Singapur
Stadtstaat in Südostasien / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Singapur (amtlich Republik Singapur, englisch Republic of Singapore [ɹɪˈpʰʌb.lɪkʰ.əv.ˈsɪŋ.(g)ə.pʰɔː], malaiisch Republik Singapura, chinesisch 新加坡共和国, Pinyin Xīnjiāpō Gònghéguó, meist: 新加坡, Xīnjiāpō, IPA (hochchinesisch) [ɕin.tɕiɑ.pʰuɔ], Tamil சிங்கப்பூர் குடியரசு Ciṅkappūr Kudiyarasu) ist ein Insel- bzw. Stadt-, dabei der flächenkleinste Staat Südostasiens: Entstanden 1963 aus einer Föderation unter dem Namen Malaysia, welche 1965 die frühere britische Kronkolonie allerdings wieder verlassen hat, ist er Mitglied im Commonwealth of Nations.
Der Staatspräsident ist mit Vetorechten in einigen Schlüsselbereichen ausgestattet – er wird seit 1993 nur theoretisch alle sechs Jahre direkt vom Volk gewählt: Nach der Wahl Ong Teng Cheongs 1993 fielen die Wahlen danach 1999, 2005 und 2017 de facto aus. 2011 gab es eine Präsidentschaftswahl, die Tony Tan Keng Yam gewann.
Nach frühen Jahren politischer Krisen und trotz fehlender natürlicher Ressourcen und praktisch ohne Hinterland entwickelte sich die Nation zu einem der vier asiatischen Tigerstaaten: Singapur ist das einzige Land in Asien mit einer „AAA“-Bonitätsbewertung aller großen Ratingagenturen und ein wichtiger Finanz- und Logistik-Knotenpunkt; er gilt neben Hongkong als wichtigster Finanzplatz Asiens. Damit ist Singapur eines der reichsten Länder (und Städte) weltweit, gilt aber auch als eine der Städte mit den weltweit höchsten Lebenshaltungskosten.[8][9][10]
Allerdings weist der Stadtstaat auch hohe Werte bei wichtigen sozialen Indikatoren auf: Bildung, Gesundheitsversorgung, Lebensqualität, persönliche Sicherheit und öffentlicher Wohnungsbau mit einer Wohneigentumsquote von 91 Prozent; die Einwohner kommen in den Genuss einer der höchsten Lebenserwartungen, der schnellsten Internetverbindungsgeschwindigkeiten und eine der niedrigsten Kindersterblichkeitsraten der Welt; das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zählt Singapur zu den Ländern „mit sehr hoher menschlicher Entwicklung“.[7]
International umstritten ist das sehr strenge Rechtssystem des Landes, welches auch Körperstrafen für eine Reihe von – nach europäischem Maßstab – als Ordnungswidrigkeiten zu betrachtenden Taten bis hin zur Todesstrafe bei schweren Verbrechen besonders zur Abschreckung vorsieht.
Auch das multiethnische Zusammenleben zwischen Chinesen, Malaien und Indern, welche die größten Bevölkerungsgruppen stellen, setzt die Republik per Rechtsanordnung fest.
Schließlich zählt der Stadtstaat mit mehr als elf Millionen ausländischer Touristen im Jahr zu den zehn meistbesuchten Städten der Welt (2015).[11]
Lage und Fläche
Singapur liegt an der Südspitze der Malaiischen Halbinsel, von dieser getrennt durch die Straße von Johor. Es besteht aus der bei weitem größten Hauptinsel Pulau Ujong, drei größeren Inseln (Pulau Ubin, Pulau Tekong und Jurong Island) sowie 58 kleineren Inseln. Die Inseln Singapurs sind der südlichste Ausläufer der Hinterindischen Halbinsel.
Südlich verläuft die Straße von Singapur, an diese im Westen anschließend die Straße von Malakka, eine der am stärksten befahrenen Wasserstraßen der Welt. Benachbarte Staaten sind im Norden Malaysia und im Süden Indonesien mit Sumatra und den Riau-Inseln.
Es bestehen zwei Verbindungen zum Malaiischen Festland: im Norden der Johor–Singapore Causeway, ein nach Johor Bahru führender künstlicher Damm und im Westen der Malaysia-Singapore Second Link, eine nach Gelang Patah führende Brücke. Die höchste Erhebung des Landes ist mit 163,63 m der Bukit Timah Hill im Bukit-Timah-Reservat. Der MacRitchie-Stausee wurde 1868 erbaut.
