Bei Ajuga-Arten handelt es sich um ein- oder zweijährige oder ausdauerndekrautige Pflanzen, selten auch um Sträucher,[1] wobei die meisten Arten eher klein bleiben (bis einige Dezimeter). Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist ungeteilt, selten auch tief gelappt (Ajuga chamaepitys). Der Blattrand ist gesägt oder gekerbt, selten auch fast ganzrandig.
Generative Merkmale
Bei den meisten Ajuga-Arten sind die Tragblätter der Blütenquirle den Laubblättern ähnlich, aber kleiner und oft auch anders gefärbt. Der Übergang kann nach und nach, aber auch plötzlich sein. Bei wenigen Arten sind die Tragblätter auch größer als die Laubblätter.
Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die Blütenkrone ist violett bis blau, bei wenigen Arten auch weiß, gelb, rosafarben oder rot. Ähnlich wie beim Gamander ist die Krone hier scheinbar einlippig. Allerdings ist die flache und sehr kurze Oberlippe nur wenig in zwei kurze Lappen gespalten. Die viel größere Unterlippe ist dreilappig, wobei der Mittellappen deutlich größer ist und bei vielen Arten vorne mehr oder weniger tief herzförmig ausgerandet ist. Die Krone fällt nach dem Verblühen nicht ab, sondern bleibt bis zur Fruchtreife.
Es werden Klausenfrüchte gebildet, die in vier einsamige Teilfrüchte (Klausen) zerfallen. Die Teilfrüchte sind verkehrt-eiförmig mit einer Areole auf 1/2 bis 2/3 ihrer Länge. Die Teilfrüchte besitzen ein Elaiosom.[1]
Die GattungAjuga gehört zur Unterfamilie der Ajugoideae innerhalb der Familie der Lamiaceae.
Die etwa 65[2] Arten der Gattung Günsel (Ajuga) kommen in ganz Eurasien bis nach Japan und im nördlichen Afrika vor, vereinzelt auch bis ins zentrale Afrika, nach Südafrika (Ajuga ophrydis) und bis Madagaskar. Besonders artenreich ist der Nahe Osten und der Himalaja. Zwei Arten stammen aus Australien (eine davon Ajuga australis). Einzelne Arten sind weltweit Neophyten, beispielsweise der Kriechende Günsel (Ajuga reptans). In Europa kommen folgende zehn Arten vor: Gelber Günsel oder Acker-Günsel (Ajuga chamaepitys), Genfer Günsel (Ajuga genevensis), Mittelmeer-Günsel (Ajuga iva}), Ajuga laxmannii, Ajuga orientalis, Ajuga piskoi, Pyramiden-Günsel (Ajuga pyramidalis), Kriechender Günsel (Ajuga reptans), Ajuga salicifolia, Sizilianischer Günsel (Ajuga tenorei).
Ajuga ×borbasiana(Rouy) Prain (= Ajuga pyramidalis × Ajuga reptans): Sie kommt in Österreich und Frankreich vor.
