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Lightweight Information Describing Objects
Datenformat das vor allem von Museen verwendet wird Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Lightweight Information Describing Objects (LIDO) ist ein XML-Schema[1] zur Bereitstellung von Metadaten zu Museums- und Sammlungsobjekten für die Nutzung in verschiedenen Online-Diensten, von der Online-Sammlungsdatenbank bis hin zu Portalen mit aggregierten Ressourcen. Es dient der Verfügbarmachung, gemeinsamen Nutzung und Verknüpfung von Daten im Internet. Gedächtnisinstitutionen nutzen das Schema für den Zugriff auf und das Bereitstellen von Informationen zu Objekten insbesondere aus den Bereichen Kunst, Kulturgeschichte, Geschichte, Architektur, Archäologie, Ethnologie, Natur- und Wissenschaftsgeschichte.
LIDO wird unter der Schirmherrschaft des International Committee on Documentation des ICOM von der LIDO Working Group[2] entwickelt und bereitgestellt.
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Anwendung
Beschreibungen von Museums- oder Sammlungsobjekten (bzw. allgemein Objekten der materiellen Kultur) in digitaler Form enthalten in der Regel sowohl textuelle Erschließungsinformationen als auch eine oder mehrere digitale Repräsentationen des Objekts als Foto, 3D-Scan, Video oder Audio. Der Zugang zu diesen Informationen erfolgt über Metadaten. LIDO liefert eine Struktur für diese Angaben und dient Gedächtnisinstitutionen als gemeinsame Grundlage für das Bereitstellen und den Austausch von Daten. LIDO findet beispielsweise Verwendung in der Deutschen Digitalen Bibliothek[3], Europeana[4][5], dem Portal Finna[6] der Finnischen Nationalbibliothek und im Yale Center for British Art an der Yale University.
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Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
Häufig erschließen unterschiedliche Gedächtnisinstitutionen Daten zu ihren Objekten in hauseigenen oder wenig verbreiteten Datenformaten. Diese Heterogenität auf Datenebene erschwert aggregierenden Webportalen wie Europeana, die Informationen aus unterschiedlichen Quellen miteinander vereinen, die Verarbeitung der zugelieferten Metadaten, da für jedes fremde Format ein Crosswalk in das eigene Metadatenschema notwendig ist.
Um den daraus resultierenden Aufwand zu vermeiden bzw. zu verringern, gab es auf internationaler Ebene Bestrebungen, ein gemeinsames XML-Schema für den Austausch von Daten zu Museumsobjekten unterschiedlicher Disziplinen (z. B. Kunstgeschichte, Ethnologie, Medizingeschichte) zu schaffen, das zugleich den Anforderungen der bereits vorhandenen Schemata CDWA Lite[7], SPECTRUM[8] XML Schema und museumdat[9] gerecht wurde. Zudem sollte es zum ISO-Standard für die Modellierung von Kulturerbe-Informationen CIDOC CRM kompatibel sein.
LIDO ist das Ergebnis dieser Bestrebungen. Es wurde von unterschiedlichen Akteuren aus dem Museumsbereich entwickelt und findet international Verwendung. Die Vorarbeiten an LIDO begannen 2008, 2010 wurde die Version 1.0 auf der ICOM/CIDOC-Konferenz in Shanghai vorgestellt, 2021 erfolgte die Publikation der Version 1.1.[10] LIDO wird laufend in einer Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus der deutschen Kulturerbe-Community weiterentwickelt. Neben allgemeinen Schemaerweiterungen werden auch Anwendungsprofile für bestimmte Disziplinen, Objektgattungen oder Daten-Nutzungskontexte vorgelegt. Grundlegend für das Datenmodell ist die Orientierung an Ereignissen, die mit der Objektgeschichte verknüpft sind ("events") sowie die Möglichkeit, eindeutige Identifikatoren aus kontrollierten Vokabularen wie GND, AAT, Wikidata, GeoNames etc. für bestimmte Informationsbereiche einzubinden.
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Grundlagen
Zusammenfassung
Kontext
LIDO ist ein XML-Schema und als solches streng hierarchisch. Daten zu einem Objekt werden in Gruppen, sog. sets zusammengefasst, die von einem Wrapper-Element umschlossen werden, z. B.
<lido:titleWrap>
<lido:titleSet>
<lido:appellationValue>Enten am Waldrand</lido:appellationValue>
</lido:titleSet>
</lido:titleWrap>
Insgesamt gliedert sich LIDO in einen deskriptiven Teil über das beschriebene Objekt sowie einen administrativen Teil mit Informationen, die zur Verwaltung des Datensatzes notwendig sind.
Die deskriptiven Datenfelder umfassen u. a.:
- Informationen zur Objektklassifikation (Art des Objekts, Gattung, Form …)
- Informationen zur Objektidentifikation (Titel/Objektname, Inschriften, Maße, Beschreibung des Objekts …)
- Ereignisse aus der Objektgeschichte (Entstehung, Herstellung, Restaurierung, Ankauf, Verlust, beteiligte Personen und Objekte, dazu gehörige Orte und Zeitangaben …)
- Bezüge des Objekts zu anderen Entitäten wie Personen, Orten oder anderen Werken
Administrative Informationen behandeln z. B.:
- Informationen über Rechte, die mit dem Objekt verknüpft sind
- Informationen über den Datensatz selbst (ID, Art und Herkunft des Datensatzes …)
- Informationen über die Ressource, die als digitaler Stellvertreter für das Objekt dient (Bild, Audio-, Videodatei ...)
