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westgermanische Sprache Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die deutsche Sprache bzw. Deutsch [[24] ist eine westgermanische Sprache, die weltweit etwa 90 bis 105 Millionen Menschen als Muttersprache und weiteren rund 80 Millionen als Zweit- oder Fremdsprache dient.
]Deutsch | ||
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Gesprochen in |
Deutschland Österreich Liechtenstein Schweiz (Deutschschweiz) Luxemburg Italien (Südtirol) Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft und Kanton Malmedy) Frankreich (Elsass und Nordosten Lothringens) Dänemark (Nordschleswig); außerdem Minderheiten in zahlreichen weiteren süd-, mittel- und osteuropäischen Staaten (vor allem in Oberschlesien und Siebenbürgen), in Zentralasien, in Namibia sowie in Siedlungen von Auswanderern in Übersee (insbesondere auf dem amerikanischen Kontinent) | |
Sprecher | geschätzt etwa 90 bis 105 Millionen Muttersprachler weltweit,[1][2] etwa 80 Millionen Zweit- und Fremdsprachler weltweit,[2] davon mindestens 55 Millionen allein in der Europäischen Union (nach Eurobarometer) | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Deutschland Österreich Schweiz Liechtenstein Luxemburg Belgien Europäische Union (Amts- und Arbeitssprache) Auf regionaler / lokaler Ebene:
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Sonstiger offizieller Status in | Namibia („Nationalsprache“, bis 1990 auch Amtssprache)[7] Polen („Hilfssprache“ in zahlreichen Gemeinden)[8] Paraguay (offizielle Zweitsprache in den autonomen Mennonitenkolonien)[9] Dänemark (Verkehrs- und Verwaltungssprache der deutschen Minderheit in Nordschleswig)[10] | |
Anerkannte Minderheiten-/ Regionalsprache in |
Brasilien[11][12][13][14][15] Italien[16] Rumänien[17] Russland[18] | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
de | |
ISO 639-2 | (B) ger | (T) deu |
ISO 639-3 |
deu |
Das Deutsche ist eine plurizentrische Sprache, enthält also mehrere Standardvarietäten in verschiedenen Regionen. Ihr Sprachgebiet umfasst Deutschland, Österreich, die Deutschschweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien, Südtirol, das Elsass und den Nordosten Lothringens sowie Nordschleswig. Außerdem ist Deutsch eine Minderheitensprache in einigen europäischen und außereuropäischen Ländern, z. B. in Rumänien und Nationalsprache im afrikanischen Namibia. Deutsch ist die meistgesprochene Muttersprache in der Europäischen Union (EU).[25]
Ursprünglich bestand eine Vielzahl von Mundarten innerhalb eines Dialektkontinuums, das sich aufgrund der zweiten (hochdeutschen) Lautverschiebung in hochdeutsche (oberdeutsche und mitteldeutsche) und niederdeutsche Mundarten einteilen lässt. Da die Niederdeutsche Sprache außerhalb des Hochdeutschen steht, ist sie oft nicht mitgemeint, wenn von „der deutschen Sprache“ die Rede ist. Teilweise wird Niederdeutsch bzw. „Platt“ aber auch als Dialekt des Deutschen behandelt.
Die deutsche Standardsprache ist mit ihren Standardvarietäten bundesdeutsches Deutsch, österreichisches Deutsch und schweizerisches Deutsch das Ergebnis bewusster sprachplanerischer Eingriffe. Das Standarddeutsche überspannt als Dachsprache den Großteil der Mundarten des Dialektkontinuums. Eine Ausnahme sind z. B. die Luxemburger Dialekte, die nunmehr unter Letzebuergesch und somit nur noch indirekt als Deutsch zusammengefasst werden.[26]
Die wissenschaftliche Disziplin, die die deutsche Sprache und Literatur in ihren historischen und gegenwärtigen Formen behandelt, wird Germanistik genannt (dieser Ausdruck bezieht sich also meist nicht auf die germanischen Sprachen insgesamt).
Unter dem Begriff „deutsche Sprache“ wird heute primär die auf der Grundlage von mitteldeutschen und oberdeutschen Dialekten entstandene hochdeutsche Standardsprache (Standardhochdeutsch) verstanden. Die Dialekte (Mundarten) des Dialektkontinuums werden dagegen nur teilweise von dieser Sprache überdacht.
Zum Deutschen werden darüber hinaus die historischen Vorgängersprachen Althochdeutsch (Sprachcodes nach ISO 639-2, 639-3: goh) und Mittelhochdeutsch (Sprachcodes nach ISO 639-2, 639-3: gmh) gezählt sowie neuere umgangssprachliche Varietäten oder Mischsprachen (z. B. Missingsch) innerhalb des Geltungsbereiches der deutschen Standardsprache.