Ajuga brachystemonMaxim.: Die Heimat ist das nordindische Uttarakhand und Nepal.[2]
Ajuga campylanthaDiels: Sie gedeiht in alpinen Gebieten in Rhododendron-Dickicht, Kiefernwäldern und auf Weiden in Höhenlagen von 2800 bis 3500 Metern nur in der chinesischen Provinz Yunnan. Sie wird als Heilpflanze verwendet.[1]
Ajuga campylanthoidesC.Y.Wu & C.Chen: Es gibt zwei Varietäten:[1]
Ajuga campylanthoides var. campylanthoides: Sie gedeiht an Grashängen in Höhenlagen von 2200 bis 2800 Metern im autonomen Gebiet Tibet und in den chinesischen Provinzen Sichuan sowie Yunnan.[1]
Ajuga campylanthoides var. subacaulisC.Y.Wu & C.Chen: Sie gedeiht auf Grasland auf sandigen, steinigen Böden und entlang von Fließgewässern in Höhenlagen von 2000 bis 2600 Metern in der chinesischen Provinz Gansu vor.[2]
Ajuga chamaecistusGing. ex Benth.: Es gibt sechs Unterarten und zwei Varietäten:[2]
Ajuga chamaecistus var. bachtiaricaJamzad: Sie wurde 2012 aus dem Iran erstbeschrieben.[2]
Ajuga chamaecistus subsp. bamianicaRech. f.: Sie wurde 1982 aus Afghanistan erstbeschrieben.[2]
Ajuga chamaecistusGing. ex Benth. subsp. chamaecistus: Sie kommt im Iran vor.[2]
Ajuga chamaecistus subsp. euphrasioides(Boiss.) Rech.f.: Sie kommt im Iran vor.[2]
Ajuga chamaecistus var. heterophyllaJamzad: Sie wurde 2012 aus dem Iran erstbeschrieben.[2]
Ajuga chamaecistus subsp. multisecta(Rech. f.) Rech. f.: Sie kommt in Afghanistan vor.[2]
Ajuga chamaecistus subsp. scoparia(Boiss.) Rech. f.: Sie kommt im Iran vor.[2]
Ajuga chamaecistus subsp. tomentella(Boiss.) Rech. f.: Sie kommt im Iran vor.[2]
Ajuga chasmophilaP.H.Davis: Die Heimat ist Syrien.[2]
Ajuga ciliataBunge: Es gibt sechs Varietäten:[1][2]
Ajuga ciliata var. chanetii(H.Lév. & Vaniot) C.Y.Wu & C.Chen: Sie gedeiht in Höhenlagen von etwa 1800 Metern in den chinesischen Provinzen Gansu, Hebei sowie Shaanxi.[1]
Ajuga ciliataBunge var. ciliata: Sie kommt in Korea und in den chinesischen Provinzen Gansu, Hubei, Shaanxi, Shandong, Shanxi, Sichuan sowie Zhejiang vor.[2][1]
Ajuga ciliata var. glabrescensHemsl.: Sie gedeiht an Grashängen und in Wäldern in Höhenlagen von 1100 bis 2500 Metern in den chinesischen Provinzen Gansu, Hubei, Shaanxi sowie Sichuan.[1]
Ajuga ciliata var. hirtaC.Y.Wu & C.Chen: Sie gedeiht in Wäldern in Höhenlagen von etwa 2000 Metern in Sichuan.[1]
Ajuga ciliata var. ovatisepalaC.Y.Wu & C.Chen: Sie gedeiht auf grasigen Standorten in Höhenlagen von etwa 2500 Metern in Sichuan vor.[1]
Ajuga ciliata var. villosiorA.Gray ex Nakai: Sie kommt auf den japanischen Inseln Hokkaido, Honshu sowie Kyushu vor.[2]
Ajuga davisianaKit Tan & Yildiz: Die Heimat ist die Türkei.[2]
Ajuga decaryanaDanguy ex R.A.Clement: Die Heimat ist Madagaskar.[2]
Ajuga decumbensThunb.: Es gibt zwei Varietäten:[1][2]
Ajuga decumbens var. decumbens: Sie ist in weiten Teilen Chinas, in Taiwan, Korea und Japan verbreitet.[2][1]
Ajuga decumbens var. oblancifoliaC.Y.Wu & S.Chow: Sie gedeiht an feuchten Standorten in Bambus-Wäldern und an Straßenrändern in Höhenlagen von 1500 bis 2300 Metern in den chinesischen Provinzen Guizhou sowie Sichuan.[1]
Ajuga japonicaMiq.: Sie gedeiht auf Bergen auf den japanischen Inseln Honshu, Shikoku sowie Kyushu.[2]
