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Vorspiel von Nestroy 1834 Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Fahrt mit dem Dampfwagen ist ein Vorspiel in einem Akt von Johann Nestroy. Das Stück entstand 1834 und wurde am 5. Dezember dieses Jahres als Vorspann des Quodlibets einer Benefizvorstellung für Nestroys Kollegen Wenzel Scholz im Theater an der Wien uraufgeführt.
Daten | |
---|---|
Titel: | Die Fahrt mit dem Dampfwagen |
Gattung: | Vorspiel in einem Akt |
Originalsprache: | Deutsch |
Autor: | Johann Nestroy |
Musik: | im Quodlibet von verschiedenen Komponisten |
Erscheinungsjahr: | 1834 |
Uraufführung: | 5. Dezember 1834 |
Ort der Uraufführung: | Theater an der Wien |
Ort und Zeit der Handlung: | Die Handlung spielt auf dem herrschaftlichen Schlosse |
Personen | |
Eine offenbar nicht von Nestroy in einigen Textteilen geänderte Version für Aufführungen in den Jahren 1840 und 1842 trägt den Titel Die zusammengestoppelte Komödie.
Zu den von Nestroy verfassten Vorspielen siehe den Artikel Die dramatischen Quodlibets von Johann Nestroy.
Der Schlossinspektor Flachkopf soll ein Theaterstück für seine Herrschaft organisieren. Da er selbst nichts davon versteht, berät er sich mit einigen seiner Untergebenen und verspricht demjenigen, der ihm am besten hilft, die Hand seiner Tochter Nanette. Diese und der Förster August sind ineinander verliebt, leider hat aber auch August keine Ahnung vom Theaterbetrieb. Der Bediente Johann sieht sich selbst als Fachmann, da er für einige Zeit beim Theater tätig war:
Auch der Herrschaftskoch Christoph rechnet sich gute Chancen aus, denn:
Die erwartete Theatergesellschaft hat unterwegs während einer Wirtshauspause ihren Dampfwagen versäumt und nur der Theaterdiener Nebel kommt zum Schloss. Die Text-Bibliothek der Truppe wurde versehentlich vom Heizer des Dampfwagens fast zur Gänze zum Unterzünden des Kessels verwendet – Flachkopf ist verzweifelt, Johann und Christoph sind ratlos. Gegen ein kleines Geldgeschenk gibt Nebel dem Förster den Tipp, aus den Resten der Texte einfach ein Quodlibet spielen zu lassen, Flachkopf ist begeistert und August erhält seine Nanette. Nebel – der Benefiziant Scholz – resümiert:
Der Zwirnhändler Werther aus Krems kommt mit seinem Freund Lenzl zurück nach Wien, wo er seine Geliebte Lottl wieder treffen will.
Im Jahre 1784 baute William Murdoch (1754–1839) das erste Lokomobile, aus dem sich der selbstfahrende Dampfwagen, auch Straßenlokomotive genannt, entwickelte. Die technische Neuheit des Dampfwagens wurde zur Zeit der Uraufführung dieses Stückes im Wiener Prater dem Publikum vorgestellt. Ein Herr Friedrich Voigtländer hatte einen solchen in England um 7.000 Gulden[10] anfertigen lassen und erstmals nach Wien gebracht.
Am 26. Oktober fand eine Demonstrationsfahrt in der Prater-Hauptallee statt, die Heizung des Wagens begann um 4 Uhr nachmittags vor dem Gebäude des dortigen Circus gymnasticus, worauf eine Fahrt bis zum Rondeau durchgeführt wurde,
Die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeuges wurde nach damaligen Zeitungsberichten mit zehn englischen Meilen in der Stunde (rund 16 km/h) bei guten Straßenverhältnissen angegeben, das Gewicht mit 2 Tonnen und es bot Platz für 6 Passagiere. Für den Zutritt zum abgesperrten Teil des Praters wurde ein Eintrittsgeld von 24 Kreuzern[13] eingehoben. Der Andrang war so enorm, dass viele Besucher die eigentliche Fahrt wegen der langen Wartezeit bei der Kasse versäumten. Bei der zweiten Fahrt am 3. November war auch Erzherzog Carl als Zuseher erschienen.
Nestroy verwendete den Dampfwagen im Titel des Stückes als zusätzlichen Anreiz für den Scholz’schen Benefizabend als „[…] eine unschuldige List, denn es kommt von einem Dampfwagen nicht mehr und nicht weniger vor als die Erwähnung, […]“[14]
Eine Quelle für Nestroys Stück wurde nicht gefunden, allerdings ist das Thema der Brautvergabe als Preis für eine gelöste Aufgabe eine alte Komödientradition. Nestroy verwendete diesen Gedanken auch bei Robert der Teuxel (1833), Der Zauberer Sulphurelectrimagneticophosphoratus (1834) und Die Papiere des Teufels (1842), er verstärkte hier die Situation noch durch das Einfügen des selbstgewissen, eingebildeten Kochs als Nebenbuhler des „wahren“ Liebhabers.
