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Autonomes Waffensystem

Tödliche autonome Waffen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Autonomes Waffensystem
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Autonome Waffensysteme (englisch Autonomous Weapon Systems (AWS) und englisch Lethal Autonomous Systems (LWS)) sind unbemannte Systeme, die für militärische Zwecke eingesetzt werden, entweder unbewaffnet oder bewaffnet (d. h. mit oder ohne Sprengkopf).[1] Diese Waffensysteme können unabhängig agieren oder mit menschlicher Unterstützung (z. B. durch Fernsteuerung).

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Ein Beispiel für ein großes autonomes Waffensystem (AWS) als Entwicklungs- bzw. Testobjekt: Das unbemannte, autonome Testsystem Valkyrie startet ein unbemanntes ALTIUS-600 System, welches Aufklärungsnachrichten in Echtzeit erfassen soll.
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Einleitung

Zusammenfassung
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AWS zeichnen sich durch fortschrittliche Eigenschaften und Fähigkeiten aus, die insbesondere die autonome Steuerung betreffen. Sie sind Echtzeitsysteme, die moderne künstliche Intelligenz nutzen, um in kurzer Zeit eigenständig Entscheidungen zu treffen. Im Grunde genommen handelt es sich um unbemannte Systeme mit intelligenten Fähigkeiten.

Im bewaffneten Einsatz sollen AWS in der Lage sein, militärische Ziel auswählen, angreifen und zerstören. Im unbewaffneten Zustand übernehmen diese Systemen jedoch andere wichtige Aufgaben, die auf dem Gefechtsfeld entscheidend sein können. Dazu zählen etwa die Aufklärung (vgl. auch Fernmelde- und Elektronische Aufklärung) sowie die Teilnahme am elektronischen Krieg.[2]

AWS können konventionelle Waffensysteme ergänzen. Die Entwicklung dieser Systeme ist Teil einer Rüstungsinitiative verschiedener Staaten seit etwa den 2000er Jahren. Das Spektrum reicht von kleinen, kostengünstigen Geräten bis hin zu großen, teureren Systemen. Die meisten dieser Systeme befinden sich allerdings noch in der Entwicklung.

Umgangssprachlich spricht man in Bezug auf landbasierte AWS häufig von „Killerrobotern“ oder Militärrobotern.[3] Allerdings umfassen diese Systeme weit mehr Anwendungsbereiche als nur Roboter.

Diese Systeme – zusammen mit anderen Militärentwicklungen – haben bereits Auswirkungen auf die moderne Kriegsführung und beeinflussen die Militärstrategien der Zukunft.[4][5] Das Problem dieser Systeme im Zusammenhang mit moderner künstlicher Intelligenz betrifft nach Aussagen mancher Personen jedoch eine völlig neue Dimension der globalen Sicherheitspolitik:[6]

„Right now, politicians — at least sometimes — have to worry about loss of life when they decide to go to war. If you don’t have to worry about loss of life, and what you worry about is loss of robots, what does that mean for issues of war and peace globally? It’s a big issue.“

„Derzeit müssen Politiker – zumindest manchmal – mit dem Verlust von Menschenleben rechnen, wenn sie sich für einen Krieg entscheiden. Wenn man sich keine Gedanken über den Verlust von Menschenleben machen muss, sondern nur über den Verlust von Robotern, was bedeutet das dann für Fragen von Krieg und Frieden auf globaler Ebene? Das ist ein großes Problem.“

Bernie Sanders, 2025
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Merkmale

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Im Gegensatz zu anderen Waffensystemen zeichnen sich AWS dadurch aus, dass sie eigene Daten verarbeiten und damit „intelligente“ (gegebenenfalls autonome) Entscheidungen treffen können. Weitere nicht gewaltsame Anwendungen umfassen beispielsweise die Datenerfassung und Überwachung von Objekten oder Zielen. AWS stellen eine moderne Weiterentwicklung unbemannter Systeme dar und weisen Ähnlichkeiten mit diesen auf.

AWS sollen in der Luft, an Land, zu Wasser, unter Wasser oder im Weltraum betrieben werden. Diese neuen und intelligenten Waffensysteme können selbstständig Daten erfassen, analysieren und dadurch sich in einem Einsatzgebiet selbstständig (autonom) bewegen und Entscheidungen treffen. Dies ermöglicht es dem System, sich selbstständig in seiner Umwelt zu bewegen, wie es bei selbstfahrenden Autos der Fall ist. AWS können auch fest installierte Geräte sein, zum Beispiel auf Kriegsschiffen, entlang von Grenzen oder in der Nähe schützenswerter militärischer oder ziviler Einrichtungen.[7] Bewaffnete Systeme sollen die ihnen zur Verfügung stehenden Waffen wie z. B. Maschinengewehre, Kanonen oder Raketen möglichst eigenständig steuern.

