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Ed Parish Sanders

US-amerikanischer Theologe (1937–2022) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Ed Parish Sanders (* 18. April 1937 in Grand Prairie, Texas; † 21. November 2022[1]) war ein US-amerikanischer evangelischer Theologe. Er war ein wichtiger Vertreter der „Third Quest“ der Leben-Jesu-Forschung[2][3], ein Spezialist für nichtbiblische jüdische Literatur und ein Verfechter der Neuen Paulusperspektive.[4][5]

Leben

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Sanders wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen im ländlichen Texas auf, studierte christliche Theologie in New York City, Göttingen und Oxford und jüdische Theologie in New York und Jerusalem. Er promovierte 1966 am presbyterianischen Union Theological Seminary in New York City über Tendenzen in der synoptischen Tradition.

Ebenfalls 1966 wurde er Professor an der ursprünglich baptistischen McMaster University in Hamilton, Ontario, Kanada, und 1984 Professor für Exegese in Oxford in England. 1990 kehrte er in die USA zurück und kam an die methodistische Duke University in Durham, North Carolina, wo er bis zu seiner Emeritierung lehrte.

Sein erstes, 1977 erschienenes Buch Paul and Palestinian Judaism fand große Beachtung und wurde in den USA mit nationalen Preisen ausgezeichnet. Es erregte aber auch starke Kontroversen, da Sanders die traditionelle christliche Sichtweise der „pharisäischen Werkgerechtigkeit“, die im Judentum vorgeblich gepflegt werde, und des reformierten Gegensatzes von „Werken“ und „Gnade“ anhand von jüdischen Quellen widerlegte. Er ist damit einer der frühesten und wichtigsten Autoren einer Forschungsrichtung, die später von dem methodistischen Theologen James Dunn die Neue Perspektive auf Paulus (New Perspective on Paul) genannt wurde. Sanders galt als Experte der nichtbiblischen jüdischen Literatur der ersten Jahrhunderte.

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Ehrungen

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Historische Jesusforschung

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Seine wichtigsten Beiträge zur historischen Jesusforschung sind Jesus and Judaism (1986) und The Historical Figure of Jesus (1996). In seinem ersten Buch stellt Sanders verschiedene Richtungen des antiken Judentums vor, die in ihrem Glauben an einen besonderen einmaligen Bund (covenant) Gottes mit den Israeliten konvergiert und darin das entscheidende Heil gefunden hätten. Diesen Glauben hätten auch Jesus und seine Anhänger vorausgesetzt und mit ihren jüdischen Zeitgenossen geteilt. Diese Position wird als „Bundesnomismus“ gekennzeichnet und bestimmt auch Sanders’ Deutung des Verhältnisses Jesu zur Tora und Reinheitshalacha.[10]

In seinem zweiten Buch stellt Sanders jene Elemente der NT-Überlieferung heraus, die er für kaum bestritten historisch hält:

  • Jesus wurde durch Johannes den Täufer getauft.
  • Er war ein Galiläer, der predigte und heilte.
  • Er berief Jünger und sprach über zwölf von ihnen.
  • Er beschränkte seine Aktivitäten auf Israel.
  • Er war in eine Kontroverse bezüglich des Tempels verwickelt.
  • Er wurde außerhalb des Jerusalemer Stadtgebiets durch die römische Besatzungsmacht gekreuzigt.
  • Nach seinem Tod waren seine Jünger weiterhin eine identifizierbare Bewegung.
  • Mindestens Teile des Judentums verfolgten mindestens Teile der neuen Bewegung und diese Verfolgung dauerte bis zum Ende der Wirksamkeit von Paulus an (60er Jahre).

Sanders ging sehr kritisch mit den historischen Belegen um und verzichtete auf Spekulation. Was ihn auszeichnete, war eine profunde Kenntnis der außerbiblischen jüdischen Literatur. Von dort her widerlegte er sachkundig einige der stereotypen Karikaturen, die in der Theologie über die jüdischen Gegner von Jesus existieren.

Für die deutschen evangelischen Theologen Gerd Theißen und Annette Merz war Sanders ein beispielhafter Vertreter der zweiten Hauptströmung innerhalb der Dritten Phase der historischen Jesusforschung.[2] Er prägte den Begriff „common Judaism“ (dt.: allgemeines Judentum) für die Grundüberzeugungen und Ausdrucksformen des Judentums zur damaligen Zeit.[11][12]

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Werke

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Englisch

Deutsch

  • Paulus und das palästinische Judentum. Ein Vergleich zweier Religionsstrukturen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-53371-3 (amerikanisches Englisch: Paul and Palestinian Judaism. London 1977. Übersetzt von Jürgen Wehnert).
  • Paulus. Eine Einführung. Reclam, Stuttgart 1995, ISBN 3-15-009365-1 (amerikanisches Englisch: Paul. New York 1991. Übersetzt von Ekkehard Schöller).
  • Sohn Gottes. Eine historische Biographie Jesu. Klett-Cotta, Stuttgart 1996, ISBN 3-608-91721-7 (amerikanisches Englisch: The Historical Figure of Jesus. London 1993. Übersetzt von Ulrich Enderwitz).
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Literatur

  • Martin Hengel, Roland Deines: E. P. Sanders' „Common Judaism“, Jesus und die Pharisäer. In: Martin Hengel (Hrsg.): Kleine Schriften. Teil 1: Judaica et Hellenistica (= Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament). Band 90. Mohr Siebeck, Tübingen 1996, ISBN 3-16-146588-1, Kapitel 14, S. 392–479 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 31. Dezember 2015]).
  • Fabian Udoh: Redefining First-Century Jewish and Christian Identities: Essays in Honor of Ed Parish Sanders, University of Notre Dame Press, South Bend 2008, ISBN 978-0-268-04453-4[13]
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Einzelnachweise

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