Das Werk war eine Gelegenheitsarbeit zur Einleitung des Quodlibets dieses Benefizabends, wobei Scholz offenbar sichergehen wollte, durch seinen Freund und Kollegen Nestroy einen zugkräftigen Beginn geliefert zu bekommen. Zur Problematik der Scholz’schen Benefizvorstellungen schrieb Otto Rommel:
Auch wies er darauf hin, Nestroy habe außer diesem nur noch zwei derartige Vorspiele geschrieben, nämlich das verschollene Die Ereignisse im Gasthofe (1842) und Die dramatischen Zimmerherrn (1843).[17] In Hinblick auf das Quodlibet dieses Abends meinte Rommel, Nestroy habe in den Zwölf schlafenden Jungfrauen die Rolle des Käsperle/Hymen so drollig gespielt, dass in der Wiener Theaterzeitung Adolf Bäuerles vom 9. Dezember 1834 (Jg. 27, Nr. 244, S. 976) darüber zu lesen war:
Franz H. Mautner nannte das Vorspiel „einen harmlosen, theatralischen Scherz voll Spott über das Theaterhandwerk“.[19]
Johann Nestroy spielte den Christoph, Wenzel Scholz den Theaterdiener Nebel, Ignaz Stahl den Flachkopf, Eleonore Condorussi die Nanette.[20]
Das kleine Werk wurde fünfmal in Folge gespielt und auch bei anderen Anlässen verwendet. Am 30. und 31. Dezember 1834 diente es als Einleitung zur Großen acrobatischen Vorstellung der Familie Knie und Gesellschaft (dem Vorläufer des Circus Knie) mit leicht geändertem Text. Zu der Aufführung vom 8. August 1840 wurde es mit geändertem Quodlibet-Programm gegeben (siehe das Kapitel Die zusammengestoppelte Komödie). Im Dezember 1850 diente es als Vorspiel für mimisch-plastische Bilder in zwei Abtheilungen, von Herrn Professor Keller, ausgeführt von dessen Familie und seinen Mitgliedern des Nationaltheaters in Paris.[21]
Vom Text existiert lediglich die Version in den Gesammelten Nestroy-Werken, die von Vinzenz Chiavacci und Ludwig Ganghofer herausgegeben worden waren, die sich jedoch vermutlich auf den Originaltext stützt. Hier wird auch der Titel Die Fahrt mit dem Dampfwagen genannt.[22]
Für seinen Benefizabend stellte sich Scholz ein Quodlibet aus einigen beliebten Textausschnitten – meist in freier Bearbeitung – zusammen.[20]
Unter dem Originaltitel Die zusammengestoppelte Komödie. Vorspiel zur Rechtfertigung des Titels des gleichnamigen Quodlibets von Johann Nestroy[26] existiert ein Theatermanuskript von fremder Hand, gezeichnet mit dem Stempel „Calliano“ (Name des Theaterdirektors), sowie der Inventarnummer „Suppl. Mus. № 23315“ und dem Vermerk Kann gegeben werden.[27] Dieses Theatermanuskript wurde nach einer zweimal korrigierten Jahreszahl offenbar für Aufführungen in den Jahren 1840 verfasst. Die Titeländerung ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass der Dampfwagen – der ja ohnehin nicht auf die Bühne kommt – seinen Reiz als Lockmittel verloren hatte. Diese Version wurde insgesamt 18-mal am Theater an der Wien und 13-mal am Leopoldstädter Theater aufgeführt, und zwar fast ununterbrochen vom 8. August bis zum 19. September 1840.
Von Nestroys Hand existiert lediglich ein Entwurfsfragment zur 1. Szene (mit der Werther-Parodie).[28]
Die Textänderungen sind bei den beibehaltenen Stücken eher geringfügig,[29] einige Titel wurde geändert, einige wurden neu hinzugefügt.[30]
Die Schauspieler sind pauschal genannt, ohne die von ihnen verkörperten Rollen zu bezeichnen, außer dass Nestroy und Scholz ihre früheren Rollen beibehielten, sowie dass Nestroys Lebensgefährtin Marie Weiler die Rolle der Lottl im Werther spielte und sang.
Die Reaktionen auf das Stück an sich und den Abend im Ganzen waren nicht sehr positiv. Neben den geschilderten Publikumsreaktionen bei Benefizabenden von Wenzel Scholz war es auch die Schwäche des Vorspiels, die kritisiert wurde.[32]
Abgesehen von den bereits zitierten Sätzen aus der Wiener Theaterzeitung vom 9. Dezember 1834 war die Kritik wie so oft Nestroy gegenüber durchaus freundlich:
Anders Der Wanderer vom 7. Dezember (Nr. 341), der kurz und bündig urteilte:
Nestroys Dauergegner Franz Wiest schrieb am 16. Dezember im Sammler (Nr. 150, S. 602):
Wie schon oben zitiert, kritisierte die Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode vom 13. Dezember 1834[33] ein wenig den irreführenden Titel und nennt das Vorspiel ironisch „soidisant“.[34]
Die Zusammengestoppelte Komödie wurde nach der Aufführung vom 8. August 1840 ziemlich erfolgreich – allein in diesem Jahr kam es zu 30 Vorstellungen (17 im Theater an der Wien, 13 im Theater in der Josefstadt). Eine zweite Serie erfolgte im Dezember 1850 mit 10 Aufführungen, in den Jahren dazwischen und danach waren es jährlich durchschnittlich zwei bis sechs Vorstellungen. Als Lückenfüller blieb das Werk bis zu Nestroys Tod im Programm. In der Wiener Theaterzeitung Adolf Bäuerles schrieb Joseph Tuvora – der Nestroy oft sehr kritisch gegenüberstand – am 10. August 1840 (Nr. 191, S. 807):
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