Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Heinrich Hallbauer
(1905–1988), deutscher Jurist, vor Mai 1945: Landgerichtsrat am Sondergericht in Prag, nach Mai 1945: Landgerichtsrat und -direktor in Hamburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Heinrich Hallbauer (geb. 15. November 1905 in Neustadt in Holstein, gest. 28. April 1988[1]) war ein deutscher Jurist. Im „Dritten Reich“ war er Landgerichtsrat am Sondergericht Prag, in der Bundesrepublik Deutschland Landgerichtsrat und -direktor in Hamburg.
Lebensweg vor Mai 1945
Zusammenfassung
Kontext
Hallbauer studierte Rechtswissenschaft. Er schloss sein Studium mit der Promotion ab. Von 1929 bis 1932 war er Mitglied der SPD.[2] Am 1. Mai 1933 trat Hallbauer in die NSDAP ein.[3] Ebenfalls im Jahr 1933 wurde er Mitglied der SA.[2] 1935 schied er wegen eines Fußgebrechens auf ärztliche Empfehlung aus der SA aus.[4] 1936 und 1937 bekleidete Hallbauer die Funktion eines Blockleiters der NSDAP. Außerdem war er Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes (NSRB).[4] Hallbauer war von 1931 bis 1938 bei verschiedenen Gerichten im Landgerichtssprengel Kiel als Gerichtsassessor und Hilfsrichter tätig.[5] Im Jahr 1935 wurde Hallbauer Richter in Altona.[2] Eine dienstliche Beurteilung von 1936 bescheinigt ihm eine „hervorragende Auffassung über die Ausübung der Justiz im Sinne der nationalsozialistischen Staatsauffassung“.[6] Am 1. März 1938 wurde Hallbauer zum Amtsgerichtsrat ernannt[5] und war als Richter in Eschwege tätig.[2] Nach der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei wurde Hallbauer zum 1. Februar 1940 aus Eschwege zur Expositur des Landgerichts Linz in Böhmisch Krummau (Sudetenland) als Landgerichtsrat versetzt.[5] Er war dort von 1940 bis 1942 Richter. Im Januar 1942[5] wurde er Richter am Sondergericht beim Deutschen Landgericht Prag[2], wo er – mit kurzen Unterbrechungen – bis Ende 1944 tätig war.[5] Aus erhalten gebliebenen Unterlagen des Landgerichts Prag geht hervor, dass er dort mindestens acht Todesurteile gegen tschechoslowakische Bürger verhängte.[6] Am 27. Januar 1943 verurteilte er unter anderem den tschechischen Ingenieur Oskar Löwenstein (1897–1943) wegen Passfälschung zum Tode. Loewenstein wurde am 1. Juli 1943 im Gefängnis Prag-Pankratz hingerichtet. Am selben Tag verurteilte Hallbauer auch die Schweizer Sprachlehrerin Marcelle Yung (1905–1995) wegen angeblicher Verstöße gegen NS-Sondergesetze zu mehrjähriger Zwangsarbeit.[7] Sie konnte auf Betreiben des Schweizer Generalkonsulats in Prag Ende Oktober 1943 im Zuge eines Gefangenenaustausches in die Schweiz zurückkehren.[2] Am 10. September 1943 wurde Hallbauer zum Militärdienst in der Wehrmacht einberufen, erhielt jedoch einen mehrmonatigen Arbeitsurlaub, während dessen er weiter seinen Gerichtsdienst am Sondergericht in Prag versah.[5] Um das Kriegsende herum geriet Hallbauer in britische Gefangenschaft.[2]
Remove ads
Lebensweg nach Mai 1945
Bereits im Juli 1945 wurde Hallbauer aus britischer Gefangenschaft entlassen.[2] Auf der tschechoslowakischen Kriegsverbrecherliste wurde Hallbauer unter der Nummer S–8/32 wegen seiner Beteiligung an diversen Todesurteilen gegen Tschechoslowaken geführt.[6] Doch bereits ab 1947 war Hallbauer wieder Richter in Hamburg.[2] Er wurde Landgerichtsrat und -direktor am Landgericht Hamburg.[1] Als beisitzender Richter war Hallbauer am Beschluss des Landgerichts Hamburg vom 19. April 1949 beteiligt, mehrere Ärzte, die im Rahmen einer nationalsozialistischen „Euthanasie“-Aktion Kinder getötet hatten, außer Verfolgung zu setzen. Zur Begründung seiner Entscheidung führte das Gericht unter anderem aus, dass die „Verkürzung lebensunwerten Lebens … keinesfalls eine Maßnahme genannt werden kann, welche dem allgemeinen Sittengesetz widerstreitet.“[1] Die ärztlichen Täter hätten sich in einem „Verbotsirrtum“ befunden, denn: „Sie durften glauben, die Vernichtung sei freigegeben…, weil es Kinder waren, die Vollidioten waren, also geistig tot.“[6]
Hallbauer starb 1988.[2]
Remove ads
Weblinks
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads