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Kastell Zăvoi

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Das Kastell Zăvoi (antike Namen Acmonia, Augmonia oder Agnaviae) ist ein ehemaliges trajanisches Kastell einer größeren Vexillation auf dem Gebiet der Gemeinde Zăvoi, Kreis Caraș-Severin, in der rumänischen Region Banat. Gemeinsam mit insgesamt 277 Stätten des Dakischen Limes wurde Agnaviae 2024 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben.

Schnelle Fakten
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Lage

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Verlauf der Dakischen Limites
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Zăvoi und Kastell Zăvoi zur Zeit der Josephinischen Landaufnahme (1769–1772). Der Ort Zăvoi befand sich damals noch am nördlichen Ufer der Bistra. Erst später erfolgte aus Gründen des Hochwasserschutzes eine Umsiedlung an das südliche Ufer.

Im heutigen Siedlungsbild liegt das Bodendenkmal inmitten des Dorfes Zăvoi in der Flur „Cetate“ (Festung) und wird von der Nationalstraße 68 durchschnitten. Die Spuren der Umwehrung des ehemaligen Kastells sind, auch wenn sie zum Teil durch Haus- und Straßenbau zerstört wurden, noch als deutliche Bodenerhebung überall im Gelände sichtbar. Topographisch befindet sich das ehemalige Militärlager auf einer überflutungsgeschützten Hochterrasse am südlichen Ufer des Flüsschens Bistra, eines Nebenflusses des Timiș (Temesch). In antiker Zeit befand es sich dort in einer strategisch bedeutsamen Position (an der heute die Grenze zwischen dem Banat und Siebenbürgen verläuft). Seine Besatzung hatte dort die Aufgabe den Verkehr zu überwachen, der über den Gebirgspass Pasul Poarta de Fier a Transilvaniei verlief.[2]

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Quellen und archäologische Befunde

Zusammenfassung
Kontext

Der antike Ortsname Agnaviae findet sich auf der Tabula Peutingeriana[3] verzeichnet[4] und ist als Augmonia auch in der Cosmographia des Geographen von Ravenna[5] gelistet.[6]

Luigi Ferdinando Marsigli (1658–1730) fertigte 1726 eine kurze Beschreibung und eine Skizze des Kastells an.[7]

Alle neuzeitlichen Erkenntnisse über das Militärlager sind im Laufe der Zeit durch Zufallsbeobachtungen gewonnen worden, systematische archäologische Ausgrabungen fanden im unmittelbaren Lagerbereich bis heute nicht statt, wenn man von einer Untersuchung durch Constantin und Hadrian Daicoviciu sowie Marius Moga im Jahr 1967 absieht, deren Ergebnisse jedoch nicht publiziert wurden. Eine kleine Nachuntersuchung des Jahres 2009 durch Adrian Ardeț erbrachte auch keine fundamental neuen Ergebnisse.[8]

Das Kastell hatte einen quadratischen Grundriss von 336 m mal 336 m, was einer Grundfläche von 11,3 Hektar entspricht, womit es als Garnison einer oder mehrerer Vexillationen zu betrachten ist. Mit seinen Seiten war es in etwa in die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Über die Innenbebauung ist nichts bekannt. Das Lager wurde nur wenige Jahre genutzt, seine Errichtung erfolgte in der frühesten Phase der römischen Okkupation (101/102) und schon bald nach der Etablierung der römischen Herrschaft und der Einrichtung der Provinz Dakien (106/107) wurde es wieder aufgegeben.[9] Als Besatzungen wurden Vexillationen der Legio IIII Flavia Felix und einer Cohors I sagittariorum oder sagittaria (1. Kohorte der Bogenschützen) angesprochen, von denen Ziegelstempel in Zăvoi gefunden wurden. Die Cohors I Thracum Sagittariorum war im nahe gelegenen Tibiscum stationiert,[10] so dass die Abordnung eines Detachements nach Zăvoi plausibel erscheint.[11]

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Kastellthermen

Jüngere Untersuchungen in den Jahren 2009 bis 2013 im Bereich des orthodoxen Friedhofs von Zăvoi führten zur Lokalisierung der Kastellthermen.[12] Dabei konnten das Apodyterium (Umkleideraum), das Caldarium (Heißbad), ein beheizter Raum mit einem Becken, zwei Praefurnien (Heizöfen) und ein Wasserreservoir identifiziert werden.[13] Insgesamt handelt es sich um eine komplexere, der Größe des Kastells durchaus angemessene Gebäudestruktur, die sich einer Zuordnung zu den beiden gängigen Typen von Kastellthermen – dem Ringbad und dem Reihenbad – verschließt.

Fundverbleib und Denkmalschutz

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Ziegelstempel der COH(ors) I S(agittariorum) oder S(agittaria)

Das Fundmaterial aus dem Kastell Zăvoi befindet sich im Muzeul Judetean Caraș-Severin (Kreismuseum Caraș-Severin) in Reșița.[9]

Die gesamten archäologischen Stätten stehen nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmäler unter Schutz und sind mit dem LMI-Code CS-I-s-B-10898 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[14] Die RAN-Codes lauten 54626.01 für das Kastell[15] und 54626.02 für die Thermen[16] Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.

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Siehe auch

Literatur

  • Adrian Ardeț, Dimitrie Pavel Negrei und Lavinia Grumeza: Considerații preliminare privind cercetările arheologice de la Zăvoi – Cimitirul ortodox 2009–2013 (jud. Caraș-Severin, România) negli anni 2009–2013 TIBISCVM Serie Nouă 5 (2015), S. 235–260.
  • Ovidiua Bozu: Cohors I Sagittariorum la Zăvoi (județul Caraș-Severin). Banatica 4 (1977), S. 131–133.
  • Nicolae Gudea: Der Dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. 44, 2, 1997, S. 34–37, (Digitalisat).
  • Sabin Adrian Luca: Descoperiri Arheologice din Banatul Românesc. Repetoriu. Bibliotheca Septemcastrensis XVIII, Sibiu 2006, ISBN 978-973-7724-84-7, S. 277, (Digitalisat).
  • Eduard Nemeth: The southwestern limes of Roman Dacia and beyond. New surveys and excavations. Journal of Ancient History and Archeology No. 1.4 (2014), ISSN 2360-266X, S. 28–36, (Digitalisat).
  • Eduard Nemeth: Dies- und jenseits der Südwestgrenze des römischen Dakien. Neuere Forschungsergebnisse. In: Alexander Rubel (Hrsg.): Die Barbaren Roms. Inklusion, Exklusion und Identität im Römischen Reich und im Barbaricum (1.–3. Jahrhundert n. Chr.). Hartung-Gorre, Konstanz 2016, ISBN 978-3-86628-577-4, s. 97–115, (Digitalisat).
  • Ovidiu Țentea und Britta Burkhardt: Baths on the Frontiers of Roman Dacia / Băile de pe frontierele Daciei romane. Bukarest 2017, S. 18.
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Einzelnachweise

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