Zudem unterscheidet LIDO zwischen Informationen, die Nutzenden auf einer Webseite angezeigt werden sollen ("display elements") sowie Informationen, die die Grundlage für Suche und Retrieval bilden ("index elements").
Zentral für die Modellierung der Objektgeschichte ist das Konzept der mit dem Objekt verknüpften Ereignisse ("events"), das dem CIDOC CRM entstammt. Hierdurch können neue Erkenntnisse über Objekte und die mit ihnen in Beziehung stehenden Personen, Körperschaften, Orte oder Zeiträume gewonnen werden:
"This event-centric approach [of CIDOC CRM] makes it possible to map the properties of an object with references to the actors involved, to location, and time more precisely. Thus, it supports the (automatic) uncovering of correlations between originally scattered information and it contributes to the contextualization of objects." [11]
LIDO bietet zudem die Möglichkeit, Informationen mit kontrolliertem Vokabular oder Normdatensätzen zu verknüpfen. Dies unterstützt wesentlich eine anschließende Publikation als Linked Data und damit die Nutzung mit Semantic Web-Technologien.
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LIDO Terminologie
LIDO Terminologie[12] ist eine Ergänzung zur LIDO-Spezifikation. Sie dient hauptsächlich dazu, kontrollierte Typenvokabulare für einzelne LIDO-Elemente und -Attribute zu definieren und sie über einen URI referenzierbar zu machen. Damit ist die LIDO Terminologie dem Linked-Open-Data-Paradigma verpflichtet und verbessert die Interoperabilität von LIDO-Daten.
Verhältnis von LIDO zu CIDOC CRM
Bei CIDOC CRM handelt es sich um eine objektorientierte und erweiterbare Ontologie, die Begriffe und Relationen definiert, die für die Beschreibung von Kulturerbe verwendet werden. Als Ontologie basiert CIDOC CRM auf formaler Logik und ist graphenbasiert.
LIDO ist eine spezifische, XML-basierte Applikation von CIDOC CRM, die für das Harvesting von Metadaten entwickelt wurde. Anders als das CRM ist LIDO ein Schema, das durch sein Format streng hierarchisch angelegt ist. LIDO übernimmt viele Aspekte des Vorgänger-Schemas CDWA Lite, orientiert sich dabei aber stark an CIDOC CRM-Klassen wie beispielsweise E5 Event, E39 Actor, E55 Type.
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Tools und Anwendungsprofile
Für die Anwendung und (Weiter-)Verarbeitung von LIDO sind mehrere Tools und Handreichungen verfügbar:[13]
- LIBIS hat ein LIDO-Profil für das Open-Source-Sammlungsmanagement-System CollectiveAccess entwickelt. Mit seiner Hilfe können Museen Objekte direkt in LIDO katalogisieren. Hierbei ist anzumerken, dass LIDO von seiner Anlage her nicht als Erschließungsformat vorgesehen ist und eher vollwertige Erschließungsformate verwendet werden sollten.[14]
- Für die Erfassung und Publikation von Metadaten zu Museums- und Sammlungsobjekten liegen eine Reihe von LIDO-Profilen[15] vor. Mit erläuternden Handbüchern sind folgende Profile versehen: LIDO-Handbuch für die Erfassung und Publikation von Metadaten zu kulturellen Objekten, Band 1: Graphik[16], Band 2: Malerei und Skulptur[17] und Band 3: Architektur und andere ortsfeste Werke[18].
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Vorgängerversion
museumdat[19] ist ein in einem XML-Schema definiertes XML-Austauschformat, mit dem Museen in die Lage versetzt werden, Metadaten über Sammlungsobjekte an Portale weiterzugeben oder untereinander auszutauschen. museumdat wurde im Herbst 2007 auf der Tagung der Fachgruppe Dokumentation im Deutschen Museumsbund vorgestellt. Es ist für die Recherche und die Publikation von Museums-Objekt-Informationen optimiert und verfügt aus diesem Grunde über sowohl Index- als auch Anzeige-Elemente. Von den definierten 23 Elementen sind zur Vereinfachung der Nutzung lediglich drei Elemente Pflichtfelder.
Das Format wurde von einer Arbeitsgruppe in der Fachgruppe Dokumentation des Deutschen Museumsbundes, dem Institut für Museumsforschung und dem Zuse-Institut Berlin entwickelt.
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Weblinks
- LIDO Working Group des International Committee for Documentation: https://www.lido-schema.org/
- What is LIDO
- LIDO Dokumentation
- Anwendungsprofil für die Verwendung von DDB-LIDO in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- LIDO Terminology
- LIDO Terminology LOD Web interface
- LIDO Terminology LOD SPARQL interface
- LIDO Primer
- LIDO-Schulung
Literatur
- Gordon McKenna, Stefan Rohde-Enslin, Regine Stein: Lightweight Information Describing Objects (LIDO): The International Harvesting Standard for Museums. 2011.
- Regine Stein, Oguzhan Balandi: Using LIDO for Evolving Object Documentation into CIDOC CRM. In: Heritage 2019, 2, S. 1023–1031. doi:10.3390/heritage2010066
Einzelnachweise
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