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Zellbestandteil Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dendriten (altgr. δένδρον dendron ‚Baum‘ bzw. dendrites ‚zum Baum gehörend‘) heißen in der Biologie Zellfortsätze von Nervenzellen, die aus dem Zellkörper hervorgehen und vorwiegend der Reizaufnahme dienen.[1][2]
Übergeordnet |
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Neuron / Zelle |
Untergeordnet |
Dornenfortsatz Terminus Schaft Verzweigung dendr. Zytoplasma |
Gene Ontology |
QuickGO |
Aufbau einer Nervenzelle |
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Eine Nervenzelle besteht typischerweise aus drei Anteilen: dem Zellkörper, Soma oder Perikaryon genannt, und Zellfortsätzen, die Dendriten einerseits und der Neurit – in Gliahülle das Axon – andererseits.[3] Es gibt auch spezialisierte Neuronen, die kein Axon haben (z. B. die Amakrinzellen der Netzhaut) oder die keine Dendriten besitzen (z. B. die Stäbchen und Zapfen der Netzhaut) oder solche, bei denen der Zellkörper nicht mehr zwischen Dendritenstamm und Axon liegt und die Fortsätze so ineinander übergehen (pseudounipolare Nervenzellen wie die sensiblen Spinalganglienzellen).
Dendriten als Anteile einer Zelle sind nicht mit dendritischen Zellen des Immunsystems zu verwechseln.
Um 1907 beobachtete Ross Granville Harrison in einer Gewebekultur das Auswachsen der Nervenfaser aus der Nervenzelle.[4] Trotz der Bedeutung der Dendriten für die Neuronen ist erst wenig darüber bekannt, wie Dendriten wachsen und sich in vivo orientieren und verzweigen. Eine Vermutung über diese Bildungsprozesse stellt die synaptotrophe Hypothese dar, nach der die Bildung von Synapsen eine besondere Rolle für das Wachstum von Dendriten spielt.
Ansonsten wird das Dendritenwachstum ähnlich dem von Neuriten erklärt, und zwar über sogenannte Wachstumskegel (englisch growth cones). Danach besitzen sowohl Neuriten wie Dendriten an ihren Spitzen kegelförmige oder kolbenartige Auftreibungen, die in einer forschenden Wechselwirkung mit der näheren Umgebung stehen und über Fortgang oder Fortsetzung – Ausmaß und Richtung des Auswachsens von Fortsätzen – entscheiden und das weitere Verhalten der Neuronen wesentlich bestimmen. Zellkulturtechniken mit Zeitrafferaufnahmen können eine deutliche Anschauung davon geben, wie Nervenzellfortsätze ihre Umgebung absuchend aussprossen.[5] Im Körper gibt es verschiedene Signale und unterschiedliche Prozesswege, über die Beginn, Richtung und Geschwindigkeit sowie Pausen des Dendritenwachstums geregelt werden können.
Der Großteil des Wachstums von Dendriten im menschlichen Gehirn läuft während der späten embryonalen und frühkindlichen Hirnentwicklung ab. In dieser Phase wachsen aus den 100 Milliarden Nervenzellen unseres Gehirns Dendriten mit einer Gesamtlänge von vielen hundert Kilometern aus.[6] Als ein für das Wachstum des Zellskeletts während der Dendritenentwicklung wichtiges Protein wird das Enzym Nedd4-1 angesehen, das für ein normales Dendritenwachstum unverzichtbar sein soll.[6]
Neuriten bzw. Axone und Dendriten unterscheiden sich in ihrem Wachstum und nach Wachstumsphasen. Zellulär betrachtet bedarf es grob gesprochen für das Fortsatzwachstum zunächst eines stabilisierten Stützskeletts aus Mikrotubuli, um die Wachstumsspitze vorzuschieben. Dann aber braucht es für das hin-und-her-spielende Wachstum in dieser Region – in labilem Gleichgewicht – Auf- und Abbauprozesse, mit denen einzelne Aktin-Moleküle (kugelförmiges, globuläres G-Aktin) sich zu Ketten (fadenförmiges, filamentäres F-Aktin) aneinanderreihen – und wieder zerfallen können. Bei instabilen Mikrotubuli und/oder stabilen Aktin-Filamenten ist kein Wachstum möglich. In frühen Entwicklungsphasen kann derart über In-/Stabilisation auf der einen Seite das Dendritenwachstum vorübergehend eingestellt werden, zugunsten des Längenwachstums des Neuriten auf der anderen. Prinzipiell gelten diese Zusammenhänge auch später noch, beispielsweise bei Regenerationsprozessen nach Läsionen.[7]
