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Apotheose

Erhebung eines Menschen zu einem Gott, Verherrlichung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Apotheose
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Apotheose (altgriechisch ἀποθέωσις apothéōsisVergottung“) bezeichnet ursprünglich die Vergöttlichung, das heißt die Erhebung eines Menschen zu einem Gott oder Halbgott, wird aber auch nur zur Beschreibung einer Verherrlichung oder Verklärung verwendet. Sie ist nicht mit der Theosis der christlichen Ostkirchen zu verwechseln.

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Die Basis der heute verlorenen Antoninus-Pius-Säule zeigt die Apotheose dieses Kaisers und seiner Gattin.
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Rubens: Apotheose Heinrichs IV. aus dem Medici-Zyklus (ca. 1622–1625); der König wird von Jupiter und Saturn in den Himmel erhoben
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Antike

Der Gedanke einer Apotheose hat seinen Ursprung im ägyptischen und griechischen Altertum in einer Zeit, als teils geglaubt wurde, dass „große Persönlichkeiten“ zu Göttern würden und wie diese verehrt wurden. Hinter der Divinisierung zu Lebzeiten steckte mitunter der Gedanke, dass sich eine lebende Gottheit stärker um das Wohlergehen eines Volkes oder einer Gemeinschaft kümmert als ein einfacher Herrscher; teils waren die Zusammenhänge aber auch sehr viel komplexer (siehe etwa hellenistischer Herrscherkult). Seit Kaiser Augustus seinen Adoptivvater Gaius Iulius Caesar postum unter die Götter erheben ließ, wurde es im Römischen Reich bald gängiger Brauch, dass Kaiser ihre Vorgänger, sofern sie diese für legitim hielten, vom Senat zum divus erheben ließen (siehe Kaiserkult). Selbst nach der Christianisierung des Reiches blieb es bis ins frühe 6. Jahrhundert üblich, einen als rechtmäßig geltenden verstorbenen Herrscher als divus zu bezeichnen, auch wenn eine formale Apotheose seit dem späten 4. Jahrhundert nicht mehr vorkam.

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Die Apotheose als Erzähltopos

Die Apotheose ist ein Topos, der verwendet wird, um das Ende einer Erzählung zu verklären. Bereits antike griechische Komödien enden mit einer Apotheose, etwa Die Vögel von Aristophanes.

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Francisco de Zurbarán, Apotheose des Hl. Thomas von Aquin; in den Wolken thronen Jesus und Maria, die Vier Kirchenväter und zwei Heilige des Dominikanerordens

Die Apotheose in der bildenden Kunst

Die Apotheose bedeutender Persönlichkeiten ist auch ein Gegenstand in der bildenden Kunst. Die Idee der Apotheose wurde in der Neuzeit – abgesehen von zahlreichen Darstellungen der Apotheosen von Heiligen während des Barock – aus dem Bereich des Sakralen ins Säkulare verlagert und zur metaphorischen Verherrlichung von Königen und Fürsten verwendet. Den Anstoß hierzu gab der französische Hof, der bereits im 16. Jh. unter Anlehnung an antik-römische Vorstellungen sein höfisches Zeremoniell ausbaute.[1] Als frühes Beispiel gilt das Gemälde Entrückung Heinrichs IV. aus Rubens’ Zyklus der Maria von Medici. Rubens verwendet hier wesentlichen Elemente der römischen Kaiser-Apoheose: das Emporschweben zur himmlischen Sphäre, in der die Götter auf Wolken thronen.

Die Apotheose in der Musik

In der Musik ist die Apotheose abzugrenzen vom Tombeau, einem Stück im Stil eines verstorbenen Komponisten.

Im Ballett und Musiktheater

Besondere Bedeutung hat die Apotheose als Stilmittel im klassischen Ballett erlangt, wenn zum Beispiel der tragische Tod eines Helden oder der gemeinsame Tod eines Liebespaars in der letzten Szene überhöht oder verklärt wird (zum Beispiel in Schwanensee), oder wenn der der Geschichte zu Grunde liegende Konflikt einer magischen oder mythischen Lösung zugeführt wird (zum Beispiel in Sylvia).[2] Die entsprechende Nummer trägt dann auch die Bezeichnung „Apotheose“.

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Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Hiller von Gaertringen: Apotheosis. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 184–188.
  • Arthur E. R. Boak: The Theoretical Basis of the Deification of Rulers in Antiquity. In: Classical Journal. Band 11, 1916, S. 293–297.
  • Franz Bömer: Ahnenkult und Ahnenglaube im alten Rom. Leipzig 1943.
  • Walter Burkert: Caesar und Romulus-Quirinus. In: Historia. Band 11, 1962, S. 356–376.
  • Jean-Claude Richard: Énée, Romulus, César et les funérailles impériales. In: Mélanges de l'École Française de Rome. Band 78, 1966, S. 67–78.
  • Bernadette Liou-Gille: Divinisation des morts dans la Rome ancienne. In: Revue Belge de Philologie. Band 71, 1993, S. 107–115.
  • David Engels: Postea dictus est inter deos receptus. Wetterzauber und Königsmord: Zu den Hintergründen der Vergöttlichung frührömischer Könige. In: Gymnasium. Band 114, 2007, S. 103–130.
  • David Engels: Cum non comparuisset deorum in numero conlocatus putaretur. Entrückung, Epiphanie und Consecration: Überlegungen zur Apotheose des römischen Kaisers. In: Dominik Groß, Jasmin Grande (Hrsg.): Objekt Leiche: Technisierung, Ökonomisierung und Inszenierung toter Körper. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2010, ISBN 978-3-593-39166-3, S. 79–133.
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Wiktionary: Apotheose – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Apotheose – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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