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Luftangriffe auf Nürnberg
Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Luftangriffe auf Nürnberg durch die britische Royal Air Force (RAF) und die United States Army Air Forces (USAAF) richteten zwischen 1940 und 1945 in der Stadt schwerste Schäden an.


Im Zweiten Weltkrieg war Nürnberg eines der bevorzugten Ziele der alliierten Bomber, geriet wegen seiner Lage im Süden Deutschlands jedoch erst relativ spät in ihren Aktionsradius. Aufgrund der starken Industrie und seiner Funktion als Verkehrsknotenpunkt, aber auch als Wohnstadt und aufgrund der symbolischen Bedeutung als „Stadt der Reichsparteitage“ bot sie für die Alliierten ein wichtiges Ziel.
22 schwere und mittelschwere Luftangriffe auf Nürnberg wurden durch RAF und USAAF durchgeführt. Dabei kamen über 7.800 schwere Bombenflugzeuge zum Einsatz. Die größten Zerstörungen richtete der Angriff vom 2. Januar 1945 an, als 521 Bomber der RAF innerhalb einer halben Stunde 6.000 Sprengbomben und eine Million Brandbomben abwarfen. Die Bevölkerung hatte bei diesem Angriff, der gemäß der britischen Area Bombing Directive erfolgte, über 1.800 Tote und 100.000 Obdachlose zu beklagen. Von 1941 bis 1945 gab es insgesamt über 6.000 Luftkriegstote. Die Nürnberger Altstadt, unter der alte Felsengänge als Luftschutz dienten, wurde fast vollständig zerstört, die Stadt als Ganzes schwer beschädigt. Nürnberg war in Bayern nach Würzburg die im Bombenkrieg meistzerstörte Stadt und nimmt auch in Deutschland einen der vorderen Plätze ein.[1] Die östliche Sebalder Seite (nördlich der Pegnitz) wurde nach der Zerstörung und während der Enttrümmerung als „Steppe“ bezeichnet. Heute besteht Nürnberg zu etwa 25 % aus Bauten von vor dem Zweiten Weltkrieg.[2]
Die Luftangriffe endeten mit dem 11. April 1945. Am 20. April wurde die Stadt nach der Schlacht um Nürnberg mit mehrtägigem Artillerie-Beschuss von Einheiten der 7. US-Armee besetzt.
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Nürnberg als Angriffsziel
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Nürnberg war wichtiger Produktionsstandort für Rüstungsgüter und die dicht besiedelte mittelalterliche Altstadt ein gut geeignetes Ziel für die Zwecke der britischen Area bombing directive. Auch war Nürnberg, im Nationalsozialismus offiziell mit dem Beinamen „Stadt der Reichsparteitage“ versehen, ein Angriffsziel mit erheblicher Symbolwirkung.
Die Innenstadt wies im Verhältnis zur Gesamtbaumasse einen hohen Anteil an Fachwerkhäusern, also durch hohen Holzanteil gut brennbaren Gebäuden auf und eignete sich deshalb für einen effektiven Angriff mit Kombinationseinsatz von Spreng- und Brandbomben. Zweck war die Entfachung eines Feuersturms zur Steigerung der Wirkung der Brandbomben. Tagesangriffe auf Industrie- und Infrastrukturziele mit dem Bemühen um technologisch nur bedingt mögliche hohe Zielgenauigkeit wurden aufgrund erfolgter Arbeitsteilung der alliierten Luftflotten zumeist durch die technisch besser ausgestatteten US Army Air Forces geflogen, während nächtliche Flächenbombardements meist von der britischen RAF mit ihrer Pathfinder Force geflogen wurden.[3]
Im Stadtgebiet, jedoch nicht in der beim Angriff vom 2. Januar 1945 am stärksten betroffenen Altstadt, befanden sich zahlreiche militärisch relevante Ziele:[4] Die MAN in der Südstadt baute unter anderem Dieselmotoren für U-Boote und relevante Bauteile der Pantherpanzer. Weitere wichtige Unternehmen waren die Siemens-Schuckertwerke, TEKADE, Nüral (Nürnberger Aluminiumwerke, heute Federal-Mogul), die Nürnberger Schraubenfabrik (NSF) und Diehl. Hinzu kam die Nürnberger Motorradindustrie (Zündapp/Neumeyer, Hercules, Triumph, Victoria) und 120 weitere Rüstungs- und Zwangsarbeiterbetriebe.[SL 1] Ein weiteres Ziel waren die Anlagen der Deutschen Reichsbahn: der Rangierbahnhof im Süden der Stadt und die über Nürnberg laufenden Hauptbahnstrecken.
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Chronologie der Luftangriffe auf Nürnberg und Umgebung
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Bis 1942 gab es nur kleinere Angriffe. 1942 bis 1944 wurde um die Luftherrschaft über Deutschland gekämpft. Ab 1944 hatten die Alliierten diese weitgehend errungen. Ab Herbst 1944 waren die Flugplätze der Angreifer so nah herangerückt, dass auch Tiefflieger erschienen. Die Tabelle orientiert sich an den Angaben von G. W. Schramm.[5]
Durch die RAF wurden 14, durch die USAAF 8 schwere bis mittelschwere Angriffe auf Nürnberg durchgeführt. Dabei wurden über 7.800 schwere Bombenflugzeuge eingesetzt, dazu Schnellbomber Mosquito und ungezählte Begleitjäger. Die Addition der Opfer aus der Tabelle ergibt über 6.000 Luftkriegstote.
