Loading AI tools
Erlaubnis, sich an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Anerkennung ist in mehreren Fachgebieten die Erklärung eines Rechtssubjekts gegenüber einem anderen Rechtssubjekt oder gegenüber Dritten, einen bestimmten Anspruch, Sachverhalt oder Status quo gutzuheißen. Der Begriff Anerkennung wird im allgemeinen Alltagsgebrauch, auch als Synonym für Akzeptanz, Lob oder Respekt verwendet. Gegenseitige Anerkennung gilt als notwendig für jede Art von Zusammenleben, beispielsweise in Beziehungen (Liebesbeziehung, Partnerschaft oder Ehe), in einer Schulklasse oder im Beruf. Wird ein Gruppenmitglied nicht anerkannt, besteht die Möglichkeit zum Außenseiter zu werden.
Das Verb „anerkennen“ ist die Verdeutlichung des Verbs „erkennen“.[1]
Rechtssubjekte, die mit einer Anerkennung in Verbindung kommen, können natürliche oder juristische Personen bis hin zu Staaten sein. Die Anerkenntnis ist dagegen eine Vertragsart (Schuldanerkenntnis) oder eine Prozesshandlung.
Mit dem Rechtsbegriff der Anerkennung befassen sich viele Rechtsgebiete.
Es bestehen auch Regelungen zur Anerkennung von Schulleistungen für den Hochschulzugang. Sehr verbreitet sind auch Regelungen zur „Anerkennung von Studienleistungen“, etwa in Prüfungsordnungen, sowie Vorschriften zur Anerkennung von im Ausland erbrachten Leistungen oder Abschlüssen. In Deutschland kommen dabei aufgrund der Kulturhoheit der Länder vor allem durch Vorschriften der Länder zum Tragen, ggf. koordiniert durch die Kultusministerkonferenz. Bei beruflichen Qualifikationen kommt in Deutschland das Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen (Anerkennungsgesetz) zur Anwendung; zudem ist im europäischen Sekundärrecht die gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen durch Richtlinie 2005/36/EG über die Anerkennung von Berufsqualifikationen geregelt.
Die Anerkennung anderer Menschen, Dinge oder Sätze schränkt die Handlungsfreiheit eines Subjektes ein: Die Anerkennung anderer Menschen schließt Verpflichtungen ihnen gegenüber ein, die von ihrer Respektierung als Personen, über die Zustimmung zu ihren Wünschen, bis hin zur Würdigung ihrer Leistungen reicht.[10] Gegenüber juristischen Personen wie Vereinen, Gemeinden oder Staaten meint Anerkennung eine „offizielle Bestätigung, Erklärung der Gültigkeit oder der Rechtmäßigkeit“.[10] Bezogen auf Aussagen oder Normen bedeutet Anerkennung ihre Beachtung, Billigung oder Wahrheitsannahme.[10] Indem das Erkennen in der Anerkennung eine Bedeutung für das menschliche Handeln erlangt, verknüpft die Anerkennung theoretische und Praktische Philosophie. In der Logik spielt Anerkennung eine Rolle in der Aussagentheorie Gottlob Freges.
Philosophische Ansätze, die Anerkennung oder bedeutungsähnliche Begriffe verwenden, lassen sich bis zu Rousseau zurückverfolgen. Grundlegend ist der Begriff der Anerkennung für die Philosophie Immanuel Kants, auch wenn er diesen nicht unmittelbar verwendet. Dies kommt bereits in der Menschenrechtsformel des kategorischen Imperativs zum Ausdruck, wonach man sich oder einen anderen Menschen jederzeit niemals nur als Mittel, sondern stets auch als Zweck behandeln soll.[11] Also hat man die eigene Willkür mit der Willkür der anderen nach einem allgemeinen Gesetz der Freiheit in Einklang zu bringen.[12] Entsprechend hat ein jeder Mensch „rechtmäßigen Anspruch auf Achtung von seinen Nebenmenschen, und wechselseitig ist er dazu auch gegen jeden Anderen verbunden.“[13]
Einen ersten Versuch der Systematisierung des Anerkennungsbegriffes leistete Johann Gottlieb Fichte in seiner Grundlage des Naturrechts (1796).
