Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Neudörfl

Marktgemeinde im Bezirk Mattersburg, Burgenland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Neudörfl
Remove ads

Neudörfl (ungarisch Lajtaszentmiklós[1], deutsch St. Nikolaus an der Leitha; kroatisch Najderflj) ist eine Marktgemeinde mit 5015 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2025) im Bezirk Mattersburg im Burgenland (Österreich).

Schnelle Fakten Marktgemeinde, Wappen ...
Remove ads

Geografie

Geografische Lage

Neudörfl ragt westlich bis Wiener Neustadt und auch nördlich und östlich nach Niederösterreich. Neudörfl an der Leitha grenzt einerseits an die Aulandschaft entlang der Leitha, andererseits an den Zillingdorfer Wald und das Rosaliengebirge. Neudörfl, kongruent mit der gleichnamigen Katastralgemeinde, ist die einzige Ortschaft sowie der einzige Siedlungsname in der Marktgemeinde.[2]

Die Grenze zwischen Neudörfl (heute Burgenland, früher Ungarn) und Wiener Neustadt (Niederösterreich) verläuft aber nicht direkt in Flussmitte der Leitha, sondern einige Meter weiter östlich.

Ausdehnung des Gemeindegebiets

Die Hottergrenzen rund um Neudörfl sind historisch gewachsen:

Die letzten Häuser von Neudörfl gehören schon – wie auch das Waldheim – zum Bezirk Wiener Neustadt Land. Auch die Straße und Eisenbahn zwischen Neudörfl und Sauerbrunn verlaufen auf dem Gebiet von Lichtenwörth, dann ein Stück über Pöttsching. Daher ist Neudörfl mit Auto und Bahn nur über Niederösterreich erreichbar.

Nachbargemeinden

Lichtenwörth
Wiener Neustadt Thumb Lichtenwörth
Katzelsdorf Pöttsching Bad Sauerbrunn
Remove ads

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Vor Christi Geburt war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg. Unter den Römern lag das heutige Neudörfl dann in der Provinz Pannonia.

Im Jahre 1194 wird vom Babenbergerherzog Leopold V. mit einem Teil des Lösegeldes des englischen Königs Richard Löwenherz westlich von Neudörfl die Festungsstadt Wiener Neustadt gegen die Ungarn gegründet.

Bis zum Mongolensturm (1240/1241) war die Bevölkerung rein ungarisch. Im Mittelalter hieß die Gemeinde Röjtökör (von ungarisch rejtek, das Versteck und őr, die Wart).

Thumb
„Hofleithamühl“, Mitte des 17. Jh. von Graf Nikolaus Esterházy de Galantha erbautes Kastell[3]

Neudörfl war seit 25. Februar 1872 Sitz der freimaurerischen Grenzloge Humanitas (Hauptstraße 142),[Anm. 1] einer Tochterloge der Großloge Pest. Als Local-Loge von Wien bzw. sogar von ganz Cisleithanien wurde ihr besondere Bedeutung beigemessen.[4]

Am 5. und 6. April 1874 wurde im damaligen Leithagasthaus (Hauptstraße 154)[5] die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Österreichs) in die Wege geleitet.

Der Ort gehörte, wie das gesamte heutige Nordburgenland, bis 1920/21 zum ungarischen Komitat Sopron. Ab 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Budapester Regierung ausschließlich der (bereits bestehende) Ortsname Lajtaszentmiklós verwendet werden.[Anm. 2]

1919, nach Ende des Ersten Weltkriegs, wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn (mit Ausnahme von Ödenburg) in den Verträgen von St. Germain und Trianon der Republik Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum damals gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).

Marktgemeinde ist Neudörfl seit 1. Juni 1973.[6]

Bevölkerungsentwicklung

Die Zunahme der Einwohnerzahl seit 1981 erfolgt trotz negativer Geburtenbilanz, da die Zuwanderung überwiegt.[7]