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Todesopfer, Begräbnis- und Gedenkstätten
Die Hauptbegräbnisstätte für die Bombenopfer war der Nürnberger Südfriedhof. Dort liest man am Südturm: „ALS MAHNUNG UND ZUM GEDENKEN AN 6.621 MÄNNER, FRAUEN UND KINDER, OPFER DES BOMBENKRIEGES UND DER KÄMPFE IN DER HEIMAT IN DEN JAHREN 1941–1945“.
Zerstörungen

Die Nürnberger Altstadt war großteils zerstört, wozu der Feuersturm am 2. Januar 1945 erheblich beigetragen hat. Auch die Südstadt, St. Johannis und andere Stadtteile waren schwer getroffen. Nürnberg hatte unter den deutschen Großstädten nach Köln, Dortmund und Kassel die größte Menge Trümmerschutt je Einwohner.[8] Die Bevölkerung Nürnbergs war von über 420.000 im Jahre 1939 bis zum Kriegsende auf 195.000 zurückgegangen[9], die Hälfte der Wohnungen war zerstört, die restlichen oft beschädigt.
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Wiederaufbau
In einem städtebaulichen Wettbewerb wurden 1947 Ideen zum Wiederaufbau gesammelt. Das „Kuratorium für den Wiederaufbau Nürnbergs“ beriet die Stadtverwaltung in den Fragen des Wiederaufbaus. Man einigte sich auf eine vereinfachende Rekonstruktion.[SL 2]
Um 1955 waren die meisten Wiederaufbauarbeiten abgeschlossen oder zumindest begonnen. Von 1956 bis 1960 wurde das Nürnberger Rathaus (Wolffscher Bau, Rathaussaalbau) wiedererrichtet. Bis 1957 wurde die Sebalduskirche instand gesetzt. Das größte Restaurierungsprojekt bildete die Stadtbefestigung mit ihrer 4 km langen Doppelmauer und dem Graben.[10]
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Mahnmal
Das bei den Luftangriffen 1945 vollständig zerstörte Katharinenkloster Nürnberg, heute „Katharinenruine“ genannt, wurde nicht wieder aufgebaut, sondern 1970/71 als Ruine gesichert und dient seitdem als Mahnmal des Krieges sowie als Veranstaltungsort.[11]
Bombenfunde nach dem Zweiten Weltkrieg
Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden (und werden noch) Blindgänger im Nürnberger Stadtgebiet gefunden. Häufig werden sie zufällig bei Baumaßnahmen entdeckt, seltener wird gezielt nach ihnen gesucht. Für die Entschärfung und Sicherung der Fliegerbomben ist der Kampfmittelräumdienst zuständig. Dabei können großflächige Evakuierungen notwendig werden.
Siehe auch
Literatur
- Georg W. Schramm: Die Zerstörung. In: 3 x Nürnberg: eine Bilderfolge aus unserem Jahrhundert. 2. Auflage. Verlag A. Hofmann, Nürnberg 1990, ISBN 3-87191-124-0.
- Georg W. Schramm: Bomben auf Nürnberg. Luftangriffe 1940–1945. Hugendubel Heinrich, München 1988, ISBN 978-3-88034-394-8.
- Georg Wolfgang Schramm: Der zivile Luftschutz in Nürnberg 1933–1945. Nürnberg: Stadtarchiv.
- Michael Diefenbacher, Wiltrud Fischer-Pache (Hrsg.): Der Luftkrieg gegen Nürnberg. Stadt Nürnberg, Nürnberg 2004, ISBN 3-87707-634-3.
- Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
- Martin Middlebrook: Die Nacht, in der die Bomber starben. Der Angriff auf Nürnberg und seine Folgen für den Luftkrieg (“The Nuremberg raid”), Ullstein Verlag, Frankfurt am Main 1979, ISBN 3-548-33005-3.
- Peter Schneider: 30./31. März 1944. Tod am Meisbach: Absturz der Lancaster ND441 bei Dotzlar. In: Wittgenstein. Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins, 2007, S. 130 ff.
Weblinks
Commons: Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in Nürnberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Luftkrieg und Zerstörung in Nürnberg ( vom 30. September 2013 im Internet Archive)
- Beschreibung des Angriffs 30./31. März 1944
- Danièle List: Der Luftkrieg in Nürnberg, in: historicum.net, abgerufen am 5. Januar 2013
- Kunst-Luftschutz in Nürnberg
- Nikolaus Ziske: Der Einsatz der Technischen Nothilfe nach den Luftangriffen auf Nürnberg 1943, abgerufen am 20. September 2021
- Atlas zum Wiederaufbau. Nürnberg und zerstörte Gebäude in Nürnberg, Online bei Haus der Bayerischen Geschichte
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Stadtlexikon
- Georg Wolfgang Schramm, Udo Winkel: Rüstungsindustrie. S. 915.
- Willy Prölß, Clemens Wachter: Wiederaufbau. S. 1178 f.
Einzelnachweise
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