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Nationaltheater (Prag)
Theater und Opernhaus in Prag Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Nationaltheater (tschechisch Národní divadlo) ist das bedeutendste Theater in der tschechischen Hauptstadt Prag. Das an der Moldau liegende, 1881 eröffnete Gebäude in der Neustadt wurde mit Hilfe von Spenden vor allem aus den böhmischen Ländern im Stil der Neorenaissance errichtet und gilt als ein nationales Symbol.

Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
Errichtung
Die Idee, in Prag ein tschechisches Nationaltheater zu errichten, entstand bereits 1844, woraufhin František Palacký am 29. Januar 1845 im Böhmischen Landtag einen entsprechenden Antrag vorlegte, der positiv beschieden wurde. Der erste öffentliche Spendenaufruf des Vereins für die Errichtung eines Tschechischen Nationaltheaters in Prag erging sechs Jahre später, im April 1851. Zum Bau des Theaters wurden bis 1884 insgesamt 3,2 Millionen Gulden (umgerechnet 80–90 Millionen Euro) aus Spenden und Lotterien eingenommen.
Zunächst wurde ein provisorisches Theater gebaut, das 1862 eröffnete Interimstheater (Prozatímní divadlo), bevor Mitglieder des Vereins um Karel Sladkovský, Miroslav Tyrš, Jan Neruda und Vítězslav Hálek 1865 den Architekten Josef Zítek aufforderten, einen Entwurf einzureichen, der die danach erfolgte Ausschreibung gewann.
Die Ausstellung zum Baubeginn wurde von Kaiser Franz Joseph I. besucht, der bei dieser Gelegenheit einen persönlichen Beitrag von 5.000 Gulden spendete. (Nach dem Brand 1881 spendete er weitere 13.000 Gulden.) Andere Mitglieder des Kaiserhauses spendeten 26.000 Gulden, weitere Geldgeber waren der russische Zar und der tschechische Adel: die Familien Chotek, Kolovrat, Schwarzenberg, Kinsky, Czernin, Nostitz, Harrach und andere. Das aufstrebende Bürgertum leistete ebenfalls einen erheblichen Beitrag.

Der erste Stein für die Fundamente kam vom mährischen Radhošť am 5. Mai 1868 nach Prag; weitere Steinlieferungen von böhmischen Bergen wie Říp, Vyšehrad oder Blaník folgten. Am 16. Mai 1868 wurde die Grundsteinlegung in Anwesenheit von 100.000–150.000 Zuschauern vollzogen; Höhepunkt dieser Feierlichkeiten war die Uraufführung der Oper Dalibor von Bedřich Smetana im Novoměstské divadlo (Neustädter Theater).
Bis Ende des Jahres 1868 waren die Fundamente gelegt; danach schritt der Bau nur langsam fort. 1877 wurde das Dach aufgesetzt. 1873 wurde die Innenausstattung des Gebäudes ausgeschrieben, deren Entwürfe eine Kommission unter Führung von Sladkovský erarbeitet hatte. Das Konzept sah ein klassisches Interieur im Sinne der Neorenaissance vor – inspiriert von der herrschenden Begeisterung für slawische Mythologie und mittelalterliche Handschriften (siehe: Grünberger und Königinhofer Handschrift). An der Ausführung waren Bohuslav Schnirch, Josef Václav Myslbek, Václav Brožík, Mikoláš Aleš, Vojtěch Hynais, Julius Mařák und František Ženíšek beteiligt.
Eröffnung und Brand 1881

Anlässlich des Besuchs des Kronprinzen Rudolf wurde das noch nicht ganz fertiggestellte Theater am 11. Juni 1881 mit der Uraufführung der bereits Anfang der 1870er Jahre von Smetana eigens für diesen Anlass komponierten Oper Libuše vorzeitig eröffnet. Nach elf weiteren Vorstellungen wurde das Gebäude für die ausstehenden Arbeiten nochmals geschlossen.
Vor der endgültigen Eröffnung kam es am 12. August 1881 zu einem Brand, der neben der Messingkuppel auch die Bühne und den Zuschauerraum vernichtete. Nach einer erneuten Spendensammlung, die mehr als eine Million Gulden erbrachte, und der Versicherungssumme von fast 300.000 Gulden, die die Erste Tschechische Versicherung auf Gegenseitigkeit auszahlte, wurde es in den Folgejahren unter der Leitung des Architekten Josef Schulz wiederaufgebaut. Janez Šubic schuf die Fresken nach Entwürfen von Mikoláš Aleš und František Ženíšek. Die zweite Eröffnung erfolgte am 18. November 1883 erneut mit einer Aufführung von Smetanas Libuše.
Nová scéna

In den folgenden fast einhundert Jahren gab es keine größeren Renovierungen, bis das Theater von 1977 bis 1983 grundlegend restauriert wurde. Neben dem historischen Gebäude wurde zeitgleich mit der Sanierung die Nová scéna (Neue Bühne) errichtet, ein von Karel Prager entworfener Theaterbau im Stil des Brutalismus. Die erste Vorstellung fand auf den Tag genau hundert Jahre nach der zweiten Eröffnung statt, am 18. November 1983. Die Neue Bühne wird seit ihrer Eröffnung vom avantgardistischen Ensemble Laterna Magika bespielt.
Gegenwart
Von 2012 bis 2015 wurde das Gebäude außen generalsaniert, der Spielbetrieb wurde dabei weitergeführt. 2012 wurde die Staatsoper Prag dem Nationaltheater eingegliedert, weshalb die beiden großen Prager Opernhäuser nun in einer Institution vereint sind.
Neben dem Hauptgebäude und der Neuen Bühne existieren weitere Spielstätten. Das historische Ständetheater am Ovocný trh (Obstmarkt) in der Prager Altstadt steht bereits seit 1920 unter der Verwaltung des Nationaltheaters. Das Musiktheater Karlín nahe dem U-Bahnhof Florenc dient für Schauspiel und Varieté.
Seit dem 1. August 2019 leitet der Norweger Per Boye Hansen das Nationaltheater und die Staatsoper.
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Literatur
- Oscar Teuber: Geschichte des Prager Theaters. Von den Anfängen des Schauspielwesens bis auf die neueste Zeit. 3 Bände, K. K. Hofbuchdruckerei Andreas Haase, Prag 1883–1888. (Erster Theil in der Google-Buchsuche, Zweiter Theil in der Google-Buchsuche, Dritter Theil in der Google-Buchsuche)
- Zdeňka Benešová, Taťána Součková, Dana Flídrová: Národní divadlo. Historie a současnost budovy. (Das Nationaltheater. Geschichte und Gegenwart des Baus.) Edition Národní divadlo, Prag 1999.
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Weblinks
Commons: Nationaltheater (Prag) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Webpräsenz des Nationaltheaters (tschechisch/englisch)
- Opernensemble des Nationaltheaters (tschechisch)
- Radio Prag zur Gründungsgeschichte des Prager Nationaltheaters
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