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Ceng-ceng
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Ceng-ceng, auch cengceng, cèng-cèng oder cheng-cheng, chèng-chèng, sind kleine Becken oder Zimbeln und größere Paarbecken, die in einigen Gamelans (klassischen Ensembletypen) in der balinesischen Musik zur rhythmischen Betonung meist im Zusammenspiel mit den Röhrentrommeln kendang eingesetzt werden. Folgende drei Formen werden unterschieden:
- Beim ceng-ceng ricik, auch rincik oder rinchik, sind typischerweise fünf oder sechs kleine Becken mit der Öffnung der Schale nach oben waagrecht und teilweise überlappend auf einem meist als Schildkröte gestalteten hölzernen Korpus montiert. Der Musiker schlägt mit zwei weiteren Becken in seinen Händen darauf. Verwendet werden ceng-ceng ricik hauptsächlich im gamelan gambuh und im gamelan angklung.
- Früher waren auf Bali auch zwei getrennt auf einem hohen Sockel befestigte, etwas größere Becken rinchik, auch ceng-ceng angkep oder rincik gedé, gebräuchlich, auf die der Musiker mit zwei weiteren Becken in den Händen schlug. Eine Vorform war das javanische kechichèr mit einem einzelnen auf einem Brett befestigten Becken, auf das mit einem anderen Becken geschlagen wurde.
- Ceng-ceng kopyak sind große gegeneinander geschlagene Paarbecken unter anderem im gamelan balaganjur, das bei zeremoniellen Prozessionen spielt, im gamelan gong kebyar und in einigen Gamelans in der Musik von Lombok.


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Herkunft und Verbreitung
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Bambus ist das in Südostasien am leichtesten verfügbare Material für Musikinstrumente, denn aus einem Bambusrohr kann mit wenig technischem Aufwand ein Stampfrohr, eine Flöte (suling), eine Maultrommel (genggong), eine Röhrenzither (guntang), eine Rassel von bestimmter Tonhöhe (angklung) oder ein Xylophon (gambang kayu) angefertigt werden.[1] Rhythmisch oder melodisch verwendbare Musikinstrumente aus Bambus werden deshalb einer altmalaiischen Kulturschicht vor den zu Beginn des 1. Jahrtausends einsetzenden Einflüssen aus Indien und China zugeordnet.
Eine andere kulturelle Qualität gegenüber den in einem feuchten und heißen Klima wenig haltbaren Bambusgegenständen besitzen Musikinstrumente aus Bronze, die neben ihrem materiellen Wert in Indonesien durch das Material noch eine magische Bedeutung besitzen. Archäologische Fundorte in Nordostthailand wie Ban Non Wat und Ban Chiang belegen die technischen Fähigkeiten zur Bronzeherstellung in Südostasien ab etwa dem Ende des 2. Jahrtausends v. Chr.[2] Wann die Herstellung von Musikinstrumenten aus Bronze in Indonesien begann, ist unklar. Am buddhistischen Borobudur und am hinduistischen Tempel Prambanan in Zentraljava, die beide im 9. Jahrhundert erbaut wurden, sind auf Wandreliefs zahlreiche Musikinstrumente, aber noch keine Gongs erkennbar.[3] Als Heimat der die Musik der indonesischen Gamelans prägenden Buckelgongs gilt Südchina, wo verschiedene Gongtypen seit der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. bekannt sind. Wie Funde aus küstennahen Schiffswracks belegen, gelangten durch den maritimen Handel in einer ersten Phase zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert zunächst Flachgongs, Glocken und Becken aus Bronze von dort in den Malaiischen Archipel.[4]
Der früheste derartige Fund eines Musikinstruments aus Bronze ist ein einzelnes Becken, das 1998 in einem Schiffswrack östlich von Sumatra zwischen den Inseln Belitung und Bangka entdeckt wurde. Das Schiff war wahrscheinlich im Süden der Arabischen Halbinsel (Jemen oder Oman) gebaut worden und ausschließlich mit Waren aus China beladen, als es im 9. Jahrhundert gegen ein Riff unweit des Fundortes lief.[5] Das aus der chinesischen Tang-Zeit stammende Becken besitzt einen Durchmesser von 30,5 Zentimetern und ein kleines Loch in der Mitte des Buckels. Becken gehören zu den sehr seltenen Funden in Schiffswracks und da sie, anders als Buckelgongs, aus dünnwandigem Blech bestehen, sind sie meist nur schlecht erhalten.
