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Mendacium

Album der Funeral-Doom-Band Evoken Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Mendacium (lateinischTäuschung“) ist das siebte Studioalbum der Funeral-Doom-Band Evoken.

Schnelle Fakten Studioalbum von Evoken, Veröffent-lichung ...
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Geschichte

Nach der Veröffentlichung des sechsten Evoken-Albums Hypnagogia im Jahr 2018 blieb die Bandkonstellation konstant bestehen. Als Zeitraum des Schreibprozesses gibt die Band die Jahre 2021 bis 2025 an. Auch die Aufnahme fand in im Studio The Heremit Hole in Princeton einer für Evoken bewährten Konstellation statt. Der als Produzent hinzugezogene Ron „Bumblefoot“ Thal war zwischen 1998 und 2005 an den Aufnahmen der ersten drei Alben der Gruppe als Tontechniker und Produzent beteiligt. Als Label kooperierte Evoken, wie bereits bei den vorherigen Alben mit dem kanadischen Label Profound Lore Records.

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Albuminformationen

Zusammenfassung
Kontext

Das Konzeptalbum Mendacium wurde am 17. Oktober 2025 über Profound Lore Records als Musikdownload, CD, MC und Doppel-LP mit 8 Titeln und einer Gesamtspielzeit von 62:44 Minuten veröffentlicht.

Stil

Füe Mendacium geht Evoken zurück zum Stil ihre Alben Quietus und Antithesis of Light, „jene Phase, in der die Band Funeral Doom als metaphysisches Medium verstand.“ Dennoch erweise sich das Album nicht als bloße Rückkehr oder Selbstimitation, vielmehr erscheine es als bewusste Wiederaufnahme des eigenen musikalischen Vokabulars. Tiefe gestimmte unnachgiebige Gitarren paaren sich mit nachhallenden Drones, während Synthesizer „wie kaltes Licht durch Risse in der Wand sickern“. Das tiefe Growling erscheine mehr wie ein Nachhall eines Bewusstseins, das sich selbst nicht mehr kennt. Das meist langsame Schlagzeug zeigt gelgentliche Tempoausbrüche. Die Produktion sei klar, aber niemals steril und lasse Raum für das Unbestimmte. Auf die melodische Ornamentierung von Gitarren und Synthesizern, die Evoken auf Hypnagogia besonders präsent präsentiere findet auf Mendacium hingegen kaum statt.[1] Wer mit dem Schaffen von Evoken vertraut sei, wisse was von dem Album zu erwarten sei, schrieb Ingo Holzhäuser für Oblivion.de. Die Musik erscheine „verspielt aber auch brechend heavy und knallhart.“ Wie zum Album Antithesis of Light wurde eine Verwandtschaft zu der australischen Death-Doom-Pionierband Disembowelment gesehen.[2]

„Die Band streckt ihre Songs auf ihrem neuen Album extrem langsam in die Länge, zelebriert die atmosphärischen Horror-Vibes und arbeitet auch mit dezenten Keyboard-Backings, die diesen Effekt noch einmal weiterhin verschärfen und somit zumindest den Nährboden für einen ordentlichen Szene-Release auslegen.“

Björn Backes über Mendacium für Powermetal.de[3]

Konzept

Konzeptionell richtete Evoken Mendacium auf existentielle Fragen. Die Form der gewählten Erzählung wird als obskur und abstrakt beurteilt.[4] Das Album erzählt die Geschichte eines Benediktinermönchs im 14. Jahrhundert, der in der Einsamkeit seiner Klosterzelle gefangen unter Krankheit und Schlaflosigkeit leidet. Der ältere Mönch ist aufgrund einer Erkrankung an seinen Raum im Kloster gebunden, wodurch er nicht in der Lage ist seinem Glauben gemäß seinem Gelübde als Mönch nachzukommen. Während seine Gesundheit nachlässt und er aufgrund ständiger Schmerzen an Schlaflosigkeit leidet, begegnet dem Mönch ein Wesen, das durch einen Riss in der Realität oder im Verstand des Mönches in seiner Kammer erscheint.

