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deutscher Germanist und Literaturwissenschaftler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Günther Müller (* 15. Dezember 1890 in Augsburg; † 9. Juli 1957 in Bonn) war ein deutscher Germanist.
Günther Müller war der Sohn des Schriftstellers, Journalisten und Literaturkritikers Carl Müller-Rastatt (1861–1931).[1] Er studierte Philologie und Philosophie in Würzburg, München, Leipzig und Göttingen, u. a. bei Edward Schröder und Edmund Husserl. Als Student veröffentlichte er expressionistische Gedichte in der Zeitschrift Der Sturm, u. a. unter dem Pseudonym „Günther Murr“.[2] Auch in späteren Jahrzehnten wirkte er neben seiner Arbeit als Literaturwissenschaftler weiterhin als Lyriker.[3] Während des Ersten Weltkrieges diente Günther Müller als Freiwilliger.
Nach Kriegsende unterrichtete Müller als Gymnasiallehrer. 1921 wurde er an der Universität Göttingen mit einer Dissertation über „Brentanos Romanzen vom Rosenkranz, Magie und Mystik in romantischer und klassischer Prägung“ promoviert. Schon ein Jahr darauf folgte die Habilitation mit „Studien zum Formproblem des Minnesangs“.[4]
1920 konvertierte Günther Müller zur katholischen Kirche.[4] Von 1926 bis 1939 gab er das Literaturwissenschaftliche Jahrbuch der Görres-Gesellschaft heraus. Er galt als einer der prägenden Vertreter einer katholischen Literaturwissenschaft.[5] Ihm selbst behagte die Zuschreibung „katholische Literaturwissenschaft“ weniger.[6]
1925 erhielt er einen Lehrauftrag in Freiburg (Schweiz), 1930 ein planmäßiges Extraordinariat in Münster, wo er Deutsche Literaturgeschichte lehrte. Wegen seiner unverhohlen katholischen Einstellung geriet er bald nach der „Machtergreifung“ in Konflikt mit der NSDAP-Gauleitung Westfalen-Nord.[7] Die Nationalsozialisten, die ihm seine „katholische Auffassung“ vorhielten, entzogen ihm zunächst die Prüfungsberechtigung, sodass er keine Studenten mehr betreuen konnte. Er widmete sich infolgedessen vor allem der Forschung. Er war einer der Herausgeber der in der Abteilung Neuere deutsche Literaturgeschichte von 1935 bis 1943 bei Junker und Dünnhaupt erschienenen Bände der Reihe Neue deutsche Forschungen. Unter dem Druck der Nationalsozialisten ließ er sich 1943 in den Ruhestand versetzen.[8]
Von 1946 bis zur Emeritierung 1956 lehrte Günther Müller als Ordinarius in Bonn. Er prägte „Generationen von Studenten und Doktoranden“.[9] Einer seiner Schüler war Eberhard Lämmert.[10]
Intensiv befasste sich Müller mit Goethes Werk, zumal mit dessen naturwissenschaftlichen Schriften. Die von ihm propagierte „morphologische Poetik“, die stark von Goethes Morphologievorstellungen beeinflusst war und der Erforschung dichterischer „Bauformen“ galt, ist heute nur noch von forschungsgeschichtlichem Interesse. Wirkungsvoll geblieben ist hingegen seine Unterscheidung von erzählter Zeit und Erzählzeit, die in der Narratologie eine bedeutende Rolle spielt.[4]
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