Die Gesamtfläche Singapurs entspricht knapp der von Hamburg. Landgewinnung spielt für das in der Fläche kleine Land eine große Rolle. Das Erdmaterial für die Aufschüttungen wird von eigenen Bergen, dem Meeresboden oder von Nachbarstaaten entnommen. Dadurch stieg die Landfläche von 581,5 km² in den 1960er Jahren auf heute 725,1 km² und soll bis 2030 auf rund 800 km² wachsen.
Die Stadt Singapur liegt auf der Hauptinsel Pulau Ujong bei den Koordinaten 1° 17′ N, 103° 50′ O1.2833333333333103.83333333333.
- Skyline des Stadtzentrums von Singapur
- Stadtzentrum von Singapur mit Marina Bay Sands im Vordergrund
Klima
Das Klima ist tropisch-feucht (Typ Af nach Köppen). Die Temperatur beträgt fast das ganze Jahr über etwas mehr als 28 Grad Celsius. In den Monaten Oktober bis Februar sind die Temperaturen bedingt durch den Monsun nur etwas niedriger als im restlichen Jahr, bei stärkeren Niederschlägen.
Singapur | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Singapur
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Die korrekte deutsche Bezeichnung für Bürger des Staates Singapur lautet „Singapurer“ bzw. „Singapurerin“; das bisweilen verwendete „Singapuri“ beruht auf falscher Analogie zu anderen Wortbildungen.
Demographie
Singapur hatte 2020 5,7 Millionen Einwohner.[12] Die Einwohnerzahl sank um 0,3 %. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 1,1, die der Region Ostasien und Ozeanien betrug 1,6.[13] Die Lebenserwartung der Einwohner Singapurs ab der Geburt lag 2020 bei 83,7 Jahren[14] (Frauen: 86,1[15], Männer: 81,5[16]). Der Median des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2020 bei 41,2 Jahren.[17] Im Jahr 2020 waren 12,2 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre,[18] während der Anteil der über 64-Jährigen 13,2 Prozent der Bevölkerung betrug.[19]
Jahr | Einwohnerzahl | Delta |
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1950 | 1.022.000 | nicht bekannt |
1960 | 1.633.000 | +611.000 (+59,78 %) |
1970 | 2.072.000 | +439.000 (+26,88 %) |
1980 | 2.412.000 | +340.000 (+14,10 %) |
1990 | 3.013.000 | +601.000 (+24,92 %) |
2000 | 3.914.000 | +901.000 (+29,90 %) |
2010 | 5.074.000 | +1.160.000 (+29,64 %) |
2020[21] | 5.686.000 | +612.000 (+12,06 %) |
Bevölkerungsstruktur
Die Staatsbürger und die Einwohner mit dauerhafter Aufenthaltserlaubnis (Permanent Residents) gehören zu unterschiedlichen ethnischen Gruppen:
76,8 Prozent sind Chinesen, 13,8 Prozent Malaien, 7,9 Prozent Inder und 1,4 Prozent andere. Es befinden sich laut Department of Statistics etwa 1,2 Millionen Arbeitsmigranten und Ausländer in Singapur. Statistiken zur Ethnizität der vorgenannten Gruppen werden nicht veröffentlicht.
Sprachen
Nationale Sprache Singapurs ist Malaiisch in Lateinischer Schrift. Neben Malaiisch sind Mandarin (Chinesisch), Tamil und Englisch offizielle Sprachen.[22] Parlamentsabgeordnete müssen mindestens eine dieser Sprachen ausreichend beherrschen, um an der Parlamentsarbeit teilzunehmen.[23] Im Geschäftsleben und als Verkehrssprache wird vor allem Englisch gebraucht. Ebenso ist an einem Großteil der Schulen Englisch die Unterrichtssprache.