Die Formen- und Funktionsvielfalt der Neuronen sind im Wesentlichen durch die unterschiedliche Ausprägung der Dendriten bestimmt. Die Abbildung zeigt die morphologische Unterscheidung von Nervenzellen, die u. a. danach getroffen wird, ob eine Nervenzelle keine, einen oder mehrere Dendriten besitzt. Manche Neuronen verfügen über regelrechte Dendritenbäume, bei anderen ist das Verhältnis Somaoberfläche zu Dendritenoberfläche ausgewogener. Schließlich gibt es auch Neuronen, die keine Dendriten haben.[8] Dieser morphologischen Einteilung folgend kann man sagen, dass Dendriten nur bei bipolaren Nervenzellen und multipolaren Nervenzellen vorkommen. Bei pseudounipolaren Nervenzellen hat das distale Ende des peripheren Fortsatzes typisch dendritischen Charakter.[3]
Zahl und Form der Dendriten tragen ganz wesentlich zur Vergrößerung der rezeptiven Oberfläche der Nervenzellen bei. Es wurde geschätzt, dass an den Dendriten einer einzelnen Purkinje-Zelle bis zu 200 000 Axone enden.[3] In der Regel sind die Dendriten baumartig verzweigte, verästelte Fortsätze des Perikaryons.
Dem Aufbau nach steht der Dendrit dem Zellkörper näher als der Neurit. Dendriten und Perikaryon können in mancher Hinsicht sogar als funktionelle Einheit aufgefasst werden und werden auch als somatodendritisches Kompartiment bezeichnet.[9] Die Zusammensetzung des dendritischen Zytoplasmas entspricht im Wesentlichen der des Perikaryons.[3] Es ist daher unmöglich, eine scharfe Grenze zwischen den Teilen der Nervenzelle zu ziehen.[10]
Die Kenntnis von Zytoplasma, Organellen und Zytoskelett erlaubt einen fundierten Ansatz zur Unterscheidung der Fortsätze (Axon/Dendriten).
Folgende morphologische Besonderheiten finden sich:
Es finden sich in der Literatur verschiedene Unterscheidungsmerkmale von Dendriten.
Betrachtet man Pyramidenzellen (eine recht große Nervenzelle), lassen sich zwei Arten von Dendriten unterscheiden: Apikaldendriten und Basaldendriten.[13] Beide entspringen an der Spitze der Pyramidenzellen, apikale Dendriten sind jedoch länger als basale Dendriten. Die apikalen Dendriten weisen in die dem Axon entgegengesetzte Richtung und erstrecken sich quer vertikal durch die Schichten der Großhirnrinde. Sowohl Apikal- als auch Basaldendriten besitzen Dornen.[14] Während es viele Basaldendriten gibt, steigt zur Kortexoberfläche nur ein langer, starker Apikaldendrit auf.[15]
Manchmal werden die Apikaldendriten noch unterschieden in distale und proximale Dendriten. Die distalen Apikaldendriten sind länger und projizieren in die dem Axon entgegengesetzte Richtung. Wegen ihrer Länge bilden sie nicht-lokale Synapsen, die weit entfernt von der Nervenzelle liegen. Proximale Apikaldendriten sind kürzer und empfangen Impulse von näher gelegenen Neuronen, etwa Interneuronen.[16]
Weiterhin kann man Dendriten danach unterscheiden, ob sie Dendritische Dornen besitzen oder nicht. Man spricht dementsprechend von glatten („smooth dendrites“) oder dornigen („spiny dendrites“) Dendriten.[16] Bei glatten Dendriten wird der Nervenimpuls direkt aufgenommen. Bei dornigen Dendriten nehmen sowohl Dendritenstamm als auch Dornen den Impuls auf.
In der Regel empfangen die dornigen Dendriten exzitatorische Signale, inhibitorische Synapsen finden sich dagegen eher auf glatten Dendriten(abschnitten).