Ajuga laxmannii(Murray) Benth.: Sie ist von der südöstlichen Slowakei bis zum Nordkaukasus verbreitet.[2]
Ajuga leucanthaLukhoba: Sie ist von Äthiopien bis zum westlichen Uganda verbreitet.[2]
Ajuga linearifoliaPamp.: Sie gedeiht an trockenen Grashängen und in Schluchten in Höhenlagen von 700 bis 900 Metern in den chinesischen Provinzen Hebei, Hubei, Liaoning, Shaanxi sowie Shanxi.[1]
Ajuga lobataD.Don: Das Verbreitungsgebiet reicht von Nepal bis Tibet und Yunnan.[1][2]
Ajuga lupulinaMaxim.: Es gibt zwei Varietäten:[1][2]
Ajuga lupulina var. lupulina: Sie kommt in Nepal, Tibet und in den chinesischen Provinzen Gansu, Hebei, Qinghai, Shanxi sowie Sichuan vor.[2][1]
Ajuga lupulina var. majorDiels: Sie gedeiht in Höhenlagen von 2800 bis 4200 Metern in den chinesischen Provinzen Sichuan sowie Yunnan.[2]
Ajuga macrospermaWall. ex Benth.: Es gibt zwei Varietäten:[2]
Ajuga macrosperma var. macrosperma: Sie kommt in Bhutan, Nepal, Laos, Myanmar, Thailand, Vietnam, Taiwan und in den chinesischen Provinzen Guangdong, Guangxi, Guizhou sowie Yunnan vor.[2][1]
Ajuga macrosperma var. thomsonii(Maxim.) Hook. f.: Sie kommt im östlichen Himalaja in Indien und in der chinesischen Provinz Yunnan vor.[2][1]
Ajuga makinoiNakai: Dieser Endemit kommt nur auf der japanischen Insel Honshu vor.[2]
Ajuga ×mixtaMakino (= Ajuga decumbens × Ajuga nipponensis): Sie kommt in Japan vor.[2]
Ajuga mollisGladkova: Dieser Endemit wurde 1974 erstbeschrieben und kommt nur auf der östlichen Krim vor.[2]
Ajuga multifloraBunge: Es gibt zwei Varietäten:[2]
Ajuga multiflora var. multiflora: Sie kommt vom südöstlichen Sibirien bis China, Korea und Russlands Fernem Osten vor.[2]
Ajuga multiflora var. serotinaKitag.: Sie kommt nur in den chinesischen Provinzen Heilongjiang sowie Liaoning vor.[2]
Ajuga nipponensisMakino: Das Verbreitungsgebiet reicht von Ostasien und China bis Vietnam.[1][2]
Ajuga novoguineensisA.J.Paton & R.J.Johns: Die Heimat ist das westliche Neuguinea.[2]
Ajuga nubigenaDiels: Sie gedeiht in Höhenlagen von 2500 bis 4800 Metern in den chinesischen Provinzen Sichuan, Yunnan sowie in Tibet.[1][2]
Ajuga oblongataM.Bieb.: Das Verbreitungsgebiet ist der östliche Kaukasusraum und der nördliche Irak.[2]
Ajuga oocephalaBaker: Die Heimat ist Madagaskar.[2]
Ajuga ophrydisBurch. ex Benth.: Das Verbreitungsgebiet ist das südliche Afrika.[2]
Ajuga ovalifoliaBureau & Franch.: Sie gedeiht auf Grashängen und im Dickicht in Höhenlagen von 2800 bis 3700 Metern nur in den chinesischen Provinzen Gansu sowie Sichuan.[1]
Ajuga pantanthaHand.-Mazz.: Sie gedeiht auf trockenen Hängen im niedrigen Gras in Höhenlagen von 2400 bis 2700 Metern nur in der chinesischen Provinz Yunnan. Sie wird als Heilpflanze verwendet.[1]
Ajuga parvifloraBenth.: Das Verbreitungsgebiet reicht vom östlichen Afghanistan bis zum Himalaja.[2]
Ajuga piskoiDegen & Bald.: Sie kommt nur im südöstlichen Albanien bei Leskovik und am Ohridsee in Mazedonien vor.[5]
Ajuga postiiBriq.: Die Heimat ist die südliche Türkei.[2]
Ajuga ×pseudopyramidalisSchur (= Ajuga pyramidalis × Ajuga reptans, Syn.: Ajuga ×rotundifoliaWillk. & Cutanda ex Willk.): Sie kommt in Europa vor.[2]
Ajuga pygmaeaA.Gray: Das Verbreitungsgebiet reicht von Japan und Taiwan bis China.[2]
Ajuga pyramidalis subsp. meonantha(Hoffmanns. & Link) Fern.Casas: Sie kommt nur vom südwestlichen Frankreich bis zur nördlichen Iberischen Halbinsel vor.[2]
Ajuga pyramidalisL. subsp. pyramidalis: Sie ist in Europa weitverbreitet.[2]
Ajuga relictaP.H.Davis: Die Heimat ist die Türkei.[2]
Kriechender Günsel (Ajuga reptansL.): Er ist von Europa bis zum Iran und im nordwestlichen Afrika verbreitet.[2]
Ajuga salicifolia(L.) Schreb.: Sie kommt von Bulgarien bis zur Türkei vor.[2]
Ajuga saxicolaAssadi & Jamzad: Die Heimat ist der Iran.[2]
Ajuga sciaphilaW.W.Sm.: Sie gedeiht auf Grashängen, an feuchten Ufern von Fließgewässern in Kiefernwäldern und in Lorbeerwäldern in Höhenlagen von 2500 bis 3700 Metern nur in den chinesischen Provinzen Yunnan sowie Sichuan.[1]
Ajuga shikotanensisMiyabe & Tatew.: Sie kommt nur auf den Inseln japanisches Honshu und südliche Kurilen vor.[2]
Ajuga sinuataR.Br.: Die Heimat ist das östliche Australien.[2]
Ajuga taiwanensisNakai ex Murata: Das Verbreitungsgebiet reicht von Taiwan und den Nansei-Inseln bis zu den Philippinen.[2]
Sizilianischer Günsel (Ajuga tenoreiC.Presl): Er kommt nur im zentralen und südlichen Italien und in Sizilien vor[2].
Ajuga turkestanica(Regel) Briq.: Sie kommt in Tadschikistan vor.[2]
Ajuga vesiculiferaHerder: Sie kommt in Kirgistan vor.[2]
Ajuga vestitaBoiss.: Sie kommt von der südöstlichen Türkei bis zum nördlichen Irak vor.[2]
Ajuga xylorrhizaKit Tan: Sie kommt nur in der östlichen-zentralen Türkei vor.[2]
Ajuga yesoensisMaxim. ex Franch. & Sav.: Es gibt zwei Varietäten:[2]
Ajuga yesoensis var. tsukubanaNakai: Sie kommt auf den japanischen Inseln Honshu sowie Shikoku vor.[2]
Ajuga yesoensisMaxim. ex Franch. & Sav. var. yesoensis: Sie kommt auf den japanischen Inseln Hokkaido, Honshu sowie nördlichen Kyushu vor.[2]
Ajuga zakhoensisRech. f.: Sie kommt nur im nördliche Irak vor.[2]
Beispielsweise werden vom Kriechenden Günsel (Ajuga reptans) einige Sorten als Zierpflanzen in Parks und Gärten verwendet.
Literatur
Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.):Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 14. Auflage. Band2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1988, ISBN 3-06-012539-2.
Peter William Ball: Ajuga L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.):Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S.128–129 (englisch, eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Xi-wen Li, Ian C. Hedge: Ajuga. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.):Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St.Louis 1994, ISBN 0-915279-24-X, S.63 (englisch, online).
Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.):Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 3: Dicotyledones (Convolvulaceae – Labiatae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1986, ISBN 2-8277-0153-7, S.276–279 (englisch, online).
Antonio Scrugli, Luigi Mossa, Maria Pia Grasso: Ajuga orientalis L. (Labiatae) nuova per la flora di Sardegna. Considerazioni fitogeografiche. In: Candollea. Band 38, Nr. 1, 1983, ISSN0373-2967, S. 125–129.
Volker Hellmann, Siegmund Seybold: Ajuga piskoi (Labiatae) – neu für Jugoslawien. In: Plant Systematics and Evolution. Band 135, Nr. 3–4, 1980, S. 295–297, doi:10.1007/BF00983193.