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Annegret Hannawa
deutsche Kommunikationswissenschaftlerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Annegret Friederike Hannawa (* 27. April 1979 in Konstanz, geb. Horsch) ist Kommunikationswissenschaftlerin und Direktorin des Kompetenzzentrums für Qualität und Sicherheit im Gesundheitswesen (CAHQS)[1] an der Università della Svizzera italiana in Lugano. Sie ist zudem Gründungspräsidentin des Europäischen Instituts für Sichere Kommunikation (EISK).[2][3][4]

Studium
Hannawa studierte zwischenmenschliche Kommunikation an der San Diego State University (USA), wo sie 2006 einen Master erwarb.[5] Anschließend begann sie an der Arizona State University (ASU) in Tempe, Arizona (USA) ein Ph.D.-Studium. In ihrer Dissertation entwickelte sie ein kommunikationswissenschaftliches Modell der „Physician Mistake Disclosure“.[6] 2009 wurde Hannawa an der ASU promoviert.[7]
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Akademische Laufbahn und Wirken
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Nach ihrer Promotion folgte Hannawa ihrem ersten akademischen Ruf an die Wake Forest University (WFU) in Winston-Salem, North Carolina, USA, wo sie als Tenure-Track-Assistenzprofessorin an der kommunikationswissenschaftlichen Fakultät tätig wurde.[8] 2011 wurde sie auf eine weitere tenure-track-Professur für Gesundheitskommunikation und Forschungsmethodik an die kommunikationswissenschaftliche Fakultät der Università della Svizzera italiana (USI, Lugano, Schweiz) berufen, wo sie bis heute (Stand 2025) tätig ist.[9]
Hannawa führte 2013 einen internationalen Kongress zum Thema „Kommunikation und Medizinische Behandlungsfehler“ durch.[10] Aus der Konferenz entwickelte sich die gemeinnützige Organisation „ISCOME Global Center for the Advancement of Communication Science in Healthcare“.[11] Hannawa leitet seitdem diesen Forschungsverband als gewählte Gründungspräsidentin.[12] Ebenfalls 2013 erhielt sie eine Förderung vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) für die Entwicklung eines evidenzbasierten Kommunikationsleitfadens für die Mitteilung von Behandlungsfehlern an Patienten.[13]
2016 gründete Hannawa an der Università della Svizzera italiana ein interdisziplinäres Kompetenzzentrum für Qualität und Sicherheit im Gesundheitswesen (CAHQS Center for the Advancement of Healthcare Quality and Safety).[14] Im selben Jahr wurde sie als wissenschaftliche Expertin in den ELSI-Beirat der Swiss Personalized Health Network (SPHN) gewählt.[15] Zudem erhielt sie den Ehrentitel als Honorarprofessorin an der Johns Hopkins University Bloomberg School of Public Health (Baltimore, Maryland, USA)[16] und an der Cardiff University School of Medicine (Wales, Vereinigtes Königreich).[9] Ebenfalls 2016 wurde sie mit dem „Jozien Bensing Research Award“ ausgezeichnet.[17]
2017 und 2018 war Hannawa auf mehreren nationalen und internationalen Veranstaltungen als Keynote-Rednerin zu Gast.[18][19][20][21] Unter anderem wurde sie als Expertin auf den Globalen Ministergipfel für Patientensicherheit,[22] den World Patient Safety, Science & Technology Summit,[23] und das "Grand Challenges" Meeting.[24] Im November 2023 wurde sie von der Regierung des Schweizerischen Kantons Uri als Anerkennung ihrer Erfolge zur Botschafterin gekürt.[25] Im Juni 2024 gründete sie das Europäische Institut für Sichere Kommunikation (EISK), das Wissenschaft und Praxis vereint, um kommunikative Hochrisikosituationen in Luftfahrt, Gesundheitswesen, Rettungswesen und Energie gegen Fehler abzusichern.[26] Im Juni 2025 wurde Hannawa vom globalen Fachverband für Kommunikationswissenschaften (International Communication Association) mit dem renommiertesten internationalen Preis für angewandte Forschung ausgezeichnet. Der Preis ging hiermit erstmals in die Schweiz.[27]
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Forschung
