Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Indochinesischer Leopard
Unterart der Art Leopard (Panthera pardus) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Der Indochinesische Leopard (Panthera pardus delacouri) ist eine Leoparden-Unterart, die in Südostasien und Südchina heimisch ist. In Indochina sind Leoparden außerhalb von Schutzgebieten selten und durch Lebensraumverlust aufgrund von Abholzung sowie Wilderei für den illegalen Wildtierhandel bedroht. Im Jahr 2016 wurde die Population auf 973–2503 erwachsene Tiere geschätzt, wovon wohl nur 409–1051 Jungtiere bei sich hatten. Das historische Verbreitungsgebiet war um mehr als 90 % geschrumpft.[1] Nach den Annahmen der International Union for Conservation of Nature (IUCN) sind die Bestände weiter rückläufig.[2]
Remove ads
Taxonomie
Der Indochinesische Leopard ist nach genetischen Untersuchungen eine von neun Unterarten des Leoparden. Er gehört zur Gattung Panthera (Eigentliche Großkatzen). Panthera pardus delacouri wurde 1930 von dem britischen Zoologen Reginald Innes Pocock (1863–1947) anhand eines Leopardenfells aus Annam erstbeschrieben. Das Epitheton „delacouri“ verweist auf den französischen Südasien-Forscher Jean Théodore Delacour (1890–1985).[3]
Remove ads
Eigenschaften

Pocock beschrieb das Fell eines Indochina-Leoparden als fast rostrot, an den Seiten jedoch blasser. Es hatte kleine Rosetten mit einem Durchmesser von meist 3,8 × 3,8 cm, die so dicht beieinander lagen, dass es dunkel wirkte. Das Fell war kurz, mit weniger als 2,5 cm langem Haar auf dem Rücken. Er gab an, in Menagerien in Johor und anderen Gebieten der Malaiischen Halbinsel nur schwarze Leoparden gesehen zu haben. Er nahm daher an, dass der Anteil schwarzer Leoparden weiter südlich zunimmt.[3]
Aufzeichnungen von Kamerafallenstudien, die zwischen 1996 und 2009 an 22 Standorten in Südthailand und auf der malaysischen Halbinsel durchgeführt wurden, zeigen, dass Indochinesische Leoparden, die nördlich des Isthmus von Kra registriert wurden, überwiegend gefleckt sind. Südlich des Isthmus wurden nur melanistische Leoparden registriert.[4] Melanismus ist in dichten tropischen Wäldern weit verbreitet, und man geht davon aus, dass schwarze Leoparden einen selektiven Vorteil bei Hinterhalten haben.[5]
Remove ads
Verbreitung
Zusammenfassung
Kontext

Der Indochinesische Leopard ist in kleinen Populationen Südostasiens verbreitet, die sich heute nur noch in Myanmar, Thailand, der malaiischen Halbinsel, in Kambodscha und Süd-China finden.[2]
- Myanmar
Im Chatthin Wildlife Sanctuary in Myanmar ging die Leopardenpopulation zwischen den 1940er und 1980er Jahren so drastisch zurück, dass im Jahr 2000 befürchtet wurde, dass sie kurz vor dem Aussterben stand.[6] Im Jahr 2015 wurden Leoparden erstmals mit Kamerafallen in den Bergwäldern des Karen-Staates erfasst.[7] In den nördlichen Waldgebieten des Tenasserim-Gebirge an der Grenze zwischen Thailand und Myanmar wurde 2016 eine stabile Population dokumentiert.[1]
- Thailand
In Thailand kommt der Indochinesische Leopard in den Schutzgebieten Western Forest Complex, Kaeng Krachan-Kui Buri und Khlong Saeng-Khao Sok vor. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts wurde er jedoch in den nördlichen und südzentralen Waldkomplexen des Landes nicht mehr gesichtet.[1] Im Hala Bala Wildlife Sanctuary an der thailändisch-malaysischen Grenze liefen zwischen Oktober 2004 und Oktober 2007 nur zwei Leoparden an den aufgestellten Kamerafallen vorbei.[8]
- Malaysia