In einem Interview mit dem Webzine Antichrist Magazine verwiesen die Bandmitglieder darauf, dass die Texte bewusst Interpretationsoffen bleiben sollten. Die finale Entscheidung, ob es sich um Wahn oder eine Heimsuchung handele obliege den Hörenden selbst. Die Geschichte und ihre Themen, insbesondere Verfall und Isolation seien indes teils persönlicher Natur und reflektierten die biografischen Erfahrungen der letzten Jahre. Die Schwere und Düsternis von Mendacium sei in Reaktion auf biografische Einschnitte in den Leben der Musiker entstanden.[5] Krankheiten von Familienmitgliedern, Todesfälle und weitere Schicksalsschläge in der Zeit der Entstehung wirkten auf die Gruppe und damit auf die Stimmung des Albums.[6] Texte und Konzept seien jedoch auf Basis der Musik entstanden.[5]

Die Geschichte des Albums werfe die Frage auf, ob die Qualen, die der Mönch erleide, von dem erscheinenden Wesen verursacht werden oder ob das Wesen als Konsequenz aus Schmerz und Schlaflosigkeit nur in seinem Kopf entstanden sei. Zwischen Gebet, Schlaflosigkeit, Schmerz und Wahnvorstellungen entfalte sich so ein geistiger Verfall oder eine dämonische Heimsuchung.[7] Entsprechend endet das Album mit der Wahrnehmung oder Einbildung des Wesens in der Kammer das auf den Mönch einzuwirken scheint. In dieser nicht aufgelösten Mehrdeutigkeit könne die Erzählung als existenzielle Meditation über Wahrnehmung, Wahnvorstellungen, Wahrheit und Täuschung gelesen werden. Der in seiner Zelle mit sich ringende Mönch würde so zur Metapher eines modernen Menschen, der in der hermetischen Logik der Vernunft eingeschlossen sich nur durch den Wahnsinn selbst erkennen könne.[1]

Broc Nelson sieht in dem Album eine Parallele zum Roman und Film Johnny zieht in den Krieg von Dalton Trumbo, in dem ein Soldat nach einer schrecklichen Kriegsverletzung blind, taub und querschnittsgelähmt zurückbleibt und nur noch seine Gedanken hat, die ihn durch den Schmerz trösten und quälen. Der Film diente bereits Metallica als Grundlage für das Stück One und wurde im zugehörigen Musikvideo genutzt.[8]

In einer Rezension für das Webzine Funeral Echoes wird die Geschichte des Mönchs in Bezug zu Michel Foucaults Schriften Wahnsinn und Gesellschaft und Die Heterotopien/Der utopische Körper. Zwei Radiovorträge gestellt. So könne die Erzählung als musikalische Reflexion jener Ausgrenzung verstanden werden, durch die sich eine Gesellschaft als rational definiert – indem sie den Wahnsinn als ihr Äußeres bezeichnet. Der Mönch aus der Zeit vor der Aufklärung verkörpere indes ein Subjekt, das an den Grenzen seiner eigenen Rationalität stehe und dennoch versuche, den eigenen psychischen Verfall Bedeutung beizumessen, insbesondere indem er diesen als göttliche Prüfung zu interpretieren sucht. Indem das Subjekt dem Wahn so eine transzendentale Bedeutung zuspreche, erhalte es die Illusion seiner eigenen Würde aufrecht. Diese Illusion bliebe gewahrt bis das Göttliche oder Dämonische sich als Stimme des eigenen Wahns entlarve. Diese letzte Auflösung bleibt aus und die Zelle besteht als Heterotopie des legitimen Verfalls: Ein Raum, der sowohl innerhalb als auch außerhalb der gegebenen sozialen Ordnung existiere, als Ort des göttlichen Kontakts, als Kammer der Ausgrenzung von der Gesellschaft und als Zuflucht des Wahnsinn in der der Wahn selbst ein Recht auf Existenz einfordere und behalte.[1]

Gestaltung

Schnelle Fakten Coverbild zu ...

Als Covermotiv gestaltete Will ‚Worthless‘ Kuberski ein Bild im Stil eines Ölgemäldes. Das Motiv zeigt eine stark blutende kahle Gestalt sowie ein offenes Buch in einer gemauerten Kammer bei trübem Lichtschein.

Titelliste

  1. Matins 9:56
  2. Lauds 10:02
  3. Prime 2:10
  4. Terce 9:00
  5. Sext 10:33
  6. None 7:57
  7. Vesper 3:44
  8. Compline 9:22
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Wahrnehmung

Zusammenfassung
Kontext
Weitere Informationen Quelle, Bewertung ...

Dem Album gewidmeten Besprechungen in Webzines und Musikzeitschriften fielen überwiegend positiv aus, dabei wurde häufig bemängelt, dass die Band mit Mendacium keinen Willen zur Innovation zeige und ein solides aber generisches Album geschaffen habe. So nannte Björn Backes das Album für Powermetal.de „zäh“, „anstrengend“ und punktuell „arg bieder“.[3] Auch in der für Angry Metal Guy verfassten Besprechung nannte Steel Druhm das Album soliden, kompetenten Funeral Doom mit einigen Schwächen im Songwriting und bemängelte zu viele entspannte Augenblicke.[9] Marc Halupczok nannte Mandacium für Metal Hammer „düsteren Stoff zum Genießen“.[10] Ähnlich fiel das Urteil von Oliver Schreyer für Metal.de aus. Die Band ginge mit diesem Album „auf Nummer sicher, erreichen dabei aber weder die Tiefe von Alben wie ‚Quietus‘ oder ‚A Caress Of The Void‘ noch die Innovation von ‚Hypnagogia‘, die sich bei Songs wie ‚Cremonie Of Bleeding‘ manifestierte.“ Auch Schrer nannte Mendacium „ein solides siebtes Album“ und ergänzte, dass das Album „Fans von düsterem Funeral Doom sicher nicht enttäuschen“ würde.[4] Ähnliche Anmerkungen erfuhr das Album auch von Niclas in einer Besprechung für Zephyr’s Odem. Dabei beantwortete dieser die Frage auf ob das Album als Stagnation oder Konsistenz zu bewerten sei mit der qualitiativen Konsistenz.[11]

In Rezension die die Rückkehr zu Stilelementen des Frühwerks lobten wurde das Album indes als das beste der Band seit 20 Jahren gelobt. Kai von Funeral Echoes mutmaßte, dass sich das Album in vielen Genre-Bestenlisten zum Ende des Jahres finden lasse.[1] Stevo von Toilet ov Hell schrieb, dass die „Fans der Band mit diesem lang erwarteten neuen Werk zufrieden sein“ werden, und Evoken sich erneut als eine gute Band erweise, um sich als Genreskeptiker auf Funeral Doom einzulassen, denn das Album nehme seine Hörer „mit auf eine intensive, heavy, aber auch atmosphärische und melancholische Reise.“[12] Leo H von Metal Factory urteilte ähnlich und ging auch davon aus, dass Mendacium als „Werk von beeindruckender Intensität“ gemacht sei „für erprobte Metalheads, aber auch für Neulinge, die sich in die abgrundlose Tiefe des Dooms stürzen wollen.“[13]

Die Band beweise sich mit diesem Album als eine der führenden Institutionen des Genres schrieb Angelica Ramirez für Allfather Metal.[14] Als „Ergreifend großartig!“ rühmt Ingo Holzhäuser das Album für Oblivion.de und lobt das Album besonders hoch: „Kräftig, mitreißend, emotional – vielleicht weniger melancholisch als auf dem Vorgänger, dafür schwerer und irgendwie direkter. EVOKEN ruhen sich nicht auf ihren Großtaten aus, sondern erschaffen Songs für düstere Gedanken und dunkle Zeiten. Hier geht nicht die Welt unter sondern hier implodieren ganze Galaxien.“[2] Als „eine glorreiche Seltenheit“, hebt Terra Asymmetry das Album im gesamten Genre für Mystification Zine hervor. Es weise „eine Verbindung zum Surrealen, die sich nicht zu kommerziellem Einheitsbrei zermahlen lässt und daher auch weiterhin berauschend anzusehen ist“ auf.[15] Auch Maxen von Grim Gent, der dem Album mit 10 von 10 Punkten eine mögliche Höchstnote verlieh beschreibt es als „ein unvergessliches Erlebnis“.[16]

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Einzelnachweise

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