiger Wahlsieger war die SPD. Sie erhielt etwa 4,25 Millionen Stimmen (34,8 %) und damit so viele wie noch nie zuvor eine Partei bei Reichstagswahlen. Trotz der Verzerrungen durch das Mehrheitswahlrecht und die Benachteiligung durch die seit 1871 unveränderte Wahlkreiseinteilung stellte sie auch zum ersten Mal mit 110 Abgeordneten die stärkste Fraktion. Nur die Nationalliberale Partei hatte bei der ersten Reichstagswahl 1871 mehr Wahlkreise (119 von 382) gewonnen.

Zweitstärkste Fraktion wurde das Zentrum mit 91 Abgeordneten, obwohl es weniger als halb so viele Stimmen wie die SPD bekommen hatte.

Konservative und Nationalliberale, die die Regierung von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg unterstützt hatten, verloren deutlich an Stimmen und Mandaten. Die 1910 als Zusammenschluss mehrerer linksliberaler Parteien gegründete Fortschrittliche Volkspartei verlor im Vergleich zu ihren Vorgängern ebenfalls einige Mandate. Sie hatte Wahlabsprachen mit der SPD getroffen und teilweise einen gemeinsamen Wahlkampf mit der SPD geführt.

Weitere Informationen Politische Richtung, Parteien ...

Anmerkungen:

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Gewählte Abgeordnete nach Wahlkreisen

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Reichskanzler v. Bethmann Hollweg am 12. Januar beim Betreten des Wahllokals. Fast die gesamte politische Prominenz der Hauptstadt, darunter sämtliche Minister, wählte in dem Lokal Zur Alten Bauernschänke in Berlin-Mitte, Jägerstraße 69.

In jedem der insgesamt 397 Wahlkreise wurde nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten durchgeführt.

Preußen

Weitere Informationen Königreich Preußen, Provinz Ostpreußen – Regierungsbezirk Königsberg ...

Bayern

Weitere Informationen Königreich Bayern, Oberbayern ...

Sachsen

Württemberg

Baden

Hessen

Kleinstaaten

Weitere Informationen Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ...

Elsaß-Lothringen

Weitere Informationen Reichsland Elsaß-Lothringen ...
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Die Fraktionen des 13. Reichstags

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Im 13. Reichstag schlossen sich nicht alle Abgeordneten der Fraktion ihrer eigentlichen Partei an. Der DRP-Abgeordnete Schröder (Elbing), der Zentrumsabgeordnete Oppersdorf (Fraustadt) sowie die nationalliberalen Abgeordneten Becker (Bingen) und von Heyl (Worms) traten nicht den Fraktionen ihrer Parteien bei, sondern blieben fraktionslos. Die deutsch-sozialen und christlich-sozialen Abgeordneten bildeten mit dem BdL-Abgeordneten Gebhardt (Homburg) sowie den Abgeordneten Werner (Gießen) und Vietmayer (Waldeck) die Fraktion der Wirtschaftlichen Vereinigung. Die beiden BdL-Abgeordneten Vogt (Hall) und Vogt (Crailsheim) schlossen sich der Fraktion der Konservativen an. Der DBB-Abgeordnete Kerschbaum (Rothenburg/Tauber) trat der Nationalliberalen Fraktion bei. Zu Beginn der 13. Legislaturperiode besaßen die Reichstagsfraktionen die folgende Stärke:[2]

Sozialdemokraten 110
Zentrum 90
Deutschkonservative 45
Nationalliberale 44
Fortschrittliche Volkspartei 42
Polen 18
Deutsche Reichspartei 13
Elsaß-Lothringer 9
Wirtschaftliche Vereinigung 8
Deutsch-Hannoversche Partei 5
Deutsche Reformpartei 3
Fraktionslose 10

Im Verlauf der Legislaturperiode änderte sich aufgrund von Nachwahlen, Abspaltungen und Fraktionswechseln mehrfach sowohl die Anzahl als auch die Stärke der einzelnen Fraktionen.[3]

Begleitumstände

Bei den Wahlen von 1912 engagierten sich besonders viele Frauen im Wahlkampf, obwohl sie noch nicht wählen durften – auch wenn viele dieses Ziel in nicht mehr weiter Ferne wähnten. Neben den Sozialistinnen setzten sich viele liberale Frauen für die Parteien ein. So organisierten sie beispielsweise in Städten „Vertrauenfrauen“, die mit der Basis der Frauen Fühlung haben sollten, sie verteilten Flugblätter und hielten Versammlungen ab. Durch dieses Engagement gelang es den Frauen, auch konservative Zeitgenossen für ihre Sache einzunehmen.[4]

