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Kynane
Halbschwester Alexanders des Großen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Kynane (altgriechisch Κυνάνη Kynánē) oder Kynna (Κύννα Kýnna; * um 357 v. Chr.; † Herbst 322 v. Chr.[1]) war eine makedonische Prinzessin aus dem Haus der Argeaden. Mütterlicherseits war sie illyrischer Abkunft. Als Tochter König Philipps II. wuchs sie am makedonischen Hof auf und heiratete um 338 v. Chr. den von ihrem Vater entthronten König Amyntas IV. Im Zuge der Kämpfe der Diadochen um die Nachfolge Alexanders des Großen kam sie bereits etwa ein Jahr nach dessen Tod (323 v. Chr.) ums Leben.
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Leben
Zusammenfassung
Kontext
Herkunft und frühes Leben
Kynane war eine Tochter des makedonischen Königs Philipp II. und eine Halbschwester Alexanders des Großen. Ihre Mutter Audata/Eurydike war eine illyrische Prinzessin, von der sie einen besonders kriegerischen Charakter geerbt haben soll.[2]
Kynane wuchs am makedonischen Hof auf.[3] Laut Polyainos nahm sie einmal an einem Feldzug gegen die Illyrer teil und soll dabei die illyrische Königin eigenhändig getötet haben.[4] Diese Episode ist bei Polyainos nicht zeitlich fixiert. Helmut Berve reiht sie in die Illyrerkriege Philipps II. um 344/343 v. Chr. ein,[5] wofür Kynane aber wohl damals noch zu jung war. Waldemar Heckel meint, dass Kynanes Heldentat wahrscheinlich einige Jahre später in der Spätphase der Herrschaft Philipps II. († 336 v. Chr.) stattfand, da Polyainos dieses Ereignis vor Kynanes Hochzeit mit Amyntas IV. erwähnt.[6] Der österreichische Geographiehistoriker Max Fluß wiederum neigt zur Ansicht, dass Kynane anlässlich des Aufstands der Griechen und Illyrer unmittelbar nach Alexanders Tod 323 v. Chr. mit den Makedonen in den Krieg gegen die revoltierenden Völker zog.[7]
Philipp II. verheiratete Kynane um 338 v. Chr., gegen Ende seiner Regierung, mit ihrem Cousin, dem früheren Kurzzeitkönig Amyntas IV.[8] Bald nach seinem Regierungsantritt 336 v. Chr. ließ Alexander den Gatten Kynanes ermorden, da er in ihm einen bedrohlichen Prätendenten erblickte.[9] Aus ihrer kurzlebigen Ehe mit Amyntas hatte Kynane eine Tochter namens Adea, die sich später Eurydike nannte.[10] Ihr Halbbruder Alexander wollte Kynane 335 v. Chr. mit dem Agrianenfürsten Langaros verheiraten, der aber starb, bevor er nach Pella kommen und die Ehe mit ihr schließen konnte.[11]
Für die nächsten Jahre sind keine Nachrichten über Kynanes Leben erhalten. Wahrscheinlich blieb sie mit ihrer kleinen Tochter nach Alexanders Aufbruch zu seinem Asienfeldzug in Makedonien[7] und wurde wie alle anderen Angehörigen des Königshauses vom Regenten Antipatros von der Herrschaft ferngehalten. Sie erzog Eurydike gemäß der illyrischen Tradition im kriegerischen Sinn.[12]
Rolle in der frühen Diadochenzeit und Tod
In den Machtkämpfen nach Alexanders Tod wollte Kynane ihren Zweig der Königsfamilie voranbringen und beschloss daher, ihre Tochter Eurydike mit dem zum König erhobenen Philipp III. Arrhidaios zu verheiraten. Dieser Halbbruder Alexanders war indessen geisteskrank und regierungsunfähig. Zur Durchsetzung ihres Vorhabens sammelte Kynane ein kleines Heer, an dessen Spitze sie sich mit ihrer Tochter circa in der zweiten Hälfte des Sommers 322 v. Chr. auf den Weg nach Kleinasien machte. Da Eurydike, sobald sie Philipp III. geehelicht hätte, für den regierungsunfähigen König sprechen und den Einfluss der führenden makedonischen Feldherren schwächen könnte, missbilligte Antipater Kynanes Heiratspläne. Ein von ihm entsandtes Heer stellte sich Kynane und deren Militäreskorte bei deren Marsch durch Thrakien beim Fluss Strymon entgegen. Kynane kämpfte sich aber ihren Weg in einem Gefecht frei und überquerte mit ihrer Tochter und ihren Truppen den Hellespont.[13]
In Kleinasien wiederum zog Kynane ein Heer des Reichsregenten Perdikkas, kommandiert von dessen Bruder Alketas, entgegen. Perdikkas wollte ebenfalls Eurydikes geplante Ehe verhindern, da er um seinen Einfluss auf den geisteskranken König fürchtete. Außerdem spielte er mit dem Gedanken, die Prinzessin Kleopatra zu heiraten, womit er selbst dem Thron sehr nahekäme. Alketas fing mit seinen Streitkräften Kynane ab, doch verweigerten seine Soldaten anfangs den Kampf gegen die Illyrerin wegen ihrer Abkunft von König Philipp II. Sie soll Alketas in einer selbstbewussten Rede des Undanks bezichtigt haben, da er anscheinend von ihr die Entsagung auf jeden Herrschaftsanspruch gefordert hatte. Es blieb kein ausführlicherer Bericht über diese Auseinandersetzung erhalten. Jedenfalls wurde Kynane schließlich auf Alketas’ Befehl hingerichtet. Zumindest ihr Ziel erreichte sie dennoch, da sie unter den makedonischen Soldaten wegen ihres kriegerischen Wesens verehrt wurde. Aufgrund der gereizten Stimmung der Streitkräfte wagte Perdikkas keinen Einspruch gegen die Eheschließung Eurydikes mit Philipp III. Arrhidaios.[14]
Kynane war das erste Mitglied des makedonischen Königshauses, das in den beginnenden Diadochenkriegen eines gewaltsamen Todes starb. Nach ihr fielen auch alle anderen Familienangehörigen den Kämpfen zum Opfer. Ihre Tochter und ihr Schwiegersohn wurden dabei 317 v. Chr., von ihrer Stiefmutter Olympias ermordet.[15] Zusammen mit ihnen wurde Kynanes Leichnam im folgenden Jahr von Kassander, als er Makedonien unter seine Kontrolle gebracht hatte, in den Königsgräbern von Aigai feierlich bestattet. Kassander ehrte das Andenken der Toten auch durch die Ausrichtung von Leichenspielen.[16]
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Quellen
Literatur
- Helmut Berve: Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage. Bd. 2, 1926, S. 229, Nr. 456.
- Elizabeth D. Carney: Women and Monarchy in Macedonia, Norman, Oklahoma 2000, S. 69 f.; 129 ff.
- Max Fluß: Kynna. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband VI, Stuttgart 1935, Sp. 209–211.
- Waldemar Heckel: Who’s Who in the Age of Alexander the Great. Prosopography of Alexander's Empire. Oxford u. a. 2006, S. 100–101.
- Daniel Ogden: Polygamy, Prostitutes and Death: The Hellenistic Dynasties, London 1999, S. 16–26.
- James Romm: Der Geist auf dem Thron, engl. Originalausgabe New York 2011, dt. Ausgabe C. H. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68803-4, S. 163–167.
Weblinks
Einzelnachweise
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