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Koi
Zuchtform des Karpfens (Cyprinus carpio) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Koi ist die japanische Bezeichnung für „Karpfen“ und meint außerhalb Japans in der Regel Nishikigoi (japanisch 錦鯉, wörtlich „Brokatkarpfen“), farbenprächtige Zierkarpfen.

Es gibt Zuchtformen des Kois, die dem in Europa gezüchteten Spiegelkarpfen oder Zeilkarpfen in der Beschuppung gleichen. Diese werden Doitsu (japanisch doitsu „Deutschland“) oder genauer Doitsugoi („Deutschland-Karpfen“) genannt.
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Theorien zur Herkunft der Kois
Die Herkunft der Kois ist nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise stammen einfarbige Karpfen aus dem Iran und wurden vor etwa 2000 Jahren nach Ostasien gebracht, wo sie als Insektenfresser und Speisefische gehalten wurden. Seit etwa 1870 wurden Kois in Japan von Adeligen als Statussymbole gehalten. Inzwischen ist die Koizucht auch in Europa sehr beliebt.
Varietäten
Zusammenfassung
Kontext
Es gibt Stand 2018 rund 130 Nishikigoi-Sorten in unterschiedlichen Farben und Musterungen.[1] 2022 wurde eine japanische Landwirtschaftsnorm (JAS 0020:2022[2]) zu Nishikigoi herausgegeben, die neben bestimmten Fachausdrücken mitsamt englischen Übersetzungen auch 21 Nishikigoi-Varietäten (品種 hinshu, englisch nishikigoi variety) definiert. Das Normdokument betont, dass es sich dabei nicht um Spezies handelt.
Gosanke
Die drei beliebtesten Nishikigoi-Varietäten sind Kōhaku, Taishō Sanshoku und Shōwa Sanshoku. In Anlehnung an „die ehrenwerten drei Häuser“ (Gosanke) des Tokugawa-Klans werden die „großen drei“ eines gegebenen Gebiets im Japanischen bisweilen ebenfalls Gosanke genannt;[3] so sind diese drei Farbkarpfen-Zuchtformen die „Gosanke der Nishikigoi“.[4]
Kōhaku (紅白) sind weiß mit roten Flecken bzw. Flächen.[1][5][2] Daher rührt auch der Name, der so viel wie „rot-weiß“ bedeutet. Im JAS 0020:2022 trägt diese Varietät die Nummer 2001.[2]
Je nach Muster gibt es näher unterteilte Bezeichnungen, etwa:
- nach Anzahl der roten Bereiche in Nidan Kōhaku (二段紅白, wörtlich „Zweistufen-Kōhaku“: zwei rote Bereiche), Sandan Kōhaku (三段紅白, „Dreistufen-Kōhaku“), Yondan Kōhaku (四段紅白, „Vierstufen-Kōhaku“) usw.[5][6]
- Inazuma Kōhaku (稲妻紅白, „Blitz-Kōhaku“)[5][6] mit einem einzelnen durchgehenden roten Bereich in Blitz-Form von Kopf bis Schwanz
- Maruten Kōhaku (丸点紅白, etwa „Rundpunkt-Kōhaku“) mit einem runden roten Fleck auf dem Kopf; ist dieser Fleck das einzige Rot, spricht man von Tanchō Kōhaku (丹頂紅白),[7] diese werden im JAS 0020:2022 als eigene Varietät betrachtet, siehe Abschnitt Tanchō
- Menkaburi (面被り, etwa: „Maskenträger“ oder „Maskerade“), bei denen der rote Bereich den gesamten Kopf bedeckt[6]
- Kuchibeni Kōhaku (口紅紅白, „Lippenstift-Kōhaku“)[8] mit rotem Bereich um die Maulpartie[6]
Einfarbig weiße bzw. rote Tiere werden als Shiromuji[7] (白無地) bzw. Akamuji[7] (赤無地) bezeichnet und bereits als Jungfische aussortiert;[6] siehe auch Abschnitt Muji.
Taishō Sanshoku (大正三色), kurz Taishō,[9] wurden in der Taishō-Zeit gezüchtet und nach ihr benannt.[9] Sie tragen sowohl rote als auch schwarze Flecken auf weißer Grundfarbe.[9][10][2] Darauf bezieht sich auch der zweite Namensbestandteil Sanshoku, der so viel wie „drei Farben“ bedeutet. In Niigata, einem großen Zuchtgebiet dieser Varietät, wurden sie früher auch als Sanke (三毛) bezeichnet, daher rührt die Alternativbezeichnung Taishō Sanke.[9] Die hier sanke gelesenen Kanji 三毛, wörtlich etwa „drei Haare“, stehen in anderer Lesung, mike, für die Schildpattzeichnung von Katzen.[11] Laut Zen Nippon Airinkai ist Sanke als landläufige Bezeichnung insbesondere in Niigata noch immer verbreitet.[10] JAS 0020:2022 führt als Name dieser Varietät nur Taishō Sanshoku auf, mit der Nummer 2002.[2]
Der Kopf ist in der Regel weiß und frei von schwarzen Flecken, es gibt aber Ausnahmen. Für mindestens drei Eigenschaften der schwarzen Flecken gibt es nähere Fachbegriffe:
- Lage: Befinden sich die schwarzen Flecken in weißen Bereichen, spricht man von Tsubozumi (ツボ墨, wörtlich „[Tinten-]Fasstusche“), befinden sie sich in roten Bereichen, von Kasanezumi (重ね墨, „Stapeltusche“).[10]
- Glanz: Glänzendes Schwarz wird als urushizumi (うるし墨, „Lacktusche“) und mattes Schwarz als nabezumi (ナベ墨, etwa „Ruß am Topfboden“[12]) bezeichnet.[10]
- Quantität: Bei vielen schwarzen Flecken, die einen imposanten Eindruck erwecken, spricht man von ōzumi (大墨, wörtlich „Großtusche“);[13] bei nur verhältnismäßig wenigen schwarzen Flecken, die einen adretten Eindruck erzeugen, von kozumi (小墨, wörtlich „Kleintusche“).[14]
Shōwa Sanshoku (昭和三色) wurden in der Shōwa-Zeit gezüchtet, sind nach ihr benannt und, wie der Name vermuten lässt, ebenfalls dreifarbig. Im Gegensatz zu Taishō Sanshoku ist ihre Grundfarbe nicht weiß, sondern schwarz;[15][16][2] sie tragen rote und weiße Flecken und weisen zusammenhängende schwarze Bereiche ohne Flecken auf.[2] Der Brustflossenansatz ist in der Regel schwarz.[15][16][2] Während es laut Zen Nippon Airinkai eine Eigenschaft der ursprünglichen Zuchtform war, dass der schwarze Bereich den Fischkörper ausladend vom Bauch her aufsteigend bis zum Rücken umschließt, sind in jüngerer Zeit zunehmend auch weiße Bäuche mit nur wenig Schwarz zu finden, die als Kindai Shōwa (近代昭和; kindai bedeutet so viel wie „Gegenwart“ oder „Moderne“) bezeichnet werden.[16] Im JAS 0020:2022 trägt Shōwa Sanshoku die Nummer 2003.[2]
Weitere Varianten:[17]
- Hi Shōwa (緋昭和, „Purpur-Shōwa“): verhältnismäßig viel Rot und wenig Weiß
- Ōzumi Shōwa (大墨昭和): Schwarz dringt kraftvoll in die Anordnung der roten Bereiche ein
- Boke Shōwa (ボケ昭和, siehe Bokeh): schwarze Bereiche „verdünnt“
- Doitsu Shōwa – siehe Abschnitt Doitsugoi
- Tanchō Shōwa – siehe Abschnitt Tanchō
bisher kein Beleg (und nicht in oben angegebenem vorhanden); Mischform mit Koromo (s. Tabelle unten), das scheint es aber zu geben -->
Doitsugoi
Als Doitsugoi (ドイツ鯉, „Deutschland-Karpfen“) nennt JAS 0020:2022 unter der Nummer 2011 solche, die „am ganzen Körper fast keine Schuppen haben und deren Haut [daher] entblößt ist“. Der Standard merkt an, dass es sich dabei um Nachkommen in Deutschland „verbesserter“ Speisekarpfen handle, die nach dem Import nach Japan mit verschiedenen Nishikigoi-Varietäten gekreuzt worden seien. Da sie ihre sichtbaren Merkmale genetisch stark weitergäben, gebe es viele Nishikigoi-Varietäten, denen man die optischen Eigenschaften von Doitsugoi verliehen habe.[2]
Tanchō
Tanchō (丹頂) bedeutet wörtlich in etwa „Rotscheitel“ und ist die japanische Bezeichnung für den Mandschurenkranich.[18] Die Nishikigoi-Varietät Tanchō zeichnet sich durch einen annähernd kreisrunden roten Fleck auf dem Kopf aus,[19] der an die karmesinrote Krone des Kranichs erinnert.[19] Auch mit der japanischen Nationalflagge Hi no Maru wird er assoziiert.[20] Der restliche Körper ist frei von Rot.[19][20] Die Landwirtschaftsnorm JAS 0020:2022 definiert Tanchō lediglich darüber, dass „sich auf dem Kopf ein kreisförmiger Purpurfleck befindet“, merkt aber an, es komme vor, „dass der kreisförmige Fleck etwas anderes als ein Purpurfleck ist“.[2]
