argentinische jiddisch-sprachige Buchreihe mit einer Auswahl exemplarischer Werke der jiddischen Literatur Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Musterverk fun der yidisher literatur bzw. Musterwerk fun der jidischer literatur (jiddisch für „Meisterwerke der jiddischen Literatur“;[1]span.Obras Maestras de la Literatura Ídish) ist eine argentinische jiddischsprachige Buchreihe mit einer Auswahl exemplarischer Werke der jiddischen Literatur. Die Reihe erschien in den Jahren von 1957 bis 1984 in Buenos Aires, veröffentlicht vom Joseph-Lifshitz-Fonds der Literarischen Gesellschaft beim(argentinischen) YIVO[2] unter Leitung von Shmuel Rollanski (1902–1995).[3]
Die aus einem zusammengestellten reichen Schatz an erstrangiger Literatur aus der jiddischen Sprache bestehende Reihe umfasst insgesamt einhundert Bände.[4] Die Reihe enthält Bände, die entweder eine Auswahl eines Autors, themenbezogene Anthologien oder nach geografischen Prinzipien zusammengestellte Anthologien sind.
Der erste Band, 1957, befasste sich mit dem Pionier der jiddischen Poesie und des Dramas Sh. Etinger (Solomon Ettinger). Jeder Band hat eine separate Titelseite auf Jiddisch und auf Spanisch; einige auch auf Englisch. Ein Indexband erschien unter dem Titel Shlisl tsu di 100 bend („Schlüssel zu den 100 Bänden“).
Alan Astro merkt zu der Reihe zunächst kritisch an, dass sie wegen ihres schlampigen Lektorats und ihrer unvollständigen, tendenziösen kritischen Apparate oft angefochten wurde, stellt dann jedoch heraus, dass diese Bücher dennoch ein großes Verdienst hätten, da sie das großartigste pädagogische Unterfangen nach der Schoah darstellten, jiddische Literatur in jiddischer Sprache zu verbreiten – zumindest bis zur Gründung des Yiddish Book Center in Amherst:
„Rollansky, aged 92 at the time of the 1994 AMIA bombing, poignantly said he had just attended his own funeral; he died a few months later, on February 19, 1995.[6] / Rollansky, der zum Zeitpunkt des AMIA-Bombenanschlags 1994 92 Jahre alt war, sagte ergreifend, dass er gerade seiner eigenen Beerdigung beigewohnt habe. Er starb einige Monate später, am 19. Februar 1995.“
Abraham Lichtenbaum, der Jiddischlehrer und Direktor des (argentinischen) IWO (YIVO, Jiddisches Forschungsinstitut) in Buenos Aires, nimmt die Reihe in einem Interview vor übertriebener Kritik entschieden in Schutz und erklärt, warum die Bücher von Shmuel Rozhansky für die Studenten in Argentinien so wichtig waren.[7]
Die folgende Übersicht hat zum Ziel, die jiddischen Buchtitel zusätzlich mit einer deutschen Übersetzung wiederzugeben und wo nötig, ergänzende Informationen zu liefern (bzw. zu diesen zu verlinken). Die flexibel gehandhabte Transkription folgt aus praktischen Gründen zunächst des Öfteren worldcat.org,[8] eine Einheitlichkeit der Schreibungen wurde nicht angestrebt. Die Bücher wurden vom Verlag auch zusätzlich mit spanischsprachigen (Kurz)Titeln versehen. Einige wenige Bände der Reihe wurden aus dem Polnischen ins Jiddische übersetzt.
1. Ḳomedye, lider, msholim un ḳaṭoṿeslekh / Komödien, Lieder, Gleichnisse und Epigramme. Sh. Eṭinger.
2. Yidishe folḳslider / Jüdische Volkslieder (mit Noten). M. Ṿarshaṿsḳi.
3. Oysgeḳlibene shrifṭn / Ausgewählte Schriften. H. D. Nomberg.
4. Masoes̀ Benyomin ha-shlishi / Die Reisen von Benjamin dem Dritten. Mendele Moykher Sforim.
5. Oysgeḳlibene shrifṭn / Ausgewählte Schriften. L. Neydus.
6. Yosele – der ḳrizis / Yosele und die Krise. I. Dinezon.
7. Oysgeḳlibene shrifṭn / Ausgewählte Schriften. M. Broderzon.
31. In Argenṭine / In Argentinien. Mordechai Alperson.
32. Ṭeaṭer, ṿelṭrayzes, zikhroynes̀ / Theater, Welttourneen, Erinnerungen. P. Hirshbeyn.
33. Yidish in lid / Jiddisch im Lied (Anthologie).
34. Fremder un Zaṿl Rimer / Der Fremde und Zavl der Sattler. Menakhem Boreysha.
35. Ṿen a folḳ derṿakhṭ / Wenn ein Volk erwacht.