Die älteste Abbildung von kleinen Becken findet sich am Candi Sari in der Region Yogyakarta in Zentraljava, einem buddhistischen Tempel, der Ende des 8. Jahrhunderts während des Mataram-Königreichs erbaut wurde. Ältere Darstellungen javanischer Musikinstrumente sind nur kleine Bronzeglöckchen in Reliefs an Tempeln auf dem Dieng-Plateau aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Becken in allen Größen und Glocken sind vor allem auf Reliefs am Borobudur und Prambanan abgebildet.[6] Weitere kleine Becken finden sich in einer Szene zusammen mit hantelförmigen Buckelgongs reyong auf einem Relief an der 1375 datierten Terrasse des Pavillons (pendopo) des Penataran-Tempels nördlich von Blitar.[7]
Während des bis Anfang des 16. Jahrhunderts bestehenden Majapahit-Reichs, der letzten hinduistischen Dynastie in Ostjava, gehörten Becken zusammen mit hängenden und liegenden Buckelgongs sowie Trommeln zu den laut tönenden Ensembles für die Musik im Freien bei Tempelfesten und bei militärischen Anlässen. Auf Java werden Becken heute nur noch vereinzelt eingesetzt,[8] dafür sind sie auf Bali als Rhythmusinstrumente von umso größerer Bedeutung. Die im Zuge der islamischen Eroberung Javas nach Bali geflohene Aristokratie der Majapahit-Dynastie übertrug ihre höfische Kultur auf die Nachbarinsel. Von dort berichten die ersten niederländischen Expeditionen in den Jahren 1595 bis 1597 über eine höfische Musik mit Buckelgongs, Metallophonen, Becken und Trommeln.[9]

Die Verwendung von Becken in der Musik der südostasiatischen Inseln beschränkt sich heute im Wesentlichen auf Bali und Lombok, während Ensembles mit Buckelgongs auf dem Festland und auf den Inseln zwischen Sumatra, Borneo und dem Süden der Philippinen weit verbreitet sind.[10] In den Aufzeichnungen von Antonio Pigafetta, Chronist von Ferdinand Magellans Erdumsegelung, aus dem Jahr 1521 wird ein Ensemble auf der philippinischen Insel Cebu beschrieben, das aus einem großen hängenden Buckelgong („aghon“, gemeint agung), zwei weiteren hängenden Buckelgongs, einer Standtrommel und einem in den Händen gehaltenen Paarbecken bestand. Die Gongs waren demnach in „Signio Magno“ (China) hergestellt. Ähnliche Ensembles werden heute in den südlichen Philippinen gespielt, mit dem Unterschied, dass heute kein Paarbecken, sondern die – in einem spanischen Bericht aus dem 17. Jahrhundert erwähnte – Gongreihe kulintang eingesetzt wird.[11]
In den klassischen Ensembles auf dem südostasiatischen Festland haben Becken nach wie vor eine große Bedeutung. In mehreren thailändischen und kambodschanischen Ensembletypen mit Buckelgongs (khong) geben die Handzimbeln ching und chap die metrische Struktur vor. Dieselbe Funktion erfüllen in der burmesischen Musik die großen Paarbecken yagwin und die kleinen Zimbeln si. In Vietnam werden Buckelgongs und Flachgongs verwendet, zusammen mit großen Becken chập chõa und Handzimbeln bạt. In Malaysia kommt ein kesi genanntes Set aus Becken vor, das dem balinesischen ceng-ceng ricik ähnelt und in der Begleitmusik von Tanztheatern eingesetzt wird.[12] Zwei oder vier Becken mit einem halbrunden Buckel und einem breiten flachen Rand sind auf einem liegenden Brett angebracht und werden vom Musiker mit zwei weiteren Becken in seinen Händen geschlagen. Es entstehen metallisch klingende, aber durch den direkten Kontakt mit dem Brett gedämpfte Töne.[13]
Curt Sachs (1923) nahm an, Becken seien im Malaiischen Archipel gänzlich unbekannt.[14] Er übersah die Musiktraditionen von Java und Bali sowie den Eintrag in B. F. Matthes’ Makassaarsch-Hollandsch woordenboek von 1859, worin es zum Stichwort „kanjtjing“ heißt: „fürstliche pabôñgka sêtañg bestehend aus zwei kleinen Becken, die gegeneinandergeschlagen werden“.[15] Makassar wird im Süden der Insel Sulawesi gesprochen. Von dort weiß das Wörterbuch zu berichten, dass „Teufelsaustreiber“ mit gewissen Hilfsmitteln („pabôñgka sêtañg“), das heißt mit Handzimbeln, bei Krankheiten, Geburten, Beschneidungen und Hochzeiten böse Geister fernhielten. Handzimbeln von Anfang des 20. Jahrhunderts aus dieser Region haben einen Durchmesser von neun Zentimetern.[16] Die Handzimbeln in Südsulawesi wurden damals vermutlich aus Java eingeführt, ebenso wie die gelegentlich zusammen mit dem Gongspiel meko auf der Insel Roti verwendeten Paarbecken bitala. Heute werden kleine Becken in Sulawesi (kancing oder sia-sia) für Ritualtänze und in der Unterhaltungsmusik gespielt. Auf den zur Provinz Maluku Utara gehörenden Inseln werden Paarbecken (dabi-dabi oder cik) lokal hergestellt. Zusammen mit Gongs verwenden einige Gruppen der Batak in der Provinz Sumatra Utara Paarbecken in unterschiedlichen Besetzungen.
