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John Banvard
US-amerikanischer Panoramamaler und Unternehmer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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John Banvard (* 15. November 1815 in New York City; † 16. Mai 1891 in Watertown, South Dakota) war ein US-amerikanischer Panoramamaler, Erfinder, Dichter und Unternehmer. Er erlangte internationale Berühmtheit durch sein monumentales Moving Panorama „Banvard’s Grand Panorama of the Mississippi River“. Er war der reichste Künstler seiner Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts, starb jedoch verarmt.[2][3]

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Leben
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John Banvard war das jüngste von elf Kindern einer wohlhabenden Einwandererfamilie aus New York City. Er war der Sohn eines Bauunternehmers und Amateurmalers. Im Jahr 1831 erlitt sein Vater einen Schlaganfall, sein Geschäftspartner veruntreute Gelder des Familienunternehmens und der Vater starb – die Familie geriet in finanzielle Not und der fünfzehnjährige John musste sich eine Arbeit suchen. Er arbeitete zunächst in einer Drogerie in Louisville, Kentucky, wurde jedoch entlassen, nachdem er Karikaturen seines Arbeitgebers an die Wände gemalt hatte.[2]
In den 1830er Jahren heuerte er bei William Chapman auf einem Theaterboot auf dem Mississippi an und erlernte die Bühnenbildmalerei – eine Fähigkeit, die später für seine Panorama-Shows von entscheidender Bedeutung sein sollte. Anschließend reiste er als wandernder Maler den Mississippi entlang, fertigte Porträts, Dekorationsmalereien und Bühnenszenen an und arbeitete unter anderem auf einem frühen Showboat. Diese Erfahrungen schulten seine Fähigkeiten im großformatigen Malen und in der schnellen Ausführung. Im Frühjahr 1842 kaufte Banvard ein Ruderboot, mit dem er den Mississippi von St. Louis bis New Orleans befuhr. Über zwei Jahre fertigte er Zeichnungen an, finanzierte sich als fahrender Händler und entwarf dann ein Panoramagemälde, das später oft als „Drei-Meilen-Gemälde“ bezeichnet wurde und tatsächlich etwas über 400 Meter lang war. Er malte das Panorama in einer Scheune nahe Louisville.[2]
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Das Mississippi-Panorama
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Banvard's Grand Moving Panorama of the Mississippi River entstand so zwischen 1844 und 1846. Das Werk zeigte die Uferlandschaften vom Mündungsgebiet des Yellowstone River bis nach New Orleans – 1200 Miles. Das Gemälde bestand aus einer riesigen, auf Rollen bewegten Leinwand von über 1400 m² (15.000 Quadratfuß) Fläche. Die Präsentation erfolgte über zwei rotierende Walzen, die das Bild langsam vor den Zuschauern abrollten – eine technische Neuerung, die auch in Scientific American beschrieben wurde. Banvard kombinierte das visuelle Erlebnis mit Musik und einem gesprochenen Reisebericht. Banvard erläuterte die Bildinhalte selbst und war für seine mitreißenden Präsentationen bekannt.[2]


Die erste Vorführung fand am 29. Juni 1846 in Louisville statt. Nach anfänglichem Misserfolg entwickelte Banvard ein erfolgreiches Werbekonzept und gewann schnell ein großes Publikum. Die Schau wurde zu einem der größten Kunstereignisse der Zeit und tourte anschließend durch die Vereinigten Staaten. In Boston sahen nach eigenen Angaben des Künstlers innerhalb von sechs Monaten über 250.000 Besucher das Panorama. Eintrittspreis war 50 Cent. Die Vorstellungen wurden von Banvard persönlich kommentiert und musikalisch von Thomas Bricher (Komposition) und Elizabeth Goodnow, seiner späteren Ehefrau, begleitet. Die Veranstaltung verband Unterhaltung mit geographischer und naturkundlicher Bildung und wurde von der Presse und führenden Persönlichkeiten der Zeit, darunter Edward Everett und Henry Wadsworth Longfellow, gelobt. Longfellow bezog sich in seinem Werk Evangeline auf die Panoramaaufführung. Auch John Greenleaf Whittier und Henry David Thoreau erwähnten John Banvard in ihren Schriften.[2]
Der finanzielle Erfolg machte Banvard zum wahrscheinlich ersten Künstler-Millionär der USA. In Boston wurde das Moving Panorama als bedeutende kulturelle Leistung gefeiert und Dichter wie Henry Wadsworth Longfellow nutzten es als Anschauungsmaterial für ihre Werke. Banvard kombinierte die Vorführung mit Vorträgen, Musik und Kommentaren, wodurch seine Präsentationen den Charakter einer frühen multimedialen Darbietung erhielten.[2]