Da ein Großteil der singapurischen Bevölkerung aus Südchina kommt, werden in Singapur viele südchinesische Dialekte gesprochen (zum Beispiel Teochew oder Hokkien). Um den Einfluss des Hochchinesischen zu stärken, startet die Regierung jedes Jahr die sogenannte „Speak-Mandarin“-Kampagne.[24] Mittlerweile (Stand: 2015) sprechen die meisten ethnischen Chinesen daheim vorwiegend die Hochsprache oder Englisch; nur 16 % sprechen noch vorwiegend „Dialekte“.[25]
Insgesamt wird daheim am häufigsten Englisch bzw. Singlish gesprochen (37 %), gefolgt von Hochchinesisch (35 %), chinesischen Dialekten (12 %), Malaiisch (11 %) und Tamil (3 %).[25]
Religion
Die in Singapur am weitesten verbreiteten Religionen sind der Buddhismus (33 % der Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren), das Christentum (19 %, zum Beispiel 2,8 % römisch-katholisch[26]), der Islam (14 %), der Daoismus (10 %) und der Hinduismus (5 %). Die jüdische Gemeinde folgt dem sephardischen Ritus und verfügt über die Synagogen Maghain Aboth (seit 1878) und Chesed-El (seit 1905), sie hat rund 2500 Mitglieder.[27] 18,5 % der Bevölkerung Singapurs bekennen sich keiner Religion zugehörig.[25]
In Singapur finden sich wegen seiner beschränkten Fläche Institutionen verschiedener Religionen in unmittelbarer Nähe zueinander. Buddhistische und hinduistische Tempel, christliche Kirchen und islamische Moscheen liegen teils nebeneinander oder direkt gegenüber. Auseinandersetzungen wegen der Enge gibt es nicht. Diese friedliche Koexistenz ist das Resultat jahrelanger Anstrengung, Gleichberechtigung und Gewährleistung gegenseitigen Respekts. Zum Beispiel halten sich die Kantinen aller staatlichen Schulen an die islamischen Halālvorgaben – das Halālgeschirr wird von den anderen getrennt. Die Schüler oder Studenten essen jedoch zusammen; sie bringen nur ihr Geschirr nach dem Essen zu anderen Orten zurück. Dies ist nur einer von vielen Lösungsansätzen in Singapur, um enge Interaktionen zwischen Menschen verschiedener Religion zu ermöglichen und gleichzeitig jedem den Freiraum für seine eigene Religion zu gewährleisten. Der Sri Mariyamman Tempel mitten in Chinatown ist ein weiteres Beispiel für das ungewöhnliche Zusammenleben der Menschen in Singapur.
- Anglikanische Holy Trinity Church in Singapur[28]
- Masjid-Sultan-Moschee
- Eingang zum Sri Srinivasa Perumal Temple in Little India[29]
- Armenische Kirche, der erste Steinbau in Singapur
- Orchard Road in Weihnachtsdekoration 2005
- Altes chinesisches Wohn- und Geschäftshaus in der Club-Street, Telok Ayer
- Merlion – das Wahrzeichen Singapurs
- Victoria Theatre
Bildung
Kindergärten
Viele Eltern lassen ihre Kinder frühzeitig unterrichten, mitunter bereits im ersten Lebensjahr. Es gibt für jedes Kind einen Platz im Kindergarten. Je nach Alter kann der Aufenthalt von zwei Stunden bis ganztags variieren. Neben dem staatlichen Kindergarten (PAP) existieren private Horte in allen Variationen, von Montessori- bis zu zwei- oder dreisprachigen Kindergärten. Des Weiteren hat Singapur internationale Schulen und Kindergärten. Viele Kinder eignen sich dort dauerhaft Singlish an, eine Varietät des Englischen, die Anteile aus den Muttersprachen dieser Kinder enthält. Unterrichtssprache ist jedoch Englisch.
Singapurische Schule
Singapurer können zwischen staatlichen und privaten Schulen wählen. Außerdem gibt es staatliche und private Eliteschulen. Um diese Schulen besuchen zu dürfen, ist die Teilnahme an einem Auswahlverfahren verpflichtend, zudem hat sich ein Interessent ein bis zwei Jahre im Voraus zu bewerben.