Neudörfl: Einwohnerzahlen von 1869 bis 2025
Jahr  Einwohner
1869
 
1.700
1880
 
1.813
1890
 
1.986
1900
 
2.336
1910
 
2.454
1923
 
2.417
1934
 
2.647
1939
 
2.645
1951
 
2.426
1961
 
2.488
1971
 
2.724
1981
 
3.243
1991
 
3.324
2001
 
3.942
2011
 
4.267
2021
 
4.815
2025
 
5.015
Quelle(n): Statistik Austria, Gebietsstand 1.1.2021
Remove ads

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Thumb
1994 wieder aufgebautes[8] Grenzwächter­häuschen am ehemaligen Übergang von Trans- nach Cisleithanien, 150 m östlich der Leitha-Mitte (Blickrichtung).
Thumb
Johannes-Nepomuk-Kapelle, 1745 nach einer Pestepidemie vom Pächter des Leithagasthauses dem Brückenheiligen gewidmet.
Thumb
Leithagasthaus (ursprünglich: „Hofleitha­mühl“), 1874 Ort des Gründungsparteitags der österreichischen Sozialdemokratie[9]
Thumb
Neudörfl (Lajtaszentmiklós), historische Ansichtskarte (um 1900). Gebäude links (Anschnitt): Hauptstraße 1, bis 1911 Volksschule (in der Rudolf Steiner ab 1868 verhältnismäßig früh gut lesen lernte)[10]
Thumb
Denkmalgeschütztes Bürgerhaus aus 1839
Thumb
Neudörfl (Mitte rechts) und Umgebung um 1873 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)

Wirtschaft und Infrastruktur

Neben mittelständischer Wirtschaft hat auch der Tourismus Bedeutung. Durch den Weinbau und die Buschenschenken (Heurigen) kam der Ort zum Beinamen „Grinzing von Wiener Neustadt“.

Größtes Industrieunternehmen mit etwa 250 Mitarbeitern ist die Firma Neudoerfler Office Systems GmbH, die seit ihrer lokalen Betriebsaufnahme durch Karl Markon am 12. Juni 1946 (als Neudörfler Türen-, Fenster- und Möbelfabrik Ges.m.b.H.)[16] zu einem der führenden Büromöbel-Hersteller Österreichs wurde, mit Exporten nach Deutschland, Ungarn, und Slowakei.

Mit über 80 Mitarbeitern ist das in den Branchen Elektronik bzw. Gesundheit und Medizintechnik tätige Unternehmen HTP Electronics GmbH ein weiterer großer Arbeitgeber.[17]

Die Anzahl der Erwerbstätigen, die im Ort wohnen, entspricht etwa den Arbeitsplätzen. Rund 1500 Menschen pendeln zum Arbeiten aus und ebenso viele pendeln ein.[18]

Die zur Anzeige dieser Grafik verwendete Erweiterung wurde dauerhaft deaktiviert. Wir arbeiten aktuell daran, diese und weitere betroffene Grafiken auf ein neues Format umzustellen. (Mehr dazu)
Remove ads

Politik

Zusammenfassung
Kontext

Gemeinderat

Gemeinderatswahlen
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
60,09 %
(+3,51 %p)
19,35 %
(+7,01 %p)
11,64 %
(+7,01 %p)
8,91 %
(−3,76 %p)
n. k. %
(−13,78 %p)
20172022
Thumb
Das Rathaus der Marktgemeinde Neudörfl

Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Einwohnerzahl insgesamt 25 Sitze.

Weitere Informationen Partei, Sti. ...
A1 
Bürgerliste Pro Neudörfl

Bürgermeister

Bürgermeister der Marktgemeinde ist seit 1997 Dieter Posch (SPÖ). Vizebürgermeister ist Michael Sgarz (SPÖ).[24]

Chronik der Bürgermeister seit 1923

  • 1923–1934: Johann Reiter (Sozialistische Partei)
  • 1934–1938: Johann Pehm (Christlichsoziale Partei)
  • 1938–1945: Leopold Tschirk (NSDAP)
  • 1945–1947: Leopold Patzelt (SPÖ)
  • 1947–1950: Johann Reiter (SPÖ)
  • 1950–1962: Johann Eitzenberger (SPÖ)
  • 1962–1985: Josef Posch (SPÖ)
  • 1985–1997: Ernst Götz (SPÖ)
  • seit 1997 Dieter Posch (SPÖ)

Quelle[25]

Wappen

Der Gemeinde wurde 1973 folgendes Wappen verliehen:[26] Auf rotem Feld in der Mitte eine silberne Brücke schwebend, darüber drei goldene Kugeln, darunter ein goldenes Zahnrad.

Die drei goldenen Kugeln symbolisieren den Kirchenpatron von Neudörfl, den hl. Nikolaus. Die Brücke weist auf die historische Grenzsituation zu Ungarn hin, das Rad steht für die Bedeutung der Industrie für die Gemeinde.