1847 brachte John Banvard das Panorama nach New York und 1848 nach Großbritannien. In London wurde die Ausstellung im Egyptian Hall gezeigt und von der Presse begeistert aufgenommen. 1849 wurde er von Queen Victoria und Prince Albert persönlich eingeladen und präsentierte ihnen seine Panorama-Show im Windsor Castle.[4] Das Panorama lief über 20 Monate in London und zog rund 600.000 Zuschauer an. Die „London Times“ lobte ihn als Künstler, der „den Geschmack für die schönen Künste mehr gefördert habe als jeder andere seit der Erfindung der Malerei“. Banvard erlangte beträchtlichen Reichtum, wurde jedoch bald Opfer zahlreicher Nachahmer, die seine Schau kopierten. Besonders interessant im gedruckten Leitfaden zu John Banvards Panoramagemälde des Mississippi ist eine Textpassage: Sie enthält einen Aufkleber, der vor einer Fälschung warnt, die von „Spekulanten“ in den USA angefertigt wurde und bald in England ausgestellt werden sollte.[5]
Zwischen 1850 und 1852 reiste er durch Ägypten und das Heilige Land und schuf zwei weitere Panoramen: eines über den Nil und eines über Palästina. Beide fanden ihr Publikum, erreichten jedoch nicht den Erfolg des Mississippi-Panoramas.[2] Nach seiner Rückkehr in die USA (1852) ließ Banvard auf Long Island bei Cold Spring Harbor ein großes Anwesen errichten, das er „Glenada“ nannte. Die Nachbarn bezeichneten das im Stil eines Schlosses erbaute Gebäude als „Banvard’s Folly“. In den 1850er- und 1860er-Jahren war Banvard weiterhin künstlerisch tätig, entwarf Karten für das US-Militär, schrieb Theaterstücke und entwickelte neue Drucktechniken, darunter ein frühes Beispiel der amerikanischen Chromolithografie.[4]
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Banvard’s Museum
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1867 eröffnete John Banvard in New York das Banvard’s Museum, ein 3700 m² (40.000 Quadratfuß) großes Gebäude mit Auditorium, Ausstellungen und Vortragsräumen, das als Gegenprojekt zu P. T. Barnums populärem American Museum gedacht war. Die Eröffnung am 17. Juni 1867 war zunächst erfolgreich, endete jedoch nach wenigen Monaten in einem finanziellen Desaster. Fehlerhafte Aktienemissionen, ausbleibende Besucherzahlen und die Konkurrenz Barnums führten zur Schließung des Museums im September desselben Jahres. Banvard versuchte, das Gebäude als Theater weiterzuführen, musste es jedoch schließlich 1879 verkaufen. Danach folgten Jahre finanzieller Schwierigkeiten. Sein Schloss Glenada wurde 1883 zwangsversteigert.
In den 1880er-Jahren zog John Banvard mit seiner Frau Elizabeth nach Watertown im Dakota-Territorium (heute South Dakota), wo ihr Sohn Eugene als Anwalt tätig war. Dort lebte Banvard zurückgezogen und widmete sich dem Schreiben. Unter dem Pseudonym Peter Pallette verfasste er rund 1700 Gedichte und gilt damit als einer der ersten publizierten Dichter des Dakota-Territoriums. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1889 starb John Banvard am 16. Mai 1891 in Watertown und wurde auf dem Mount Hope Cemetery beigesetzt.
Nachwirkung
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In den 1840er- und 1850er-Jahren zählte John Banvard zu den bekanntesten Künstlern der Welt. Seine Panoramen zogen Millionen Zuschauer an und beeinflussten die Entwicklung moderner visueller Medien, insbesondere die des späteren Kinos. Seine Werke, darunter das berühmte „Mississippi-Panorama“, gelten heute als verschollen. Zeitgenössische Autoren wie Charles Dickens, Henry Wadsworth Longfellow und John Greenleaf Whittier würdigten Banvard in Briefen und literarischen Anspielungen. Nach seinem Tod wurde sein Nachlass versteigert. Sein Hauptwerk, das „Grand Panorama of the Mississippi River“, ist verschollen bzw. wurde zerstört. Es gibt Berichte, die darauf hindeuten, dass Teile davon als Bühnenkulisse oder Baumaterial wiederverwendet wurden.
In der Folgezeit geriet John Banvard weitgehend in Vergessenheit. Im Jahr 1943 wurde ein Liberty-Schiff der US Navy auf den Namen USS Banvard getauft und er wurde als „erster Produzent bewegter Bilder“ geehrt. Das Schiff wurde im Jahr 1946 außer Dienst gestellt und anschließend verschrottet.
Heute betrachten Kunsthistoriker Banvard weniger als Maler, sondern vielmehr als Pionier des visuellen Massenmediums. Seine Panoramavorführungen gelten als wichtige Vorläufer des modernen Kinos.
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Literatur
- John Banvard: Description of Banvard’s Panorama of the Mississippi River, painted on Three Miles of Canvas: exhibiting a view of country 1200 Miles in Length, extending from the Mouth of the Missouri River to the City of New Orleans; being by far The Largest Picture Ever Executed by Man. John Putnam, Boston, 1847.
- John Hanners: John Banvard: Panorama Painter of the Mississippi. Dissertation, 1970.
- John Hanners: The Great Three-Mile Painting: John Banvard's Mississippi Panorama. in: Journal of American Culture, Spring 1981.
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Weblinks
Commons: John Banvard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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