Das Luxemburgische sowie manche Auswandererdialekte (z. B. Pennsylvania Dutch) oder Übergangsdialekte gehen zurück auf Varietäten des Dialektkontinuums.
Das Jiddische, das auf das Mittelhochdeutsche zurückgeht, hat sich vor allem unter slawischen und hebräischen Einflüssen eigenständig und mit einer eigenen Schriftsprache weiterentwickelt; Ähnliches gilt für die lexikalisch auf dem Deutschen basierende Kreolsprache Unserdeutsch.
Das Wort oder Glottonym deutsch hat sich aus dem germanischen *þeuðō ‚Volk‘, ahd. thiota, thiot und dem daraus abgeleiteten Adjektiv ahd. thiutisk (um 1000), mhd. diutisch, diutsch, tiutsch, tiusch entwickelt. Es bedeutet so viel wie ‚zum Volk gehörig‘ und entwickelte sich zu einer Bezeichnung für die Sprache der germanischen Stämme Mitteleuropas, die im Gegensatz zur Sprache der angrenzenden romanischen Bevölkerung und zum Latein stand.[27]
Eine parallele Bildung ist schon im gotischen Adverb þiudiskō belegt, mit dem der altgriechische Ausdruck ethnikṓs (ἐθνικῶς) ‚heidnisch‘ übersetzt wurde. Später wurde auch das altenglische þēodisc in gleicher Weise für lat. gentīlis ‚heidnisch‘ verwendet.[27] In seiner lateinischen Form theodisce findet man das Wort erstmals in einem Synodenbericht des päpstlichen Nuntius Georg von Ostia aus dem Jahre 786:
„[…] et in conspectu concilii clara voce singula capitula perlecta sunt et tam latine quam theodisce […]“
„[…] und im Konziliarsplenum werden mit lauter Stimme die einzelnen Kapitel gelesen, sowohl auf Lateinisch als auch in der Sprache des Volkes […]“
Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass hier die altenglische Sprache im Gegensatz zu dem vom Klerus verwendeten Latein gemeint war.[27] Nur zwei Jahre jünger ist der erste Beleg aus dem kontinental-germanischen Sprachgebiet, als in einer Anklage gegen den baierischen Herzog Tassilo III. auf dem Reichstag zu Ingelheim eine germanische Übersetzung für dessen angebliche[28] „Fahnenflucht“ genannt wurde: „quod theodisca lingua harisliz dicitur“.[29]
Seit Karl dem Großen wurde der Ausdruck theodisca lingua zur amtlichen Bezeichnung für die altfränkische Volkssprache und zunehmend auch für die Gesamtheit der in seinem Reich gesprochenen germanischen Dialekte.[30] Die ältere Bezeichnung „fränkisch“ für die eigene Sprache traf etwa seit dem 9. Jahrhundert nicht mehr eindeutig zu, da einerseits die westfränkische Oberschicht im späteren Frankreich den romanischen Dialekt der einheimischen Bevölkerung übernommen hatte, andererseits das Ostfrankenreich auch nicht-fränkische Stämme wie die Alemannen, die Baiern, die Thüringer und die Sachsen umfasste. So heißt es auch bei dem karolingischen Geschichtsschreiber Notker, der in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts lebte:
„[…] qui Theutonica sive Teutisca lingua loquimur […]“
„[…] die wir Teutonisch oder Deutsch [bzw. Germanisch] sprechen […]“
Seit dieser Zeit begann zudem die althochdeutsche Form diutisc das mittellateinische theodiscus zu verdrängen. So erscheint neben theodiscus seit etwa 880 auch mittellateinisch diutiscus, tiutiscus.[27] Das Althochdeutsche, auf das sich der Wortgebrauch seit dem 9. Jahrhundert verengte, bestand aus verschiedenen Mundarten. Erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts entwickelte sich im mittelrheinischen Gebiet eine einheitlichere mittelhochdeutsche Dichter- und Literatursprache, die uns in der klassisch höfischen Ritterliteratur begegnet, in der sich auch Reflexe der französischsprachigen Ritterepik finden. Begründet und getragen wurde diese Dichtung und die mit ihr verbundene überregionale Dichtersprache vor allem vom aufstrebenden Adel, der sich damit zugleich vom Volk abhob, das natürlich weiterhin an seinen regionalen Dialekten festhielt.
