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Alfred Jensch
deutscher Astronom und Konstrukteur Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Alfred Jensch (* 19. Juni 1912 in Hirschberg, heute Jelenia Góra, Schlesien; † 6. Oktober 2001 in Jena) war ein deutscher Astronom und Konstrukteur. Er war bis 1977 Chefkonstrukteur in der Entwicklungsabteilung für astronomische Geräte und Planetarien bei Carl Zeiss in Jena. Jensch verbrachte seine Kindheit und Jugend in Hirschberg. Die kleine Firma seines Vaters bot ihm in seiner Freizeit Gelegenheit, sich an der Lösung technischer Probleme zu erproben. Er baute sich sein erstes Teleskop aus Holz und Pappe.

1933 erhielt er eine Beobachterstelle an der Sternwarte im thüringischen Sonneberg bei Cuno Hoffmeister. Neben seiner erfolgreichen Arbeit am Fernrohr (z. B. der Nachweis der damals kürzesten bekannten Periode an einem Veränderlichen Stern; CY Aquarii) und bei der Auswertung von Fotoplatten, beschäftigte er sich auch mit theoretischen Fragen der Astronomie. So veröffentlichte er einen Artikel über die Möglichkeit zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit aus Beobachtungen des Lichtwechsels an dem bereits erwähnten CY Aquarii. Seinen technischen Sachverstand setzte er für die Wartung und Verbesserung der Instrumente der Sternwarte ein.
Nach fünf Jahren in Sonneberg nahm er eine Tätigkeit in einem Konstruktionsbüro bei Zeiss in Jena auf. Nebenbei besuchte er Vorlesungen an der Jenaer Universität. Er wurde 1942 einberufen und musste an der Ostfront Dienst in einer Vermessungseinheit tun. Er geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1948 zurückkehrte.
Der Astronom Hans Kienle warb zu dieser Zeit mittels einer Denkschrift für Akademie und Regierung für den Bau eines neuen großen Teleskops in Deutschland. Die Firma Carl Zeiss Jena wollte dieses Projekt verwirklichen. So erhielt Alfred Jensch den Auftrag, dafür eine Studie anzufertigen. Ein Fernstudium, das er begonnen hatte, musste er auf Druck der Geschäftsleitung abbrechen, um das gewaltige Teleskop-Projekt zu verwirklichen. Er erhielt den betriebsinternen Titel Chefkonstrukteur. Die Tatsache, dass er seine universitäre Ausbildung nie abschließen durfte, hinderte ihn nicht daran, ein international anerkannter Fachmann auf seinem Arbeitsgebiet zu werden.
In der Nähe von Tautenburg bei Jena konnte nach über zehnjähriger Arbeit am 19. Oktober 1960 das 2-m-Universal-Spiegelteleskop der heutigen Thüringer Landessternwarte (TLS) Karl-Schwarzschild-Observatorium eingeweiht werden. Dieses Teleskop ist nach wie vor in vollem Einsatz.
In den folgenden Jahren entstanden durch Alfred Jensch und unter seiner Leitung eine Vielzahl astronomischer Geräte. Seine Vorbildwirkung in fachlicher und menschlicher Hinsicht brachte ein leistungsfähiges Team engagierter Konstrukteure hervor. Mit Erreichen des 65. Lebensjahrs ging Alfred Jensch 1977 in Rente. Er betrat seinen Zeiss-Werk nie wieder betreten, blieb aber bis zu seinem Tod aktiv und an allen neuen technischen und wissenschaftlichen Entwicklungen interessiert und nahm am Jenaer Astro-Stammtisch teil.[1] Alfred Jensch war verheiratet mit einer Chefsekretärin des Zeiss-Werkes und lebte mit ihr 61 Jahre bis zu ihrem Tod im Jahr 1996 zusammen.[2]
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Leistungen



- 2-m-Universal-Spiegelteleskop (ein Schmidt-Teleskop)
- Zwei weitere 2-m-Spiegelteleskope (vom Cassegrain-Typ), die in der Nähe von Baku und am Ondřejov-Observatorium bei Prag aufgestellt wurden
- Zwei ähnliche 2-m-Spiegelteleskope (vom Ritchey-Chrétien-Cassegrain-Typ, abgekürzt RCC) basieren auf seinen Konstruktionen. Sie gingen 1980 im bulgarischen Roshen-Observatorium und 1990 in der Außenstelle Elbrus des Hauptobservatorium der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine in Betrieb.[3]
- Ein 1,2-m-Schmidt-Teleskop für das Observatorium Baldone in der Nähe der lettischen Hauptstadt Riga.
- Eine Serie von 1-m-Spiegelteleskopen mit insgesamt 13 Exemplaren
- Jensch-Coelostaten verschiedener Größe (siehe auch: Coelostat)
- Stützmontierung nach Jensch
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Würdigungen
- 1966 – Ehrenpreis der Aserbaidschanischen Akademie der Wissenschaften
- 1967 – Nationalpreis der DDR für Wissenschaft und Technik (zusammen mit anderen Mitarbeitern bei Carl Zeiss Jena)
- 1977 – Jan-Krizik-Medaille der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften
- 1985 – der Planetoid 3245 erhält den Namen Jensch
- 1992 – das 2-m-Universal-Spiegelteleskop der Thüringer Landessternwarte erhält den Namen Alfred-Jensch-Teleskop
- Der Asteroid des äußeren Hauptgürtels (3245) Jensch ist nach ihm benannt.[4]
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Werke
- Alfred Jensch: Der Synchronmotor als Fernrohrnachführung, in Die Sterne, 17 (1937), Heft 5
- Alfred Jensch: Größenklassen der Sterne – Sterne Schein und Wirklichkeit, in Jenaer Rundschau, 4 (1959), Heft 3, S. 91
- Alfred Jensch: Eine neue 2-m-Spiegelteleskop-Anlage aus Jena, in Jenaer Rundschau, 11 (1966), Heft 3, S. 198
Literatur
- Helmut Artus, Alfred Karnapp, Hans-Jürgen Kiel, Manfred Steinbach, Karl-Heinz Weßlau: Alfred Jensch – Erinnerungen an ihn und sein Schaffen. In: Jenaer Jahrbuch zur Technik- und Industriegeschichte. Bd. 4 (2002), ISBN 3-931743-56-X, S. 9–42
- Rolf Riekher: Fernrohre und ihre Meister: Eine Entwicklungsgeschichte der Fernrohrtechnik. 2., stark bearbeitete Auflage. Verlag Technik, Berlin 1990, ISBN 3-341-00791-1, S. 350–359.
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Weblinks
Commons: Alfred Jensch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Der Stern CY Aquarii und die Lichtgeschwindigkeit ( vom 2. März 2004 im Internet Archive)
- Alfred Jensch + ( vom 26. Juni 2002 im Internet Archive)
- Wie ich meinem Freund Alfred Jensch zu seinem 80. Geburtstag zu einer besonderen Ehrung verhalf..... ( vom 26. Juni 2002 im Internet Archive)
- Veröffentlichungen von A. Jensch im Astrophysics Data System
- H.G. Beck: Alfred Jensch † Mitteilungen der Astronomischen Gesellschaft, Bd. 85 (2002), S. 11 (Nachruf)
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Einzelnachweise
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