Die weiterführenden Schulen sind:
- Anderson Junior College
- Anglo-Chinese Junior College
- Catholic Junior College
- Dunman High School
- Eunoia Junior College
- Hwa Chong Junior College
- Innova Junior College
- ITE College Central
- ITE College East
- ITE College West
- Jurong Junior College
- Nanyang Junior College
- Nanyang Polytechnic
- National Junior College
- Ngee Ann Polytechnic
- Pioneer Junior College
- Raffles Junior College
- River Valley High School
- Republic Polytechnic
- St Andrew’s Junior College
- Serangoon Junior College
- Singapore Polytechnic
- Tampines Junior College
- Temasek Junior College
- Temasek Polytechnic
- Victoria Junior College
- Yishun Junior College
Einige der bekanntesten Schulen für die siebte bis zehnte Klasse sind Raffles Institution, Raffles Girls’ School, Hwa Chong Institution, Anglo-Chinese Independent School, Nanyang Girls’ School. Für die elfte und zwölfte Klasse (Abitur-Jahre) sind es Schulen wie National Junior College (das erste Junior College Singapurs), Hwa Chong Institution, Raffles Junior College, Victoria Junior College und Temasek Junior College. Die Schüler in den 18 Junior Colleges machen ihr Abitur (die „Singapore-Cambridge GCE ‘Advanced’ Level Examinations“) üblicherweise in zwei Jahren. Nur in einem Centralised Institute (Millennia Institute) machen die Schüler es in drei Jahren.
Außerdem haben normalerweise nur Schüler mit sehr guten Noten aus der sechsten Klasse die Möglichkeit, eine weitere Fremdsprache (eine dritte Sprache) (Französisch, Deutsch, Japanisch, Malaiisch, Indonesisch und Arabisch) am Sprachzentrum des Bildungsministeriums (MOELC) zu erlernen. Einige Schulen wie National Junior College und Raffles Junior College haben auch eigene Sprachprogramme für einige Stufen. In der letzten Zeit gibt es auch durch die Unterstützung des Bildungsministeriums mehr Möglichkeiten für Austauschprogramme, besonders zwischen den Schulen innerhalb ASEAN.
Die Schulen in Singapur gelten als außerordentlich leistungsfähig, insbesondere in Mathematik und Naturwissenschaften. So erreichen die Schüler aus Singapur bei TIMSS regelmäßig Spitzenplätze.[30][31] Im PISA-Ranking von 2015 belegen die Schüler des Landes in allen drei Kategorien (Naturwissenschaften, Mathematik und Lesen) den ersten Platz unter 72 teilnehmenden Ländern.[32] Der Leistungsdruck an Schulen gilt als sehr hoch.[33] Als Erfolgsschlüssel gilt die hohe Integration von Informations- und Kommunikationstechnik in den Unterricht seit dem ersten ICT-Education-Masterplan 1997. Premier Goh Chok Tong forderte in der Rede Thinking Schools, Learning Nation 1997 die hohen Anstrengungen im Bildungssystem: „A nation’s wealth in the 21th century will depend on the capacity of its people to learn.“[34] Hinzu kamen Reformen, die Kommunikation, Interdisziplinarität und Innovationen wie Digitalität in der Bildung förderten, weg von der traditionellen Lernschule, so die auf Deeper Learning gerichtete Initiative Teach Less, Learn More! (2008).[35][36]
Internationale Schulen
Es gibt eine reiche Auswahl für Expatriates (ausländische Führungskräfte). Singapurer dürfen keine internationalen Schulen besuchen, es sei denn, sie besitzen eine weitere Staatsangehörigkeit. Nachfolgend hier die elf wichtigsten Internationalen Schulen:
- Dover Court Preparatory School – hier können auch Kinder mit speziellen Problemen unterkommen und betreut werden
- French School of Singapore
- German European School Singapore
- Overseas Family School
- Singapore American School
- Singapore International School
- Swiss School Association Singapore – Schweizer Schule Singapur
- Tanglin Trust School – basiert auf dem britischen System
- The Australian International School Singapore
- The Canadian International School Singapore
- United World College of South East Asia
Universitäten
Singapur hat die folgenden staatlichen Universitäten:
- Die älteste Universität der Stadt, die National University of Singapore (NUS), befindet sich 12 Kilometer außerhalb des Stadtzentrums in Kent Ridge. Sie zählt laut dem „World University Ranking“ des britischen „Times Higher Education Supplement“ (2006) zu den 20 besten Universitäten der Welt.
