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Hydromac

italienischer Baumaschinenhersteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Hydromac S.p.A. war ein italienischer Baumaschinenhersteller, der von 1965 bis 1996 existierte und seinen Hauptsitz in San Mauro Torinese sowie ein weiteres Werk in Trino unterhielt. Das Unternehmen erlangte internationale Bedeutung als Pionier bei der Produktion moderner Hydraulikbagger. Die technologische Grundlage bildete das 1951 von den Brüdern Carlo und Mario Bruneri angemeldete Patent für den weltweit ersten Vollhydraulikbagger.[1]

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Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Anfänge

Die Wurzeln von Hydromac liegen in der technologischen Pionierarbeit der Familie Bruneri. In den 1930er Jahren betrieb Pietro Bruneri in der Nähe von Turin eine Werkstatt, die sich zunächst auf die Reparatur von Fahrrädern konzentrierte, bald jedoch auch Automobile, Motorräder und Lastwagen instand setzte.[2] Seine Söhne Carlo und Mario arbeiteten früh im Betrieb mit und kehrten nach externen Ausbildungen in das väterliche Unternehmen zurück. Zu dieser Zeit spezialisierte sich die Werkstatt zunehmend darauf, Lastwagen mit Kippmulden auszustatten. Während diese anfangs über Seilzüge bewegt wurden, stellte man den Betrieb bald auf hydraulische Kraft um. Durch die Instandsetzung herkömmlicher Seilbagger erkannten die Brüder deren strukturelle Schwächen. Sie studierten die Mechanik intensiv und kamen zu der Überzeugung, dass ein rein hydraulischer Antrieb die Anfälligkeit senken und die Effizienz steigern würde.[2]

Erster Vollhydraulikbagger der Welt

Obwohl der Zweite Weltkrieg die Entwicklungsarbeit unterbrach, gründeten die Brüder nach Kriegsende das Unternehmen Officine Meccaniche Bruneri C.M. Sie spezialisierten sich zunächst auf den Umbau von US-amerikanischen Militär-Lkw sowie Fahrzeugen von Fiat und Lancia. Parallel dazu konstruierten sie 1947 den ersten mobilen Prototyp eines Hydraulikbaggers auf einem Chevrolet-Fahrgestell.[3] Nach umfangreichen Feldversuchen meldeten sie 1951 den ersten 360°-Vollhydraulikbagger der Welt zum Patent an. Die als „Yumbo idraulic“ bekannte Maschine verzichtete vollständig auf Seilzüge, Schaltkupplungen und Winden, was sie leichter, verschleißärmer und kostengünstiger machte.

Die Nachfrage in Italien blieb zunächst aber gering, weil die Bauunternehmer an den bewährten Seilbaggern und Planierraupen festhielten. Sie schlossen daher 1954 ein Lizenzabkommen mit dem französischen Hersteller Sicam (Societe Industrielle d'Appareils Mecano-Hydraulique). Dies führte zu einem internationalen Erfolg des Yumbo-Hydraulikbaggers mit weiteren Unterlizenzen an Hersteller wie Mitsubishi (Japan), Drott (USA) und JCB (Großbritannien).[4]

Unternehmensspaltung und Gründung von Hydromac

Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1965 kam es zu einem Zerwürfnis zwischen den Brüdern, woraufhin beide getrennte Wege gingen.[5] Mario Bruneri gründete die Simit Escavatori Idraulica S.p.A. in Grugliasco, die durch technische Neuerungen wie den patentierten dreiteiligen hydraulischen Ausleger bekannt wurde und 1972 im Fiat-Konzern (später Fiat-Allis) aufging.[6]

Carlo Bruneri gründete 1965 dagegen mit seinen Söhnen die Hydromac S.p.A. in San Mauro.[5] Das erste Modell, der HYD 4, basierte technisch noch auf dem Yumbo-Hydraulikbagger. Carlo Bruneri konzentrierte sich auf solide, preisgünstige Maschinen und eine offensive Vermarktung. In San Mauro wurden Präzisionsaggregate gefertigt, während das Werk in Trino für den Stahlbau, die Rahmen, Ausleger und Anbaugeräte zuständig war. Bald wurden neben den erfolgreichen Modellen H 7 (Raupenbagger) und HG 7 (Mobilbagger) auch Mobilkrane und Umschlagbagger mit hochgesetztem Oberwagen angeboten.

Erfolg und Internationale Expansion

In den 1970er Jahren steigerte Hydromac die Produktion von jährlich 300 Maschinen im Jahr 1970 auf 750 Stück im Jahr 1975, wobei fast die Hälfte der Produktion in den Export ging. Der Erfolg spiegelte sich im Umsatz wider, der von einer Milliarde Lire im Jahr 1965 auf 25 Milliarden Lire im Jahr 1976 anstieg, während das Unternehmen rund 650 Mitarbeiter beschäftigte.[7]

Nach der Gründungsphase baute Hydromac nach und nach ein flächendeckendes Netz an Handelsvertretung in Italien sowie in 27 Ländern auf. Darunter befanden sich auch Standorte in Lateinamerika, Australien und Afrika. Um den globalen Markt zu bedienen, bot das Unternehmen auch länderspezifische Konfigurationen an. Dies zeigte sich insbesondere bei der Motorisierung: Neben Aggregaten von Perkins und Deutz wurden auf Wunsch Motoren von Fiat, Scania, MAN, GM oder Rolls-Royce verwendet.[8] 1978 wurde das „Europa-Programm“ eingeführt, das moderne EG-Vorschriften zum Arbeits- und Schallschutz erfüllte. Für das Design der Fahrerkabinen zweier Modelle engagierte Hydromac sogar das renommierte Design-Studio Pininfarina.[9] Mitte der 1980er Jahre kamen Minibagger hinzu, die in Kooperation mit Gecom in Neapel gefertigt wurden.

Niedergang und Erbe der Marke

Der wirtschaftliche Niedergang setzte Mitte der 1980er Jahre infolge des internationalen Konkurrenzdrucks und italienischer Wirtschaftskrisen ein. Carlo Bruneri versuchte durch Partnerschaften mit Firmen wie River S.p.A. zwischen 1984 und 1986 sowie anschließend ILME S.p.A. das Überleben zu sichern. Nach einer Neugründung als Hydromac Maquinas Italia im Jahr 1993 wurde die Produktion in Italien 1996 endgültig eingestellt.[10]

Die technologische Basis lebte jedoch in Lizenzfertigungen noch einige Zeit weiter. In Argentinien produzierte Motorcisa Argentina S.A. die Maschinen in der markanten grünen Farbgebung bis in die 2010er Jahre weiter.[10] In Deutschland ließ der belgische Hersteller Renders von 1994 bis 2000 im Werk Chemnitz Hydromac-Bagger fertigen, bevor die Produktion nach Kroatien zu Đuro Đaković verlagert wurde und auch dort mit der Insolvenz von Renders im Jahr 2006 endete.[11] Der Gründer und Erfinder Carlo Bruneri verstarb im Jahr 2008 im Alter von 100 Jahren.[11]

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Siehe auch

Literatur

  • Ulf Boege: Hydromac Hydraulikbagger aus Italien. In: Jahrbuch Baumaschinen 2026. Podszun, Brilon 2025, ISBN 978-3-7516-1182-4.

Einzelnachweise

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