Zeigegerät für Computereingaben Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Grafiktablett (auch Digitalisiertablett, Digitizer, Pen Tablet) ist ein Zeigegerät für Computereingaben. Die Spitze eines speziellen Zeigewerkzeuges, meistens ein Stylus genannter Stift oder eine puckförmige Computermaus mit Fadenkreuz, wird auf dem Tablett bewegt. Vom Zeigegerät gehen Impulse aus, über die das Tablett die Information über die Koordinaten, den Stiftdruck und zusätzlich gedrückte Tasten an der jeweiligen Position erhält. Diesen Vorgang Daten über das Verfolgen des Stiftes oder durch Druck zu erfassen, nennt man auch Digitalisierung.[1] Bei fortgeschrittenen Modellen können weitere Informationen wie Stiftneigung, Stiftdrehung, Fingerdruck oder mehrere Werkzeuge erkannt werden. Im Gegensatz zu einem Touchscreen ohne Digitizer-Funktionen, der auch eine Stiftbedienung anbietet, kann auf einem reinen Grafiktablett oder Digitizer nichts dargestellt werden.
Je nach System und Hersteller kommen zur Positionserkennung unterschiedliche Techniken zu Anwendung – es ist dabei auch eine Kombination dieser Techniken möglich.
Bei kapazitiven Systemen wird durch eine Veränderung der elektrischen Kapazität in bestimmten Bereichen der Oberfläche eine Positionsbestimmung ermöglicht. Bei resistiven Tabletts erfolgt die Positionsbestimmung durch Druck auf die Oberfläche, welche eine Veränderung des elektrischen Widerstand in bestimmten Bereichen der Oberfläche auslöst und so eine Positionsbestimmung erlaubt. Eine bei Grafiktabletts verbreitete Methode ist das im Folgenden näher dargestellte induktive Übertragungssystem mit folgenden Eigenschaften:[2]
Das induktive System basierend auf RFID-Technik vermeidet Fehlerkennung wie beispielsweise durch die Hand oder Finger, welche sich im Bereich oder auf dem Tablett befinden. Der wesentliche Unterschied aus technischer Sicht zu einem RFID-System besteht dabei in der Fähigkeit zur genauen Positionsbestimmung des Stiftes, eine Eigenschaft, die bei RFID-Transponder nicht notwendig ist.
Bei der induktiven Positionsbestimmung befinden sich im Tablett unter der Oberfläche eine Sensorleiterplatte mit mehreren, horizontal und vertikal ausgeführten Leiterbahnen, wie in nebenstehender Abbildung dargestellt. Dabei werden die vertikalen Leiterbahnen auf einer Seite geführt, die horizontalen Leiterbahnen auf der gegenüberliegenden Seite. Diese Leiterbahnen sind zu Gruppen von mehreren 10, durch die Elektronik des Tablett umschaltbaren Spulen geschaltet. Die Spulen sind auf der Position auf der Leiterplatte exakt bekannt und durch zyklische Umschaltung kurzer Wechselstromsignale lässt sich in der so gebildeten Anordnung die Position des Stiftes bestimmen.[3]
Alternativ zum Stift kann auch ein sogenannter Puck verwendet werden, der wie eine Computermaus über das Tablett bewegt wird und mit Hilfe eines Fadenkreuzes genaueres Zielen auf dem Tablett und damit die Digitalisierung von Vorlagen ermöglicht. Hierbei ist die Spule meist sichtbar um das Fadenkreuz herum gelegt. Einige Hersteller bieten verschiedene Stiftspitzen für eine an das simulierte Werkzeug angepasste haptische Wahrnehmung an, bis hin zu Werkzeugen, die einer Airbrush nachempfunden sind.
Werden unterschiedliche Werkzeuge angeboten, so wird häufig automatisch ein Identifikationssignal des Werkzeugs mit an das Tablett übertragen, was das Umschalten des Werkzeugs per Hand erspart und individuelle Einstellungen für jeden Stift ermöglicht, ganz wie bei klassischen Zeichenwerkzeugen.
Die meisten Grafiktabletts verfügen außerdem über Tastenfelder neben der kontaktsensitiven Fläche, teilweise auch virtuelle Tastenfelder am Rande der Fläche, um schnell auf Programmfunktionen zurückgreifen oder Einstellungen des aktuellen Werkzeugs ändern zu können.
Das Steuern des Cursors durch einen Stift bringt einige Vorteile mit sich:
Grafiktabletts oder deren Stifte können die Druckintensität auswerten, um zum Beispiel in einer Grafiksoftware Pinselgröße oder Deckkraft zu steuern (siehe Bild) sowie das Auf- und Abtragen von Material bzw. dessen Verformung im dreidimensionalen Raum zu steuern.
Anders als bei der PC-Maus, die nur relative Bewegungen erkennt, hat man beim Grafiktablett absolute Koordinaten, wobei ungefähr jeder Punkt auf dem Tablett einem Punkt auf dem Bildschirm entspricht. Bei der Maus hingegen wird der Mauszeiger jeweils von seiner aktuellen Position „weiter geschoben“.
Beispiel: Will man einen Punkt auf dem Bildschirm auswählen, muss man die Maus zunächst dorthin schieben. Bei einem Grafiktablett hingegen „drückt“ man direkt auf die entsprechende Stelle. Dabei wird der Zeiger sofort platziert, wenn sich der Stift ohne Druck auf dem Tablett befindet oder in kurzer Entfernung drüber schwebt. Etwas mehr Druck setzt dann einen Klick um.
Im professionellen Einsatz ermöglicht dies das exakte Nachführen der Striche von Papiervorlagen, um Zeichnungen, wie beispielsweise Bauzeichnungen, zu digitalisieren. Eine solche Arbeit ist mit der Maus überhaupt nicht möglich.
Grafiktabletts haben teilweise Tätigkeiten (z. B. Malen, Zeichnen am PC etc.) erst möglich gemacht und sind in folgenden Bereichen ein bedeutendes Hilfsmittel geworden:
Grundsätzlich kann man mit einem Grafiktablett jede Art von Software mit grafischer Benutzeroberfläche bedienen, die sich auch mit einer Maus bedienen lässt. Spezielle Anwendungen aus dem Bereich der Grafiksoftware nutzen die technischen Möglichkeiten entsprechend aus. Für Tablet-PCs wurden von Microsoft-Windows-Betriebssystemen entsprechende Varianten entwickelt, die auf ein tastaturloses Arbeiten mit dem Stift optimiert sind. Es ist eine Handschrifterkennung integriert, die auch biomechanische Eigenschaften wie Schreibdruck und Stiftneigung auswertet (sofern vorhanden), allgemein wurden die Betriebssysteme durch verschiedene Besonderheiten auf die Bedienung ohne die sonst übliche Tastatur angepasst. Software, die auf die Bedienung mit einem Stift abgestimmt ist, gibt es auch von anderen Herstellern. Für Apple Macintosh wurde in das Betriebssystem Mac OS X die Handschrifterkennung Inkwell integriert.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.