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Informatikunterricht
Schulfach Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Im Informatikunterricht erlernen die Schüler die Grundlagen der Informationstechnik (IT) und der Elektronischen Datenverarbeitung (EDV) und den sachgemäßen Umgang mit dem Computer.
Lehrinhalte
Zusammenfassung
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Der Umgang mit EDV ist heute nicht nur allgemeine Berufsvorbereitung bzw. allgemeine Studienvorbereitung, sondern zählt zur Allgemeinbildung.[1] Häufig wird in diesem Zusammenhang der Begriff Computerführerschein verwendet.
Grundlage des Informatikunterrichts bildet die Einführung in wesentliche Begriffe und Methoden der Informatik, die technischen und theoretischen IT-Grundlagen (Hard- und Software), und Grundprinzipien von Automaten, Algorithmen und Programmen (Praktische Informatik). Die historische Komponente des Informatikunterrichts behandelt die Geschichte der Datenverarbeitung und Computersysteme.
Erstes Lernziel ist der „sichere Umgang mit Standardsoftware zur schriftlichen Korrespondenz“.[2] Zentrale Anliegen sind die Einführung in die rechtlichen Grundlagen im Zusammenhang mit Datensicherheit, Datenschutz und Urheberrecht, ein besonderer Fokus wird auf den ethischen Aspekt der EDV-Nutzung gelegt (Informationsethik). Die Schüler werden gerade im Anfangsunterricht auf die Chancen, besonders aber auch auf Gefahren und Risiken der Nutzung des Internets und allgemein vernetzter Rechenanlagen aufmerksam gemacht. Zudem wird der zielgerichtete Umgang mit der durch die elektronischen Medien entstehenden Informationsflut vermittelt (Informationsmanagement), etwa über den Umgang mit Suchmaschinen und anderen Datenbanksystemen. Der Lehrstoff umfasst zudem die Gütekriterien wertvoller Lernsoftware und Grundlagen des E-Learnings, und andere Aspekte der Medienkompetenz. Daneben werden allgemeine Aspekte der Auswirkungen der Informationstechnologie auf den Einzelnen und die Gesellschaft erarbeitet.
Im weiten Verlauf des Unterrichts lernen die Schüler, Computer selbständig zu benutzen (Angewandte Informatik), selbst Programme mit objektorientierten Programmiersprachen wie Visual Basic, Scratch, Java, Object Pascal oder Gambas bzw. integrierten Entwicklungsumgebungen wie BlueJ oder Greenfoot zu schreiben oder Webauftritte mit HTML zu erstellen. Umgang mit dem Web und den elektronischen Medien wird mit Methoden des Blended Learning vermittelt.
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Informatikunterricht im Fächerkanon
Zusammenfassung
Kontext
Deutschland
Informatikunterricht in den Bundesländern
In Deutschland wird nicht in allen Bundesländern das Schulfach Informatik unterrichtet. Die folgende Tabelle zeigt auf, in welchen Bundesländern und auf welcher Schulstufe das Schulfach Informatik unterrichtet wird:
Standards für den Informatikunterricht in Deutschland
Ein Arbeitskreis der Gesellschaft für Informatik hat mit den Grundsätzen und Standards für die Informatik in der Schule 2008 umfassend beschrieben, welche Kompetenzen Schülerinnen und Schüler im Fach Informatik in der Sekundarstufe I erwerben sollten.[32]
2016 folgten die Standards für die Sekundarstufe II.[33] 2019 vervollständigten die Standards für die Primarstufe die Grundsätze für alle Jahrgangsstufen.[34]
Mögliche Gegenstände des Fachs Informatik sind am Beispiel der Richtlinien und Lehrpläne bzw. der Vorgaben für das Zentralabitur des Landes Nordrhein-Westfalen aufgezeigt.[35][36][37] Ähnliche Vorgaben weisen andere Bundesländer auf.[38][39]
- Primarbereich
Kompetenzorientierter Aufschluss für die Inhalte und Methoden der Informatik, die der allgemeinen Bildung zuzuordnen sind und bereits für Kinder zugänglich gemacht werden können. Zurzeit wird die Entwicklung stark an dem Phänomenbereich_3 der phänomenorientierten Informatikdidaktik ausgerichtet, damit Prinzipien der Informatik erfahrbar werden; Anknüpfung an lebensweltliche Erfahrungen der Kinder.
