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Looshaus
Haus in Innere Stadt (30462) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Haus Wien I., Michaelerplatz 3, das sogenannte Looshaus oder auch Michaelerhaus ist eines der zentralen Bauwerke der Wiener Moderne in Wien und das Hauptwerk des Architekten Adolf Loos.[1.1] Es markiert die Abkehr vom Historismus, aber auch von dem floralen Dekor des Secessionismus. Es steht gegenüber dem Michaelertrakt der Hofburg.
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Geschichte
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1909 erteilte Leopold Goldmann nach einem Architekturwettbewerb, aus dem kein siegreicher Entwurf hervorging, freihändig Adolf Loos den Bauauftrag zur Errichtung eines Geschäftsgebäudes für das Nobelgeschäft Goldman & Salatsch. Bauleiter war Ernst Epstein. Loos’ schlichter und ornamentloser Architekturstil führte jedoch 1910 zu einem großen Skandal, weshalb ein Baustopp verhängt wurde.[4] Es war die Rede von einer „unanständigen Nacktheit“ der oberen Fassade. Erst als Loos einwilligte, dieser Nacktheit mittels Blumenkästen entgegenzuwirken, wurde mit dem Bau fortgesetzt und dieser schließlich 1912 vollendet.[5]
Errichtet wurde das Wohn- und Geschäftshaus von dem Bauunternehmen Pittel+Brausewetter auf dem Areal des ehemaligen Dreilauferhauses und einer weiteren Parzelle in der Herrengasse, mit der das Grundstück zusammengelegt wurde.

Bis zu ihrem Konkurs 1925/26 wurde das Gebäude von der Firma Goldman & Salatsch unverändert weiter genutzt.[7.1] Die Nutzungsänderungen in den 1930er/40er Jahren infolge der Besitzerwechsel – etwa 1934 durch die „Universale Hoch- und Tiefbau AG“ und 1938 von „Opel & Beyschlag“[7.2] – führten zur sukzessiven Zerstörung der Einrichtung des Parterres und des Mezzanins.[1.2] Zur Nutzung des Gebäudes während der NS-Zeit schreiben Czech und Mistelbauer: „Die Vorhalle zum Michaelerplatz wurde vor der Volksabstimmung 1938 kurzfristig zu einem ‚Altar unserer Zeit‘ dekoriert, an dem vor einer Hitler-Büste zwei SS-Posten standen. Statt der Beleuchtungskörper hingen Hakenkreuze von den Messingkandelabern, die eigentlich ‚repräsentative‘ Architekturteile wurden dagegen verdeckt.“[7.3] Vor die Firmen-Wappen wurden Hakenkreuze montiert.[7.4]
Im Jahre 1944 wurde durch einen Bombeneinschlag im benachbarten Hochhaus auch das Looshaus in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem bereits 1935 die Forderung erhoben wurde, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen, geschah dies schließlich 1947 unter der Leitung des Bundesdenkmalamts von Otto Demus.[7.3] In den 1960er Jahren befand sich ein Möbelhaus im Hauptgeschäft des Gebäudes. 1987 kaufte die Raiffeisenbank Wien das Gebäude und renovierte es grundlegend. Die Renovierung erfolgte unter der Leitung des Architekten, Publizisten und Loos-Forschers Burkhardt Rukschcio. Dabei wurden vor allem der öffentliche Bereich des Hauses (das frühere Geschäftslokal Goldman & Salatsch) in den früheren, in den 1930er Jahren verloren gegangenen Zustand versetzt und die oberen Geschoße als Büroräume adaptiert. Diese Renovierung wurde im Oktober 1990 abgeschlossen.[8]
Schon 1989 war das Looshaus neben der Albertina und dem Wien Museum Austragungsort der Ausstellung „Adolf Loos“ (2. Dezember 1989 bis 25. Februar 1990), die ebenfalls von Burkhardt Rukschcio kuratiert wurde.[9] 2022 produzierte Rudolf Klingohr die TV-Dokumentation „Das Looshaus – Die Rettung eines Baujuwels“, die die Geschichte des Umbaus ausführlich zusammenfasst.[10]
Nachdem die Raiffeisenbank das Haus 2020 veräußern wollte, kaufte es 2023 die Juweliersfirma Schullin nach einer dreijähirgen Verhandlung.[11][12] Schullin hatte seit 1990 bereits auf der Seite des Kohlmarktes eine kleine Rolex-Boutique („Schullin Uhren im Looshaus“ mit 70 m²), wodurch der Ankauf eine bedeutende Erweiterung der Geschäftsfläche darstellt.[13] Für die Renovierung wurde das mit Rolex-Läden vertraute Architekturbüro von Peter Plattner und Elena Mezzanotte beauftragt.[12.1] Das Ziel bei der Adaption für aktuelle Anforderungen (Klimaanlage, Glasfaserkabel) war es, so Oriane Schullin, „das Haus wieder weiter in Richtung seines originalen Zustands zu bringen“.[11] Der Architekt Platter sagte: „Bevor wir mit den eigentlichen Bauarbeiten begannen, haben wir monatelang recherchiert um die Version von Loos zu analysieren und seine Raumauffassung zu verstehen.“[12.2] Es sei versucht worden, im Vergleich zum originalen Interieursbestand „keinen zu aggressiven Kontrast“ zu schaffen: „Messingoberflächen, die Loos ausgiebig verwendet hatte, nicht auf Hochglanz zu polieren, sondern seidenmatt bürsten zu lassen“.[12.3] Das renovierte Haus wurde Anfang 2025 eröffnet.