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Wortumfeld
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Die Wortdoppelung ceng-ceng ist keine der aus dem Indonesischen bekannten Pluralbildungen, da das Wort im Balinesischen nur in dieser Form (für Singular und Plural) vorkommt. Ceng ist eine lautmalerische Silbe ähnlich indonesisch cing („kling!“, wie eine Münze, die auf einen Stein fällt). Cing heißen auch kleine Fingerzimbeln, die von der thailändischen Minderheit auf der Malaiischen Halbinsel in der traditionellen Festmusik verwendet werden.[17] Lautähnliche Wörter im selben Bedeutungsumfeld sind chinesisch zhong (cheng, bezeichnet seit vorchristlicher Zeit eine klöppellose Glocke),[18] uighurisch jang für eine Tierglocke, ebenso usbekisch jang oder chang, kaschgaisch jendsch und hiervon abgeleitet türkisch çan für eine große (geschmiedete) Tierglocke. Kleinere (gegossene) Glocken und Fingerzimbeln werden im Türkischen zil genannt. Im 11. Jahrhundert hießen türkische Fingerzimbeln çenğ. Dieses Wort kommt bis heute als Sonderfall çeng-i harbî für militärische Becken vor.[19] Das vorder- und zentralasiatische Wortumfeld für Glöckchen und Zimbeln ist zang.
In Indien werden Paarbecken und Zimbeln in zahlreichen Varianten in der Volksmusik und religiösen Musik verwendet. Regional sind in Ostindien Paarbecken als jhanj oder jhanjh bekannt. Andere Grundwörter für Becken in Südasien sind von Sanskrit jhilli („Becken“) abgeleitet tibetisch sil oder sil-sil und in indischen Sprachen am weitesten verbreitet tal/tala/talam (etwa bartal für große Paarbecken in Nordostindien und elathalam für kleine Paarbecken in Südindien). Tala gehört zu den Sanskritbezeichnungen für Musikinstrumente, die in der Literatur der hindu-javanischen Reiche im 1. Jahrtausend erwähnt werden und die in Indonesien heute verschwunden oder selten geworden sind (wie bangsi statt heute suling für „Flöte“) oder eine andere Bedeutung angenommen haben (wie bheri, früher eine Trommel, heute ein Buckelgong auf Bali).[20]
Die Spezifizierung ricik oder veraltet rinchik (richik) bedeutet allgemein in malaiischen Sprachen „etwas Kleines“, „ein kleines Stückchen“. Hierzu gehört indonesisch rincih, „Teilchen, Stückchen“. Ricik heißen auf Bali auch Gefäßrasseln aus Kokosnuss, die in einem dörflichen Gamelan anstelle der ceng-ceng verwendet werden. In Westjava bezeichnet kacapi rincik eine kleinere und höher klingende Variante der sundanesischen Brettzither kacapi. Dort steht rincik auch für eine hoch tönende Version der Buckelgongreihe bonang, die im gamelan saléndro eingesetzt wird und dem zentraljavanischen bonang panerus entspricht.[21]
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Bauform
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Ceng-ceng ricik



Die kleinen Becken ceng-ceng ricik sind auf einem Holzsockel montiert. Üblicherweise wird der Holzblock in der Form einer Schildkröte mit einem vorgestreckten stilisierten Kopf und an den Seiten eingekerbten Füßen gestaltet. Auf dem flachen Rücken der Schildkröte liegen vier, häufiger fünf oder sechs kleine Becken mit einem flachen Rand und der Öffnung der halbrunden Schale nach oben eng nebeneinander, sodass sich die Ränder teilweise überlappen. Die Becken, deren Durchmesser bis zu 12 Zentimeter betragen, werden mit einer durch ein Loch in der Mitte gesteckten Schraube lose in ihrer Position fixiert. Der Musiker schlägt mit zwei weiteren Becken gleicher Größe in den Händen abwechselnd oder gleichzeitig von oben auf die Beckengruppe und produziert hell klirrende Tonfolgen.