JAS 0020:2022 führt Tanchō als eigenständige Nishikigoi-Varietät mit der Nummer 2014.[2] Der Name wird aber auch bei der Unterteilung anderer Varietäten nach dem Farbmuster verwendet (Tanchō Kōhaku, Tanchō Sanshoku, Tanchō Shōwa, Tanchō Goshiki, Ginrin Tanchō usw.).[20]
Muji

Einfarbige Nishikigoi werden als Muji (無地) bezeichnet, was für „Ungemustertheit“ steht. JAS 0020:2022 definiert Muji unter der Nummer 2021 als solche, „die keine Flecken haben“. Als separate Varietät mit der Nummer 2016 aufgeführt sind Hikari-Muji (光り無地, „Leucht-Muji“), „die keine Flecken haben und deren ganzer Körper strahlt“.[2] Laut Zen Nippon Airinkai sind Muji einfarbige Nishikigoi, deren Körper nicht schimmert, im Unterschied zu Hikari-Muji, die ebenfalls einfarbig sind, deren Körper aber (zum Beispiel golden) schimmert.[21][22]
Weitere Varietäten

Weitere in JAS 0020:2022 aufgeführte Varietäten:
Im Normdokument nicht aufgeführt sind Aragoke und Butterfly-Koi.
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Lebensweise
Kois haben eine Lebenserwartung von bis zu 60 Jahren und erreichen ein Gewicht von bis zu 24 kg bei einer Körperlänge von bis zu einem Meter. Sie legen etwa 400.000 bis 500.000 Eier und in etwa 4 Tagen entwickelt sich aus dem Ei ein Jungfisch. Kois ernähren sich von Pflanzen, Insekten und Würmern. Sinkt die Wassertemperatur auf unter 10 °C, reduzieren Kois ihren Stoffwechsel und halten am Boden ihres Gewässers Winterruhe.
Haltung
Zusammenfassung
Kontext

Kois werden in möglichst keimfreien Anlagen gezüchtet und, um ein besonders großes Wachstum zu erzielen, in Japan oftmals in riesigen Naturteichen gehalten. Da es sich um gesellige Tiere handelt, sollten sie immer zu mehreren gehalten werden. Wie groß der Schwarm sein sollte, hängt dabei von der Größe des Gewässers ab. Es wird ein Raum von mindestens einem bis drei Kubikmeter pro Fisch empfohlen. Der Koiteich sollte nicht der prallen Sonne ausgesetzt, aber auch nicht komplett von ihr abgeschottet sein. Das Wasser sollte regelmäßig auf den pH-Wert und den Gehalt von Sauerstoff, Nitrit, Nitrat, Kupfer, Ammonium und Ammoniak getestet werden. Das Gewässer muss eine Mindesttiefe von 1,3 m haben, da Kois in dieser Tiefe Winterruhe halten. Sie dürfen dann nicht geweckt oder umgesetzt werden. Die Tiere dürfen nicht zu üppig gefüttert werden, da sie nicht selbst die Nahrungsaufnahme beenden, solange sich noch etwas Fressbares in der Umgebung befindet. Da sich der Stoffwechsel der Kois mit sinkender Wassertemperatur verlangsamt, sollte die Fütterung an die Umgebungstemperatur des Wassers angepasst werden. Die Nahrung muss reich an Proteinen, Fett und Kohlenhydraten sein. In der Zucht werden Hilfsmittel wie Ablaichbürsten verwendet, um unter anderem das Risiko von Pilzinfektionen zu verringern.
Rechtsvorschrift in Österreich
In Österreich ist die dauerhafte Haltung von Kois in Aquarien verboten.[23]
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Auswilderung
Das Auswildern von Kois durch Aussetzen, etwa in Teichen, stellt für heimische Ökosysteme eine Gefahr dar: Heimische Arten werden mitunter dadurch verdrängt oder Krankheiten verbreitet. In Australien etwa häufen sich Fälle, bei denen Angler auf z. T. sehr große Kois treffen und dies zur Bedrohung lokaler Ökosysteme wird.[24]
Filme
- Juwelen im Karpfenteich. Die Welt der japanischen Koi. Dokumentarfilm 2011[25].
Quellen
- Tierportrait CH
- Koi-Zuchtformen bebildert (Webarchiv)
Einzelnachweise
Weblinks
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