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Gertrud von Büchel

deutsche Äbtissin, Kalligraphin und Buchillustratorin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gertrud von Büchel
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Gertrud von Büchel (* 1467 im Köln-Bonner Raum, vermutlich in Dottendorf; † 7. Oktober 1543 in Rolandswerth) war eine deutsche Äbtissin, Kalligraphin und Buchillustratorin.

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Berliner Handschrift, geschrieben von Gertrud von Büchel

Leben

Zusammenfassung
Kontext

Gertrud von Büchel (auch einfach: Gertrud Buchel) stammte aus der Kölner Ritter- und Patrizierfamilie Büchel (auch van dem Buchel, von Buchell, Buggele, Buchelius u. ä.). Sie war eine Tochter von Johann von Buchell d. Ä. (* um 1420/30; † nach 1466) und dessen Frau Agnes von Stromberg (* um 1420/30; † nach 1466), Tochter von Stadtschultheiß Johann (Henne) von Strombergh († um 1451) aus Hachenburg und N. von Betzdorf. Zu ihren Neffen gehörten der kurkölnische Rat Dietrich von Büchel (* um 1505/15; † 1552) und der kurtrierische, später kurkölnische Rat Heinrich von Büchel (* um 1510/15; † 1597).[1]

Im Augustinerchorfrauenstift Engeltaler Kloster in Bonn, in dem sie ein halbes Jahr zubrachte, erlernte sie das Malen von Buchillustrationen. Sie war bald eine geschätzte Kalligraphin.

Gertrud von Büchel beherrsche Latein und war humanistisch gebildet:[2]

„Finitus et co[m]pletus e[st] liber iste p[er] me sorore[m] girdrudy[m] buchel p[ro]fessa[m] monialem Insule rolandi a[n]no do[omi]ni Milesimo quadragi[n]tesi[m]o nonagesimo septimo i[n] vigilia mathie ap[osto]li. Oretis d[omi]n[u]m deu[m] p[ro] me.“[3] – „Beendet und fertiggestellt wurde dieses Buch von mir, Schwester Gertrudis Buchel, Nonne von Rolandswerth, im Jahr des Herrn 1497 am Fest des Apostels Matthias. Betet für mich zu Gott dem Herrn.“

Kolophon der Gertrud von Büchel in der Berliner Handschrift, Blatt 143 v

Gertrud von Büchel lebte als Benediktinerin im Kloster Rolandswerth (auch: Nonnenwerth) bei Remagen, das sich 1465 der benediktinischen Reformbewegung der Bursfelder Kongregation anschlossen hatte. Ihre Schwester Demudis von Buchel († 1507) war von 1490 bis 1507 Äbtissin des Klosters.[4] Nach der Klosterchronik von Rolandswerth hat Gertrud unter anderem zwei Graduale und vier Antiphonale geschrieben und illustriert. Sie illustrierte nach Aussage von Johannes Butzbach auch Chorbücher, die von den Laacher Mönchen Gerhard (Baldewin) von Vreden[5] und Peter von Weiden[6] geschrieben worden waren.

1493 schrieb sie einen lateinischen Traktat des Johannisberger Abtes Conrad von Rodenberg († 1486)[7] über die Glieder Mariens ab; diese Handschrift wird heute in der Library of Congress aufbewahrt.[8] Ein von ihr geschriebenes Breviar befindet sich heute in der Forschungsbibliothek Gotha.[9]

Johannes Butzbach genannt Piemontanus (1478–1516), Prior der Abtei Maria Laach, widmete Gertrud von Büchel 1505 seine Schrift Libellus de praeclaris picturae professoribus ad Gertrudem sanctimonialem, insignem pictricem in insula Rolandi[10] als Dank für Malereien, die sie durch Thomas von Weiden († 1530)[11] nach Laach geschickt hatte. In dem Brief erwähnt er ihre Studien und überdurchschnittlichen wissenschaftlichen Kenntnisse (tua lectione et studio (quum non mediocriter litteras calles)) und ihre „durch das Studium der schönen Wissenschaften und des Schrifttums geadelte Geisteskraft“ (ingenium tuum nobilissimum tam bonarum litterarum et scripturarum studiis). Ebenso wie in ihrer gelehrten Mitschwester Aleidis Raiscop sah er in Gertrud eine vorbildliche Ordensfrau.

