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Lapui-Zeit
archäologische Periode des späten Chalkolithikums in der Ebene des Kur in der iranischen Provinz Fars Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Lapui-Zeit ist die Bezeichnung für eine archäologische Periode des späten Chalkolithikums in der Ebene des Kur in der iranischen Provinz Fars. Sie ist über die ungefärbte rote Keramik (englisch plain red pottery) definiert und auf 4000–3500 v. Chr. datiert.

Forschungsgeschichte
Auf dem Weideland des Dorfes Lapui nordöstlich von Schiraz in der Ebene des Kur in der iranischen Provinz Fars wurde eine große Anzahl von Fundstellen mit ungefärbten roten Keramiken (englisch plain red pottery) entdeckt. Die Keramik wurde von den Archäologen traditionell einer Periode von Tall-i Bakun zugeordnet und entsprechend Bakun A, Stufe V, rote Keramik (englisch Bakun A, level V, red ware) genannt. Bereits im Grabungsbericht von Tall-i-Bakun von 1932 wurde die Zuordnung der roten Keramik zur Bakun-Zeit in Frage gestellt.[1][2]
Als Ergebnis von später durchgeführten Grabungen und Untersuchungen, im Besonderen der Kampagnen in Tal-i Malyan, stellte sich heraus, dass sich die ungefärbte rote Keramik von den bemalten Keramiken der Bakun-Zeit und der rot glasierten Keramik der Kaftari-Zeit unterscheidet und eine Periode zwischen der Bakun-Zeit und den Banesh-Perioden definiert. Wegen dem auffällig großen Auftreten von Standorten in der Nähe des Dorfes Lapui wurde das Dorf der Namensgeber der Periode.[3]
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Chronologie
Die Lapui-Zeit folgte nach der Blütezeit der Bakun-Zeit und ging der Kultur der Proto-Elamiter voraus. Sie ist auf 4000–3500 v. Chr. datiert. In einer Übergangszeit wurden sowohl die bemalten gelb-braunen Gefäße (englisch painted buff ware, siehe dazu Black-on-Buff Ware) der Bakun-Zeit als auch die ungefärbten roten Keramiken der Lapui-Zeit produziert. Dies lässt sich aufgrund des gemeinsamen stratigraphischen Kontexts am Fundort Tall-i Bakun feststellen, an dem beide Gefäßtypen gefunden wurden. Zudem tauchen ungefärbte Gefäße zusammen mit gefärbten Gefäßtypen zeitgleich auch in anderen Regionen auf. Ein dritter Punkt ist die hohe Frequenz von Fundstätten, die sowohl Bakun- wie Lapui-Komponenten aufweisen. Der Übergang von der Bakun- zur Lapui-Zeit kann deshalb als kulturelle Kontinuität und graduelle Veränderung in der Produktion der Keramik charakterisiert werden.[4]

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Keramik
Zusammenfassung
Kontext
Die Keramik der Lapui-Zeit kommt sowohl in feiner als auch in grober Ausführung vor.[6] Sie weisen in der Regel keine Verzierungen auf.[7]
Die Feinkeramik hat einen harten, dichten, roten oder gelbbraunen Körper mit häufigen Kalk-Einschlüssen, der durchgehend zu einem einheitlichen Rot oder Gelbbraun gebrannt ist. Die Handwerker verwendeten üblicherweise kalziumarmen Ton, der ein sattes Rot ergibt. Scherben aus kalziumreichen Schwemmlehm, die beim Brennen eine gelbbraune Farbe annehmen, bilden einen kleinen Teil der Sammlung, und solche Scherben haben im Allgemeinen einen kalziumarmen Lehmanstrich, um die gewünschte rote Oberflächenfarbe zu erzielen. Die Oberflächen sind glatt, manchmal mit leichtem Glanz, und es sind häufig Kratzer oder Polierspuren zu sehen.[8] Zu den Formen gehören Becher, offene Schalen, Töpfe mit niedrigem Hals und Krüge mit Lochöffnung. An mehreren Fundstätten wurden ein paar Scherben mit einfachen schwarz bemalten Motiven gefunden. Es gibt einige Töpferzeichen, aber sie sind sehr selten.[9]
