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verantwortliches Flugsicherungsunternehmen der Schweiz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Skyguide (offiziell SKYGUIDE, Schweizerische Aktiengesellschaft für zivile und militärische Flugsicherung, englisch SKYGUIDE, Swiss civil and military Air Navigation Services Limited) ist die Flugsicherungsgesellschaft, die den Schweizer Luftraum und den angrenzenden Luftraum überwacht.
Skyguide, Schweizerische Aktiengesellschaft für zivile und militärische Flugsicherung[1] | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1922[2] |
Sitz | Meyrin (beim Flughafen Genf, Schweiz (zuvor in Bern)) |
Leitung | Alex Bristol (CEO), Walter T. Vogel (VR-Präsident) |
Mitarbeiterzahl | 1419,4 (FTE, 31. Dezember 2017)[3] |
Umsatz | 470,3 Mio. CHF (2017)[3] |
Branche | Luftfahrt |
Website | www.skyguide.ch |
Sie ist formell eine privatrechtliche Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht, die im Auftrag und Eigentum der Eidgenossenschaft für die Sicherheit des gesamten Luftraums der Schweiz sowie des angrenzenden Luftraumes in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien verantwortlich ist. Im Schweizer Luftraum umfasst dies sowohl die zivile als auch die militärische Flugsicherung – Letzteres im Auftrag und mit Bezahlung der Schweizer Luftwaffe.
Das Unternehmen untersteht der Aufsicht des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Hauptaktionärin (und einzige relevante Aktionärin) mit 99,94 Prozent der Anteile und 100 Prozent der Stimmrechte am Skyguide-Aktienkapital ist die Schweizerische Eidgenossenschaft.
Skyguide überwachte im Jahr 2017 pro Tag rund 3'390 Flüge nach Instrumentenflugregeln. Über das gesamte Jahr betrachtet entspricht dies 1'237'098 IFR-Flügen. Im gleichen Jahr erwirtschaftete Skyguide einen Umsatz von rund 470 Millionen Schweizer Franken. Die Schweizer Flugsicherung ist an 14 Standorten in der ganzen Schweiz tätig.[3]
Das Personal bei Skyguide verteilt sich auf etwa 1'400 Vollzeitstellen und rund 1'500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon etwa zwei Drittel im operativen Bereich der Flugsicherung, rund ein Viertel im technischen Dienst, die übrigen mehrheitlich in der Verwaltung. Der Frauenanteil beträgt 2020 insgesamt 23,4 Prozent. In der Geschäftsführung von Skyguide sind seit 2018 erstmals Frauen vertreten – unter anderem, weil die Leiterin der Unternehmenskommunikation neuerdings zur Geschäftsleitung zählt.[3]
Seit dem 1. Juli 2017 wird Skyguide von Alex Bristol, dem bisherigen operativen Leiter (Chief Operating Officer, COO), geleitet. Sein Vorgänger seit dem 1. Oktober 2007 war Daniel Weder. Am 12. Januar 2017 war bekannt geworden, dass Weder per 30. Juni 2017 zurücktreten und sich mit 60 Jahren frühpensionieren lassen wird.[4][5] Verwaltungsratspräsident ist Walter T. Vogel, der hauptberuflich die Aebi Schmidt Holding AG (ASH) von Peter Spuhler präsidiert.[3]
Gemäss Art. 8 der Verordnung über den Flugsicherungsdienst (VFSD) ist Skyguide «dafür besorgt, dass der Flugsicherungsbetrieb nicht durch Streik, Aussperrung, Boykott oder andere Kampfmassnahmen beeinträchtigt wird» und «schliesst mit ihrem Personal nach Möglichkeit Gesamtarbeitsverträge ab.» Die Sozialpartnerschaft bei Skyguide ist zweigeteilt:
Wichtige Partner von Skyguide sind die International Civil Aviation Organization (ICAO), Eurocontrol (Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt) und die Civil Air Navigation Services Organization (CANSO) sowie die Schweizer Luftwaffe. In Belgien besitzt Skyguide ausserdem seit Ende 2000 eine Tochtergesellschaft namens Skynav, die der Verbindung zur Europäischen Union (EU) dient und als Holding organisiert ist. Eine weitere Tochtergesellschaft, die SkySoft-ATM SA mit Sitz – wie Skyguide – in Meyrin, betreibt Softwareentwicklung.
