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französischer Überlebender des KZ Mauthausen und ehemaliger Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Paul Le Caër (* 12. Dezember 1923 in Bayeux; † 25. November 2016 in Le Breuil-en-Auge, Calvados) war ein französischer Überlebender des KZ Mauthausen und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Paul Le Caër wurde im Februar 1943 als neunzehnjähriger Gymnasiast aufgrund seines Widerstandes gegen die deutsche Besatzung (in der Widerstandsgruppe „Cohors-Asturies“) von der Gestapo im Klassenzimmer verhaftet. Über das Internierungslager in Royallieu bei Compiègne wurde er im April 1943 in das KZ Mauthausen (Häftlingsnummer 27008) verschleppt. Nach einer Verlegung ins KZ-Nebenlager Wiener Neustadt kam er im November 1943 in das KZ-Außenlager Redl-Zipf (Deckname „Schlier“) und wurde zu schweren Erdarbeiten eingeteilt. Nach einem Zusammenbruch hatte er das Glück, körperlich am Ende, zu Sanitäterdiensten im „Krankenrevier“ herangezogen zu werden und überlebte nur so die mörderische Arbeit im KZ. Als die SS das Außenlager Anfang Mai 1945 auflöste und die Häftlinge in das Außenlager Ebensee transportierte, konnte er fliehen. Im Zuge seiner Flucht nahm er das „Totenbuch“ des Lagers mit den Namen von 266 ermordeten Häftlingen an sich und bewahrte es vor der Vernichtung.
Am 8. Mai 1945 stieß Paul Le Caër auf das KZ-Außenlager Lenzing und informierte in der Folge die Alliierten Streitkräfte über das Lager bzw. versuchte, den im Lager untergebrachten weiblichen KZ-Häftlingen zu helfen.[1]
In den Tagen kurz nach der Befreiung gelang es Paul Le Caër mit zweien seiner Mithäftlinge, den letzten Lagerkommandanten von Schlier aufzuspüren, gefangen zu nehmen und den amerikanischen Behörden auszuliefern.[2]
Zurückgekehrt nach Frankreich, legte er im September 1945 die Reifeprüfung am Gymnasium Malherbe in Caen ab. 1948 erlangte er das Diplom für Zahnmedizin an der Universität Paris und betrieb ab diesem Jahr eine Praxis in Deauville. 1973 habilitierte er sich in Zahnmedizin in Paris. 1986 begab sich Paul Le Caër in den Ruhestand.[3] Er verstarb am 25. November 2016.[4]
Nach Kriegsende bemühte sich Paul Le Caër um die Errichtung eines Gedenksteins für die in Redl-Zipf ermordeten KZ-Häftlinge. Am 3. Mai 1985 wurde dieser abseits des ehemaligen Lagergeländes neben der Kirche eingeweiht.[5][6] Die Neugestaltung des Denkmals wurde 2014 durchgeführt.[7]
1984 begann Paul Le Caër seine Erinnerungen aufzuschreiben. Er schuf einen Text, der in der Dritten Person über sich und seine schrecklichen Erfahrungen im Lager erzählt. Dieser Text entwickelte sich über zwei Jahrzehnte weiter und erschien in französischer Sprache in drei Fassungen, wovon die zweite für eine deutsche Übersetzung vom Autor vollständig überarbeitet wurde.
Daneben widmete er sich der Dokumentationsarbeit, um so die Gewaltverbrechen der SS belegen zu können. Er legte eine Sammlung aller auffindbaren Bildquellen über das Lager Mauthausen an und publizierte diese gemeinsam mit Bob Sheppard.
Ein weiteres Feld seiner Erinnerungsarbeit war die Mithilfe beim Aufspüren von SS-Angehörigen, die nach 1945 in die USA emigriert und dort untergetaucht waren.
In den Jahren nach seinem Rückzug aus dem Berufsleben trat Paul Le Caër immer wieder als Zeitzeuge an französischen und österreichischen Schulen auf, um über seine Erfahrungen in den Konzentrationslagern zu berichten und um im Rahmen von Gedenkfahrten mit Schülern die Orte von nationalsozialistischen Gewaltverbrechen aufzusuchen.[8][9]
Paul Le Caër erhielt zahlreiche (militärische) Auszeichnungen, z. B. „Commandeur de la Légion d’Honneur“. 2003 erhielt er das „Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“.[5]
Paul Le Caër war ehrenamtlich in zahlreichen Organisationen aktiv, so etwa als Vize-Präsident der „Amicale de Mauthausen“[3] und Mitglied des Internationalen Mauthausenkomitees.
Seit 2010 verleiht das Mauthausen Komitee Vöcklabruck eine Auszeichnung mit dem Titel Paul-Le Caër-Preis.[10]
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