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Coccinit

Mineral aus der Klasse der Halogenide Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Coccinit
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Coccinit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Hg2+I2, ist also chemisch gesehen ein Quecksilber(II)-iodid.

Schnelle Fakten Allgemeines und Klassifikation, Kristallographische Daten ...

Coccinit entwickelt nur millimetergroße Kristalle und pulvrige Überzüge bzw. Krusten von scharlachroter oder orangeroter bis brauner Farbe bei orangeroter Strichfarbe.

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Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Coccinit bei Casas Viejas in Mexiko und beschrieben 1829 von Del Rio als Iodure de Mercure (deutsch: Iodmercur[9] bzw. Iodquecksilber oder Quecksilberjodid[2]).

Seinen bis heute gültigen Namen erhielt das Mineral 1845 durch Wilhelm von Haidinger, der es in Anlehnung an seine Farbe nach dem lateinischen Wort coccineus für „scharlachrot“ benannte.[10]

Da der Coccinit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Coccinit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[11] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Coccinit lautet „Cci“.[1]

Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial des Minerals ist nicht dokumentiert.[12]

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Klassifikation

Zusammenfassung
Kontext

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Coccinit zur Mineralklasse der „Halogenide“ und dort zur Abteilung „Einfache Halogenide“, wo er gemeinsam mit Kalomel in der „Kalomel-Reihe“ mit der Systemnummer III/A.04 steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer III/A.08-060. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Einfache Halogenide“, wo Coccinit zusammen mit Fluorit, Fluorocronit, Frankdicksonit, Gagarinit-(Ce), Gagarinit-(Y), Håleniusit-(La), Laurelit, Polezhaevait-(Ce), Strontiofluorit und Tveitit-(Y) eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer III/A.08 bildet.[3]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[13] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Coccinit in die neu definierte Abteilung „Einfache Halogenide ohne H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis von Metall zu Halogenid. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : X = 1 : 2“ zu finden, wo es als einziges Mitglied eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 3.AB.10 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Coccinit die System- und Mineralnummer 09.02.07.03. Das entspricht ebenfalls der Klasse und gleichnamigen Abteilung „Halogenide“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie und wasserhaltige Halogenide mit der Formel AX2“ in der „Cotunnitgruppe“, in der auch Cotunnit und der 2006 diskreditierte Hydrophilit eingeordnet sind.

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Kristallstruktur

Coccinit kristallisiert in der tetragonalen Raumgruppe P42/nmc (Raumgruppen-Nr. 137)Vorlage:Raumgruppe/137 mit den Gitterparametern a = 4,38 Å und c = 12,41 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Eigenschaften

Das Mineral ist sehr giftig, ein direkter Kontakt ist daher möglichst zu vermeiden.[7]

Bildung und Fundorte

Aufgrund der extremen Seltenheit von Coccinit ist bisher wenig über die Bildungsbedingungen des Minerals bekannt. Selbst die Typlokalität Casas Viejas und bisher einziger bekannter Fundort in Mexiko gilt laut Mindat.org aktuell als nicht gesichert (Stand 2025).[14] 1997 konnte allerdings der deutsche Mineraloge Thomas Witzke durch einen Coccinitfund im ehemaligen Uran-Tagebau Lichtenberg (Thüringen, siehe auch Lagerstättenbeschreibung bei der Wismut AG) feststellen, dass Coccinit als Sublimationsprodukt beim Verbrennen von pyritischem, graptolithischem Schiefer entstehen kann. Ihm zufolge sind aber auch andere Vorkommen bekannt, bei denen teilweise keine Verbrennung stattfindet.

Außer im Tagebau Lichtenberg in Thüringen konnte das Mineral in Deutschland nur noch in den Gruben Backofen und Carolina am Moschellandsberg in Rheinland-Pfalz entdeckt werden. Der einzige weitere bekannte Fundort weltweit ist Broken Hill (New South Wales) in Australien (Stand 2025).[15]

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Literatur

  • Wilhelm Haidinger: Handbuch der Bestimmenden Mineralogie. Braumüller und Seidel, Wien 1845, S. 570–572, Zweite Klasse: Geogenide. XV. Ordnung. Blenden. IV. Rubinblende. 3. Peritome. Coccinit (rruff.info [PDF; 178 kB; abgerufen am 3. November 2025]).
  • Thomas Witzke: New data on the mercury iodide mineral coccinite, HgI2. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. Band 11, 1997, S. 505–510, doi:10.1127/njmm/1997/1997/505 (englisch).
  • John L. Jambor, Nikolai N. Pertsev, Andrew C. Roberts: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 83, Nr. 7–8, 1998, S. 907–911; hier: 911, New Data. Coccinite (englisch, minsocam.org [PDF; 71 kB; abgerufen am 3. November 2025]).
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Commons: Coccinite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

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