Die Schweiz und damit auch Skyguide beteiligt sich am Projekt Single European Sky (SES) – Einheitlicher Europäischer Luftraum – der Europäischen Kommission. Das Projekt will das Flugsicherungssystem in Europa harmonisieren und damit die Effizienz der heute noch stark fragmentierten Luftraumstruktur insgesamt erhöhen. Eine Voraussetzung dafür ist die Bildung von grösseren, zusammenhängenden Luftraumblöcken. Die Luftstrassen sollen sich vermehrt nach den Bedürfnissen der Luftraumbenutzern richten und weniger nach den nationalen Grenzen. Die Reorganisation des europäischen Luftraumes wird als notwendig erachtet um den prognostizierten Verkehrszuwachs effizient bewältigen zu können.
Im Rahmen von SES wurden insgesamt neun europäischen Luftraumblöcken geschaffen. Einer davon ist der Functional Airspace Block Europe Central (FABEC), der funktionale Luftraumblock in Zentraleuropa. Darin werden rund 55 Prozent des europäischen Flugverkehrs abgewickelt, das sind rund 5,3 Millionen Flüge pro Jahr. Im Dezember 2010 unterzeichneten die sechs Mitgliedstaaten (Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, die Niederlande und die Schweiz) einen Staatsvertrag, womit die rechtliche Basis für FABEC gelegt wurde.[14]
Die wichtigsten Standorte sind die beiden zivilen Area Control Center (ACC) am Militärflugplatz Dübendorf in Wangen und am Flughafen Genf in Cointrin, in dessen Nähe – in Meyrin – sich der Sitz von Skyguide befindet.
Das Kontrollzentrum in Genf ist zuständig für den westschweizerischen Luftraum, den Luftraum über den französischen Alpen und einen kleinen Teil des italienischen Luftraumes, der an der Grenze zu Frankreich liegt. Das Kontrollzentrum am Standort Wangen wurde im Februar 2009 in Betrieb genommen. In Wangen befindet sich nebst dem Flugverkehrskontrollzentrum, das für den Luftraum der Deutschschweiz, Liechtenstein und Süddeutschland zuständig ist, auch der Flugberatungsdienst (Aeronautical Information Service, AIS). In Wangen betreibt Skyguide auch Schulungsräume, drei Tower-Simulatoren sowie Trainingsräume für Realtime-Ausbildung von Flugverkehrsleitern, auch für Mitarbeiter anderer Flugsicherungen in Europa und im Nahen Osten. Im selben Gebäude in Wangen befindet sich auch die Einsatzzentrale der Luftwaffe, das Air Defense & Direction Center (ADDC).
Weitere Standorte befinden sich auf den Flugplätzen Bern-Belp, Buochs, Grenchen, Lugano-Agno und St.Gallen-Altenrhein sowie auf zahlreichen gemischt zivil-militärischen oder rein militärischen Flugplätzen. Dazu gehören Alpnach, Dübendorf, Emmen, Locarno, Meiringen, Payerne und Sion.
Auf dem Flugplatz Les Eplatures und dem Flugplatz Samedan ist die Flugsicherung an den Flugplatzbetreiber delegiert. Der Flugplatz Buochs verzichtet inzwischen aus Kostengründen teilweise auf Flugsicherung durch Skyguide, die Flugplätze Grenchen, Lugano-Agno, St.Gallen-Altenrhein und Sion könnten in Zukunft ebenfalls ganz oder teilweise verzichten.
In der Schweiz wird gemäss den Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO sowohl der Flugverkehr nach Instrumentenflugregeln (IFR) als auch nach Sichtflugregeln (VFR) in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache abgewickelt – je nach Luftraum und Sprachregion. In Zukunft soll in kontrollierten Lufträumen nur noch Englisch als Funksprache zulässig sein.
