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Goldrubinglas
mit Goldpartikeln gefärbtes Glas Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Goldrubinglas ist eine Sammelbezeichnung für zartrosa bis dunkelrote Gläser, die mit in der Glasschmelze gelöstem, kolloidalem Gold gefärbt sind. Farbwirksames Pigment dieser Gruppe von Rubingläsern ist Goldpurpur.


Es wird etwa für Trinkgläser, Glasfenster und Verkehrsampelglas verwendet, wurde aber fast vollkommen durch das wesentlich preiswertere und eher gelbstichige Selenrubinglas verdrängt. Darüber hinaus gibt es noch ein oft etwas braunstichiges Kupferrubinglas.
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Funktionsweise und Herstellung
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Die Färbung ist im aus der Schmelze abkühlenden Glas nur unvollkommen sichtbar und erscheint erst beim Wiedererhitzen in ihrer vollen Farbstärke, da es sich um eine sogenannte Anlauffarbe handelt. Durch Diffusionsvorgänge bilden sich die kolloidalen Teilchen im Glas während der erneuten Erwärmung. Die Färbung von Goldrubinglas entsteht durch die Anregung von Plasmonen, wobei die Plasmonenresonanzfrequenz abhängig ist von der Größe und Form der Goldnanopartikel. Für sphärische Goldnanopartikel liegt die Resonanzfrequenz typischerweise bei 510 bis 540 nm, was grünem Licht entspricht. Dieser Anteil des Lichts wird dabei absorbiert, so dass das Glas in dessen Komplementärfarbe Rot erscheint, was zur typischen Färbung führt.[1] Die Farbe erscheint auch in größerer Schichtdicke nicht schwarz.
Es lassen sich unter anderem Kalk-Natron-Glas und Bleiglas zum Goldrubinglas färben. Die meisten im Handel erhältlichen Goldrubingläser enthalten gewisse Anteile Bleioxid, da das die Bildung der Kolloide unterstützt. Ein weiterer Bestandteil ist häufig Zinn, das bei der Herstellung des Goldpurpurs als Reduktionsmittel zugesetzt wurde. Auf Borosilikatglas lassen sich rosaviolette Färbungen durch das Bedampfen mit Gold herstellen.
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Geschichte
Zusammenfassung
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Ein teilweise angenommener frühester Beleg für Goldrubinglas, eine Keilschrifttafel aus dem Assyrischen Reich, ist in ihrer Interpretation unklar und scheint eher kein Goldrubinglas zu beschreiben. Auch aus der römischen Antike liegen nur wenige und unklare Hinweise vor.[2] Eine Ausnahme ist der in Diatrettechnik hergestellte spätantike Lykurgos-Becher,[3] der seine markante Färbung ebenfalls durch Gold-Nanopartikel erhält, der jedoch zusätzlich Silber-Nanopartikel enthält und nur in der Durchsicht rot, sonst blassgrün erscheint.
Dennoch gilt die römische Antike gemeinhin als der Ursprung des Goldrubinglases, auch wenn dieses damals noch nicht auf Goldpurpur basierte. Die Technik scheint zudem nach dem 4. Jahrhundert n. Chr. nicht mehr angewandt worden zu sein. Im Mittelalter findet sich ein Hinweis auf die Rotfärbung von Glas durch Gold nur in Schriften islamischer Schriftsteller, ohne dass entsprechend hergestellte tatsächliche Glasobjekte aus dieser Zeit bekannt wären. Sämtliche mittelalterlichen Kirchenfenster, deren rote Farbe durch Goldrubinglas erklärt wurde, entpuppten sich bei entsprechenden Analysen als Kupferrubingläser.[4]
Eine frühe neuzeitliche Erwähnung der Technik stammt von Giambattista della Porta aus seinem Werk Magiae naturalis. Dort heißt es im 6. Buch, 9. Kapitel De smalto rosei clari coloris conficiendo: „[F]loridissimum rosae colorem in vitra perspicies, quo exornando auro uti poteris“ – „die blühendste Farbe der Rose wirst du im Glas erblicken, wenn du Gold als Bestandteil verwenden kannst“.[5] Wenig später wird es von Antonius Neri in L’arte vetraria (Kapitel 129 im 7. Buch) erwähnt. Johann Christian Orschall publizierte 1682 eine Herstellungsrezeptur für Rubinglas.[6] Johannes Kunckel verfeinerte die Rezepturen später zur Produktionsreife (um 1680). Ein weiteres Verfahren für Goldpurpur-Herstellung stammt von dem Hamburger Arzt Andreas Cassius (1685 veröffentlicht).
Die Innovationen von Kunckel und Cassius führten eine Blütezeit des Goldrubinglases herbei, das für einige Jahrzehnte (etwa von 1680 bis 1750) in Teilen Europas in Mode stand. Anschließend ging die Nutzung der Technik wieder stark zurück.[7]
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Weblinks
Commons: Goldrubinglas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- (Video) Folge 40 – Goldpurpur und Goldsulfid. In: Chymiatrie – Ein Videoportal zur Chemie. Bespricht Geschichte und chemische Hintergründe zum Goldrubinglas (Video auf Vimeo, Anmeldung erforderlich).
- (Podcast) Die Verheißung der Rubinroten Teekanne. In: Hinter den Dingen. 5000 Jahre Wissensgeschichte zum Mitnehmen und Nachhören.
- Goldrubinglas im Stadtmuseum Berlin
Literatur
- Dedo von Kerssenbrock-Krosigk: Rubinglas des ausgehenden 17. und des 18. Jahrhunderts. Philipp von Zabern, Mainz 2001, ISBN 3-8053-2805-2 (auch mit einem Überblick über die gesamte Geschichte des Rubinglases).
Einzelnachweise
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