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Jürgen Böttcher

deutscher Maler und Dokumentarfilmregisseur Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Jürgen Böttcher
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Jürgen Traugott Hans Böttcher (Pseudonym als Maler Strawalde; * 8. Juli 1931 in Frankenberg/Sa., Sachsen) ist ein deutscher Maler und Filmregisseur. Er gilt als einer der bedeutendsten Dokumentarfilmer und oppositionellen Maler der DDR.

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Jürgen Böttcher (2009)

Leben

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Jürgen Böttcher wuchs in Strahwalde in der Oberlausitz auf.[1] Er studierte von 1949 bis 1953 Malerei an der neuen Hochschule für Bildende Künste Dresden. Danach blieb er als freischaffender Künstler in Dresden und unterrichtete in Volkshochschulkursen unter anderen A. R. Penck, Peter Makolies, Peter Graf und Peter Herrmann, mit denen er die Künstlergruppe Erste Phalanx Nedserd bildete.

Seit 1955 studierte Jürgen Böttcher Regie an der neu gegründeten Hochschule für Filmkunst in Potsdam Babelsberg. Nach dem Abschluss 1960 wurde er festangesteller Mitarbeiter beim DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme in Berlin.

Nach der Teilnahme an einer Gruppenausstellung in West-Berlin wurde Jürgen Böttcher 1961 aus dem Verband Bildender Künstler der DDR ausgeschlossen, was ihm eine weitere berufliche Tätigkeit als Maler in der DDR fast unmöglich machte. Auch sein einziger Spielfilm Jahrgang 45 (1965) wurde noch vor der Fertigstellung verboten, wodurch er sich seitdem vor allem weiter der Dokumentarfilmproduktion widmete. Seit Mitte der 1970er Jahre hatte er wieder bessere Möglichkeiten, als Maler tätig zu sein.

1991 endete seine Tätigkeit beim DEFA-Studio für Dokumentarfilme. Danach konnte er nur noch einen Film drehen. Jürgen Böttcher lebt in den letzten Jahren in Berlin-Karlshorst. Er war von 1954 bis 1964 mit der Künstlerin Agathe Böttcher verheiratet.

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Ausstellungen und Sammlungen

Seit 1975 hatte er Ausstellungen mit seinen Bildern und Grafiken unter anderem in Erfurt, Berlin, Dresden und Karl-Marx-Stadt, seit 1990 auch in Paris, Brüssel, Toronto, Hamburg, München, Köln und Darmstadt.

Jürgen Böttchers Bilder befinden sich unter anderem in folgenden öffentlichen Sammlungen: Nationalgalerie Berlin, Sammlung Deutscher Bundestag im Reichstagsgebäude, Dresdner Albertinum, Dresdner Residenzschloss, Wiener Albertina, Bibliothèque nationale de France, Museum Ludwig, Boston Public Library.

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Filmisches Werk

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Jürgen Böttcher drehte über 40 Filme, die meisten davon Dokumentarkurzfilme. Besonders in seinen frühen Werken fühlte er sich dem italienischen und französischen Neorealismus verbunden, der im Gegensatz zum sozialistischen Realismus der DDR stand.[2] Bereits mit seinem ersten Studentenfilm Der Junge mit der Lampe (1957) erregte er einiges Aufsehen in der Hochschule, sein Abschlussfilm Notwendige Lehrjahre (1960) stellte kritisch den Alltag in einem Jugendwerkhof dar. Sein erster DEFA-Dokumentarfilm Drei von vielen (1961) über Malerkollegen wurde aus formalistisxhen Gründen verboten. In den folgenden Kurzfilmen beschrieb Jürgen Böttcher vor allem Themen aus dem Alltag, wie Ofenbauer (1962). Barfuß und ohne Hut (1965) über Jugendliche im Urlaub an der Ostsee war zu offen und wurde deshalb nicht gezeigt. Sein einziger Spielfilm Jahrgang 45 (1965), in dem er in neorealistischer Weise den Alltag junger Menschen in Berlin beschrieb, wurde nach dem berüchtigten Kahlschlag-Plenum noch in der Rohschnittphase abgebrochen, was ihn sehr traf.

Danach widmete sich Jürgen Böttcher in den nächsten Jahren vor allem offiziell gewünschten Themen, wobei Der Sekretär (1967) über einen Altkommunisten auch schon wieder als zu kritisch eingeschätzt wurde. Mit Wäscherinnen (1972), Im Lohngrund (1977), Martha (1978), Rangierer (1984) und Die Küche (1986) wandte er sich besonders der Arbeitswelt und deren stillen Helden zu. In der expetimentellen dreiteiligen Reihe Verwandlungen (1982) stellte Jürgen Böttcher seine Techniken des Übermalens von alten Gemälden auf Postkarten vor, versetzt mit ungewöhnlichen Klängen. In Kurzer Besuch bei Hermann Glöckner (1985) ehrte er einen Malerkollegen, In Georgien (1987) ist ein Reiseporträt einer poetischen Landschaft. In seinem letzten Film in der DDR Die Mauer (1990) dokumentierte Jürgen Böttcher deren langsames Verschwinden. Danach konnte er nur noch einen Film Konzert im Freien (2001) drehen.