Das Gebiet, in dem diese sprachlichen Varietäten, die ein zusammenhängendes Dialektkontinuum bildeten und in den damals gesprochenen Sprachstufen des Kontinentalgermanischen einheitlich als „deutsch“ bezeichnet wurden, gesprochen wurden, wurde anfangs im Plural als diutschiu lant bezeichnet. Doch verwendet schon der Verfasser des Annoliedes (um 1085) aus dem Kloster Siegburg diutisc auch im Singular und stellt einen Zusammenhang von Sprache, Volk und Land her:
Die Zusammenschreibung der Landesbezeichnung (zunächst im Sinne von „deutscher Sprachraum“) begegnet erstmals im spätmittelhochdeutschen Tiutschland und setzte sich seit dem 16. Jahrhundert allgemein durch.[27]
Aufgrund der wechselhaften politischen Geschichte des deutschen Sprachraums sowie seiner Mittellage zwischen den Gebieten romanischer und slawischer Sprachen gibt es mehr unterschiedliche Formen für den Namen der deutschen Sprache als für die meisten anderen Sprachen der Welt. Allgemein kann man die Namen der deutschen Sprache aber aufgrund ihrer Herkunft in sechs Gruppen zusammenfassen:
Diese Gruppe wird zunächst von den anderen germanischen Sprachen gebildet:
Daneben erscheinen Ableitungen vom Wort „deutsch“ auch in einigen romanischen Sprachen:
Darüber hinaus:
Mit „Sachsen“ ist das historische Volk der Sachsen gemeint, das den heutigen niedersächsischen Sprachraum besiedelte.
In der irischen und walisischen Sprache bezeichnen die Wörter Sasanach bzw. Saesneg die Angelsachsen bzw. die heutigen Engländer.
In den slawischen Sprachen kann der Begriff für „deutsch“ auf die (rekonstruierte) urslawische Wurzel něm- für „stumm“ zurückverfolgt werden. Dies war ursprünglich eine allgemeine Bezeichnung für alle Fremden aus dem europäischen Westen, welche die slawischen Sprachen nicht verstanden und mit denen die Kommunikation dadurch schwierig bis unmöglich war (vgl. griechisch barbaros). Eine Ausnahme bildet das Mazedonische, in dem sich der Begriff germanski (германски) durchgesetzt hat.
In teilweise von slawischen Lehnwörtern geprägten Sprachen wie dem Ungarischen oder dem Kasachischen entstanden ähnlich lautende Begriffe, wie ungarisch német oder kasachisch nemis (неміс). In der Vergangenheit war zudem im Rumänischen der den slawischen Sprachen entlehnte Begriff nemțește üblich, wird heute jedoch zunehmend durch den Begriff germană ersetzt. Die gegenwärtig gebrauchten Übersetzungen der „deutsch[en Sprache]“ sind:
Der arabische Begriff für Österreich an-Nimsā (النمسا) wurde ebenfalls den slawischen Sprachen entlehnt.
Beispiele für den Familiennamen „Deutscher“ sind u. a. der polnische Radrennfahrer Przemysław Niemiec, der slowakische Fußballspieler Adam Nemec, der deutsche Jurist Reinhard Nemetz oder, in der movierten Form einer weiblichen Namensträgerin, die tschechische Schriftstellerin Božena Němcová.
Die Alamannen waren eine Bevölkerungsgruppe des westgermanischen Kulturkreises, deren Gebiet sich an der Grenze zum „Welschland“ (Frankreich, Italien) befand. Die Bezeichnung Alemannisch für das Deutsche verbreitete sich in erster Linie über das Französische.
Die Verwendung von „Germane“ oder „Germania“ ist eine eher jüngere Erscheinung, die im Gefolge der Renaissance zu suchen ist. Die Verbreitung in außereuropäische Sprachen geschah vor allem über das Englische.
Bezeichnungen in den baltischen Sprachen
Gebärdensprachen
Die Geschichte der (hoch-)deutschen Sprache wird häufig in vier Abschnitte (Sprachstufen) unterteilt:[34]
Die Ausgliederung und Konstituierung der deutschen Sprache aus dem Germanischen kann als dreifacher sprachgeschichtlicher Vorgang verstanden werden:[35]
Altfränkisch | Altalemannisch | Altbairisch | Langobardisch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Westfränkisch | Altniederländisch | Altmittel- und Althochfränkisch | Altoberdeutsch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Altsächsisch | Althochdeutsch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mittelniederdeutsch | Mittelhochdeutsch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Niederdeutsch | Hochdeutsch | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Deutsch | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||