- Sekundarstufe
- Umgang mit Software: Nutzung von Dateiverwaltungssystemen, von Textverarbeitungssystemen, von Tabellenkalkulationssystemen, von Systemen zur graphischen Darstellung, von vernetzten Informations- und Kommunikationssystemen.
- Funktionsweise von Software: Abgrenzung von Anwender- und Programmiersystemen, Lösung von einfachen und algorithmischen Problemen, Strukturierung von Algorithmen durch Verwendung von Prozeduren, Methoden der schrittweisen Verfeinerung (geeignet hierfür wäre z. B. als Programmiersprache ELAN oder Pascal).
- Funktionsweise von Hardware und Prozessdatenverarbeitung: Digitale Informationsdarstellung, Codierung von Zahlen und Zeichen, Funktionsweise elementarer logischer Schaltungen (Erstellen mit einem CAD-System für logische Schaltungen, z. B. LOCAD), Funktionsweise der Von-Neumann-Architektur, Messen, Steuern und Regeln bei technischen Prozessen (siehe auch Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik)
- Softwareprojekte, zum Beispiel das Erstellen einer Simulation bzw. eines Spiels oder einer Dateiverwaltung.
- Sekundarstufe II
2016 hat die Gesellschaft für Informatik Empfehlungen für Standards für die allgemeinbildende Sekundarstufe II verabschiedet.
- Einführung in eine Programmierumgebung (Delphi oder Java).
- Konzepte des objektorientierten Modellierens: Klasse, Objekt, Attribut, Methode, Geheimnisprinzip, Klassendiagramme, Beziehungen zwischen Klassen, abstrakte Klassen, Polymorphie.
- Datenstrukturen: Lineare Strukturen mit den Akzenten Schlange und Stapel, Lineare Liste, Such- und Sortieralgorithmen für Felder und Listen, Baumstrukturen mit den Akzenten Binärbaum, binärer Suchbaum.
- Modellieren und Implementieren kontextbezogener Problemstellungen als Netzwerkanwendungen: Netzwerkprotokolle, Client-Anwendungen, Client-Server-Anwendungen, Kryptographie mit symmetrischen und asymmetrischen Verschlüsselungsverfahren.
- Relationale Datenbanken: Modellieren kontextbezogener Problemstellungen als Datenbanken mit dem Entity-Relationship-Modell, Normalisierung (Überführung einer Datenbank in die 1. bis 3. Normalform), Relationenalgebra (Selektion, Projektion, Vereinigung, Differenz, kartesisches Produkt, Umbenennung, Join), SQL-Abfragen über eine und mehrere verknüpfte Tabellen, Datenschutzaspekte.
- Endliche Automaten und formale Sprachen: Modellieren kontextbezogener Problemstellungen als deterministische endliche Automaten, Darstellung von deterministischen endlichen Automaten als Graph und als Tabelle, formale Sprachen, Entwicklung eines Parsers für eine einfache formale Sprache.
Österreich
In Österreich ist Informatikunterricht Pflichtfach der 5. Klasse (9. Schulstufe) an der AHS[40][41][42][43] wie Hauptschulen, an AHS auch weiterführendes Wahlpflichtfach, in BHS und BMS Pflichtfach (Fächer Textverarbeitung – TXV und Wirtschaftsinformatik – WINF).
