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Human Appropriation of Net Primary Production

sozialökologischer Indikator Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Der Human Appropriation of Net Primary Production (HANPP) ist ein sozialökologischer Indikator, der den gesellschaftlich angeeigneten Anteil an der in einem Ökosystem vorhandenen Biomasse bzw. Nettoprimärproduktion angibt. Er ist ein methodisches Werkzeug, mit dem die Intensität menschlicher Eingriffe in Natursysteme quantifiziert und auf ihre ökologische Nachhaltigkeit hin überprüft werden kann.[1] Im Gegensatz zum ökologischen Fußabdruck bildet der HANPP nicht den absoluten Umfang der Landnutzung ab, sondern deren Intensität.[2]

In der Aktualisierung der planetaren Grenzen des Jahres 2023 wird HANPP verwendet, um die funktionelle Diversität in der überschrittenen Dimension der Integrität der Biosphäre zu beschreiben.[3]

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Anwendungsbereiche

Ausgangspunkt für die Ermittlung des HANPP ist die Nettoprimärproduktion (NPP), also die Menge an Biomasse, die von photoautotrophen Organismen, vor allem grünen Pflanzen in einem Ökosystem, produziert wird. Im Gegensatz zur Primärproduktion ist darin nicht die für die Photosynthese notwendige Sonnenenergie enthalten, sondern nur die in Biomasse gespeicherte Energie. Die Nettoprimärproduktion ist die Energiebasis für alle heterotrophe Organismen, zu denen auch der Mensch zählt. Dieser beeinflusst durch Landnutzungspraktiken die in der Biosphäre vorhandene Biomasse. Zu diesen Praktiken zählen unter anderem die Umwandlung natürlicher Systeme in Agrarsysteme oder die Errichtung von Infrastruktur. Durch die Berechnung des HANPP können die Folgen dieser Eingriffe in die Natur quantifiziert werden.

In der Praxis kann mit dem HANPP-Index zum Beispiel die Veränderung der vorhandenen Biomasse eines bestimmten Raums über einen längeren Zeitraum analysiert werden.

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Berechnung

Eine HANPP-Analyse kann auf globaler Ebene, auf nationaler Ebene oder für eine geographische Region durchgeführt werden.

Der HANPP berechnet sich wie folgt:[4]

HANPP = ∆NPPLC + NPPh

mit:

∆NPPLC = NPP0 − NPPact

  • ∆NPPLC beschreibt die Landnutzungsveränderung (Landuse Change)
  • NPP0 beschreibt die potentiell mögliche Vegetation
  • NPPact beschreibt die aktuelle Vegetation
  • NPPh beschreibt die Biomasse, welche von Menschen geerntet wird und welche bei der Ernte zerstört wurde (harvest)

Konkret zusammengefasst, bildet der HANPP ein Maß, welches angibt, wie viel der potenziell möglichen Vegetation nach der Ernte vom Menschen entnommen wurde.

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Wissenschaftliche Rezeption des HANPP

Vorteile des HANPP sind unter anderem, dass die Datengrundlage leicht aus statistischen Fernerkundungsdaten gewonnen werden können. Auch die Tatsache, dass die Daten für sehr lange Zeitreihen generierbar sind und ohne subjektive Bewertung berechenbar sind, werden positiv hervorgehoben.

Problematisch ist jedoch, dass es keine ausreichende vereinheitlichte Theorie der ökologischen Bestimmungsgrößen von Biodiversität gibt.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Haberl: Human Appropriation of Net Primary Production as an Environmental Indicator: Implications for Sustainable Development. In: Ambio. Band 26, 1997, S. 143–146.
  • Helmut Haberl: Human Appropriation of Net Primary Production. In: Helmut Geist (Hrsg.): The Earth's Changing Land: An Encyclopedia of Land-Use and Land-Cover Change. Band 1 A–K. Greenwood Publishing Group, Westport, CT, 2006, S. 292–294.
  • Helmut Haberl, Karl-Heinz Erb, Fridolin Krausmann: Human Appropriation of Net Primary Production: Patterns, Trends, and Planetary Boundaries. In: Annual Review of Environment and Resources. Band 39, 2014, doi:10.1146/annurev-environ-121912-094620 (open access)
  • Fridolin Krausmann et al.: Global human appropriation of net primary production doubled in the 20th century. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 110, Nr. 25, 2013, S. 10324–10329.
  • Robert H. Whittaker und Gene E. Likens: The Primary Production: The Biosphere and Man. In: Human Ecology. Band 1, Nr. 4, 1973, S. 357–369.
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Belege

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