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In ihrer Forschung beschäftigte sich Hannawa anfangs vornehmlich damit, wie durch eine sichere zwischenmenschliche Kommunikation zahlreiche Behandlungsfehler im Klinikalltag vermieden und eine hochwertige Gesundheitsversorgung sichergestellt werden können,[28] insbesondere im Zeitalter der Digitalisierung.[29] Für ihre Forschung hat sie ursprünglich über 1000 Schadensfälle in Kliniken ausgewertet.[30][31] Ihren statistischen Ableitungen zufolge sterben täglich 53 Patienten in Deutschland durch Behandlungsfehler;[32] bis zu 80 Prozent dieser Fälle gehen auf eine mangelhafte Kommunikation zurück.[33][34]
Hannawa hat mit ihrem Forschungsteam vier wissenschaftliche Modelle entwickelt:
- SACCIA beschreibt fünf Kernkompetenzen für eine "sichere Kommunikation" im klinischen Alltag (Suffizienz, Akkuratheit, Klarheit, Kontextbezug, Interpersonelle Anpassung);[35][36][37]
- MEDC (Medical Error Disclosure Competence) dient als wissenschaftliche Leitlinie für die Mitteilung von Behandlungsfehlern an Patienten und Angehörige;[38]
- INQUAT (Integrative Quality Care Assessment Tool) unterstützt Führungskräfte im Gesundheitswesen bei der Evaluation der Versorgungsqualität;[39]
- TRACE (Tool for the Retrospective Analysis of Critical Events) ist ein evidenzbasiertes Instrument zur Analyse von kritischen Zwischenfällen in der Patientenversorgung.[40]
Ende 2018 erhielt Hannawa zusammen mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit, der Techniker Krankenkasse und der Jacobs Universität Bremen eine Innovationsfonds-Förderung vom Gemeinsamen Bundesausschuss in Höhe von 1,9 Mio. Euro für das Forschungsprojekt „Digital SACCIA“, welches das von ihr entwickelte Modell der „SACCIA Sicheren Kommunikation“[41] in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe an zwei deutschen Universitätskliniken (Frankfurt und Ulm) implementieren sollte.[42] 2020 erhielt sie weitere Drittmittel von der Dräger-Stiftung für ein Forschungsprojekt, das die „SACCIA sichere Kommunikation“ in der Notfallmedizin implementierte und auf weitere Hochrisikobranchen (Flugsicherheit, Rettungswesen) anwendete.[43][44][45][46] 2021 wurde Hannawa vom Schweizerischen Bundesamt für Gesundheit beauftragt, anhand ihres SACCIA-Modells die Kommunikation rund um die Pandemie Covid-19 zu analysieren.[47][48] Mittlerweile hat sie die Anwendungsbereiche ihres SACCIA-Modells auf weitere Krisenbereiche ausgeweitet, z. B. auf die Klimakrise[49], die Energiekrise[50] und die gesellschaftliche Krisenresilienz.[51]
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Auszeichnungen
- International Applied Research Award des globalen Fachverbands für Kommunikationswissenschaften (International Communication Association), 2025.[52]
- Jozien Bensing Research Award, 2016.[53]
Publikationen (Auswahl)
- mit Postel, S. (2018). „SACCIA-Sichere Kommunikation“: Fünf Kernkompetenzen mit Fallbeispielen aus der pflegerischen Praxis. Berlin/Boston: Walter de Gruyter. ISBN 978-3110560732
- mit Jonitz, G. (2017). Neue Wege für die Patientensicherheit: “Sichere Kommunikation” – Evidenzbasierte Kernkompetenzen mit Fallbeispielen aus der medizinischen Praxis. Berlin/Boston: Walter de Gruyter. ISBN 978-3110535570
- mit Juhasz, R., & Wu, A. (2017). New horizons in patient safety: Understanding communication – Case studies for physicians. Berlin/Boston: Walter de Gruyter. ISBN 978-3110453003
- mit Wendt, A., & Day, L. (2017). New horizons in patient safety: “Safe communication” – Evidence-based core competencies with case studies from nursing practice. Berlin/Boston: Walter de Gruyter. ISBN 978-3110453041
- mit Spitzberg, B. H. (Eds., 2015). Communication competence. London: Mouton De Gruyter. ISBN 978-3-11-031705-3
- (2011). When the truth hurts: Toward a validation of the Physician Mistake Disclosure (PMD) Model. UMI Dissertation Publishing.
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Videos
- Statement „Sicherheitskultur“ auf dem VKD-Kongress 2018 in Lübeck
- Podiumsdiskussion „Safe communication in healthcare“ 2018 in der Aula Magna der Università Svizzera italiana
- Podiumsdiskussion auf dem World Patient Safety Summit 2018 in London
Siehe auch
Weblinks
Commons: Annegret Hannawa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Website von Annegret Hannawa
- Veröffentlichungen im Publikationsindex PubMed
- Publikationsprofil auf Researchgate
Einzelnachweise
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