Häufig gibt es schulautonom andere Regelungen (z. B.: Informatik als Pflichtfach in der 3. Klasse AHS – 7. Schulstufe), die Einführung eines Pflichtfaches Informatik in der Sekundarstufe I wurde lang diskutiert.[44] Mit dem Schuljahr 2018/19 wurde die verbindliche Übung Digitale Grundbildung für alle Schulen der Sekundarstufe I eingeführt.[45]
In Österreich wird bereits seit 1985 Informatikunterricht erteilt.[46]
Schweiz
Mit der Einführung des Lehrplan 21 wurde der Lehrplan in 21 Kantonen der Deutschschweiz harmonisiert.[47] Der Lehrplan für das Modul „Medien und Informatik“ beschreibt den Aufbau der Kompetenzen im Fachbereich Medien und Informatik für den Kindergarten, die Primarschule und die Sekundarstufe I. Der Modullehrplan überlässt es den Kantonen, ob die Kompetenzen in verschiedenen unterschiedlichen Fachbereichen (z. B. im Mathematikunterricht) oder in einem eigenen Unterrichtsgefäß „Medien und Informatik“ erlangt werden.[48] Die meisten Kantone haben sich mindestens für die Sekundarstufe I für ein eigenes Gefäß entschieden.
Am 27. Oktober 2017 hat die Plenarversammlung der EDK beschlossen, Informatik als obligatorisches Fach am Gymnasium einzuführen. Die Kantone haben nun eine Übergangsfrist, um diesen Beschluss an ihren Gymnasien umzusetzen.[49]
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Lehrmaterialien
Zusammenfassung
Kontext
Gängige Lehrbücher sind die Titel der Lehrwerksreihe Informatik in fünf Bänden aus dem Ernst Klett Verlag, wobei Band 4 und 5 auf die Stoffverteilungspläne des Informatikunterrichts in der Oberstufe abgestimmt sind. Ein weiteres umfassendes Lehrwerk mit Ausgaben für Bayern sowie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bietet der Oldenbourg Schulbuchverlag an. Auch der C. C. Buchner Verlag veröffentlichte zwei Lehrbücher mit dem Namen Informatik, die auf die (deutschen) Klassen 9 und 10 des G8 zugeschnitten sind. Im Cornelsen Verlag erschienen Lehrwerke der Reihe Praktische Informatik, die speziell auf die Arbeit mit den Programmiersprachen Java oder Delphi abgestimmt ist, sowie die Bände Informatik ab Klasse 7 und Informatik ab Klasse 9 für die Sekundarstufe I. Der Schöningh Verlag hat ein Lehrwerk für die Oberstufe (Softwareentwicklung mit Greenfoot und BlueJ) herausgegeben, ein weiterer Band zu Modellierung, Datenstrukturen und Algorithmen erschien im Juli 2012.
Das Pädagogische Landesinstitut Rheinland-Pfalz bietet seit 2008 das elektronische Schulbuch inf-schule unter der Creative Commons Lizenz im Internet an.[50]
Die Zeitschrift LOG IN erscheint seit 1981 mit Beiträgen zum Informatikunterricht und zur informatischen Bildung und berichtet via Twitter über aktuelle Entwicklungen im Rahmen der informatischen Bildung.
Ausbildung
Österreich
Trotz der langen Geschichte des Informatikunterrichts ist die Ausbildung zum Informatiklehrer erst seit dem Jahr 2000 etabliert[51] und der Studiengang Lehramt Informatik und Informatikmanagement an folgenden Universitäten möglich:[52]
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Siehe auch
- Informationstechnische Grundbildung, Lehrfach in Deutschland
Literatur
- Rüdeger Baumann: Didaktik der Informatik. 2. Aufl. Klett Verlag, Stuttgart/München 1996. (1. Aufl. 1990)
- Bundesministerium für Unterricht und Kunst (BMUK): 10 Jahre Informatikunterricht in Österreich. Sonderheft von Computer kommunikativ, 6/1995. Abrufbar unter https://pubshop.bmbwf.gv.at/index.php?article_id=9&sort=title&search%5Bcat%5D=47&pub=553
- Gerhard Brandhofer, Gerald Futschek, Peter Micheuz, Anton Reiter, Karl Schoder (Hrsg.): 25 Jahre Schulinformatik in Österreich. Zukunft mit Herkunft OCG, Wien 2010.