In Malaysia kommt der Leopard in den Nationalparks Belum-Temengor, Taman Negara und Endau-Rompin vor.[1] Im April 2010 wurde ein gefleckter Leopard in einer Kamerafalle im Taman Negara Nationalpark gesichtet, wo man zuvor nur schwarze Leoparden vermutete.[4] Es wurde auch in Sekundärwäldern in den Bundesstaaten Selangor und Johor nachgewiesen.[9][10]
- Laos
In Laos wurden zwischen April 2003 und Juni 2004 25 verschiedene Leoparden durch Kamerafallen registriert, die auf einer Fläche von 500 km² im nationalen Biodiversitätsschutzgebiet Nam Et-Phou Louey aufgestellt waren.[11] 2010 wurde berichtet, dass Leoparden auch im Nam Kan National Protected Area vorkommen.[12] Wegen fehlender Beobachtungen gilt es als hochwahrscheinlich, dass Leoparden in Laos seit 2019 ausgerottet sind.[2]
- Kambodscha
In Kambodscha wurden zwischen Dezember 2008 und August 2009 Leoparden in den Dipterocarp-Wäldern des Phnom-Prich-Wildschutzgebietes und in den Jahren 2009 und 2014 im Sre Pok Wildlife Sanctuary registriert.[13][14][15] 2021 wurde kein Leopard mehr in Ostkambodscha gesichtet, sodass angenommen werden muss, dass der Bestand nicht mehr existiert.[16]
- Südchina
In Südchina wurden zwischen 2002 und 2009 in elf Naturschutzgebieten Untersuchungen mit Kamerafallen durchgeführt, Leoparden wurden jedoch nur im Nationalen Naturschutzgebiet Changqing im Qin-Ling-Gebirge registriert.[17]
Der indochinesische Leopard gilt in Vietnam und Laos als wahrscheinlich, in Singapur gesichert ausgestorben. Nach dem letzten Assessement des IUCN ist der indochinesische Leopard in der Roten Liste in der Kategorie „Critically endangered“ aufgeführt. Die Autoren gehen von einer Gesamtpopulationszahl zwischen 77 und 766 erwachsenen Tieren aus.[2]
Der indochinesische Leopard hat einen langen Generationszyklus von 7,4 Jahren. In den letzten 20 Jahren, also etwa 3 Generationen, ist die Population des indochinesischen Leoparden um 80 % gesunken. Selbst bei schnell greifenden Schutzmaßnahmen brächte die Population Jahrzehnte, um sich zu erholen.[18][19]
Remove ads
Ökologie und Verhalten
Zusammenfassung
Kontext
Ernährung und Jagdverhalten des indochinesischen Leoparden sind speziell an die südostasiatischen Waldgebiete angepasst und unterscheiden sich vom afrikanischen Leoparden, der überwiegend in Savannen jagt. Zwischen 1985 und 1986 wurden in einem immergrünen Bergwald mit Dipterocarp-Pflanzen in der Provinz Chiang Mai im Nordwesten Thailands Leopardenkot gesammelt. Zu den im Kot gefundenen Beutetieren zählten vor allem der Indische Muntjak, gefolgt von Wildschweinen, Langschwanzgoralen, Südliche Brillenlanguren, Malaiischen Stachelschweinen und Schweinshirschen.[20]
1996 wurden drei Leoparden im südzentralen Teil des Kaeng Krachan Nationalparks, einem hügeligen Gebiet mit saisonalem immergrünem Wald, mit Funkhalsbändern ausgestattet. Die Studie ergab ein Revier von zwei Leopardenmännchen von 14,6–18,0 km² und eines Leopardenweibchens von 8,8 km². Sie alle bevorzugten Lebensräume, in denen sich Beutetiere ansammeln und potenzielle Jagdmöglichkeiten bieten, nämlich in Höhenlagen zwischen 500 und 600 m, in Fluss- und Talkorridoren sowie an der Hauptstraße, bevor sie höhere Lagen und bewaldetes Gelände betraten.[21] Sambarhirsch, Indischer Muntjak, Malaiisches Stachelschwein und Gaur sind die häufigsten vorkommenden Beutearten in diesem Schutzgebiet.[22]
