Polnischer Westgedanke
Streben nach Westerweiterung Polens im 18. Jahrhundert / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Als polnischer Westgedanke (polnisch polska myśl zachodnia) wird die Vorstellungswelt bezeichnet, welche eine Gewinnung deutscher Gebiete westlich der polnischen Grenze von 1772 anstrebte, die im Mittelalter schon einmal zu Polen gehört hatten. Polen-Litauen war durch drei Teilungen zwischen 1772 und 1795 unter Russland, Österreich und Preußen aufgeteilt worden und als Staat verschwunden. Der polnische Westgedanke nahm im 19. Jahrhundert in den Kreisen der nationaldemokratischen Bewegung Polens Gestalt an und zielte auf die Wiedergründung eines polnischen Staates. In der Diskussion um den Grenzverlauf des nach dem Ersten Weltkrieg wiedererstandenen Staates Polen gewannen diese Vorstellungen an Aktualität.
Aus dem polnischen Westgedanken entwickelte sich eine Forschungseinrichtung, die von deutscher Seite als der deutschen Ostforschung entsprechend auch als polnische Westforschung bezeichnet wird, weil sie „ein nahezu getreues Spiegelbild der deutschen Ostforschung“ bildete.[1] Sie entwickelte sich mit dem Entstehen des neuen polnischen Nationalstaates nach dem Ersten Weltkrieg. Ihr Zentrum war die 1919 neu eingerichtete Universität Posen, die 1919/20 Piasten-Universität hieß. Sie richtete sich gegen die deklarierten deutschen Absichten, die im Friedensvertrag von Versailles festgelegte Ostgrenze mit Polen nicht anzuerkennen und in Frage zu stellen. Nach dem Beginn des Überfalls auf Polen 1939 widersetzte sie sich aus dem Untergrund der Germanisierungspolitik des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es ihr Ziel, die „wiedergewonnenen Gebiete“ bis zur Oder-Neiße-Linie zu legitimieren.
Insgesamt lassen sich drei Aspekte des polnischen Westgedankens unterscheiden:
- ein politisches Westprogramm („program zachodni“), das nach dem Ersten und auch nach dem Zweiten Weltkrieg eine Verschiebung der polnischen Westgrenze als Ziel formulierte,
- unter dem Begriff der Westforschung wissenschaftliche Ansätze zur Begründung der Notwendigkeit und Rechtmäßigkeit dieser Verschiebung, und
- die Westarbeit („praca zachodnia“), d. i. die propagandistische Tätigkeit zur Popularisierung des Westgedankens.[2]