- Die Nanyang Technological University (NTU) befindet sich im äußersten Westen der Hauptinsel Singapurs in Jurong, etwa 25 km außerhalb des Stadtzentrums. Die Universität wurde am 1. Juli 1991 per Parlamentsbeschluss gegründet. Sie ging aus dem ehemaligen Nanyang Technological Institute (NTI) hervor, das im August 1981 gegründet wurde. Erreichbar ist die Universität über die MRT bis Boon Lay oder Pioneer, von dort aus fahren zwei Buslinien bzw. eine der beiden Buslinien und ein Shuttlebus direkt zum Campus der NTU. An die NTU ist das National Institute of Education (NIE) angegliedert. Dort werden die Lehrer für die Gymnasien Singapurs ausgebildet.
- Die Singapore Management University (SMU) wurde im Jahr 2000 gegründet und hat im Sommer 2005 ihren neuen Innenstadt-Campus in Bras Basah bezogen.
- Die Singapore University of Social Sciences (SUSS) wurde im Jahr 2005 gegründet.
- Die Singapore University of Technology and Design (SUTD) wurde im Jahr 2009 gegründet.
- Das Singapore Institute of Technology (SIT) wurde ebenfalls im Jahr 2009 gegründet.
Neben den staatlichen Universitäten gibt es eine ganze Reihe privater, zu einem Großteil auch ausländischer Universitäten und Bildungseinrichtungen, wie etwa die französische Insead oder auch die ESSEC.
Eine weitere Universität ist eine Zweigstelle der Sorbonne in Singapur. Dort werden Theologie, Politik und Wirtschaftswissenschaften gelehrt.
Auch die Technische Universität München betreibt mit dem TUM Asia genannten German Institute of Science and Technology (GIST) seit 2002 eine Dependance in Singapur.[37]
Weiter betreibt die Universität St. Gallen mit dem St.Gallen Institute of Management in Asia eine Zweigstelle in Singapur.[38]
Die Universitäten organisieren seit mehreren Jahren regelmäßig Veranstaltungen, in deren Rahmen private Beziehungen und Familiengründungen zwischen Akademikern gefördert werden sollen. In Singapur gibt es auch ein Qantm- bzw. SAE Institute, in dem die Studenten Medienberufe erlernen und einen Bachelor-Abschluss erwerben können.
Namensherkunft
Der Name Singapur entstammt dem Sanskrit und setzt sich zusammen aus Singha (सिंह siṃha „Löwe“) und Pura (पुर pura „Stadt“), bedeutet also Löwenstadt.
Der Legende nach erreichte Sang Nila Utama, ein Prinz aus Palembang, der damaligen Hauptstadt des Srivijaya-Reichs, im Jahr 1299 Singapur und gründete das Königreich Singapura. Nach seiner Ankunft soll der Prinz im dichten Dschungel einen Löwen gesehen haben – vermutlich hat es sich jedoch um einen malaysischen Tiger gehandelt, da in dieser Region keine Löwen gelebt haben. Beeindruckt von der Begegnung, interpretierte er diese als gutes Omen und entschied sich den Ort fortan „Löwenstadt“ zu nennen und eine Siedlung zu errichten. Das Wahrzeichen Singapurs ist seit dem Jahr 1964 der Merlion, ein Fabelwesen mit einem Löwenkopf und einem Fischkörper.
Handelsplatz
Die ersten Aufzeichnungen Singapurs stammen aus chinesischen Texten des 3. Jahrhunderts. Die Insel diente als Außenposten des auf Sumatra beheimateten Srivijayareiches. Ursprünglich trug Singapur den javanischen Namen Temasek. Nachdem Temasek anfangs zu einer bedeutenden Handelsstadt aufgestiegen war, verlor es bald wieder an Bedeutung. Außer ein paar archäologischen Spuren ist kaum mehr etwas aus jener Zeit erhalten.
Am 28. Januar 1819 kam Sir Thomas Stamford Raffles, Handelsagent der Britischen Ostindien-Kompanie, in Singapur an und gründete am 6. Februar desselben Jahres die erste britische Niederlassung. Dieses Datum wird als Geburtsstunde des modernen Singapur betrachtet. Die Insel war zuvor nur von schätzungsweise 1000 Orang Laut besiedelt, die als Seenomaden lebten.[39] Bis 1824 hatte die Kompanie die gesamte Insel vereinnahmt, die sie dem Sultan von Johor für 60.000 US-Dollar und eine Jahresrente von 24.000 US-Dollar abgekauft hatte.