AWS-Systeme werden durch technische Fortschritte in allen Bereichen der Ingenieurswissenschaften (Elektronik, Halbleitertechnik, Kommunikationstechnik, Materialwissenschaften, Robotik, Software, Sensorfusion, Satellitentechnik und seit c. 2020 auch der „neuen“ Künstlichen Intelligenz (KI), vgl. auch Deep Learning oder Large Language Model) ermöglicht.[8]

Die Entwicklung solcher komplexer und autonom agierender Systeme (AWS) findet im Rahmen der Luft- und Raumfahrt sowie Wehrtechnik (vgl. Rüstungsindustrie) statt. Auch Start-up-Unternehmen entwickeln vereinzelt an derartigen Systemen, beispielsweise die Firma Helsing oder Origin Robotics.[9]

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AWS Rüstungskontrolle

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Die Existenz und der potenzielle Einsatz dieser Waffensysteme wirft zahlreiche rechtliche, ethische und sicherheitspolitische Fragen auf, über die bei den Vereinten Nationen (VN oder UN) in Genf diskutiert worden ist.[10][11][12] Beispielsweise stellt die autonome Zielsuche ein Problem dar.[13] Die UN betreibt für Rüstungskontrolle das Büro der Vereinten Nationen für Abrüstungsfragen (UNODA) sowie die Conference on Disarmament (CD).

Seit 2014 gibt es keinen rechtlichen Rahmen (vgl. Rüstungskontrolle), der den Einsatz der AWS oder vergleichbaren Systeme ausdrücklich verbietet oder regelt. AWS unterliegen wie alle anderen Waffensysteme geltendem Völkerrecht, wie es in Artikel 36 des Zusatzprotokolls I der Genfer Konventionen niedergelegt ist.[14] Diese verpflichten Staaten dazu „zu prüfen, ob der Einsatz neuer Waffen oder Mittel der Kriegsführung mit dem humanitären Völkerrecht vereinbar ist.“[15] Ein Verbot steht aber nicht zur Debatte.[16][17][18] Verschiedene Nichtregierungsorganisation oder öffentliche Vereine versuchen auf die Thematik aufmerksam zu machen.[19][20]

Verhandlungen über das Ächten entsprechender Autonomer Waffensystem (AWS) in Genf wurden 2018 ergebnislos abgebrochen. Die USA und andere Staaten lehnten eine internationale Gesetzgebung ab.[21] Die Haltung Deutschlands war ambivalent.[22] Anfang 2020 sprach sich der Deutsche Bundestag gegen eine Ächtung aus.[23] 2021 sprach sich das internationale rote Kreuz für eine Regulierung aus und lehnte den gezielten Einsatz gegen Menschen ab.[24]

Entwicklungen

AWS stellen ein neues Militärpotenzial und aus Sicht von Fachleuten ein Sicherheits- und Proliferationsrisiko dar.[25][26] Experten diskutieren über die Abwehr von luftbasierten Drohnen.[27][28][29][30] Andererseits entwickeln Fachleute neue Kampfdrohnen für verteidigungstechnische Zwecke.[9]

Es wird von der Notwendigkeit eines „Drohnenwall“ gesprochen.[31] Die Bundeswehr plant die Bestellung des sogenannten „Skyranger“ Abwehrsystems.[32]

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Trivia

  • In dem Sci-Fi Film Terminator aus den 1980er Jahren kämpfen in einer dystopischen Zukunft Kampfmaschinen gegen Menschen. Erstere werden durch ein „intelligentes“ System, dass sogenannte „Skynet“ kontrolliert und geführt. In der Fortsetzung Terminator 2 – Judgment Day befindet sich die Menschheit nach einem Atomkrieg im Kampf gegen bewaffnete Maschinen wie Roboter, Drohnen usw.

Siehe auch

Literatur

  • P. W. Singer: Wired for War: The Robotics Revolution and Conflict in the 21st Century. Penguin Books, New York 2010, ISBN 978-1-59420-198-1 (englisch, archive.org).
  • Paul Scharre: Army of None: Autonomous Weapons and the Future of War. W. W. Norton & Company, New York 2018, ISBN 978-0-393-60898-4 (englisch).
  • Jack Watling: The Arms of the Future: Technology and Close Combat in the 21st Century (= New perspectives on security and defence). Bloomsbury Academic, London New York 2023, ISBN 978-1-350-35298-8 (englisch).
  • Ines-Jacqueline Werkner, Marco Hofheinz (Hrsg.): Unbemannte Waffen und ihre ethische Legitimierung: Fragen zur Gewalt • Band 5 (= Gerechter Frieden). Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-26946-3, doi:10.1007/978-3-658-26947-0.
  • Schweizer Armee: Drohnen und Roboter in den Streitkräften: Die Waffen des 21. Jahrhunderts? Bundesamt für Rüstung Armasuisse, 2024 (admin.ch [PDF] Kostenpflichtiger Report).
  • James P. Rogers (Hrsg.): De Gruyter Handbook of Drone Warfare. De Gruyter, 2024, ISBN 978-3-11-074203-9, doi:10.1515/9783110742039 (englisch).
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Einzelnachweise

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