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Maubara

Ort im Verwaltungsamt Maubara, Osttimor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Maubara (Maubere) ist ein osttimoresischer Ort im Verwaltungsamt Maubara, Gemeinde Liquiçá.

Schnelle Fakten Basisdaten, Staat ...
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Name

Der Name Maubara stammt aus einer Legende über einen gleichnamigen Wasserbüffel, der in Tirisvou, im Südwesten des heutigen Sucos Maubaralissa, geschlachtet wurde.[1.1]

Geographie

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Fischer am Strand von Maubara

Der Ort liegt im Nordosten des Sucos Vaviquinia auf einer Meereshöhe von 15 m, etwa 48 km westlich von der Hauptstadt Dili, an der Küste der Sawusee. Östlich von Maubara mündet der Fluss Bahonu am Ponta Sia Ilo. Ein zweiter Wasserlauf teilt den Ort. Der Ostteil mit dem Ortszentrum gehört zur Aldeia Vila, der Westteil, wo sich auch die katholische Kirche befindet, zur Aldeia Delesuvati.[2]

Auf der anderen Seite der Meerenge liegt die indonesische Insel Alor. Bei Maubara findet man einige der wenigen Mangrovenwälder Timors. Drei Kilometer östlich liegt der salzige Maubarasee (Lago Maubara, Sia Maubara), der vielen Vögeln einen Lebensraum bietet.[2]

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Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Kolonialzeit

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Fort Maubara
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Kanone im Fort Maubara

Maubara war eines der traditionellen Reiche Timors, die von einem Liurai regiert wurden. Es erscheint auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte.[3][4]

Nach der erfolgreichen Abwehr von einem Angriff von zwei Schiffen aus Sikka wurde von der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) eine Einheit aus hundert europäischen und balinesischen Soldaten, unter dem Kommando von Jacob Pietersz, nach Maubara entsandt, die ein Fort an einem Ort namens Dasitulu errichtete. Um das Fort herum entstand der heutige Ort Maubara. Das Fort liegt am Ufer von Maubara, von wo man die gesamte Bucht überblicken kann. Noch heute gibt es in der gut erhaltenen Festung alte Kanonen. 1759 kehrte Pietersz mit einer neuen Einheit Soldaten zurück und musste erneut einen Angriff auf Maubara abwehren. Wer die Angreifer waren ist nicht bekannt.[1.2]

1760 griffen die Portugiesen mit einer Streitmacht aus dem Osten Maubara erneut an. Ein VOC-Schiff mit vierzig Mardijker-Soldaten vertrieb den Feind. 1761 zog VOC-Kommandant Hans Albrecht von Plüskow die balinesischen Soldaten aus Maubara ab. Nur zwölf Europäer blieben als kleine Besatzung in Fort Maubara. José Xavier Doutel, der Herrscher von Maubara, bat daher in Kupang um erneute Verstärkung. Um dem Nachdruck zu verleihen, schickte er große Mengen an Sandelholz und Bienenwachs als Geschenk.[1.3][5]

1790 griff der Topasse-Herrscher Pedro da Hornay im Auftrag Portugals erfolglos Maubara an, womit er nur erreichte, dass Maubara sein Bündnis mit den Niederlanden erneuerte und die Flagge der Niederlande setzte.[6][7]

Im Vertrag von Lissabon vereinbarten die Niederländer 1859 im Rahmen eines größeren Gebietsaustauschs Maubara an die Portugiesen abzutreten. Die Übergabe erfolgte im April 1861. Es wird spekuliert, dass Dom Carlos, der Liurai von Maubara, das Reich von Ulmera 1861 zu einer Rebellion gegen die Portugiesen angestachelt hat. Er hatte sich trotz gutem Zuredens der Niederländer nicht mit den neuen Herren abgefunden. Die Rebellion von Ulmera wurde schließlich im September mit der Hilfe von den Portugiesen loyalen Liurais niedergeschlagen.

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Eine Straße in Maubara (1946)

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ließen sich Hakka-Händler in Maubara nieder. Es entstand eine ganze chinesische Siedlung. Der Historiker René Pélissier nennt für 1883 eine Anzahl von 300 chinesischen Einwohnern in Maubara, eine Zahl, die eher unwahrscheinlich ist. Da seltener Frauen unter den Einwanderern waren, heirateten sie oft einheimische Frauen. Die Chinesen gründeten Geschäfte und betrieben im Hinterland Handel bis in das Tal des Lóis. Für den Export kaufte man Kaffee, für den Markt in Maubara lokale Waren und verkaufte Importwaren, unter anderem auch Opium.[1.4]

1869 beschrieb der Kapitän der portugiesischen Korvette Sa de Bandeira Maubara als eine Ansammlung einiger Hütten aus Stroh und Palmblättern, eine davon gehörte dem Kommandanten des dortigen Distrikts. Das Fort aus losen Steinen, nah am Meeresufer, war zu diesem Zeitpunkt nur noch mit einer einzelnen, rostigen Kanone bestückt.[8.1] 1878 vermeldete der Alferes Esteves Angriffe und Plünderung von chinesischen Häusern durch die lokale Bevölkerung und, dass ein Angriff auf das Fort drohe. Esteves forderte 300 Mann zur Verstärkung aus Liquiçá an. In Fort Maubara waren 1878 nur ein Fähnrich, ein Quartiermeister (furriel), zwei Korporale (cabo) und fünf Soldaten (soldados) stationiert. In der Zollstation, die 1889 errichtet wurde, versahen zusätzlich ein Sergeant und sechs weitere Soldaten ihren Dienst.[1.5]

Während der Revolte von Maubara 1893 versammelten sich die portugiesische Truppen in Maubara und zogen dann gegen die verschiedenen Dörfer Maubaras. Am 9. Juni 1893 brannten sie das Dorf Morae nieder.[1.6] Da nach den Kämpfen viele Leichen liegen blieben, brach die Cholera aus. Die chinesische Gemeinde in Maubara war sehr stark betroffen. Bis Anfang 1894 zählte man durch die Seuche allein in Maubara 279 Todesfälle. Die Seuche breitete sich aber über die Region hinaus aus.[1.7]

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Escola Padre Medeiros

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Portugiesisch-Timor von den Japanern besetzt. In Liquiçá und Maubara wurde ab Ende Oktober 1942 die gesamte verbliebene portugiesischstämmige Bevölkerung in Lagern interniert. Die Bedingungen in dem Camp waren schlecht, Nahrungsmittel knapp und die Hygienebedingungen aufgrund von Wassermangel unzureichend. Viele Portugiesen starben deswegen. Zwar gab es einen portugiesischen Arzt, dem später zwei japanische Ärzte zugeteilt wurden, aber es fehlte an Medikamenten. Im ersten Jahr bewachten japanische Soldaten das Lager, später japanische Kempeitai, zusammen mit timoresischen Wachen und Spionen.

Im Bürgerkrieg in Osttimor 1975 war Maubara ein Rückzugsgebiet der União Democrática Timorense (UDT). Der Ort wurde von der FRETILIN am 15. September eingenommen.[1.8] Aus Angst vor Gewalt floh ein Großteil der Bevölkerung Vaviquinias in das indonesische Westtimor.[9]

Indonesische Besatzungszeit

Kurz darauf begann Indonesien Osttimor zu besetzen, das sich gerade für unabhängig erklärt hatte. Indonesische Kriegsschiffe beschossen Maubara am 2. Juni, dann drangen Soldaten des 403. indonesischen Armeebataillons in den Ort ein, ohne auf Gegenwehr zu stoßen. Die timoresischen Einwohner waren in die Berge geflohen, geblieben waren nur die Hakka-Familie, die sich in einem Haus versammelten und verbarrikadierten. Chinesische Zeugen berichteten von den folgenden Ereignissen: Die Indonesier fragten gezielt nach zwei chinesischen Einwohnern, doch diese waren nach Australien geflohen. Daraufhin verlangten die indonesischen Soldaten nach Gold, aber die Hakka hatten keine Wertsachen. Soldaten derselben Einheit hatten zuvor in Liquiçá Gold von den Hakka-Familien dort eingesammelt. Verärgert trieben die Indonesier die Familien die Hauptstraße hinunter zum Fort Maubara, wo die Männer von den Frauen getrennt wurden.[1.9] Eine der älteren Hakka-Frauen sprach Indonesisch. Sie verriet den Soldaten, dass zwei Männer sich mit zwei Dutzend Kindern nahe dem chinesischen Friedhof versteckten. Am Tag darauf brachte die Frau die Soldaten zum Friedhof und forderte die Geflohenen auf, in den Ort zurückzukommen. Dort angekommen, wurden sie zu den gefangenen Frauen gebracht, die auf dem Feld vor der Verwaltung warteten. Die anderen Männer waren weggebracht worden. Die Zurückgebliebenen glaubten, sie würden vielleicht als Träger (tenaga bantuan operasi, TBO) von den Indonesiern eingesetzt. Doch später erzählte den Hakka ein Timorese, der bei dem Bataillon diente, dass alle Hakka-Männer von den Indonesiern erschossen wurden. Die Leichen waren zum Hügel Leoborai Rau gebracht und dort verbrannt worden. Die Namen von 15 chinesischen und einem timoresischen Opfer hier sind bekannt.[1.10] Ein Jahr später entdeckte man bei Ebbe die sterblichen Überreste von weiteren 50 chinesischen Männern am Strand. Sie wurden eingesammelt und im Friedhof beerdigt.[1.11][10][11]

Ende 1979 gab es in Maubara ein sogenanntes Transit Camp, in denen die Besatzer osttimoresische Zivilisten internierten. Zwischen 1970 und 1980 sank die Bevölkerung im damaligen Subdistrikt Maubara von 14.610 auf 11.450 um 21,6 %.[9]

1999 versuchten pro-indonesische Milizen (Wanra) die Stimmung vor dem Unabhängigkeitsreferendum am 30. August mit Gewalt zu beeinflussen. Bereits ab Januar 1999 war die Besi Merah Putih (BMP) aktiv. Sie beging vor dem Referendum und nach der Bekanntgabe der Entscheidung für die Unabhängigkeit Hunderte von Verbrechen. Viele Menschen flohen aus Angst vor den Zwangsrekrutierungen. Am 19. Januar griff die BMP den Ort Maubara an, worauf weitere Einwohner nach Leotala flohen.[9]

Am 19. Januar 1999 griff die BMP den Ort Maubara an, worauf viele Einwohner nach Leotala flohen. Am 15. Februar wurde Vatuvou überfallen. Lissadila und Maubaralissa wurden zu Geisterstädten. Ihre Einwohner flohen nach Sare (Distrikt Ermera). Allein dort versammelten sich bis zu 6.000 Flüchtlinge und blieben bis zum Eintreffen der INTERFET im September 1999. Fast 2.700 Flüchtlinge aus Vatuvou und Maubara versammelten sich im März in Gariana (Vatuvou), 375 bei den Karmeliternonnen in Lissadila.[9]

Am 4. April 1999 zerstörten BMP-Milizionäre in Maubara Häuser von Unabhängigkeitsbefürwortern und legten Feuer. Danach flüchteten 25 Milizionäre in das Hauptquartier der Armee in Maubara (Koramil). Die Bevölkerung war in Wut geraten und umzingelte den Stützpunkt, bewaffnet mit Pfeil und Bogen und mit Macheten, doch Pastor Rafael, José Afat, der Chefe de Suco und der Militärkommandant Carlos dos Amaral konnten den Mob von einer Stürmung abhalten. Tags darauf griffen Milizionäre, zusammen mit Polizisten und Soldaten der Koramil, Unabhängigkeitsbefürwortern an oder verhafteten sie. Zwei Einwohner Maubaras wurden dabei getötet. Um 8 Uhr morgens zogen die Miliz und Sicherheitskräfte aus Maubara ab, in Richtung Liquiçá. Als man das in Liquiçá hörte, zog eine Gruppe an die Grenze zwischen den Subdistrikten, um sie Miliz zu stoppen. Es kam zu einen Zusammenstoß. Die Sicherheitskräfte, die auf beiden Seiten der Straße waren, versuchten nicht den Kampf zu verhindern, sondern schossen auf die Menschen. Zwei Personen wurden getötet, sieben starben. Die Miliz zog weiter nach Liquiçá, wo es am 6. April 1999 zum Kirchenmassaker von Liquiçá kam, einen der schlimmsten Vorfälle während der gesamten Gewaltwelle im Umfeld des Referendums.[12.1]

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Stadtanlage und Bauwerke

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Gesundheitszentrum
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Altes Zollhaus
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Marktplatz mit Markthalle

Die nördliche Küstenstraße, eine der wichtigsten Verkehrswege des Landes, führt durch den Ort. In Maubara befinden sich zwei Grundschulen, eine Präsekundärschule, eine Polizeistation und ein Hospital. Vor Maubara können Schiffe ankern.[13][2]

Das rechteckige Fort Maubara, auf dessen Mauer noch zwei Kanonen stehen, ist das markanteste Bauwerk des Ortes und befindet sich an der gut ausgebauten Durchgangsstraße. Gegenüber steht das ebenfalls sehenswerte Alte Zollhaus, das in den 1920er Jahren erbaut wurde und heute ein Geschäftshaus ist.[14] Hinter der Festung wurde um das Grabmonument von Liurai (traditioneller Herrscher) José Nunes (1876–1952) eine kleine Parkanlage angelegt. Etwas bergauf führt von hier eine Straße in den Ortskern mit seinen schnurgerade angelegten Straßen, wo sich in der Nähe der Gemeindeverwaltung das Gesundheitszentrum und der Marktplatz mit der kleinen Markthalle befinden. Die katholische Kirche wurde während der Amtszeit des Generalvikars und späteren, für Timor zuständigen Bischof von Macau António Joaquim de Medeiros (1846–1897) im Stil des Neoklassizismus an der Hauptstraße jenseits des Flusses erbaut.[14] Neben ihr steht die frühere Schule Escola Padre Medeiros, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, als Maubara noch eine niederländische Besitzung war. Im 21. Jahrhundert wurde das Gebäude abgetragen und in etwas modernisierter Form neu errichtet.[14] Es dient heute dem Bischof von Maliana als Residenz, wenn er sich in Maubara aufhält.

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Siehe auch

Commons: Maubara Vila – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

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