„Mit seinem umfangreichen und eigenwilligen Werk war Böttcher der angesehenste DDR-Dokumentarfilm-Regisseur der 1970er und 80er Jahre – und das über die Grenzen der DDR hinaus. Seine Filme gelten heute als stilbildend für eine ganze Generation ostdeutscher Filmemacher.“[3]

Zu seinen sehenswertertesten Filmen gehören Barfuß und ohne Hut (1965), Jahrgang 45 (1965), Wäscherinnen (1972), Martha (1978), Venus nach Giorgione (1981) und Die Mauer (1990).[4]

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Filmografie

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Filmretrospektiven

Die Filme von Jürgen Böttcher wurden nach ihren Erstveröffentlichungen nur verhältnismäßig selten in Programmkinos gezeigt, einige Retrospektiven boten eine kleinere Auswahl des umfangreichen Werks.

  • 1988 Edinburgher 42nd International Filmfestival

Auszeichnungen

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Filme über Jürgen Böttcher

  • 2003 Zur Person: Jürgen Böttcher, im Gespräch mit Günter Gaus
  • 2021 Strawalde
  • 2022 Sie nannten ihn Spartakus[8]

Literatur

Monographien und Ausstelkungskataloge
  • Falko Seidel: Der Künstler im Staat. Die Lebenswelt der DDR in den Filmen des DEFA-Dokumentaristen Jürgen Böttcher. Saarbrücken 2007, Neuausgabe 2012
  • Falko Seidel: Die Lebenswelt der DDR. Im Spiegel der Filme des DEFA-Dokumentaristen Jürgen Böttcher, Diplomarbeit, FU Berlin 2005 (Auszüge)
  • Strawalde. Jürgen Böttcher. Nürnberg 2012, ISBN 978-3-86984-306-3.
  • Peter Joch (Hrsg.): Strawalde – Bilder bis heute. Katalog zur Ausstellung Kunsthalle Darmstadt, 30. September 2007–13. Januar 2008. Darmstadt 2007.
Artikel
  • Gregor Kunz: "Es ist ein Geheimnis, es ist ein Wunder und es ist auch eine Qual ..." Der Maler Strawalde und Jürgen Böttcher, Filmemacher. In: Ostra-Gehege. 95, 2020/I Text¡ mit ausführlichen biographischen Angaben und Gesprächsnotizen
  • Strawalde (Pseudonym für Jürgen Böttcher). In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 934.
  • Klaus Kreimeier: Gedämpfte Töne, Wortsplitter, halbe Sätze, kaum ein Lachen. In: Tobias Ebbrecht, Hilde Hoffmann, Jörg Schweinitz (Hrsg.): DDR – erinnern, vergessen. Das visuelle Gedächtnis des Dokumentarfilms. Schüren, Marburg, 2009. S. 23–37 @1@2Vorlage:Toter Link/www.filmzentrale.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  • Peter Badel: Im Gespräch mit Jürgen Böttcher. Brüderlichkeit. In: Peter Badel: Kamera läuft. Band II. Schriftenreihe der DEFA-Stiftung. Berlin: 2007, ISBN 978-3-00-021830-9, S. 368–391.
  • Ralf Schenk: Erinnere dich in Liebe und Hass. Zum 70. Geburtstag von Jürgen Böttcher. In: Filmdienst 14/2001 (Text), mit Würdigung des filmischen Werks
  • ERSTE PHALANX NEDSERD. Jürgen Böttcher / Strawalde, Winfried Dierske, Peter Graf, Peter Herrmann, Peter Makolies, Ralf Winkler / A. R. Penck. Ein Freundeskreis in Dresden 1953–1965. Katalog zur Ausstellung Kunsthalle Nürnberg und Lindenau-Museum Altenburg, 1991–1992.
  • Hans-Jürgen Tast (Hrsg.): As I Was Moving. Kunst und Leben. Schellerten 2004, ISBN 3-88842-026-1.
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Commons: Jürgen Böttcher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Übersicht
  • Jürgen Böttcher Akademie der Künste, mit Kurzbiographie, umfassendem Film- und Ausstellungsverzeichnis
Bilder
Filme
Weitere

Einzelnachweise

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