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Oper oder musikalisches Werk Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Pasticcio bezeichnet eine Oper oder auch ein kirchenmusikalisches Werk (Oratorium, Passion), das aus bereits existierender Musik verschiedener Komponisten oder aus verschiedenen Werken eines Komponisten zusammengestellt ist.[1]
Für die Entstehung eines solchen Pasticcios gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Die ersten Pasticci erschienen nach 1700; ihre Blütezeit fällt in die Jahre von 1720 bis 1750, als praktisch in ganz Europa (mit Ausnahme Frankreichs) die Opera seria die herrschende Opernform war. Deren Schema der Trennung in handelnde und betrachtende Teile (denen musikalisch Rezitativ und Arie entsprechen) kommt der Pasticcio-Praxis entgegen. Die Affekte, die in den Arien zum Ausdruck kommen, kehren in jeder Oper wieder und sind zudem textlich wie auch musikalisch stark typisiert. Daher werden die Arien leicht zu Versatzstücken, die man beinahe beliebig von einer Oper in eine andere transferieren kann.
Carl Philipp Emanuel Bach war von 1768 bis zu seinem Tod 1788 städtischer Musikdirektor in Hamburg. Für viele seiner kirchenmusikalischen Werke aus dieser Zeit verarbeitete er bereits vorhandenes Material; seien es eigene, frühere Kompositionen oder die Werke anderer Komponisten wie Georg Anton Benda, Gottfried August Homilius, Gottfried Heinrich Stölzel, aber auch die seines Vaters Johann Sebastian Bach und seines Paten Georg Philipp Telemann.[2]
Mit der Ablösung der Opera seria durch neue Opernformen, die nach einer Verschmelzung von Musik und Drama strebten, kamen die Pasticci aus der Mode, hielten sich aber vereinzelt noch bis um 1830, vor allem in Italien. Eine gelegentliche Wiederbelebung erfuhr die Pasticcio-Praxis auf dem Feld der sogenannten „leichten Muse“. So wurde die Musik der Operette Das Dreimäderlhaus von Heinrich Berté aus verschiedenen Werken von Franz Schubert entlehnt, und auch die erste Musical-Version des Romans Das Phantom der Oper von Gaston Leroux war ein Pasticcio, das allerdings eine recht wahllose Zusammenstellung gängiger Opern-Hits bot.
Aus der Sicht des 19. Jahrhunderts und besonders der deutschen Romantik erschien das Pasticcio als eine ästhetisch fragwürdige Kunstform, was auch in der gebräuchlichen deutschen Bezeichnung Flickopern zum Ausdruck kommt. Die Vorstellung, dass praktisch jedes beliebige Musikstück in jeder beliebigen Oper auftauchen kann, war mit dem Glauben an die Unantastbarkeit des Gesamtwerkes schwer zu vereinbaren und mutet auch heute noch befremdlich an.
Im ungünstigsten Fall ist ein Pasticcio tatsächlich nur eine Ansammlung musikalischer Stücke, die allein im Hinblick auf ihre Zugkraft ausgewählt wurden, ohne dass der Handlung besonderes Interesse geschenkt würde. Wenn die Musikstücke aber sorgfältig ausgewählt und arrangiert sind, kann daraus ein großartiges Kunstwerk entstehen, wie es ein Komponist alleine vielleicht gar nicht zustande gebracht hätte.
Als typisches Beispiel für ein Pasticcio diene die Oper Tamerlano/Bajazet von Antonio Vivaldi, die im Karneval 1735 im Teatro Filarmonico in Verona aufgeführt wurde. Vivaldi komponierte einige Stücke neu und entnahm die übrige Musik teils aus eigenen Werken, teils aus denen anderer Komponisten. Die folgenden Stücke konnten bisher identifiziert werden:
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