Jaap Kunst beobachtete in den 1920er Jahren auf Java einen damals seltenen Vorläufer dieses Perkussionsinstruments, bei dem ein einzelnes Becken auf einem Brett befestigt war und mit einem zweiten Becken in der Hand von oben geschlagen wurde. Er gibt hierfür die javanischen Namen kechèr, kechichèr und in Ostjava kenchèr an. In manchen Fällen waren zwei Becken nebeneinander auf einem Brett angebracht.
In diesem Zusammenhang verweist Jaap Kunst noch auf ein ungewöhnliches, ansonsten nirgendwo erwähntes Melodieinstrument namens cheluring (celuring) im Kraton von Yogyakarta, das aus einer Reihe von Bronzetassen bestand, die mit einem Stab durch ein Loch in der Bodenmitte auf einem langrechteckigen Resonanzkasten befestigt waren. Die Befestigungsart und das Schwingungsmaximum der Tassen an den Rändern sind strukturelle Gemeinsamkeiten mit den ceng-ceng ricik. Eine weitere Parallele zu den Becken ist, dass gemäß Reliefs am Borobudur und am Prambanan die Tassen in der hindu-javanischen Periode von den Musikern wie Paarbecken mit den Händen zusammengeschlagen wurden.[22]
Rincik gedé
Eine heute ebenfalls weitgehend verschwundene Weiterentwicklung des javanischen kechichèr sind auf Bali zwei gegenüber dem ceng-ceng ricik etwas größere Becken, die nebeneinander auf einem Holzsockel montiert waren und die der Musiker mit einem Becken in jeder Hand schlug. Colin McPhee (1966) zeigt ein Foto aus dem 1930er Jahren mit einem rincik gedé, auch ceng-ceng angkep oder rinchik, bei dem auf einem rechteckigen, mit Blattformen beschnitzten Holzblock zwei gedrechselte Säulen senkrecht herausragen, auf deren Enden kleine Becken liegen, die der Musiker mit Becken abwechselnd schlägt. Die beiden frei beweglichen Becken hält der Musiker an jeweils einem dünnen Stab, an dem ein in der Mitte durchbohrtes Becken mit einer Schnur festgebunden ist. In einem Gamelan wurden drei oder vier dieser Beckenpaare benötigt.[23] Das als Becken in mittlerer Größe und Lautstärke zwischen den kleinen Zimbeln und den großen Paarbecken gedachte rincik gedé gehörte zum Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführten gamelan gong kebyar.[24]
Ceng-ceng kopyak
Das ceng-ceng kopyak ist ein großes Paarbecken (Gegenschlaggefäß) mit einem Durchmesser von typischerweise 23 Zentimetern.[25] Durchschnittlich haben die Becken 21 bis 25 Zentimeter Durchmesser.[26] An einem Loch in der Mitte ist ein Bündel aus Schnur oder Stoff angebunden, das dem Musiker zum Festhalten dient. Häufig bilden vier (gelegentlich drei bis sechs) Musiker mit ceng-ceng kopyak eine Perkussionsgruppe. Die je nach Größe und Materialstärke unterschiedlich und insgesamt tiefer als die ceng-ceng ricik klingenden Becken werden möglichst kräftig mit der gesamten Fläche gegeneinander geschlagen, anders als europäische Paarbecken, die in seitlichen Bewegungen aneinander vorbeigleitend geführt werden, und anders als indische Zimbeln, die durch leichtes Anschlagen der Ränder erklingen sollen.