Britische Kronkolonie
1826 wurde Singapur Teil der Straits Settlements und 1836 deren Hauptstadt. Am 1. April 1867 wurden die Straits Settlements vor dem Hintergrund weiterer territorialer Expansionen zur britischen Kronkolonie – und so auch Singapur. Bald wuchs die Bedeutung von Singapur als Umschlaghafen aufgrund seiner geographischen Lage entlang der verkehrsträchtigen Schifffahrtswege zwischen China und Europa. Im Jahr 1881 betrug die Einwohnerzahl ganz Singapurs 172.993. Das Aussehen der Stadt und ihrer Menschen zu jener Zeit wurde auf zahllosen Fotos durch G. R. Lambert & Co. festgehalten.
Im Zweiten Weltkrieg marschierten japanische Truppen in Malaysia ein und umzingelten die Insel. Die unzulänglich vorbereiteten britischen, australischen und indischen Soldaten unter Arthur Percival konnten sich trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nicht halten. Sie unterlagen in der Schlacht um Singapur der japanischen Armee und kapitulierten im Februar 1942. Die Japaner benannten Singapur in Folge in Shōnan-tō (昭南島), kurz für Shōwa no jidai ni eta minami no shima (昭和の時代に得た南の島) „Insel im Süden, die in der Shōwa-Zeit gewonnen wurde“ um und hielten es bis zur japanischen Kapitulation im September 1945.
1945 kam Singapur damit wieder unter britische Herrschaft. Unter britischer Verwaltung erhielten Frauen am 18. Juli 1947 das aktive und passive Wahlrecht und übten diese Rechte bei den Wahlen zum Legislative Council von 1948 erstmals aus.[40]
1959 wurde Singapur eine selbstregierte Kronkolonie, deren Regierung nach den 1959 von der People’s Action Party (PAP) gewonnenen Wahlen Lee Kuan Yew als erster Premierminister führte.
Unabhängigkeit
Nach einem landesweiten Referendum 1962 wurde Singapur in eine Föderation mit Malaya, Sabah und Sarawak entlassen und somit am 1. September 1963 vom Vereinigten Königreich unabhängig. Im Herbst 1964 kam es zu massiven Unruhen zwischen chinesischen und nicht-chinesischen Einwohnern. Heftige ideologische Konflikte zwischen der von der PAP gestellten Regierung und der Föderationsregierung in Kuala Lumpur sowie Befürchtungen auf malaysischer Seite, dass sich die Unruhen über die Grenzen der Stadt ausweiten könnten, führten am 7. August 1965 zum Ausschluss Singapurs aus der Föderation. Zwei Tage später, am 9. August 1965, erkannte Malaysia Singapurs Souveränität als erster Staat an. Seither ist der 9. August Singapurs Nationalfeiertag.
Bei der Unabhängigkeit 1965 wurde das aktive und passive Frauenwahlrecht bestätigt.[40][41]
Die junge und territorial eingeschränkte Nation musste um ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit kämpfen und sah sich mit Problemen wie Massenarbeitslosigkeit, Knappheit an Wohnraum, Ackerland und Rohstoffen wie etwa Erdöl konfrontiert. Lee Kuan Yew bekämpfte in seiner Amtszeit als Premierminister von 1959 bis 1990 erfolgreich die Massenarbeitslosigkeit, der Lebensstandard und Singapurs Wirtschaftskraft stiegen. Als einer der vier Tigerstaaten schaffte Singapur innerhalb einer Generation den Sprung vom Entwicklungsland hin zu einem Industriestaat.
Am 26. November 1990 übernahm Goh Chok Tong das Amt des Premierministers. Unter seiner Regierung war das Land mit neuen Problemen beschäftigt: 1997 kam es zu einem wirtschaftlichen Einbruch im Rahmen der Südostasienkrise.
2003: die Infektionskrankheit SARS dämpfte die wirtschaftliche Entwicklung; hinzu kam die terroristische Bedrohung durch die Jemaah Islamiyah (JI).
Am 12. August 2004 wurde Lee Hsien Loong, der älteste Sohn von Lee Kuan Yew, in dem nach wie vor von der PAP dominierten Parlament zum dritten Premierminister Singapurs gewählt.