Slawen in Deutschland
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Deutschland[1] wurde ab dem 7. Jahrhundert zu etwa einem Drittel slawisch besiedelt. Die auffälligsten Hinweise darauf sind slawische Ortsnamen (z. B. Berlin, Chemnitz oder Güstrow)[2] und slawische Personennamen (z. B. Noack oder Krahl). Slawische Wörter haben sich bis in die heutige Standardsprache hinein erhalten (z. B. Grenze oder Gurke). Die slawischen Einwohner wurden früher Wenden genannt, das Gebiet von der Elbe und der Saale bis zur Oder und Neiße wird heute auch als Germania Slavica bezeichnet. Als einzige überlebende autochthone slawische Sprache in diesem Gebiet wird Sorbisch bis heute in der Lausitz gesprochen. Bauliche Zeugen sind slawische Wallanlagen, die Rundlinge im Wendland, Museumsdörfer wie das Archäologische Freilichtmuseum Groß Raden und andere.
Die ehemaligen Ostgebiete des Deutschen Reiches, jenseits der Oder-Neiße-Grenze und das Sudetenland (südlich der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien) hatten je nach Region in sehr verschiedenem Umfang slawische und deutsche Bevölkerungsanteile.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ergab sich durch Immigration erneut ein großer Bevölkerungsanteil slawischer Herkunft, der heute mehrere Millionen Einwohner umfasst. Lange Zeit bildeten wesentliche Anteile der Aussiedler und Spätaussiedler die größte Gruppe von Einwohnern, die sprachlich zu slawischen Kulturkreisen zu rechnen sind. Die aktuelle deutsch-slawische Zweisprachigkeit ist sowohl hinsichtlich der Beherrschung slawischer Sprachvarianten einerseits und deutscher Sprachvarianten andererseits äußerst heterogen: Die dominante Sprache ist mit zunehmender Siedlungsdauer immer häufiger Deutsch und die slawische Sprache bei den in Deutschland aufgewachsenen Personen unterschiedlich ausgeprägt, von passiver Bilingualität über Verwendung als reine Familiensprache bis zur Verwendung in breiten Anwendungsfeldern einschließlich Schriftsprachlichkeit.