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Fort Boncelles

Fort in Belgien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Das Fort Boncelles ist eines von zwölf Forts, aus denen der Festungsring um die belgische Stadt Lüttich des späten 19. Jahrhunderts bestand.

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Geschichte

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Karte der Befestigungen um Lüttich

Im Jahr 1881 begannen 8,3 km südlich von Lüttich die Bauarbeiten an einem weiteren Fort für die Stadt. Dieses sollte die Stadt mit Blick über das Vesdretal sichern und eine erneute Besetzung durch französische Truppen verhindern. Die Pläne für den Bau stammten von General Henri Alexis Brialmont und waren eine Besonderheit. Anders, als die französischen Festungen aus der gleichen Zeit, bestand das Fort Boncelles vollständig aus Beton und nicht aus Mauerwerk. Die Bauarbeiten dauerten bis ins Jahr 1884 an. Kurz nach der Fertigstellung wurde das Fort durch belgischen Truppen besetzt. Mit der Fertigstellung des Forts zählt es zu den größeren in der Region um Lüttich.[1]

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Aufbau

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Das Fort Boncelles besteht vollständig aus Beton und liegt 8,3 km südlich des Stadtzentrums von Lüttich, in der Ortschaft Seraing. Es hat die Form eines gleichschenkeligen Dreiecks mit einer Grundseite von 300 m und Seitenlängen von 235 m Länge. Das Fort ist vollständig von einem 6 m tiefen und 8 m breiten Graben umgeben.[1]

Das Fort war so konstruiert worden, um den Beschuss der damals schwersten Kaliber von 21-cm standhalten zu können.[2] Der zentrale Aufbau mit den Geschütztürmen bestand aus 4 m dicken, unbewehrten Beton. Die Kasemattenwände, welche als weniger exponiert angesehen wurden, hatten eine Wandstärke von 1,5 m.[3]

In diesem Fort befanden sich wichtige Orte zur Deckung des täglichen Bedarfs in der Contrescarpe, welche im Kampf sehr schlecht gehalten werden konnten. Darunter zählen Latrinen, Duschen, die Küche und eine Leichenhalle. Dies war ein Umstand, welche erhebliche negative Auswirkungen auf die Widerstandsfähigkeit der Forts gegen einen längeren Kampf oder eine Belagerung geben konnten, wenn diese Positionen erobert würden. Zudem befand sich der Versorgungsbereich direkt gegenüber der Kaserne, welche in Richtung Lüttich offen war und somit wenig Schutz bot.[1]

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Bewaffnung

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Die Hauptbewaffnung des Forts konzentriert sich im zentralen Aufbau. Nach der Fertigstellung der Bauarbeiten, bestand die Bewaffnung aus zwei Geschütztürmen der Grusonwerke, welche mit je einer 21-cm-Haubitze L/11,8 der Friedrich Krupp AG ausgerüstet war. Weiterhin gab es einen Geschützturm der Firma Schneider-Creusot, welcher mit zwei 15-cm-Kanone 1890 ausgestattet war. Zwei weitere Geschütztürme stammten von Châtillon-Commentry und verfügten je über eine 12-cm-Kanone von Krupp. An jeder der vier Ecken des Forts befand sich eine 5,7-cm-Maxim-Nordenfelt in einem Geschützturm der Grusonwerke. Alle diese Geschütztürme konnten bei Bedarf eingefahren werden. Die Gräben und der hintere Eingang wurden durch Flankenfeuer von acht schweren Maschinengewehren verteidigt, welche in Kasematten der Contrescarpe positioniert waren. Die Kommunikation zwischen dem benachbarten Fort Embourg östlich und Fort Flémalle nordwestlich, fand mithilfe von Lichtsignalen statt.[1][4]

Alle Geschütze des Forts waren mit Schwarzpulver, anstatt mit rauchschwachem Pulver ausgestattet. Dadurch sollten sich in den Gräben erstickende Gase bilden und mögliche Angreifer dort bereits aufgehalten werden. Problematisch war jedoch, dass sich auch in den beengten Feuerräumen die Gase ausbreiteten und sich dann über das gesamte Fort verteilten.[4]

In den 1930er Jahren wurde das Fort Boncelles neu bewaffnet, sowie zahlreiche neue Unterstände für die Feldarmee geschaffen. Die ursprünglichen Kanonen der Geschütztürme wurden durch neuere Kanonen ersetzt. Zusätzlich wurde ein Geschützturm mit einem Maschinengewehr und zwei Granatwerfern verbaut. Da die Luftwaffe immer mehr an Bedeutung gewann, wurde eine Flugabwehrbatterie mit vier Geschützen verbaut. Die vier alten Geschütztürme mit den 5,7-cm-Maxim-Nordenfelt-Geschützen wurden durch Maschinengewehre ausgetauscht.