Gemeindepartnerschaft

Nach ersten Kontakten im Jahr 1971 wurde 1973 die Partnerschaft mit Zollikofen in der Schweiz amtlich besiegelt.[27]

Remove ads

Persönlichkeiten

Personen mit Bezug zur Gemeinde

  • Rudolf Steiner (1861–1925), Begründer der Anthroposophie, verbrachte in Neudörfl einen Teil seiner Kinder- und Jugendzeit. Er schrieb hierüber in der autobiografischen Schrift Mein Lebensgang.[10]
  • Josip Broz Tito (1892–1980), ab 1953 Präsident Jugoslawiens, wohnte von 1912 bis 1913 bei seinem Bruder in Neudörfl, Hauptstraße 8[28], nachdem er bei Daimler in Wiener Neustadt eine Stelle als Einfahrer (Probechauffeur) gefunden hatte.
  • Eduard Uhl (1813–1892), Jurist und Bürgermeister von Wien, Mitglied der Freimaurerloge Humanitas, Neudörfl.

Söhne und Töchter der Gemeinde

Remove ads

Literatur

  • Festschrift anläßlich der Markterhebungsfeier 29. September 1973 bis 7. Oktober 1973. Neudörfler Jahrbücher, Band 1, ZDB-ID 2295233-0. Marktgemeinde Neudörfl an der Leitha, Neudörfl an der Leitha 1973, OBV, ÖNB.
  • Walter Göhring: Der Gründungsparteitag der österreichischen Sozialdemokratie, Neudörfl 1874. Jugend und Volk, Wien (u. a.) 1974, ISBN 3-8113-7433-8, ISBN 3-7141-7433-8.
  • 100 Jahre Sozialdemokratischer Parteitag. Neudörfl 1974 – Internationale Tagung der Historiker der Arbeiterbewegung. Geschichte der Arbeiterbewegung, Band 8, ZDB-ID 976723-X. Europaverlag, Wien 1976, ISBN 3-203-50601-7.
  • Mitteilungsblatt der Marktgemeinde Neudörfl. Marktgemeinde Neudörfl, Neudörfl 1977–1994, OBV.
  • Franz Schachinger (Hrsg.), Roman Tschirk (Ill.): Neudörfl. Geschichte und Geschichten. Neudörfler Jahrbücher, Band 2, ZDB-ID 2295233-0. Marktgemeinde Neudörfl an der Leitha, Neudörfl an der Leitha 1982, OBV, ÖNB.
  • Marktgemeinde Neudörfl. Neudörfl. In: Adelheid Schmeller-Kitt, Theodor Brückler (Beiträge): Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Mattersburg. Österreichische Kunsttopographie, Band 49, ZDB-ID 515450-9. Schroll, Wien 1993, ISBN 3-7031-0676-X, S. 382–403.
  • Karl Flanner: 1874 in Wiener Neustadt – Neudörfl. Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs. Dokumentation des Industrieviertelmuseums Wiener Neustadt, Band 37, ZDB-ID 2290769-5. Verein Museum und Archiv für Arbeit und Industrie im Viertel unter dem Wienerwald, Wiener Neustadt 1994, OBV.
  • Herbert Radel: 350 Jahre Neudörfl. Dorf an der Grenze. 1644–1994. Gemeinde Neudörfl, Neudörfl 1994.
  • Ferdinand Zörrer: Österreichisches Freimaurermuseum Schloß Rosenau bei Zwettl. Museumsverein Schloß Rosenau, Österreichisches Freimaurermuseum, Rosenau bei Zwettl 1994, OBV. Inhaltsverzeichnis (PDF; 97 kB).
  • Neudörfl. Mitteilungsblatt der Marktgemeinde Neudörfl. Erscheint monatlich. Marktgemeinde, Neudörfl 1995–, ZDB-ID 2451277-1, OBV.
  • Rudolf Steiner: Mein Lebensgang. Rudolf-Steiner-Verlag, Dornach, Schweiz 1995, ISBN 3-7274-5701-5.
  • Anton Blaha, Susanne Steiger-Moser: Dunkles Ende für Neudörfls Pfleglinge. Das Landes-Alters- und Siechenheim Neudörfl (1930–1943). In: Brigitte Haberstroh (Hrsg.), Maximilian Huber, Michael Rosecker (Hrsg.): Stolpersteine Wiener Neustadt. Ein Stadtführer des Erinnerns. Verein Alltag-Verlag, Wiener Neustadt 2011, ISBN 978-3-902282-35-4, S. 77–87.
Remove ads
Commons: Neudörfl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Anmerkungen

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads