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Torste
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Eine Torste oder Torsse[1] (aus spätlateinisch/kirchenlateinisch torqua, torca, torsa,[2] mhd. torze / tortsche[3] – „Fackel, lange Kerze“; vgl. frz. torche, engl. torch, ndl. toorts, mnd. tortse/torticie[4] „gewundene Wachskerze/Wachsfackel … für feierliche Gelegenheiten“) ist seit dem Mittelalter als eine solche lange, meist spiralig gewundene, mehrdochtige Lichtquelle aus Talg oder Wachs in vielen Gegenden Mitteleuropas bildlich überliefert.
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Name und Gebrauch haben sich abgewandelt bis ins gegenwärtige Prozessionsbrauchtum in Teilen des Münsterlandes erhalten. Inzwischen handelt es sich heute meist um einen hölzernen Stab mit Blumengebinde, gelegentlich aber auch um einen Kerzenhalter. In der aktuellen Verwendung inklusive dieser Bezeichnung gibt es zwei Orte mit Torsten: Wettringen (Blumen) und Nottuln (Kerzen). Für das Jahr 2019 ist die Verwendung von (Blumen)-Torsten für Schöppingen letztmalig belegt. Dort, wo diese Blumengebinde bzw. Kerzenhalter sonst noch verwendet werden, fotografisch nachgewiesen sind bzw. existieren, fehlt inzwischen die Bezeichnung als „Torste“. Die Torsten sind schmückendes Beiwerk und werden in der Fronleichnamsprozession von den männlichen Kommunionkindern mitgeführt. Sie haben eine Länge von rund 1,60 Meter, wobei etwa 60 cm auf die Blumengebinde entfallen. In Schöppingen wurde das Torstentragen in den 1930er Jahren wiederbelebt, endete nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und wurde anlässlich der 1150-Jahr-Feier Schöppingens im Jahr 1988 erneut wiederaufgenommen.[5] In Wettringen drohte dieser Brauch gegen Ende des 20. Jahrhunderts zu verschwinden, ist aber dann durch den Heimatverein weitergeführt worden.[6] Die Wettringer Torsten wurden früher von den 8- bis 14-jährigen Schuljungen getragen. Diese gingen in der Prozession unmittelbar vor dem Baldachin. Das Blumengebinde bestand traditionell überwiegend aus „Bickbeeren“-Zweigen (Blaubeere), aber auch aus Buchsbaum. Darin waren die Blumenblüten mitverarbeitet. Oben endete das Gesteck in einer „Krone“ aus den Blättern der Schwertlilie[7], die entsprechend eingekürzt waren. Die Anfertigung oblag in den einzelnen Nachbarschaften jeweils einer bestimmten Person(engruppe?). In Wettringen wurden die Torsten auch bei der „Großen Prozession“ (10 Tage nach Fronleichnam) getragen.[8] Die heutige Art der Torsten in Wettringen findet sich schon in den 1830er Jahren bzw. sogar bereits am Ende des 18. Jahrhunderts.[9] Für das Jahr 2019 wird in Wettringen (6) als auch in Schöppingen (1) die Anzahl der Torstenträger als rückläufig beschrieben.[10][11] Im Jahr 2022 waren wieder deutlich mehr Torstenträger bei der Fronleichnamsprozession in Wettringen zu verzeichnen.[12] Allerdings lässt sich nicht verifizieren, ob die höhere Anzahl möglicherweise dadurch zustande kam, dass auf Grund der beiden abgesagten Prozessionen 2020 und 2021 („CoViD-19-Pandemie“) die Kommunionkinder dieser Jahrgänge ihre Teilnahme als Torstenträger 2022 nachgeholt haben. Ein Pressefoto der Fronleichnamsprozession 2023 in Wettringen zeigt sieben Torsten[13], ein Pressefoto 2024 sechs[14]. Die Blumen-Torsten in Wettringen sind im Vergleich zu den anderen Orten, an denen dieser Brauch noch praktiziert wird oder bildlich nachgewiesen ist, die üppigsten. Dafür sind die Schöppinger Blumentorsten die einzigen, die auf künstlerisch gestalteten Stäben arrangiert werden. Diese Machart trifft sonst nur auf die Kerzenhalter-Torsten zu.
Die Wettringer Torsten waren zur Aufnahme in das „Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes“ vorgeschlagen. Nach Ablehnung ist ein erneuter Antrag beabsichtigt, da im Bescheid der Jury eine erweiterte Bewerbung empfohlen wurde.[15]
Das Tragen von Torsten in der Form des Blumengebindes war bis in die 1920er Jahre im Münsterland weit verbreitet.[16] In Hiltrup (St. Clemens) hat es diesen Brauch ebenfalls gegeben. Beschrieben werden sie als „farbenfroh geschmückte Blumentorsten“[17]. Des Weiteren befindet sich im Heimathaus in Alstätte (heute Stadt Ahaus, Kreis Borken, Nordrhein-Westfalen; Münsterland) die Fotografie einer örtlichen Prozession aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Diese zeigt ebenfalls die für Wettringen beschriebene Art von Blumenarrangements auf Stäben, die genauso von Schuljungen in der Prozession mitgetragen werden. Lediglich sind die Blumengebinde nicht so üppig, der Durchmesser geringer und die Schwertlilienblätter fehlen in Alstätte. Die Länge des Tragstockes ist ungefähr vergleichbar.[18] Die Bezeichnung als „Torste“ ist allerdings für Alstätte nicht belegt.
Es gibt noch mehrere Orte, an denen Blumenarrangements auf Tragestöcken bei Prozessionen verwendet werden bzw. wurden bei denen aber die Bezeichnung „Torste“ nicht nachgewiesen ist:
- Für die Zeit um das Jahr 1955 sind diese Art von Blumenarrangements für die Fronleichnamsprozession in Lingen bildlich überliefert. Der Tragestock ist länger als bei denen in Wettringen, das Ausmaß des Blumengebindes ist etwa gleich, die Schilfblätter fehlen.[19]
- Eine weitere aktuelle Verwendung existiert im Offizialatsbezirk Oldenburg, dem niedersächsischen Teil des Bistums Münster. Dort sind Blumengebinde für die Christi-Himmelfahrtsprozession in Vechta belegt. Sie sind in ihrem Ausmaß vergleichbar mit denen in Schöppingen und werden dort ebenfalls von Kommunionkindern getragen.[20][21] Nicht näher erläutert wird die ortsübliche Bezeichnung dieser Blumengebinde.
- In Oythe, nahe Vechta, werden zur Fronleichnamsprozession (am Sonntag nach Fronleichnam) „Blumenstäbe“ getragen.[22]
- In der ehemaligen Pfarrei Heilig-Kreuz im Dorf Rauxel (Castrop-Rauxel) ist noch für das Jahr 1978 auch die Art Blumengebinde auf Tragestock fotografisch nachgewiesen. Sie sind in ihrem Aussehen mit der „Vechta“- bzw. „Alstätte“-Version vergleichbar, d. h. die Stäbe sind weder gedrechselt und mit einem Kreuz versehen wie in Schöppingen noch haben sie die Krone aus Schwertlilienblättern wie in Wettringen, sie sind zusätzlich mit Bändern verziert. Es fehlt in der Bildbeschreibung die konkrete Bezeichnung dafür.[23] Wie andernorts auch werden sie von Kommunionkindern in der Fronleichnamsprozession mitgeführt.[24]
- Im nahe zu Castrop-Rauxel gelegenen Marl sind bei der Fronleichnamsprozession der Pfarrei St. Franziskus (Fronleichnam St.-Barbara-Kirche) 2022 als auch 2023[25] Kommunionkinder mit Blumen auf Tragestöcken nachgewiesen. Zusätzlich zieren noch Schmuckbänder den Tragestock. Das Besondere ist, dass die Stöcke miteinander durch die Zierschleifenbänder miteinander verbunden sind und die Gruppe der Träger dadurch eine besonders kooperierender Teil der Prozession ist.[26][27] Nicht erklärt wird, ob die Blumenarrangements in Marl auch als „Torste“ bezeichnet werden.
- Eine Fotografie aus den 1990er Jahren, grob verortet auf Nordrhein-Westfalen, zeigt noch ein weiteres Verwenden von Blumentorsten. Die Blumengebinde sind auf auffallend langen Stäben arrangiert und haben Ähnlichkeit mit denen aus Marl (aber ohne Zier-Bänder). Es fehlt in diesem Kontext die Erwähnung, ob der Begriff „Torste“ dort dafür verwendet wird.[28]
Im Steinfurter Ortsteil Borghorst wurden im Heimatmuseum hölzerne Kerzenhalter vergleichbarer Länge, die in feierlichen Hochämtern der vorkonziliaren Liturgie während der Wandlung von Ministranten gehalten wurden, ebenfalls als Torsten bezeichnet.[29]
Ein weiteres Bezeichnen von Kerzen/Kerzenhaltern bzw. Fackeln als Torsten stammt aus dem Jahr 1821, wo vom Begräbnis (einer?) der letzten Stiftsdame(n) des Stiftes Metelen berichtet wird.[30]