Darauf aufbauend entwickelte Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1802–1807 in seinen frühen Schriften in Jena ein theoretisches System, in dessen Zentrum ein Anerkennungsbegriff stand. Bei Fichte und Hegel ersetzt die Anerkennung gewissermaßen den Gesellschaftsvertrag als Grundlage von Recht und Staat.[10] Mit Hegel endete zunächst die Entwicklung der philosophischen Anerkennungstheorie.[10]
Der aus Russland stammende, in Frankreich lebende Alexandre Kojève belebte direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Hegels Ansatz neu. Dem jungen Hegel folgend hob er hervor, dass Anerkennung zur Bildung des Selbstbewusstseins notwendig sei. Dies bedinge auch, dass niemand für sich selbst allein diese Entwicklungsstufe erreichen könne. Erst wenn mehrere „Bewußtseine“ aufeinandertreffen, ereignet sich das, was Hegel „Bewegung der Anerkennung“, „Dialektik der Anerkennung“ nennt und den „Kampf um Anerkennung“ als Spezifikum des Menschen nötig macht. Hegel beschreibt dies in seiner „Phänomenologie des Geistes“ im Kapitel „Selbständigkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewusstseins; Herrschaft und Knechtschaft“. Folgenschwer hat Karl Marx daraus sein Modell des Klassenkampfes entwickelt. Im 20. Jahrhundert beeinflusste dies auch psychoanalytische Entwürfe, etwa Jacques Lacans. Auch das Gesellschaftsverständnis Tzvetan Todorovs knüpft an Hegel und Kojève an, wobei er sich gegen Thomas Hobbes Bild der Gesellschaft als notwendiges Übel wendet.
In der Theorie und Terminologie von Gottlob Frege ist das Urteilen die Anerkennung des Wahrheitswertes eines Gedankens.[22]
Die Psychologie betrachtet den engen Zusammenhang von einerseits Anerkennung (als Lob, Bestätigung[23] oder Respekt) und andererseits der Entwicklung und Bewahrung des Selbstwertgefühls eines Menschen. Joachim Bauer sagt dazu „Neurobiologische Studien zeigen, dass nichts das Motivationssystem so sehr aktiviert, wie von anderen gesehen und sozial anerkannt zu werden“.[23]
Für die Psychoanalyse ist Anerkennung – als mehr oder minder unwillkürliche Geste des Bewusstseins im Rahmen der Tiefenpsychologie der Abwehrmechanismen – ein Modus der (buchstäblichen) Wahrnehmung äußerlicher Gegebenheiten (etwa des anatomischen Geschlechtsunterschiedes) in ihrer seelischen Bedeutsamkeit (vgl. etwa Kastrationsangst) und die Gegenbewegung zur Verleugnung.
Im Konzept „Emotionale Kompetenz“ von Claude Steiner[24] spielt die Idee der Anerkennung eine zentrale Rolle: Es wird davon ausgegangen, dass viele Menschen unter einem erheblichen Mangel an Anerkennung und Zuwendung, sogenannten Positive Strokes, leiden. Als Ursachen werden verinnerlichte dysfunktionale Beziehungsmuster aus der Kindheit und der weiteren Entwicklung angenommen. Als Folgen dieses Zuwendungsmangels werden seelische Erkrankungen konstatiert.
Claude Steiner entwickelte den Gedanken der „Stroke-Ökonomie“: Anerkennung wird innerhalb der Familie unbewusst knappgehalten. Damit erreichen Eltern, dass eine Situation, in der unbegrenzt Anerkennung gegeben wird, umgewandelt wird in eine Situation, in der Anerkennung Mangelware ist und der Preis dafür entsprechend hoch ist. Nach Steiner dient dies Eltern dazu, ihre Kinder steuern zu können. Steiner glaubt, dass Erwachsene immer noch unbewusst diese Regeln im Alltag befolgen und so zu wenig Anerkennung geben und erhalten.
Die Anerkennung der Anderen wird als eine theologische Grunddimension der interkulturellen Kommunikation und der Bildung von Edmund Arens und Helmut Peukert herausgearbeitet.
Monographien
Aufsätze
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.