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Architektur
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Trotz seines ästhetischen Funktionalismus ist das Gebäude kein schlichter Zweckbau – gerade bei den Materialien wurden weder Kosten noch Aufwand gespart. Auffallend ist der Kontrast zwischen dem mit Marmor ausgekleideten unteren Fassadenbereich (Cipollino aus Euböa)[14] und der schlichten Putzfassade der oberhalb liegenden Wohngeschoße.
Der Geschäftsbereich öffnet sich an der Hauptfront in einer Loggia mit toskanischen Säulen – gedacht als Anspielung auf den nebenan liegenden Portikus der Michaelerkirche. Statt Ornamenten haben die Obergeschoße Blumenkästen aus profiliertem Kupferblech vor den Fenstern; einer Legende nach soll die Form an den Erzherzogshut erinnern und eine Anspielung auf die Hofburg sein.
Das Haus gilt als das Hauptwerk des Architekten Adolf Loos. Burkhardt Rukschcio und Roland Schachel schreiben dazu: „Es ist sein bedeutendster und größter ausgeführter Bau mit städtebaulichen Anforderungen. Zudem ist es sein erster Neubau und das Werk, das seine Umwelt am stärksten herausgefordert hat.“[1.3]
- Looshaus (Detailansicht)
- Oberlicht bei der Hauptstiege
- Für den Anspruch variierende Raumhöhen
- Looshaus, Innenansicht, Erdgeschoß, nach Renovierung 1990
- Looshaus, Innen, Besprechungsecke, 1. OG, nach Renovierung 1990
- Looshaus, Innen, EG/1. OG, nach Renovierung 1990
- Looshaus, Innen, 1. OG, nach Renovierung 1990
- Looshaus, Innen, 1. OG, nach Renovierung 1990
- Looshaus, Innen, UG nach Renovierung 1990
- Looshaus Michaelerplatz Schranksystem 1990
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Rezeption
Nach seiner Fertigstellung löste das Haus einen Schock in der noch ganz vom historistischen Geschmack geprägten Stadt aus. Es wurde von den Wienern Haus ohne Augenbrauen genannt, da die damals üblichen Fensterverdachungen gänzlich fehlten. Es heißt, Kaiser Franz Joseph habe nicht nur den Rest seines Lebens vermieden, die Ausfahrt am Michaelerplatz zu benützen, sondern auch die Fenster der Hofburg vernageln lassen, damit er das „scheußliche“ Haus nicht mehr sehen musste.
Designzone Looshaus
Von 2002 bis 2006 befand sich im von Paolo Piva neu gestalteten Souterrain des Looshauses die „Designzone Looshaus“, die von Lilli Hollein entwickelt und von der Raiffeisenbank betrieben wurde.[15][16] Die hier stattfindenden internationalen Ausstellungen und Veranstaltungen sollten auf die Bedeutung österreichischen Designs als Impuls für die Wirtschaft aufmerksam machen. Weiters wurden hier die Preisträgermodelle des Adolf Loos Staatspreises Design ausgestellt.[17] 2022 übersiedelte die Raiffeisenbank an den Donaukanal.[18]
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Literatur
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in chronologischer Reihenfolge:
- Hermann Czech, Wolfgang Mistelbauer: Das Looshaus. 3., erg. Auflage. Löcker, Wien 1984, ISBN 3-85409-060-9 (1. Aufl. (Löcker & Wögenstein): 1976; 2., verb. Aufl.: 1977).
- Burkhardt Rukschcio und Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Residenz Verlag, Salzburg 1987, S. 460–469.
- Das Looshaus: eine Chronik 1909–1989. Raiffeisenbank Wien, Wien 1989.
- Richard Bösel: Der Michaelerplatz in Wien: seine städtebauliche und architektonische Entwicklung. eine Ausstellung des Kulturkreises Looshaus und der Graphischen Sammlung Albertina [Looshaus, 13. Dezember 1991 bis 15. Februar 1992]. Kulturkreis Looshaus, Wien 1991.
- Corradino Corradi: Wien Michaelerplatz: Stadtarchitektur und Kulturgeschichte (= Passagen Architektur). Passagen, Wien 1999, ISBN 3-85165-329-7.
- Christopher Long: The Looshaus. Yale university press, New Haven (Conn.) 2011, ISBN 978-0-300-17453-3.
- Marco Pogacnik: Adolf Loos und Wien. anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Ausstellungszentrum der Vienna Insurance Group AG, Wiener Versicherung-Gruppe, Ausstellungsdauer: 1. Dezember bis 17. Februar 2012. Müry Salzmann, Salzburg und Wien 2011, ISBN 978-3-85450-709-3.; zunächst: Marco Pogacnik: Adolf Loos e Vienna: la casa sulla Michaelerplatz (= Quodlibet Studio). Quodlibet, Macerata 2011, ISBN 978-88-7462-377-8.
Für weitere Angaben siehe die Architektur-Nachschlagewerken wie Achleitner,[19] Czeike,[20] Dehio etc.
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Einzelnachweise
Weblinks
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