Zwischen 1994 und 1999 wurden zehn Leoparden im nordwestlichen Teil des Huai Kha Khaeng Wildlife Sanctuary mit Funkhalsbändern ausgestattet und über 9–41 Monate beobachtet. Die Analyse der Tracking-Daten ergab, dass die durchschnittlichen jährlichen Reviere erwachsener Männchen 35,2–64,6 km² betrugen. Sechs erwachsene Weibchen hatten die größten in Asien registrierten Reviere von 17,8–34,2 km², die sie alle in der Trockenzeit von November bis April erweiterten. Alle Leoparden bevorzugten trockene, immergrüne und gemischte Laubwälder mit flachen Hängen in der Nähe von Wasserläufen.[23]
In einem stark fragmentierten Sekundärwald in der malaysischen Region Selangor wurden Wildschweine, Makaken und Kleinkantschile als die wichtigsten Beutearten des Leoparden identifiziert.[24]
Remove ads
Bedrohungen
Zusammenfassung
Kontext
Es gibt nur noch wenige zusammenhängende Gebiete, in denen Leoparden eine langfristige Überlebenschance haben. Sie sind vor allem durch die Zerstörung ihres Lebensraums infolge großflächiger Abholzung und den Rückgang ihrer Beute durch illegale Jagd bedroht.[21][23][25]
Eine zunehmend wachsende Bedrohung stellt die Jagd auf Wildtiere im Rahmen des illegalen Handels mit Wildtieren dar.[26]
- Lebensraumzerstörung
Menschenverkehr in Schutzgebieten beeinträchtigt die Bewegungen und Aktivitäten von Leoparden. In Gebieten, die stärker von Menschen genutzt werden, sind sie tagsüber weniger aktiv.[27]
In einem tropischen Regenwaldgebiet in Malaysias Hauptstadtregion Klang Valley wurde die Leopardendichte auf 28,35 Tiere pro 100 km² geschätzt. Dies ist eine der höchsten jemals gemeldeten Leopardendichten. Aufgrund des rapiden Waldschwunds wurden Tiere möglicherweise in den verbleibenden Wald verdrängt, sodass ihre Population unerwartet hoch ist. Leoparden wurden vor allem durch Bauarbeiten im Wald beeinträchtigt.[9]
- Illegaler Wildtierhandel
In Malaysia werden Körperteile des Leoparden für traditionelle Medizin eingesetzt, ebenso in China. Insbesondere Knochen werden als Ersatz für den Tiger in der traditionellen asiatischen Medizin verwendet, wo es als Stärkungsmittel eingesetzt wird. In China ist die Verwendung von Leopardenknochenvorräten durch Arzneimittelhersteller trotz eines inländischen Handelsverbots weiterhin von der Regierung gestattet.[28][1]
In Myanmar wurden zwischen 1991 und 2006 auf vier untersuchten Märkten 215 Körperteile von mindestens 177 Leoparden entdeckt. Unter den Körperteilen befanden sich ein Leopardenpenis und -hoden sowie weitere Teile frisch getöteter Tiere. Drei der untersuchten Märkte liegen an der Grenze zu China und Thailand und ziehen internationale Käufer an, obwohl Leoparden in Myanmar vollständig geschützt sind. Die wirksame Umsetzung und Durchsetzung des CITES-Übereinkommens wird als unzureichend angesehen.[29]
Remove ads
Literatur
- Kitchener A. C., Breitenmoser-Würsten Ch., Eizirik E., Gentry A., Werdelin L., Wilting A., Yamaguchi N., Abramov A. V., Christiansen P., Driscoll C., Duckworth J. W., Johnson W., Luo S.-J., Meijaard E., O’Donoghue P., Sanderson J., Seymour K., Bruford M., Groves C., Hoffmann M., Nowell K., Timmons Z. & Tobe S.: A revised taxonomy of the Felidae. The final report of the Cat Classification Task Force of the IUCN/SSC Cat Specialist Group. Cat News Special Issue 11, 2017, S. 73–75 catsg.org
Remove ads
Weblinks
Commons: Indochinesischer Leopard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Profil auf iNaturalist
- Profil im Catalogue of Life
- Andrew Ross: Cambodia’s leopards are on the brink of extinction. (englisch).
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads