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Spielweise
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Javanisches kechichèr
Der Einsatz des javanischen kechichèr war auf wenige höfische Gamelans beschränkt, etwa auf das archaische gamelan munggang (ehrende Bezeichnung gamelan pusaka, „vererbtes Gamelan“), das nur bei äußerst seltenen Gelegenheiten am Kraton von Yogyakarta und in anderen Palästen gespielt wird. Ein ähnliches Ensemble (gamelan balaganjur) wird auf Bali bei religiösen Prozessionen verwendet.[27] Etwas häufiger wurden kechichèr im kulturell Bali näher stehenden Osten Javas eingesetzt.[28] Munggang heißt auch die älteste Komposition (gending) von Java. Zwei weitere zeremonielle javanische gending, bei denen früher kechichèr verwendet wurden, sind Kodok Ngorek („quakender Frosch“) und Carabalen (Name unklar, vielleicht „im balinesischen Stil“ gemeint).[29] Jaap Kunst beobachtete in den 1920er Jahren im Kraton der ostjavanischen Stadt Surakarta ein kechichèr oder rojèh genanntes Bündel aus sechs an einem Metallstab hängenden Becken.[30]
Im heutigen gamelan munggang im Kraton von Surakarta ist an die Stelle mehrerer kechichèr ein großer langrechteckiger Holzrahmen getreten, der mit sechs Beckenpaaren bestückt ist, die von vier Musikern mit Holzhämmern geschlagen werden. Jeweils zwei Becken liegen, von einer zentralen Achse gehalten, lose aufeinander und produzieren scheppernde Töne ohne Nachklang.[31]
Gamelan gambuh
Die kleinen ceng-ceng ricik oder rinchik werden in balinesischen Gamelans (balinesisch gambelan) zur Begleitung von Tanztheatern verwendet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörte und vereinzelt bei traditioneller Besetzung gehört noch das Beckenpaar auf hohen Sockeln rinchik zum gamelan gambuh. Drei oder vier Musiker spielen auf je einem Beckenpaar unisono ein rhythmisches Muster zur Begleitung des gleichnamigen höfischen Tanzdramas. Gambuh ist das formal strengste und älteste balinesische Tanzdrama, das Anfang des 16. Jahrhunderts die aus Ostjava geflohene Majapahit-Oberschicht einführte.[32] Das Ensemble besteht vorwiegend aus Melodieinstrumenten. Für die Melodielinie sorgen Colin McPhee (1966) zufolge beim gamelan gambuh im Palast von Tabanan vier Bambusflöten suling und eine Streichlaute rebab. Die rhythmische Struktur wird von den beiden mittelgroßen hängenden Buckelgongs kempur und kajar vorgegeben und von weiteren Gongs sowie zwei Röhrentrommeln kendang ausgefüllt. Als weitere Perkussionsinstrumente kommen rinchik, vier gumanak (kleine Aufschlagidiophone aus einem aufgerollten Metallstreifen) und zwei kangsi (auf den Boden geschlagene Gabelbecken) hinzu. Eine Besonderheit beim gamelan gambuh sind die bananenförmigen gumanak, die in einer Handfläche gehalten und mit einem Metallstab in der anderen Hand geschlagen werden.[33]
Das Unisonospiel der Beckengruppe steht im Gegensatz zum polyrhythmischen Spiel der in den Händen gehaltenen Paarbecken. Letzteres würde die feinen rhythmischen Strukturen der beiden Trommeln stören, denen die leitende Rolle in der Musik und für die Bewegungen der Darsteller zukommt. Lediglich bei schnelleren Tänzen und Actionszenen werden die Becken stärker hörbar zu einem Tremolo mit einer schnellen Schlagfolge von linker und rechter Hand gesteigert. Gelegentlich kommt zu diesen kleinen Perkussionsinstrumenten noch ein gentorak (ein Ständer mit kleinen Glöckchen) hinzu.[34][35]
Gamelan semar pegulingan
Das gamelan semar pegulingan (auch semar pagulingan) hat einen weicheren Klang als das alte höfische gamelan gong gede, weil dessen metallisch-hart klingenden Metallophone saron fehlen. Das führende Melodieinstrument ist die Buckelgongreihe trompong. Dessen Kernmelodie (pokok) wird von den Metallophonen jublag und penyachah in der höheren Oktave umspielt.[36] Die Streichlaute rebab und die Bambusflöte suling verzieren die Melodielinie, die beiden Trommeln kendang wadon („weiblich“, tief tönend) und kendang lanang („männlich“, hoch tönend) spielen ein verzahntes Rhythmusmuster. Das Orchester klingt transparent und für balinesische Gamelans zurückhaltend ruhig, die ceng-ceng ricik und die anderen kleinen Perkussionsinstrumente bilden einen hoch und hell klingenden Hintergrund.
