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Hypergamie
Aufstieg durch Heirat Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Hypergamie (abgeleitet von altgriechisch hyper „über“, und gamos „Hochzeit, Ehe“) ist ein Begriff aus der Ethnosoziologie. Er bezeichnet den Aufstieg einer Person in eine höhergestellte soziale Gruppe (Schicht, Klasse oder Kaste) durch Heirat mit einer Person, die einer höheren Statusgruppe angehört.[1] Manche Gruppen oder (ethnische) Gesellschaften haben Heiratsregeln, nach denen eine Frau möglichst einen Mann mit einem sozioökonomischen Status heiraten sollte, der höher ist als ihr eigener. Auch die Familie der Ehefrau versucht dadurch ein höheres Ansehen zu bekommen.[2] In den modernen Gesellschaften bezeichnet Hypergamie einen systematischen Unterschied zwischen Mann und Frau in Paarbeziehungen, etwa dass der Mann in der Regel größer, älter oder statushöher ist.[3]
Hypergame Eheschließungen finden sich meist in Gesellschaften, die sich nach ihren Väterlinien organisieren (patrilinear). Hier bewirkt das Heiraten einer Frau mit niedrigerem Status keinen Prestigeverlust, da gemeinsame Kinder der sozialen Gruppe des Mannes zugerechnet werden. Dieser kann auch wirtschaftliche Vorteile genießen, wenn die Frau als Ausgleich eine höhere Mitgift einbringt.[1] In geschichteten Gesellschaften kommt Hypergamie vor, um endogame Vorschriften zur Heirat innerhalb der gleichen Gruppe oder Schicht zu umgehen (so im indischen Kastensystem).[2] Bei Adelsfamilien war hypergames Heiraten als morganatische Ehe bekannt („Ehe zur linken Hand“), als Heirat eines Witwers oder von jüngeren Söhnen, wenn die Erbfolge bereits geklärt war und deshalb der niedrigere Status der Ehefrau keine praktische Auswirkung hatte.
Bei der Hypogamie (altgriechisch hypo „unter, unterhalb“) hat demgegenüber die Frau einen höheren sozialen Status als der Ehemann, wobei in einigen Gesellschaften die Kinder den niedrigeren Status des Vaters übernehmen.[4] Diese Heiratsweise findet sich allerdings häufiger in Gesellschaften, die sich nach ihren Mütterlinien organisieren (matrilinear), bei ihnen behalten die Kinder den Status der Ehefrau.[1]
Hyper- und hypogame Heiratsregeln können Männer und Frauen auch unterschiedlich betreffen, abhängig von jeweiligen Abstammungsregeln und dem Schichtungsgrad der Gesellschaft, sowie von dem Empfinden bestimmter sozialer Gruppen und Schichten, ob die Familie des Ehemannes oder die der Ehefrau als höherrangig angesehen wird.[1] Beide Regeln sind einerseits auswärts gerichtet (exogam), da der Ehepartner außerhalb der eigenen Statusgruppe oder Schicht gesucht wird. Andererseits wirken sie zusammen mit inwärts gerichteten Regeln (endogam), beispielsweise soll der Ehepartner dem eigenen Stamm oder Volk oder derselben örtlichen Gruppierung angehören. Hyper- und Hypogamie sind Formen der anisogamen Heirat (zwischen „Ungleichgestellten“), die sich grundsätzlich unterscheidet von der Isogamie (Heirat unter „Gleichgestellten“).
Eine spezifische Form der Hypergamie ist das sogenannte Throning, das mit der alleinigen Zielsetzung betrieben wird, durch das Kennenlernen einer Person das eigene Image in den Augen anderer Mitmenschen aufzuwerten, um somit das eigene Ansehen und Selbstbewusstsein durch Erlangen gesellschaftlicher Anerkennung zu steigern.[5]
Throning ist ein Dating-Trend, der bei der Generation Z wachsende Beliebtheit erfährt. Der aus dem Englischen stammende Begriff (übersetzt: Thronbesteigung) leitet sich aus dem Prinzip ab, eine Person auf einen metaphorischen Thron zu erheben und dadurch anderen zur Schau zu stellen. Gefühle, echte Zuneigung oder gar Liebe spielen dabei, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Es geht lediglich darum, mit der anderen Person wahrgenommen und zugleich bewundert zu werden, sei es in einer breiteren Öffentlichkeit oder in einer kleineren Gruppe.[6][7] Das Interesse an der Zielperson beschränkt sich ausschließlich auf deren Außenwirkung.[8]
Erfahrungsgemäß führt Throning früher oder später zum Bruch der toxischen Beziehung, nämlich spätestens dann, wenn die Betroffenen merken, dass sie nicht geliebt, sondern nur als Werkzeug behandelt werden.[9]
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Siehe auch
- sozialer Aufstieg – Mesalliance (Heirat zwischen verschiedenen Gesellschaftsschichten)
- eheliche Wohnsitzwahl (Residenz)
- Homogamie und Heterogamie (Partnerwahl nach Gleich-/Verschiedenartigkeit)
Weblinks
- Helmut Lukas, Vera Schindler, Johann Stockinger: Anisogamie (Hyper-/Hypogamie). In: Interaktives Online-Glossar: Ehe, Heirat und Familie. Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien, 1997 (vertiefende Anmerkungen zu Heiratsregeln, mit Quellenangaben).
- Gabriele Rasuly-Paleczek: Hypergamie, Hypogamie. (PDF: 853 kB, 52 Seiten) In: Einführung in die Formen der sozialen Organisation (Teil 3/5). Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien, 2011, S. 101–102, archiviert vom am 17. Oktober 2013 (Unterlagen zu ihrer Vorlesung im Sommersemester 2011).
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Einzelnachweise
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