Erster Weltkrieg

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Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurden die Besatzungen der Forts in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Am 6. August 1914 erreichten die ersten deutschen Truppen Lüttich und begannen mit dem Angriff auf die Stadt. Dabei trafen die deutschen Truppen auf unerwartet heftigen Widerstand durch die Forts. Aus diesem Grund brachten sie schwerste Belagerungsartillerie an die Front, welcher die Forts nicht standhalten konnten. Das Fort Boncelles hielt bis zum 13. August 1914 gegen die Angriffe der deutschen Truppen stand. Aufgrund der erstickenden Gase, welche beim Feuern entstanden und das Fort nicht verließen, musste die Besatzung das Fort am 14. August 1914 aufgeben und kapitulieren.[5]

Deutsche Besetzung

Nach der Kapitulation der belgischen Besatzung übernahmen die deutschen Truppen das Fort Boncelles. Dabei stießen sie auf mehrere Mängel, welche sie während der Besatzung behoben. Dadurch konnten sie das Fort als Infanteriestützpunkt nutzen. So wurden die Eingänge mit neuen Betonüberdachungen geschützt und Metalldecken unter die alten Betondecken eingebaut. Die Küche, Latrinen und Bäckerei wurden in das Hauptfort verlegt.

Auch die Belüftung wurde verbessert. So errichteten die Deutschen zwei Lufteinlässe auf dem Glacis, welche durch einen unterirdischen Gang mit der Festung verbunden waren. Ein Ventilator verteilte die Luft dann weiter in der Festung. Die elektrische Anlage wurde während der Kämpfe stark beschädigt und musste ersetzt werden.[6]

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Fort an Belgien zurückgegeben.

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Zwischenkriegszeit

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Der neu gebaute Lüftungsturm

Nachdem der Erste Weltkrieg beendet war, beschloss die belgische Armee die Forts entlang der Maas und Vesdre weiter zu nutzen und aufzurüsten. So begann eine Umfangreiche Wiederbewaffnung, welche auf das Fort Boncelles betraf. Neben einer neuen Bewaffnung wurde die vorhandene Belüftung durch einen neuen, westlich vom Fort gelegenen Belüftungsturm verbessert. Auch die Sanitäranlagen, die Kommunikationssysteme und die Elektrik wurden ebenfalls an den damaligen Stand der Dinge angepasst und verbessert.

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Zweiter Weltkrieg

Nachdem die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg Polen überfallen hatte, wurden die Sicherheitsvorkehrungen und die Alarmbereitschaft erhöht. Der Kommandant des Fort Boncelles war zur damaligen Zeit Numa Charlier. Nachdem die Wehrmacht das Fort Eben-Emael im Handstreich übernommen hatte, leistete das Fort Boncelles in den folgenden Tagen Feuerunterstützung für die belgischen Truppen und benachbarte Forts.

Am 15. Mai 1940 war das Fort Ziel der ersten Angriffe durch die Wehrmacht. Bereits am 16. Mai gelang es der Wehrmacht, das Fort im Kampf zu erobern. Bis 1944 nutzte sie das Fort als Flugabwehrstellung weiter.

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Nachkriegszeit bis heute

Nach dem Krieg wurde das Fort als Militärdepot genutzt. Im Jahr 1983 wurde es an die Gemeine Seraing verkauft.

Heute ist das Fort größtenteils unter der Erde begraben, unzugänglich und von Wohnhäusern umrahmt, welche dem ehemaligen Graben folgen. Sichtbar sind heute nur noch das Pförtnerportal, der massive zentrale Bunker und der Lufteinlassturm. Auf dem Gelände selber befindet sich ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges sowie ein kleiner Friedhof. Im Jahr 2012 wurde neben dem Fort ein kleines Museum eröffnet.

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Commons: Fort de Boncelles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Clayton Donnell: The Forts of the Meuse in World War I. Osprey, Oxford 2007, ISBN 978-1-84603-114-4.
  • J. E. Kauffmann, R. Jurga: Fortress Europe: European Fortifications of World War II. Da Capo Press, 2002, ISBN 0-306-81174-X.

Einzelnachweise

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