Das gamelan semar pegulingan saih pitu im Dorf Kamasan (Regierungsbezirk Klungkung) spielt eine siebenstufige pélog-Skala und verwendet für den perkussiven Hintergrund ein ceng-ceng-rincik mit fünf Becken, ein gumanak und zwei Glöckchenständer gentorag.[37]
Gamelan pelègongan
Das gamelan pelègongan ist vor allem als Begleitung des Unterhaltungstanzes legong bekannt. Es entspricht im Wesentlichen einem gamelan semar pegulingan bei dem das trompong durch vier große Metallophone gendèr ersetzt ist. Hinzu kommen vier Metallophone gangsa jongkok. Die einzelnen Gongs kajar und kempur markieren den Takt, rinchik und gentorak bilden die hell klingenden Perkussionsinstrumente im Hintergrund. Allgemein steuern die Trommeln kendang den Rhythmus, den die Metallophone mit ihrem rhythmisch verzahnten Spiel (das auf Bali kotekan oder kekilitan genannt wird) ausgestalten. Die kleinen Perkussionsinstrumente folgen den Trommeln unisono, auch bei einer von den Trommeln eingeführten kurzen Unterbrechung (angsel), die normalerweise auf dem dritten Schlag vor dem Einsatz des Buckelgongs kempur, der die Zählzeiten markiert, stattfindet. Danach setzen alle Instrumente ihre rhythmischen Strukturen fort.[38]
Gamelan bebarongan
Zwei weitere bekannte Tänze mit mythischen Inhalten neben dem legong sind der barong um die Hauptfigur Barong, ein löwenähnlicher guter Schutzgeist, begleitet vom gamelan bebarongan, und der calonarang, der von der Hexe Calon Arang handelt. Der barong-Tanz besitzt Parallelen zum chinesischen Löwentanz und wird mit Kompositionen (gending barong) aufgeführt, die ansonsten zum calonarang gehören.[39] Die böse Calon Arang verkörpert sich in der Dämonin Rangda und diese ist die Widersacherin des Barong. Die Tänze und Kompositionen sind diesen beiden Figuren zugeordnet. Zum gamelan bebarongan gehören mehrere Metallophone: zwei gendèr rambat, sechs bis acht gangsa, vier pemade und vier kantil, die alle metallisch hart klingen. Weitere Metallophone mit fünf Klangplatten sind zwei jegogan und zwei jublag. Ein großer hängender gong gede punktiert das Ende des längsten Melodieabschnitts. Hinzu kommen eine Trommel kendang, ein bis zwei Flöten suling, eine Streichlaute rebab, zwei ceng-ceng kopyak und drei einzelne Gongs.[40]
Gamelan angklung
Anders als die bisher erwähnten höfischen Gamelans ist das gamelan angklung ein zeremonielles Orchester der Dorfbevölkerung. Schüttelidiophone aus Bambus (angklung) gehören trotz des Namens selten zu dem hauptsächlich mit Metallophonen gendèr mit vier Klangplatten oder gangsa gantung, einer Gongreihe reyong und mehreren einzelnen Gongs besetzten Orchester. Zu den kleinen Perkussionsinstrumenten gehört laut Colin McPhee (1966) allgemein ein leises rincik. In den abgelegenen Dörfern im Regierungsbezirk Karangasem, wo das gamelan angklung als Ersatz des alten großen gamelan gong dient, kommen jedoch mehrere lauter klingende Paarbecken ceng-ceng kopyak zum Einsatz. Alle Instrumente des gamelan angklung sind relativ klein und leicht, sodass sie auch bei Prozessionen zu außerhalb des Dorfes gelegenen Tempeln mitgetragen werden können.[41]
Gamelan joged bumbung
Das aus Xylophonen mit Bambusklangplatten als Melodieinstrumente bestehende dörfliche gamelan joged bumbung (etwa „Tanz mit Bambusröhren“, vgl. bumbung), früher gamelan pejogedan, begleitet den Unterhaltungstanz joged von einer Tänzerin oder von mehreren Tänzerinnen, die im Verlauf der Aufführung Männer aus dem Publikum zum Mittanzen animieren. Das Gamelan ist eine auf etwa ein Dutzend Musiker reduzierte Variante des gamelan legong. Die Besetzung umfasst sechs Xylophone rindik mit einem Tonumfang von zwei Oktaven, mehrere Bambusflöten suling, einen kleinen Buckelgong klenang, Röhrentrommeln kendang, einen kleinen Gong tawa-tawa als Taktgeber, einen gong pulu (zwei Bronzeschlagplatten in einem Holzgestell), einen kleinen hängenden Buckelgong klentong und ceng-ceng ricik. Die Kernmelodie spielen die tief klingenden rindik in parallelen Oktaven, während die übrigen Schlaginstrumente in der höheren Oktave mit verzahnten rhythmischen Mustern die Melodie verzieren.[42]
Gamelan gendèr wayang batèl
Zur Begleitung des Schattenspiels wayang kulit wird ein Ensemble gamelan gendèr wayang aus nur vier, in der fünfstufigen Tonart slendro gestimmten Metallophonen gendèr ohne Gongs und ohne Trommeln benötigt, um die Eröffnungsmusik und die Kompositionen (gending) zur Begleitung der Handlung zu spielen. Auf unterschiedliche Tonhöhen gestimmt haben die vier gendèr einen Tonumfang von drei Oktaven. Damit werden überwiegend Szenen aus dem indischen Epos Mahabharata aufgeführt. Für die Inszenierung von Geschichten aus dem zweiten großen Epos Ramayana wird das gamelan gendèr wayang batèl benötigt, das um eine Perkussionsgruppe (batèl) vergrößert ist.[43] Diese besteht aus einem mittelgroßen hängenden Gong kempur, einem hängenden Gong mit eingetieftem Buckel kajar, einem waagrecht liegenden Gong kempli, kleinen Becken rincik und Trommeln. Diese Gruppe kommt bei Kampfszenen zwischen Ramas Heer der Affen und ihren Widersachern, den Dämonen um Ravana, zum Einsatz, wo sie zur Musik der Metallophone einen begleitenden rhythmischen Hintergrund beisteuern.[44]
Gamelan arja

Das gamelan arja begleitet das populäre balinesische Tanzdrama arja. Wegen der für das Orchester charakteristischen, das sanfte Klangbild prägenden Bambusröhrenzither guntang wird es auch gamelan geguntangan genannt. Obwohl die zwei verwendeten guntang, deren eine Saite mit einem Stöckchen geschlagen wird, sehr einfache Musikinstrumente sind, gehört das gamelan geguntangan zu den beliebtesten Gamelans auf Bali.[45] Neben den guntang besteht das Orchester im Kern aus einer oder zwei Bambusflöten suling, zwei Trommeln und einem ceng-ceng ricik. Bei den meisten Orchestern kommen ein kleiner liegender Gong klenang,[46] ein kleiner waagrechter Buckelgong kempli, der meist eine der beiden guntang ersetzt,[47] und ein mittelgroßer Gong kempur hinzu. Der helle leichte Klang des Orchesters lässt die Texte der gesungenen Erzählung gut verstehen.[48]
Gamelan genggong
Die genggong ist auf Bali eine idioglotte (Zunge und Rahmen aus demselben Material) Rahmenmaultrommel, die aus der verholzten Blattrippe der Zuckerpalme hergestellt wird und für die balinesischen Reisbauern dazu geeignet ist, das Quaken der Frösche in den Feldern nachzuahmen. Mehrere Maultrommeln produzieren zusammen ähnlich verzahnte Rhythmen wie Schlaginstrumente der Gamelans. Ein dörfliches gamelan genggong (oder gegengongan) besteht aus einfachen und kostengünstig, da überwiegend aus Bambus bestehenden Instrumenten. Zu diesen gehören je nach Ensemble unterschiedlich ein oder zwei kleine Flöten suling für die Melodie, eine kleine Trommel kendang wie sie auch im gamelan arja verwendet wird, vier bis acht Maultrommeln genggong, eine große und eine kleine Bambusröhrenzither guntang als rhythmus- und taktgebenden Ersatz für Gongs, ein kleiner Buckelgong klenang, der offbeat zur kleinen guntang geschlagen wird, sowie ein ceng-ceng ricik, das den Rhythmus anreichern und die Schläge der Trommel hervorheben soll. Anstelle der kleinen Becken wurden zumindest in einem Dorf zwei Kokosnuss-Gefäßrasseln ricik verwendet.[49]
Gamelan balaganjur

Das gamelan balaganjur, auch beleganjur oder gamelan bebonangan (abgeleitet von der Buckelgongreihe bonang), ist ein laut tönendes Prozessionsorchester aus Buckelgongs, Becken und Trommeln, das früher bei allen staatlichen Zeremonien und für die Marschmusik bei Kriegen eingesetzt wurde.[50] Heute wird das balaganjur bei religiösen Prozessionen und offiziellen Anlässen gespielt. Da dem Orchester eine magische Bedeutung zugesprochen wird, gehört es zu Verbrennungszeremonien (ngaben), Reinigungszeremonien nach der Beisetzung (memukur), zu großen Tempelfesten (odalan), zu Besessenheitsritualen (mecaru) und zu Zeremonien zur Verehrung der Götter und Ahnen (melis).