Die Reichstagswahl im Januar 1912 brachte der SPD hohe Stimmengewinne. Der politische Antisemitismus und die Parteien der Antisemiten spielten hingegen keine Rolle mehr und konnten nur noch 2,5 Prozent der Stimmen erringen. Radikale Antisemiten sprachen daher frustriert von der „Judenwahl“ und erklärten, die Reichstagsmehrheit sei vom „jüdischen Golde“ beherrscht.[5]

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Geschichte des 13. Reichstags 1912 bis 1918

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Die Eröffnung des 13. Reichstags am 7. Februar 1912 unter dem Vorsitz des 82-jährigen Alterspräsidenten Albert Traeger, der einige Wochen später verstarb.

Den linken Kräften gelang es in den Friedensjahren nicht, den von jeher schwachen Reichstag zu stärken. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren alle Parteien im „Burgfrieden“ vereint, auch die vorher anti-militaristische SPD stimmte daher für die Kriegskredite. Im Verlauf des Krieges kam es in dieser Frage zu innerparteilichen Auseinandersetzungen, in deren Folge eine Gruppe von Abgeordneten sich abspaltete und die USPD gründete.

Unterdessen waren 1916 neben dem Zentrum auch die Nationalliberalen unter Führung Gustav Stresemanns mit der Forderung nach mehr parlamentarischer Kontrolle an die Seite von SPD und FVP getreten. Diese neue Konstellation währte allerdings nicht lange, und die von Zentrum, FVP und SPD vertretene Friedensresolution vom 19. Juli 1917 lehnten Nationalliberale wie Konservative ab. Das Parlament, dessen Neuwahl wegen des Krieges verschoben wurde, blieb ohnehin gegen die Oberste Heeresleitung machtlos. Erst am 28. Oktober 1918, wenige Tage vor der Niederlage und der Novemberrevolution, nahm der Reichstag Reformvorschläge des Kanzlers Max von Baden an (so genannte Oktoberverfassung), die einen deutlichen Schritt zum Parlamentarismus bedeutet hätten. Durch die folgenden Ereignisse wurden diese aber überholt.

Der Reichstag war für fünf Jahre gewählt worden, so dass 1917 eine Neuwahl angestanden hätte. Gesetze verlängerten die Legislaturperiode jedoch um jeweils ein Jahr. Man befürchtete, dass bei einer Neuwahl im Krieg die Linken oder die Linksradikalen stärker werden würden. Allerdings wurde dreißigmal ein frei gewordenes Abgeordnetenmandat durch eine Nachwahl besetzt.[6]

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Siehe auch

Literatur

  • Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1912. Hefte 1–3. Verlag von Puttkammer & Mühlbrecht, Berlin 1913 (Statistik des Deutschen Reichs, Bd. 250)
  • Jürgen Bertram: Die Wahlen zum Deutschen Reichstag vom Jahre 1912. Parteien und Verbände in der Innenpolitik des Wilhelminischen Reiches. Droste Verlag, Düsseldorf 1964 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 28)
  • Bureau des Reichstags (Hrsg.): Reichstags-Handbuch 13. Legislaturperiode. Berlin 1912
  • Carl-Wilhelm Reibel: Handbuch der Reichstagswahlen 1890–1918. Bündnisse, Ergebnisse, Kandidaten (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 15). Droste, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7700-5284-4
  • Gerhard A. Ritter: Materialien zur Statistik des Kaiserreich 1871–1918. C. H. Beck, München 1980, ISBN 3-406-07610-6
  • Wilhelm Heinz Schröder: Sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete und Reichstagskandidaten 1898–1918. Biographisch-statistisches Handbuch (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 2). Droste, Düsseldorf 1986, ISBN 3-7700-5135-1, 355 S.
  • Bernd Haunfelder: Reichstagsabgeordnete der Deutschen Zentrumspartei 1871–1933. Biographisches Handbuch und historische Photographien. Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 4. Droste, Düsseldorf 1999, ISBN 3-7700-5223-4, 425 S.
  • Bernd Haunfelder: Die liberalen Abgeordneten des deutschen Reichstags 1871–1918. Ein biographisches Handbuch. Aschendorff, Münster 2004, ISBN 3-402-06614-9, 512 S.
  • Bernd Haunfelder: Die konservativen Abgeordneten des deutschen Reichstags von 1871 bis 1918. Ein biographisches Handbuch. Aschendorff, Münster 2009, ISBN 978-3-402-12829-9, 336 S.
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Commons: Reichstagswahl 1912 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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