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Australopithecus deyiremeda

Ausgestorbene Art der Gattung Australopithecus Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Australopithecus deyiremeda
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Australopithecus deyiremeda ist eine Art der ausgestorbenen Gattung Australopithecus aus der Familie der Menschenaffen. Fossilien, die Australopithecus deyiremeda zugeordnet wurden, stammen aus rund 3,59 bis 3,30 Millionen Jahre alten Fundschichten des paläontologischen Grabungsgebietes Woranso-Mille im westlichen Zentrum der Afar-Region in Äthiopien. Die Art wurde im Mai 2015 erstmals beschrieben und existierte zur gleichen Zeit und in der gleichen Region wie Australopithecus afarensis.[1]

Schnelle Fakten Zeitliches Auftreten, Fundorte ...
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Namensgebung

Die Bezeichnung der Gattung Australopithecus ist abgeleitet von lateinisch australis „südlich“ und altgriechisch πίθηκος píthēkos „Affe“. Das Epitheton deyiremeda ist zusammengesetzt aus den Wörtern deyi („nah“) und remeda („Verwandter“) der Afar-Sprache und bedeutet „naher Verwandter“. Australopithecus deyiremeda bedeutend folglich sinngemäß „nah verwandter, südlicher Affe“.

Erstbeschreibung

Als Holotypus wurde in der Erstbeschreibung von Australopithecus deyiremeda das Fragment der linken Hälfte eines Oberkiefers – Sammlungsnummer: BRT-VP-3/1 – mit sechs erhaltenen Zähnen benannt (2. Schneidezahn bis 2. Molar), das am 4. März 2011 von M. Barao entdeckt worden war. Zusätzlich wurde als Paratypus ein gut erhaltener, in zwei Teile zerbrochener Unterkiefer (BRT-VP-3/14) ausgewählt. Diese Funde unterscheiden sich den Analysen ihres Entdeckers, Yohannes Haile-Selassie, zufolge durch die ausgeprägte Dicke des Zahnschmelzes und die besonders ausgeprägte Massivität der Kieferknochen von den zu Australopithecus afarensis gestellten Funden.[2] Bei den der Erstbeschreibung zugrunde liegenden Fossilien handelt es sich um Oberflächenfunde, die aus dem Sandsteinboden herausgewittert waren.

Die Abkürzung BRT steht für Burtele, die Fundstelle des Holotypus' hat die Koordinaten 11° 27' 43.9" Nord, 40° 31' 41.0" Ost. Verwahrort der Funde ist das Nationalmuseum von Äthiopien in Addis Abeba.

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Stammesgeschichtliche Einordnung

Zusammenfassung
Kontext

Die stammesgeschichtliche Einordnung von Australopithecus deyiremeda und die in der Erstbeschreibung der Funde aus den Merkmalen der Knochen abgeleitete Berechtigung, sie einer neuen Art zuzuschreiben, wurde bereits in einem Begleitartikel zur Erstbeschreibung als voreilig kritisiert:[3] Das Fossil BRT-VP-3/1 zeige eine große Ähnlichkeit mit dem Fossil KNM-WT 40000, dem Holotypus von Kenyanthropus platyops.[4] Tim White kommentierte 2015 die Interpretation der Funde als neue Art ebenfalls zurückhaltend: Es könne sein, dass die Funde nur Belege für eine größere anatomische Variabilität von Australopithecus afarensis seien als bisher vermutet.[5] 2003 argumentierte Tim White weitergehend, die Schädelfragmente von KNM-WT 40000 seien viel zu stark verformt gewesen, als dass ihre Rekonstruktion zur Grundlage der Gattung Kenyanthropus hätte gemacht werden dürfen; es handele sich möglicherweise um eine Variante von Australopithecus afarensis.[6] 2023 schrieb schließlich Zeresenay Alemseged in einem Review-Artikel, dass die anatomischen Merkmale von Australopithecus sehr variabel gewesen seien, weswegen es naheliege, „das Material von A. deyiremeda als eine Population von A. afarensis zu interpretieren, die den Variationsbereich dieses Taxons geringfügig erweitert.“[7] Alemseged räumte jedoch zugleich ein, falls der Nachweis gelinge, dass der Burtele-Fuß und die Australopithecus deyiremeda zugeordneten Funde zur gleichen Art gehören, dann würde diese einzigartige Kombination von Kiefer- und Schädelknochen (wie bei Australopithecus afarensis) und Fuß-Knochen (wie bei Ardipithecus ramidus) die Anerkennung von Australopithecus deyiremeda in Fachkreisen als eigenständige Art „stärken“. Ende 2024 wurden von anderen Forschern hingegen erneut – anhand der Schädel- und Kiefermerkmale – Argumente für die Anerkennung von Australopithecus deyiremeda als eigenständige Art vorgetragen.[8]