Um die reyong bei Prozessionen mitführen zu können, nehmen die Musiker die Buckelgongs aus ihren Holzkästen und tragen sie einzeln. Eine übliche Besetzung besteht aus zwei Trommeln (kendang lanang, „männlich“ und kendang wadon, „weiblich“), acht ceng-ceng kopyak für acht Spieler, vier einzelne Gongs reyong und mehrere hängende Gongs unterschiedlicher Größen. Die rhythmische Struktur gibt ein mittelgroßer hängender Gong kajar vor. Reyong, kendang und ceng-ceng kopyak werden demgegenüber in vierfachem Tempo geschlagen und füllen die rhythmischen Zwischenräume.[51]
Gamelan gong kebyar
Das 1915 erstmals aufgeführte gamelan gong kebyar ist eine Entwicklung aus dem großen höfischen gamelan gong gede und das heute am häufigsten gespielte und am weitesten verbreitete Orchester, dessen Repertoire mit neuen Kompositionen (kreasi baru) ständig erweitert wird. Charakteristisch für das kebyar sind die harten Klänge von neun oder zehn Metallophonen gangsa gantung, die mit zehn Klangplatten bei einer Fünf-Ton-Skala einen Tonumfang von zwei Oktaven besitzen. Zu diesen melodiebildenden gangsa kommen weitere Metallophone, eine von vier Musikern gespielte Buckelgongreihe reyong und mehrere Paarbecken ceng-ceng-kopyak. Der metallische harte Klang all dieser Instrumente wird durch Trommeln kendang und zwei weitere Melodieinstrumente, die Flöte suling und die Spießlaute rebab, gemildert.[52]
Anders als die mit unspezifischer Tonhöhe klirrenden ceng-ceng ricik sorgen die von drei bis sechs (oder bis zu zehn)[53] Musikern gespielten Paarbecken für verzahnte rhythmische Muster. Dieses rhythmische Zusammenspiel der Paarbecken wird kekilitan ceng-ceng kopyak, kurz cek, genannt. Eine aus beispielsweise fünf Zählzeiten bestehende Schlagfolge der Becken heißt cek lima (mit lima, „fünf“). In einer Komposition (gending) fügen sich die ceng-ceng kopyak in die gesamte rhythmische Einheit der anderen Instrumente, die sich aus Schlagfolgen polos auf dem Beat und dazwischen gesetzte Schlagfolgen sangsih zusammensetzt.[54]
Die meisten Musiklehrer beginnen bei der Unterrichtung des Gamelan-Instrumentariums mit den Metallophonen und gehen erst später zu den schwieriger zu spielenden Trommeln, Buckelgongs reyong und den ceng-ceng kopyak über.[55]
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Literatur
- Jaap Kunst: Music in Java. Its History, its Theory and its Technique. 3. Auflage herausgegeben von Ernst L. Heins. Zwei Bände. Martinus Nijhoff, Den Haag 1973
- Andrew C. McGraw: Rincik. In: Laurence Libin (Hrsg.): The Grove Dictionary of Musical Instruments. Band 4, Oxford University Press, Oxford/New York 2014, S. 314
- Colin McPhee: Music in Bali. A Study in Form and Instrumental Organization in Balinese Orchestral Music. Yale University Press, New Haven/London 1966
- Arsenio Nicolas: Gongs, Bells, and Cymbals: The Archaeological Record in Maritime Asia. From the Ninth to the Seventeenth Centuries. In: Yearbook for Traditional Music, Band 41, 2009, S. 62–93
- Arsenio Nicolas: Gongs in Java, 13th to 16th Century: A Survey of Temple Bas-reliefs, Inscriptions and Literary Texts. Vortrag beim 12th Borobudur Writers and Cultural Festival Universitas Negeri Malang, East Java, Indonesia, 23.–27. November 2023
- I Ketut Aditya Putra, Hendra Santosa, I Komang Sudirga: The Concept of Balance at Sekati Ririg Gending in Tejakula, Buleleng Regency. In: Harmonia: Journal of Arts Research and Education, Band 20, Nr. 2, 2020, S. 183–194
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Weblinks
- Sekar Ginotan – cengceng (embedded). Youtube-Video (Hörprobe einer ceng-ceng ricik mit sechs Becken)
- Tutorial kekilitan ceng-ceng. Youtube-Video (Übung mit einem und mehreren verzahnt (kekilitan) spielenden Paarbecken ceng-ceng kopyak)
Einzelnachweise
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