Skyguide ist verantwortlich für die Führung des zivilen Luftverkehrs in der Schweiz. Die Luftraumüberwachung ist Sache der Schweizer Luftwaffe, die mit ihren Primärradaren auch Flugobjekte ohne Transpondersignal erfassen kann. Eine Besonderheit in der Militärluftfahrt ist, dass die Flugzeuge der Schweizer Luftwaffe durch militärische Flugverkehrsleiter von Skyguide geführt werden, die gemeinsam mit Mitarbeitern der Luftwaffe im so genannten Air Defense & Direction Center (ADDC) in Dübendorf tätig sind. Diese Mitarbeiter haben die zivile Ausbildung zum Flugverkehrsleiter absolviert, haben jedoch zusätzlich zur zivilen Ausbildung eine militäraviatische, taktische Weiterbildung absolviert und werden als Tactical Fighter Controller (TFC) bezeichnet. Im Normalfall arbeiten sie als zivile Mitarbeiter zusammen mit dem militärischen Personal, bei Bedarf – zum Beispiel während des jährlichen Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos oder an ausländischen Übungen – arbeiten sie im militärischen Betrieb im Offiziersrang und zwar als Fachoffizier ab Rang Leutnant. Der militärische Bereich von Skyguide ist auch für die Führung von Werkflügen der Firmen Pilatus Aircraft und RUAG zuständig.
Skyguide bewirtschaftet den Schweizer Luftraum dynamisch mit der Schweizer Luftwaffe zusammen, das heisst, wenn die Luftwaffe ihren Luftraum nicht oder nur teilweise benötigt, wird dieser an die zivile Luftfahrt abgegeben, und Skyguide führt sogenannte Shortcuts durch, bei denen zivile Flugzeuge ihre Reiseroute durch den militärischen Luftraum abkürzen können. Im Gegenzug darf die Luftwaffe bei Bedarf den zivilen Luftraum einschränken, sei dies für den seltenen Fall einer Volltruppenübung – wie zum Beispiel STABANTE – oder aber bei den regelmässigen Konferenzen wie dem WEF. Je nach Bedarf führen die Skyguide-Mitarbeiter des militärischen Bereiches auch Kampfflugzeuge in den sogenannten Cross–Border Areas in Frankreich oder Italien, also in militärischen Lufträumen, die über die Landesgrenzen hinausgehen und von den Luftstreitkräften beider Länder allein oder gemeinsam benutzt werden können.
Die Zusammenlegung der militärischen und zivilen Flugsicherung erfolgte ab 2001 mit dem Projekt HELCO (Helvetia Control). Die ursprünglich auf 15 Millionen Franken pro Jahr geschätzten Kosten mussten bereits ein Jahr später auf 35 Millionen Franken pro Jahr korrigiert werden. Die Zusammenlegung führte zu keinen Effizienzgewinnen und Skyguide gelang es nicht, genügend Flugverkehrsleiter zu rekrutieren, die den Anforderungen entsprechen und eine Affinität für das militärische Umfeld haben. Es war keine Machbarkeitsstudie durchgeführt worden und die Bundesbehörden reagierten auf mehrere Zwischenbilanzen mit durchwachsenen Ergebnissen (2003, 2006, 2014) nicht.[15]
Mit dem Projekt Luftpolizei 24 (LP24) wurde bis Ende 2020 sichergestellt, dass die Luftwaffe zusammen mit Partnerorganisationen wie Skyguide rund um die Uhr innerhalb von 15 Minuten mit dem Start von zwei bewaffneten Kampfflugzeugen im schweizerischen Luftraum intervenieren kann. Das Projekt ging auf die Motion «Erhöhte Bereitschaft für den Luftpolizeidienst auch ausserhalb der normalen Arbeitszeiten» von Ständerat Hans Hess zurück, die 2009 eingereicht worden war.[16] Skyguide gelang es bis dahin nicht, genügend TFC zu rekrutieren und erfolgreich auszubilden, weshalb «Abstriche beim Trainingsflugbetrieb in Kauf genommen werden» mussten. Beim Bund wurden die benötigten Stellen bis Ende 2020 geschaffen.[17]
Per 1. Januar 2021 wurde das Rescue Coordination Centre «RCC Zürich» dem Operationszentrum der Luftwaffe (Op Zen LW) angegliedert und arbeitet bei Skyguide.[18][19]
Skyguide nutzte 2002 neun Radarstationen für die zivile Flugsicherung:[20]
Acht der Anlagen gehören laut Angabe der Internetseite von Skyguide dem Unternehmen.[21]
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