Das Alltagsgeschirr besteht aus einer roten Masse, die mit relativ grobem schwarzem Sand gemischt ist. Es ist nicht so gut gebrannt wie das feine Geschirr, und häufig weisen die Scherben einen grauen Kern auf, der seinen Ursprung in einer nicht vollständigen Oxidation hat. Im Vergleich zu den scharfen, glatten Bruchkanten des feinen Geschirrs bricht das Alltagsgeschirr mit einer rauen, bröckeligen Kante. Die geglättete Oberfläche weist häufig Risse oder Vertiefungen auf.[10]
Die Ansätze zur Herstellung der Keramikmasse, die Techniken der Gefäßherstellung und die Oberflächenveredelungsprozesse der Keramik der Lapui-Zeit stellen eine deutliche Abkehr von der châine opératoire dar, die zur Herstellung der Black-on-Buff Ware der Bakun-Periode verwendet wurde, insbesondere bei der Auswahl der Rohstoffe. Die meisten Formen scheinen auf einer langsamen Töpferscheibe oder Ähnlichem gedreht worden sein. Die Einheitlichkeit vieler Gefäßformen zeigt, dass Schritte zur Standardisierung unternommen wurden, um die Effizienz und Produktspezialisierung zu steigern. Die Identifizierung mehrerer Produktionsstätten im Flussgebiet des Kur weisen auf eine Verteilung an andere Siedlungen im Tal hin.[11][12]
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Ausbreitung
Die Keramik der Lapui-Zeit wurde ursprünglich von archäologischen Sammlungen auf der Oberfläche von der Ebene des Kur belegt. Ausgrabungen in Tol-i Spid und Tol-e Nurabad im Verwaltungsbezirk von Mamasani im Nordwesten von Fars und in Tappeh Mehr Ali im Verwaltungsbezirk Sedeh im Norden von Fars haben das Wissen über die Lapui-Zeit in neuerer Zeit erweitert.[13]
Ähnliche Keramiken wurden auch in Tepe Yahya in der iranischen Provinz Kerman gefunden.[14] Enge Parallelen in der Zusammensetzung, Form und Oberflächenbehandlung zeigen die Schichten 24 und 25 der Akropolis 1 in Susa. Diese wären dann älter als die klassischen Keramiken aus Uruk in darüberliegenden Schichten vom gleichen Ort.[15] Die genaue Datierung der Schichten aus Susa wird aber immer noch angezweifelt.[16]
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Bevölkerung
Aufgrund von Größenvergleichen und der Anzahl der Fundstätten mit Lapui-Keramiken geht hervor, dass die sesshafte Bevölkerung zwischen 4000 und 3500 v. Chr. mit zunehmender Geschwindigkeit abnahm. Dörfer wurden im Durchschnitt mit einer Rate von etwa 10 pro Jahrhundert aufgegeben, in den letzten beiden Jahrhunderten, von 3700 bis 3500 v. Chr., gar 20 Siedlungen pro Jahrhundert. Die gesamte Siedlungsfläche verringerte sich um 43 Hektaren, was einem geschätzten Rückgang der sesshaften Bevölkerung um etwa 7.000 oder 69 Prozent in 500 Jahren entspricht. Die Schätzung basiert auf der Annahme von 160 Personen pro besiedelter Hektare in Analogie zur Entwicklung zeitgenössischen Bauerndörfer in der Region.[17]
Als Grund für die Entvölkerung der Region wird eine anhaltende Krise in der bewässerten Feldfruchtproduktion angenommen, die zunächst über ein gebundenes Weidesystem kompensiert wurde und nach der Überweidung zur Einbindung von weiter entferntem Weideland führte, bis hin zur vollständig nomadischen Weidewirtschaft.[18]
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Wirtschaft
Die Ausgrabungen in Tol-e Spid und Tappeh Mir Ali haben gezeigt, dass die Bevölkerung während der Lapui-Zeit in Gebäuden aus Lehmziegeln und/oder Chineh wohnte. Sie übte eine Selbstversorgungswirtschaft aus, die auf der Haltung von Ziegen, Schafen, Rindern und Schweinen sowie dem Anbau von Weizen, Gerste und Linsen bestand.[19]
Literatur
- William M. Sumner: Prelude to proto-elamite Anshan: The Lapui Phase. In: Iranica Antiqua. Band 23, 1988, S. 23–43.
- William M. Sumner: Ceramics VI. Uruk, Proto-Elamite, and Early Bronze Age in Southern Persia. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. 28. Juni 2015 (englisch, iranicaonline.org [abgerufen am 28. August 2025] mit Literaturangaben).
Einzelnachweise
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