36. Nusaḥ Haskoleh, lider, dertsaylungen, diyalogn un ṭeaṭer-shpil / Nach der Weise der Haskala. Lieder, Erzählungen, Dialoge und Theaterstücke (Anthologie).
39. Shmuglers unṭer der Dayṭshisher oḳupatsye in der 1ṭer Ṿelṭ-Milḥome / Schmuggler: Unter deutscher Besatzung im Ersten Weltkrieg. O. Ṿarshaṿsḳi.
40. Bay di ṭaykhn fun Mazoṿye: un lider fun 14 poeṭn erevn ḥurbn / An den Teichen Masowiens. Mit Gedichten von 14 Dichtern am Vorabend des Holocaust.Michal Bursztyn (und andere).
41. Ḥurbn / Holocaust. A. Zak.
42. Ṿidershṭand un oyfshṭand / Widerstand und Aufstand. M. Ḳnapheys.
43. Oysgeḳlibene shrifṭn / Ausgewählte Schriften. I. Manger.
44. Oysgeḳlibene shrifṭn / Ausgewählte Schriften. D. Bergelson.
45. Humor, ḳriṭiḳ, liriḳ / Humor, Kritik, Lyrik. M. Nadir.
46. Das Ḳind in der Yidisher poezye un proze / Das Kind in der jiddischen Poesie und Prosa.
47. Shṭern-ṭikhl un Der ershṭer Yidisher reḳruṭ / Stirntuch und Der erste jüdische Rekrut (in Russland). I. Axenfeld.
48. Pleiṭim tsṿishn fayern / Flüchtlinge zwischen Flammen (Anthologie). A. Zak.
49. Oysgeṿartslṭe un eyngeṿartslṭe / Entwurzelte und Eingewurzelte. A. Zak.
50. Dorem-Afriḳanish / Jiddische Literatur in Südafrika.
51. Fun shṭeṭl tsu der groyser ṿelṭ / Vom Stetl in die große Welt. S. Ash.
52. Arbeter-dor in Ameriḳe / Die arbeitende Generation in Nordamerika. D. Edlshṭaṭ (und andere).
Samuel oder Shmuel Rozhanski wurde am 14. April 1902 in einer litauischen (i. e. litvakischen) Familie in Warschau geboren. Er hatte sowohl eine traditionelle jüdische als auch eine säkulare gymnasiale Ausbildung, was für Einwanderer in Argentinien, wo er 1922 ankam, etwas ungewöhnlich war. Von 1934 bis 1973 schrieb er eine tägliche Kolumne für Di Yidishe Tsaytung in Buenos Aires. Rollansky leitete den argentinischen Zweig des YIVO (oder IWO). Darüber hinaus verfasste er Theaterskizzen, Kurzgeschichten, Essays und Geschichten über die jiddische Literatur und Presse in Argentinien und anderswo. Am besten in Erinnerung geblieben ist er als Herausgeber der vorliegenden Reihe. - Kurzbiographie nach: Alan Astro: „Samuel Rollansky's Fiction: Preliminary Observations“ (ides.org.ar – Online abrufbar am 15. Januar 2021)
Alan Astro: ‚Samuel Rollansky's Fiction: Preliminary Observations‘ (ides.org.ar: Online abrufbar am 15. Januar 2021) (‚Often contested for their sloppy editing and incomplete, tendentious critical apparati‘)- Zu den Folgen des Anschlags für Archiv, Bilder und Bibliothek des IWO, vgl. Aventuras del Idish. Quinta nota – cciu.org.
„consisted of poems, tales, and essays which could serve to counteract the prophets of doom as regards the future of Yiddish“, jewishvirtuallibrary.org
Shemuʼel Rozshansḳi; Solomon Ettinger; Mark Warshawski; Hersh David Nomberg; Mendele Mokher Sefarim; יוסף ליפשיץ־פאנד דער ליטעראטור־געזעלשאפט ביים ייווא, 1958־1984. [Buenos Aires]: Yosef Lifshits-fond fun der liṭeraṭur-gezelshafṭ baym YIṾO, 1958–1984.
(Indexband) Shlisl tsu di 100 bend „Musterverk fun der yidisher literatur“, Buenos Aires: Literatur-gezelshaft baym YIVO, 1985. Unter der redaktsye fun Shmuel Rozhanski. Tsunoyfgeshtelt fun Shoshana Balaban-Wolkowicz. Tsugegreyt tsum druk fun Paie Lewin. 1985.
Malena Chinski and Lucas Fiszman, “'A biblyotek vos felt': Planning and Creating the Book Collection Musterverk fun der yidisher literatur (Buenos Aires, 1957–1984),” Journal of Jewish Identities 10, no. 2 (July 2017): 138