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Haplogynae

Teilordnung der Echten Webspinnen mit einfach gebauten Geschlechtsorganen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Haplogynae
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Die Haplogynae (von gr. ἁπλός (haplós) „einfach“ und γυνή (gynḗ) „Frau, Weibchen“) sind eine Teilordnung der Echten Webspinnen mit relativ einfach gebauten Geschlechtsorganen. Diese kleine Gruppe unterscheidet sich damit stammesgeschichtlich wesentlich von den Entelegynae mit ihren kompliziert gebauten Geschlechtsorganen und ähneln darin eher den anatomisch einfacheren Vogelspinnenartigen sowie den Gliederspinnen.[1]

Schnelle Fakten Systematik, Wissenschaftlicher Name ...

Der Bau der Geschlechtsorgane ist dabei so artspezifisch, dass sie für Arachnologen das sicherste Artbestimmungsmerkmal darstellen. Der Nachteil dabei ist, dass die Spinne die Bestimmung nicht überlebt.

Andere Merkmale (Augen, Spinndrüsen etc.) eignen sich nicht gut zur Unterscheidung. Die meisten Arten der haplogynen Spinnen haben, anders als die meisten entelegynen, nur sechs Augen. Einige Arten der Familie Caponiidae (Caponioidea) sowie Arten der Gattung Tetrablemma (Tetrablemmidae) haben nur vier Augen. Lediglich Angehörige der Plectreuridae haben 8 Augen. Hinsichtlich der Webtechnik sind sowohl cribellate Spinnen wie auch ecribellate Spinnen in dieser Gruppe: Filistatidae sind die einzigen cribellaten, der Rest der Gruppe ist ecribellat[2], wobei allerdings die frei jagenden Speispinnen und die Zitterspinnen mit ihren Kräuselfäden, auch evolutionär betrachtet, eine Sonderstellung einnehmen[3].

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Bau der haplogynen Geschlechtsorgane

Die Weibchen der haplogynen echten Webspinnen haben, ebenso wie die Vogelspinnenartigen und primitivere Webspinnen, keine sklerotisierte Platte mit Einführöffnungen (Epigyne) über der Geschlechtsöffnung. Die Geschlechtsöffnung geht mehr oder minder direkt in die Samentaschen (Receptaculum seminis) über, welche wiederum direkt in den äußeren Teil des zweiteiligen Uterus, den Uterus externus, münden. Im Uterus externus findet die Befruchtung statt. Der Einführgang für den Bulbus ist somit gleichzeitig der Befruchtungsgang.[1]

Der einfache Bau der weiblichen Geschlechtsorgane hat ihre Entsprechung in dem einfachen Bau der männlichen Kopulationsorganen, den Bulben. Sie sind Ausstülpungen der Tarsuswand der Pedipalpen und beherbergen einen spiralförmigen Samenschlauch (Spermophor), der den abgesetzten Spermatropfen pipettenartig aufsaugt und bis zur Kopulation speichert.[1]

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Kopulation und Befruchtung

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Der Bulbus wird bei den Haplogynae komplett in den äußeren Samengang der Geschlechtsöffnung bis zum Receptaculum eingeführt. Der Samen wird dann vermutlich durch ein Drüsensekret verdrängt und in das Receptaculum abgegeben. Haplogyne Männchen inserieren in der Regel beide Bulben gleichzeitig. Während bei den Entelegynae eine Vielzahl verschiedener Kopulationsstellungen nachgewiesen wurde, nähern sich die Männchen der Haplogynae dem Weibchen meist von vorne. Die Kopulation gleicht der der Vogelspinnenartigen und Gliederspinnen. Das Weibchen richtet seinen Vorderkörper (Prosoma) nach dem Männchen aus und das Männchen inseriert beide Bulben. Nach der Begattung trennen sich beide vorsichtig voneinander.[1]

Von Bedeutung ist der Bau ebenso für die Evolution, denn die Weibchen von Indicoblemma lannaianum scheinen in der Lage zu sein, den Befruchtungsvorgang voll zu kontrollieren.[4] Es ist möglich, dass auch Weibchen anderer Arten Spermien verschiedener Männchen aufbewahren können und sich nach mehrfacher Kopulation den Befruchtungspartner „aussuchen“ kann. Auch bei der entelegynen Fettspinne (S. bipunctata) wurde beobachtet, dass zwei Paarungen mit zeitlichem Abstand von mehr als 6 Wochen erfolgen, bevor das Weibchen die Eier austreibt[5].

Die Bulben passen dabei nur in die Geschlechtsöffnung eines artgleichen Weibchens. Das Schlüssel-Schloss-Prinzip könnte als wichtiger Mechanismus zur Verhinderung der Kreuzung zweier Arten gedeutet werden.[1] Wahrscheinlich wird die Hybridisierung jedoch eher auf der Verhaltensebene verhindert. Öfter kommt es vor, dass Männchen artfremde Weibchen anbalzen. Reagieren diese aber nicht artspezifisch auf den Partner, wird das Männchen ignoriert oder angegriffen.[6][7]

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Systematik

Zusammenfassung
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Das unten abgebildete Kladogramm nach Norman I. Platnick et al.[8] und gibt die Überfamilien nach Hallan[9] an. In der nachfolgenden Darstellung fehlt die erst 2012 beschriebene Familie Trogloraptoridae, die zur Überfamilie Dysderoidea gehört und dort eine basale Stellung einnimmt.[10] Zusätzlich stellten Wheeler et al. 2017 die Familie Pacullidae wieder auf.[11] Anzahl der Gattungen und Arten gemäß dem World Spider Catalog.[12] (Stand: Juni 2016)



 Filistatoidea, Filistatidae, 18 Gattungen, 126 Arten, cribellat


   


 Caponioidea, Caponiidae, 15 Gattungen, 98 Arten


   

 Tetrablemmoidea, Tetrablemmidae, 31 Gattungen, 161 Arten


  Dysderoidea  


 Zwergsechsaugenspinnen (Oonopidae), 113 Gattungen, 1624 Arten


   

 Orsolobidae, 30 Gattungen, 188 Arten



   

 Sechsaugenspinnen (Dysderidae), 24 Gattungen, 540 Arten


   

 Fischernetzspinnen (Segestriidae), 4 Gattungen, 119 Arten






   
  Pholcoidea  

 Zitterspinnen (Pholcidae), 80 Gattungen, 1506 Arten


   

 Diguetidae, 2 Gattungen, 13 Arten


   

 Plectreuridae, 2 Gattungen, 31 Arten




   
  Leptonetoidea 

 Ochyroceratidae, 15 Gattungen, 188 Arten


   

 Leptonetidae, 23 Gattungen, 280 Arten


   

Telemidae, 9 Gattungen, 62 Arten




  Scytodoidea  

 Sicariidae (inkl. Loxoscelidae), 2 Gattungen, 139 Arten


   

 Speispinnen (Scytodidae), 5 Gattungen, 232 Arten


   

 Drymusidae, 1 Gattung, 16 Arten


   

 Periegopidae, 1 Gattung, 3 Arten


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Einzelnachweise

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