Die kleinen stachelartigen Fortsätze an den Oberflächen verzweigter Dendritenbäume werden dendritische Dornen (engl. spines, lat. spinula dendritica oder gemmula dendritica) oder Dornenfortsätze genannt. Hier sind oft die meisten der synaptischen Kontakte lokalisiert.[17]
In der Regel erhält ein Dornenfortsatz Input von genau einer Synapse eines Axons. Diese feinen Fortsätze (auf einem Dendriten als Nervenzellfortsatz) unterstützen die afferente Übertragung elektrischer Signale hin zum Zellkörper des Neurons. Die Dornen können verschiedene Gestalt annehmen, deutlich ausgebildete haben oft einen knolligen Kopf und einen dünnen Hals, der den Kopf mit dem Dendritenstamm verbindet. Die Dendriten eines einzelnen Neurons können hunderte oder tausende von Dornen tragen. Zusätzlich zu ihrer Funktion als postsynaptische Region (Postsynapse) – einige mit einem Dornenapparat als Calciumspeicher – und der ermöglichten Verstärkbarkeit der synaptischen Übertragung (Langzeit-Potenzierung LTP) können Dendriten außerdem dazu dienen, die mögliche Zahl an Kontakten zwischen Neuronen zu erhöhen.
Dornenfortsätze stellen eine Art Subkompartimentierung der Dendritenmembran dar. Die dadurch mögliche Feinabstimmung des einzelnen Dornenfortsatzes durch sein besonderes Ionenmilieu bzw. sein spezifisches cAMP-Niveau kann für die Selektivität bzw. Speicherung von Informationen wichtig sein.[18]
Den größten Anteil an der Versorgung der Neurone übernehmen die Gliazellen, eine Art Stützgewebe. Aber auch die Dendriten sind an der Ernährung der Nervenzelle beteiligt.[19] Ihre Hauptaufgabe ist jedoch das Empfangen von Reizen oder von Signalen zumeist von anderen Nervenzellen und das Weiterleiten der daraufhin gebildeten Impulse zum Perikaryon (Nervenzellkörper) hin (afferent oder zellulipetal) – im Gegensatz zum Neuriten bzw. dem Axon, über das Signale dieses Neurons am Axonhügel beginnend fort (efferent) und anderen Zellen zugeleitet werden.
Aufbau einer chemischen Synapse |
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Eine Nervenzelle kann eine Sinneszelle sein – wie etwa Riechzellen (Geruchsrezeptoren) oder Sehzellen (Fotorezeptoren) – oder Signale von vorgeschalteten Zellen erhalten – beispielsweise von anderen Nervenzellen, indem Neurotransmitter an spezifische Rezeptoren in den postsynaptischen Membranregionen dieser Nervenzelle andocken. Zumeist liegen diese Postsynapsen nicht im Bereich von Axon, Axonhügel oder Soma (Körper) der Nervenzelle, sondern auf ihren Dendriten. Kontaktstellen zwischen Neuronen heißen interneuronale Synapsen, wobei mehrere Typen unterschieden werden (siehe auch Klassifikationen von Synapsen). Dendriten sind an den folgenden Typen beteiligt:
Der an einer der vielen verschiedenen Synapsen einer Nervenzelle eingehende (afferente) Impuls verändert das Membranpotential in dieser Region (postsynaptisches Potential). Diese Potentialänderung breitet sich rasch über die benachbarten Membranbereiche aus, mit zunehmender Entfernung schwächer werdend, und kann entweder depolarisierend (EPSP) oder hyperpolarisierend (IPSP) sein. Durch hyperpolarisierte Regionen kann die Weiterleitung depolarisierender Potentiale aufgehoben werden. Laufen zu einem bestimmten Zeitpunkt hinreichend starke Depolarisationen am Axonhügel zusammen, sodass ein gewisser Schwellenwert überschritten wird – dann wird ein Aktionspotential ausgelöst, das Neuron ist erregt. Nahezu gleichzeitig einlaufende Reize können sich dabei in ihrer Wirkung addieren und am Axonhügel durch Summation ein Erregungspotential aufbauen. Generell gilt, je näher dem Axonhügel eine Synapse liegt, desto stärker ist ihr Einfluss auf die Erregung dieser Nervenzelle, die Bildung von Aktionspotentialen – denn je weiter sich postsynaptische Potentialänderungen (elektrotonisch) ausbreiten, umso mehr werden sie abgeschwächt. Untersuchungen zum Dendritenpotential wurden schon sehr früh angestellt.[23]
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