Gertrud von Büchel folgte ihrer Schwester von 1507 bis 1543 als Äbtissin nach. Kaiser Maximilian I. (1459–1519), der bereits 1486 einmal in Rolandswerth gewesen war, besuchte das Kloster 1508 während seiner Regentschaft und nahm es in seinen Schutz.[12] Seit etwa 1517 unterstand Rolandswerth der Aufsicht von Groß St. Martin in Köln.

1513,[13] 1516[14] und 1528[15] wird Gertrud von Büchel als Äbtissin des Frauenkonventes auf dem Werth bei Rolandseck (Rolandswerth) urkundlich erwähnt.

1535 erklärte Gertrud, ihren beiden verstorbenen Brüdern – Heinrich von Büchel († vor 1525) und Johann von Büchel d. J. († vor 1535) – 240 Gulden aus der Klosterkasse geliehen zu haben, und ließ diese Schuld von ihren Neffen Dietrich (* um 1505/15; † 1552), Heinrich (* um 1510/15; † 1597), Konrad († nach 1553) und Johann van Buchel († nach 1536) anerkennen.[1][16]

Nachfolgerin Gertrud von Büchels als Äbtissin wurde Apollonia von der Heiden († 1558), vermutlich ihre Nichte oder eine andere Verwandte ihres Schwagers Johann von der Heyden (* um 1475; † 1541/48).

Der Grabstein für Gertrud von Büchel wurde 1632 von den Schweden zerstört.

Gertrud von Büchel war eine Tante des Kanonikers Hubert van Buchell (1513–1599), Stifter der Stadtbibliothek (heute: Universitätsbibliothek) und der van Buchell-Stiftung in Utrecht, einem Sohn ihres Bruders Edmund von Buchell (um 1463–1548)[1], des Drosten von Büren und Beusichem in Gelderland, und eine Großtante des niederländischen Humanisten Arnoldus Buchelius (1565–1641).

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Quellen

  • Lateinische Handschrift der Gertrud von Büchel: Conrad von Rodenberg[17]: Tractatu[lu]s de membris beatae et intemeratae Dei genitricis [et virginis] Mariae, Intitulatus vinea Domini Sabaoth, 1493 (Library of Congress Washington, D. C., Otto Vollbehr Collection, MS 92)
  • Rheinfränkische Handschrift der Gertrud von Büchel: Totenoffizium, 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts (Forschungsbibliothek Gotha, Memb. II 158, ehemals im Besitz des Franz Heinrich von Büchel)
  • Niederrheinische Handschrift der Gertrud von Büchel: Ordinarius et Caerimoniae ordinis s. Benedicti de observantia Bursfeldensi, 1497 (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. Germ. 4o 555, bis 1850 im Besitz von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, von diesem 1819 in Bonn erworben[18])
  • Johannes Butzbach: Johannis piemontani opusculum de claris pictricibus ad Gertrudem Sanctimonialem. In: Alwin Schultz: Johannes Butzbach’s „Libellus de praeclaris picture professioribus“ aus der Bonnenser Handschrift veröffentlicht. In: Jahrbücher für Kunstwissenschaft 2 (1869), S. 60–72, bes. S. 62–72 (Google-Books)
    • (deutsche Übersetzung nach Otto Pelka) Margaret Daly Davis (Hrsg.): Johannes Butzbach: ‚De praeclaris picturae professoribus‘ (Von den berühmten Malern) (1505) (Fontes-Quellen und Dokumente zur Kunst 1350–1750 30), Heidelberg 2009, S. 23–33 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg)
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Literatur

  • Heinrich Joseph Floß: Das Kloster Rolandswerth. In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 19 (1868), S. 76–219, besonders S. 93f., 143, 147, 149f. (Google-Books)
  • Maria Paula: Geschichte der Insel Nonnenwerth. Regensburg 1904, S. 42–46 Internet Archive.
  • Hadamud Heinen: Beiträge zur Geschichte des Klosters Rolandswerth (Nonnenwerth). In: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 128 (1936), S. 1–41, hier S. 35f.
  • Jeffrey F. Hamburger: Nuns As Artists. The Visual Culture of a Medieval Convent, University of California Press, Berkeley / Los Angeles / London 1997 [mit einer Abbildung (Fig. 117) von Blatt 8 r der Berliner Handschrift auf S. 210] (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).
  • Cynthia J. Cyrus: The Scribes for Women’s Convents in Late Medieval Germany, University of Toronto Press, Toronto / Buffalo / London 2009, besonders S. 85, 176–178, 230, 246, 256, 258 und 287 (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).

Einzelnachweise

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