- Karl Josef Fuchs: Didaktik der Informatik: Die Logik fundamentaler Ideen. In: Schulpraxis, Heft 4+5, 1994, S. 42–45.
- Karl Josef Fuchs: Methodik und Didaktik des Informatikunterrichts. Skriptum zu Vorlesung und Übung, Universität Innsbruck, erstellt von Cornelia Lederle, 2002.
- Jens Gallenbacher: Abenteuer Informatik: IT zum Anfassen – von Routenplaner bis Online-Banking. 2. Aufl. Spektrum Akademischer Verlag 2008.
- Peter Hubwieser: Didaktik der Informatik. 3. überarb. und erw. Aufl., Springer Verlag Berlin/Heidelberg 2007. (1. Aufl. 2000)
- Clemens Hüffel, Anton Reiter (Hrsg.): Praxis der EDV/Informatik. Ein Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer. Jugend und Volk, Wien 1996.
- Ludger Humbert: Didaktik der Informatik, mit praxiserprobtem Unterrichtsmaterial. Teubner-Verlag, 2. überarb. u. erw. Auflage 2006.
- Peter Micheuz: Einführung in die Informatik-Fachdidaktik. Springer, Heidelberg/Berlin 2001.
- Peter Micheuz: Informatische Bildung in der Sekundarstufe I. 2003. (auch: Innovative Concepts for Teaching Informatics (ISSEP) In: CDA-Sonderausgabe 12/2005 des CDA Verlages).
- Peter Micheuz (Hrsg.): Standards in der Schulinformatik. In: CD Austria Sonderausgabe 5/2004, BMBWK
- Eckart Modrow, Kerstin Strecker: Didaktik der Informatik. De Gruyter Verlag, Oldenburg 2016, ISBN 978-3-486-71622-1
- Anton Reiter, Albert Rieder (Hrsg.): Didaktik der Informatik. Informations- und kommunikationstechnische Grundbildung. Jugend und Volk, Wien 1990.
- Anton Reiter (Hrsg.): Anekdoten zur Informatik. Pointen, Pannen, Pioniere aus Wissenschaft und Schule. Studienverlag, Innsbruck 2001.
- Anton Reiter, Gerhard Scheidl, Heinz Strohmer, Lydia Tittler, Martin Weißenböck (Hrsg.): Schulinformatik in Österreich. Erfahrungen und Beispiele aus dem Unterricht. Ueberreuter Verlag, Wien 2003.
- Anton Reiter: 20 Jahre Schulinformatik in Österreich und IKT-Einsatz im Unterricht (mit Karikaturen von Christian Berger). CDA-Verlag, Perg 2005.
- Sigrid Schubert, Andreas Schwill: Didaktik der Informatik – Lehrbuch. 2., um 5 Kap. erw. Aufl., Spektrum Akademischer Verlag 2011. (1. Aufl. 2004)
- Horst Völz: Das ist Information. Shaker Verlag, Aachen 2017, ISBN 978-3-8440-5587-0.
- Horst Völz: Wie wir wissend wurden. Nicht Alles ist Information. Shaker Verlag, Aachen 2018, ISBN 978-3-8440-5865-9.
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Weblinks
- Bildungsstandards Informatik, TU Dresden
- Informatikunterricht, Portalseite auf lehrer.schule.at
- Didaktik des Informatikunterrichts. Zentrale Fragestellungen ( vom 17. Januar 2005 im Internet Archive), schulinformatik.at, Projekt des Gymnasiums Völkermarkt und der Universität Klagenfurt
- Richtlinien und Lehrpläne
- Lehrpläne des Informatikunterrichts in der DDR in Scripta Paedagogica Online
Einzelnachweise
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