Im November 2025 wurden schließlich von der Arbeitsgruppe um Yohannes Haile-Selassie neu entdeckte Fossilien – aus der gleichen Bodenschicht wie zuvor der Holotypus – beschrieben, insbesondere der beidseits gut erhaltene, jugendliche Unterkiefer BRT-VP-2/135 und mehrere einzeln aufgesammelte Zähne, sodass nunmehr insgesamt 25 hominine Burtele-Fossilien bekannt sind, darunter drei Kiefer-Fragmente.[9] Die Merkmale der Zähne und der Bau der Kieferknochen deuten laut der im Fachblatt Nature publizierten Studie darauf hin, dass diese Fossilien zur gleichen Art gehören. Wegen der „begrenzten räumlichen und zeitlichen Verbreitung“ der Burtele-Funde und „mangels Beweisen dafür, dass diese mehr als eine Art repräsentieren könnten“, wurde auch der Burtele-Fuß zu Australopithecus deyiremeda gestellt. In einem Begleitartikel wurde in Nature jedoch betont, „dass die Zuordnung von Knochen der Gliedmaßen oder des Rumpfes zu einer Art eine Frage der Wahrscheinlichkeit ist, es sei denn, sie sind Teil eines einzelnen Skeletts, das artspezifische Merkmale aufweist, die in der Regel auf den Schädel beschränkt sind“;[10] ähnlich äußerte sich Zeray Alemseged gegenüber der Fachzeitschrift Science.[11] Gestützt wurde die Zugehörigkeit der Fossilien zu einer einzigen Art durch Isotopenuntersuchungen des Zahnschmelzes von acht zufällig ausgewählten Zähnen. Demnach ernährte sich Australopithecus deyiremeda überwiegend von C3-Pflanzen (zum Beispiel von Blättern und Früchten), während ein Vergleich mit dem in der gleichen Epoche und in der gleichen Region lebenden Australopithecus afarensis ergab, dass dieser insbesondere C4-Pflanzen (zum Beispiel Gräser) als Nahrung bevorzugte.

Yohannes Haile-Selassie et al. (2025) argumentierten ferner, dass die morphologischen Merkmale der Fossilien von Australopithecus deyiremeda in stärkerem Maße den ebenfalls ursprünglichen Merkmalen von Australopithecus anamensis nahestehen als den Merkmalen von Australopithecus afarensis. Dies wiederum könne darauf hinweisen, dass Australopithecus anamensis der gemeinsame Vorfahre von Australopithecus deyiremeda und Australopithecus africanus war, die beide enger miteinander verwandt zu sein scheinen als beide mit Australopithecus afarensis.[10] Sollte das durch weitere Fossilien untermauert werden, würde Australopithecus afarensis auch als direkter Vorfahre des Menschen ausfallen.

Thumb
Burtele-Fuß, die erhalten gebliebenen Vorfußknochen
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Siehe auch

Wiktionary: Australopithecus deyiremeda – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Belege

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